Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

hier wird gesponnen
Sabi(e)ne
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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#11

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 20. Okt 2010, 20:02

Tut mir leid, ich wollte dich nicht frustrieren, aber es ist tatsächlich so.
Was bei mir gut gehalten hat, sind englische flüssige Lebensmittelfarben, die ich mal für Seife aus Schottland bekommen habe, da hat sich drei Jahren nix dran verändert, aber die sind so teuer, da kann man auch gleich Ashford-Farben kaufen.
Was man von den Ashfords NICHT braucht, ist Brown und Green (die kann man besser selbst mischen), und was man braucht, ist tatsächlich der ganze Rest - das Teal (Türkis) ist das "gelbe" Blau, mit dem man dann schönes Grün machen kann, und Hot Pink und Purple sind die gelb- bzw blaustichigen Rots, die man auch beim Mischen unbedingt braucht (auch wenn man sie pur nicht mag, normales Rot (viel zu gelbstichtig) nehm ich fast gar nicht mehr). Schönes Orange macht das "Rust", und auch toll zum Mischen.
Das Navyblau ist das violettblau, und das Yellow leider nicht grün genug, es ist rotstichig, und der Unterschied zum Rot in tiefen Tönen ist fast unsichtbar.
Ich brauch eigentlich nur je zwei Töne pro Grundfarbe zum Mischen, plus Schwarz, der Rest steht nur noch rum.
Wenn man Spaß dran hat, ist das deutlich billiger als zig Mischfarben fertig zu kaufen, wie von Jacquard oder Procion.

Und wenn du zarte Farben machen willlst, mit viel Wasser und wenig Farbe, erst die Säure zugeben, wenn der Strang schon länger drinliegt, ansonsten kriegst du Farbunterschiede zwischen dem Teil, der als erstes da reinkommt und dem letzten - die Farbe krallt sich sofort in der Wolle fest, auch wenn der Zeitunterschied nur ne Sekunde ist.... :lol: und ganz heftig ist es bei Superwash und Seide, beides frißt Farbe, gibt aber richtig satte leuchtende Farben, auch in dunkleren Tönen.
Der Unterschied zu nicht-superwash ist umwerfend.
Farbverläufe im Strang mach ich mit Schnur an Wäscheleine und Kurzzeitwecker - ganzen Strang rein, und alle 10min ein Stück rausziehen, nach dem End-Abtropfen in der Mikro (in Folie gewickelt) fixieren.
Laaaange Farbwechsel: Strang in zwei oder drei oder mehr Ministränge wickeln und jeden einzeln färben, mit evt. Überlappungen.
Oder halt einzeln Singlestränge färben und dann zu einem 4er Zwirn verzwirnen: das erste Viertel alle 4 gleiche Farbe, dann 3 + 1 neue, dann 2 + 1 + 1 neuen, usw., gibt superschöne Farