13 seiten Angelfred - letzte Woche waren es noch 8. Endlich mal geschafft, alles durchzulesen. Ich zähle mich vorwiegend zu den Grill-, Pfannen- und Kochtopf-Anglern. Gefangene zu alte und/oder große Fische setzte ich zurück. Das mache ich schon, aber eben ohne catch (Foto) mit meinem Antlitz. Alte und größere Fische schmecken eben eh nicht besonders und haben sich ein wohlverdientes Rentenalter erkämpft.
Als Bub war ich gerne mit meinem Bruder angeln. Das ist jetzt gefühlte 35 Jahre her. Damals hatte eigentlich nur mein Vater einen Angelschein aber kein richtiges Interesse dafür. Wenn wir also zu zweit mit dem Angelschein unseres Vaters loszogen, benutzten wir bei Kontrollen immer die Ausrede, dass mein Vater gerade unterwegs sei, um neue Angelhaken zu holen. Hat eigentlich immer funktioniert.
Später wurde aber der Angelschein in der DDR gemacht. Man stelle sich mal vor: damals gab es noch extra Berechtigungen für das Nachtangeln und Raubfische. Leider verpasste ich 2001 den Termin, meinen alten DDR-Angelschein umschreiben zu lassen und musste eine neue Prüfung ablegen. 2007 war es dann soweit und ich durfte gesamtdeutschen Fischen jeglicher Art auch bei Nacht nachstellen.
An Fischen schmeckt mir eigentlich alles. Vor allem Barsch, Rotfeder, Döbel, Karausche, Hecht, Zander, Aal und Karpfen. In Maßen nehme ich ausreichend für den privaten Gebrauch mit. Dabei ergeben 10 kleinere Fische eine ebenso reichliche Mahlzeit wie ein Großer - machen eben nur mehr Arbeit. Zurück ins Wasser gesetzt werden Moderlieschen, Gründling und selbstverständlich die geschützten wie Neunauge oder andere lebensfähige und gesunde Tiere. Ich denke, und da spreche ich hier für meine Region, dass sich die Fischbestände in unserem Fluß, der Unstrut stark erholt haben und dank der Wasserqualität auch in Zukunft weiter steigen werden. Die in unserem Verein gepachteten stehenden Gewässer erhalten ausreichend neuen Fischbesatz, sofern die Zahlen aus den Mitgliederversammlungen stimmen und ich das richtig einschätze.
Den Gedanken mit den Zwischenschonmaßen finde ich interessant. Sicher könnten dadurch die Bestände noch deutlich erhöht werden. Wobei es schon eine Begrenzung zumindest nach dem Thüringer Fischereigesetz und ich denke auch in anderen Bundesländern gibt. Demnach dürfen pro Tag nicht mehr als 3 Stück der folgenden Fischarten entnommen werden. Also höchstens 2 Karpfen, Schleien, Zander oder Welse, 3 Aale, Salmoniden oder Barsche und nicht mehr als 10 Weißfische. Dabei zählen gefangene, nicht lebensfähige Fische, die untermaßig sind, zum Fang und müssen verwertet werden. Am Ende liegt die Entwicklung unseres Fischereibestandes in der Verantwortung eines jeden Anglers. Wenn ich hierzulande auf manch vermüllte Anglerstelle stoße, scheint diese nicht sehr ausgeprägt zu sein.
Für mich ist das Angeln kein Hobby oder Sport, sondern eine Möglichkeit, mich zumindest hier in Deutschland auf legalem Wege mit frischem Fisch zu versorgen. Selbstversorgerisch denken und trotzdem die Natur zu achten ist meine Devise. Vor einigen Jahren gab es noch einen Sportfischerpass zu den Angelunterlagen. Darin ein Satz auf Seite 1, den ich beherzige:
"Sei allen ein Vorbild in deiner Liebe zur Natur und beweise sie in deiner Achtung vor ihren Geschöpfen."
Meine Ausrüstung beschränkt sich auf das Notwendigste. Vieles im Ausland gekauft, wo die Sachen deutlich billiger
sein können. Einiges ersteigerte ich via epay. Dort tauchen immer mal komplette Anglerausrüstungen wegen Hobbyaufgabe oder Sterbefällen auf. Schnäppchen sind da, bei den Nicht-Hi-Tech- Ausrüstungen durchaus möglich.
Ich nutze kein Rod Pod - wenn ich mir nicht ein paar Stöcker schnitze, wo die Angel abgelegt werden kann, liegt sie
direkt auf dem Schilf. Ein Wort zu den elektronischen Bißanzeigern: Ich finde es durchaus belästigend, wenn die Dinger über den ganzen See deutlich zu hören sind. Solch ein Gepiepe hat mitunter eine Reichweite von mehr als 500 m und kann bei mehreren Bißanzeiger-Anglern ganz schön nerven. Ich benutze lieber ein kleines Glöckchen oder ein Stück Holz an der Schnur; das ist romantischer.
Ich bevorzuge momentan das Spinnangeln an der Unstrut. Also mit Kunstködern wie Wobblern, Blinkern, Spinnern etc. läuft man die entsprechende Seite ab, wirft sie aus und holt sie mal langsam, mal schneller ein. Wenn mir das rumgelatsche zu stressig wird oder nichts beist, pack ich die anderen beiden Ruten aus und setze sie auf Schwimmer (Pose) oder Grund. Der erste kleinere Fisch wird bei Sitzangelei gleich an Ort und Stelle verputzt. Ein nettes Feuerchen, den ausgenommenen Fisch in die Glut gelegt und damit bedeckt. Nach 20-30 min kann gespeist werden. Eine wahre Gaumenfreude auch ohne Pfeffer und Salz.
Einige Fänge stellte ich ja schon im Fred
Was habt ihr heute geerntet vor. Hier nochmal die Bilder. Mein bisher größter Karpfen ging mir erst letztens an den Haken. 70 cm und gekämpft hat der Bursche ganz oben 15 min lang.

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Er zog erst mal stolze 100 m flussaufwärts und meinen besorgten Blick auf den Rest der Schnur auf der Rolle sah er nicht. Muss dazu erwähnen, dass ich mir vor Jahren mal eine Rolle geflochtene Schnur mit 0,17 mm Durchmesser geleistet habe. Zuggewicht: 21 kg - Preis: 53 Euronen Dafür gab es auch schon komplette Angelausrüstungen zu kaufen.
Vorteil dieser Schnur: Das Verhältnis zwischen verlorenen und abgerissenen Kunstködern in unbekannten Gewässern und Tiefen gleicht sich fast aus. Man verliert nicht mehr so viele durch Hänger, zieht die dicken Wurzeln aus dem Wasser und wenn man an einem Stein hängen bleibt, verbiegt sich eher einer der Drillingshaken. Diese kann man mit einer Zange oft wieder richten. Außerdem fischt man den ein oder anderen abgerissenen Kunstköder von anderen Anglern aus dem Wasser, der nach Säuberung wieder einsatzbereit ist. Wenn ich ein wenig an meiner Wurftechnik arbeite, zerschellen sicher nicht mehr so viele Wobbler an Brückenpfählern. Dort stehen mitunter die kapitalen Burschen.
Trotzdem, wenn die Rolle wie bei obigen Karpfen beim Drill alle ist, hilft auch die beste Schnur nichts und ich hatte mir als Vorfach eben nur eine monofile 0,35 mm Schnur ausgesucht. Der Karpfen wurde sicher gelandet, passte aber kaum in den Kescher, der mir unglücklicherweise noch zerbrach. Insgesamt 8-9 Portionen Fisch und aus Kopf und Schwanz wurden 3 l Fischsud gekocht. Überhaupt kein modriger Geschmack - Flusskarpfen eben. Köder: Vollkorntoast der Marke
Gut & Günstig mit Unstrutwasser zu einem Teig geformt.
Letztens ebenfalls erwischt: eine Schleie von 36 cm, die sich nach 6-stündigem Dauerregen erbarmte an meinen Teig aus Einkornmehl, Zucker und Wasser anzubeißen. Dafür wurde 5 Rotfedern die Freiheit geschenkt.

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Man muss sich ja immer mal eine Rechnung machen. In meinem Verein kostet der Jahresbeitrag um die 100 Euro. Wenn ich für das Geld ausreichend frischen Fisch fange, hat es sich gelohnt und die Aufenthalte in der Natur sind mit Geld eh nicht aufzuwiegen.
Was habe ich noch dabei an Ausrüstung? Ein GPS-Gerät, dass mir sogar sagt, wann der Mond für Jagd und Angeln günstig steht. Außerdem ist da eine kleine 5 MP Kamera eingebaut und die Fangplätze werden selbstverständlich mit den Koordinaten gespeichert.
Einen größeren Hecht habe ich noch im Visier. Da diese Tiere ja standorttreu sind; also lange Zeit am gleichen Platz verharren können, muss ich da unbedingt nochmal hin. Am Haken hatte ich ihn schonmal - an einem großen Z-Blinker. Er hatte aber mehr Erfahrung mit uns Jägern und nach 3-4 maligen schütteln wurde der schlecht geharkte Kunstköder einfach ausgespuckt. Wie mach ihr das eigentlich? Nehmt ihr prinzipiell Kunstköder mit Stahlvorfach oder habt ihr auch schon Raubfische mit normaler Schnur gelandet?
Vielleicht können die hier aufgezählten Tipps aus eigenen Erfahrungen noch zum Fangerfolg des Einen oder der Anderen beitragen:
1. Wird in Ufernähe geangelt sollte man sich leise verhalten und nicht so doll mit den Stiefeln aufstampfen - die Fische
spüren das. Man sollte seine Kleidung der Umgebung anpassen und möglichst einen Hut tragen. Muss sich ja nicht gleich das Gesicht einschmieren wie ein Navy Seal, aber Fische sehen vor allem bei klarem Wasser sehr gut. Wer die Sonne im Rücken hat und Schatten auf das Wasser wirft, hat ebenfalls weniger Chancen in Ufernähe etwas zu fangen.
2. Hat man keine oder nicht die passenden Köder dabei, empfiehlt sich ein Rundumblick. Hängen irgendwo Zweige mit Früchten im oder am Wasser? Gibt es eine auffallend hohe Population an bestimmten Kleintieren? Hängt sie an den Haken - möglichst vorher töten, damit die Tierchen nicht qualvoll ersaufen. Klingt brutal, aber wer etwas fangen und verzehren will muss bereit sein zu töten. Ob nun Fisch oder Köder. Ich gehöre eher zu der Sektion, die keine lebenden Tiere gleich welcher Art an den Haken hängen. Früher hat mir das nichts ausgemacht - heute denke ich anders darüber. Eines Tages wird mein Kadaver vielen Maden und Würmern als Nahrung dienen oder Pflanzen düngen. Sicher kann ich diesen Lebewesen dann etwas zurück geben.
3. West- und Südwind sollen sich günstig auf das Beißverhalten der Fische auswirken. Ich habe auch schon bei Winden aus Nord und Ost etwas gefangen.
4. Bei youtube gibt es, wie sicher schon bekannt, eine Menge Videos von mehr oder weniger professionellen Anglern, die gerne aus dem Nähkästchen plaudern.
5. Zum Thema Haken binden (also nicht die mit Öse): vor einiger Zeit legte ich mir ein Hakenbindegerät zu. Hab nie gerafft, wie das funktioniert. Ein gutes Buch über Knotenkunde ist wertvoller und verrät zudem, wann und warum manche Knoten die Zugfestigkeit beeinträchtigen. Händisch Haken zu binden ist danach viel einfacher und wenn es ein paar mal gemacht wurde, Routine.
6. Literatur über das Angeln besorgen. Die folgenden Bücher stammen noch aus DDR-Zeiten und sind günstig gebraucht zu bekommen. In 40 Jahren Fisch-Evolution hat sich bei den Objekten der Begierde nicht viel verändert. Nur die Fangmethoden und der damit in Verbindung stehende Industriezweig hat sich weiter entwickelt und marktkonform angepasst.

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7. Außerdem empfehlenswert: Der Heintges Ordner
Sicher durch die Fischerprüfung, den eigentlich jeder zum Fischereilehrgang käuflicherweise erhält.
8. Bei Aalangeln empfiehlt sich der Einsatz von Wirbeln, da sich der geharkte Aal mehrfach um seine eigene Achse dreht. Bei größeren Exemplaren kann das unter Umständen zum verheddern der Schnur führen, die dann an Zugfestigkeit einbüßt und möglicherweise vor der Fischlandung reist. So ein Wirbel der entsprechenden Größe ist ganz praktisch. Man kann verschiedene Montagen oder Blinker, Wobbler usw. schnell ein- und aushaken. Ich angle, außer auf Kleinfische, eigentlich nie ohne Wirbel.
9. Und ein Geheimtipp: geröstetes Schneckenfleisch soll als Köder extrem anziehend auf alle Fische wirken.
So, und jetzt gehe ich angeln. Mein GPS-Gerät zeigt für heute einen durchschnittlichen Tag an. Zwischen Schlechten,
Guten und Exzellenten ist das eine ordentliche Chance, ein oder zwei schwimmende Wesen für die Pfanne zu überlisten. Und wer weiß, vielleicht geht mir heute erneut
mein Hecht an die Angel?
Allen Anglern und Anglerinnen, gleich welcher Fraktion, allzeit ein freundliches Petri Heil.
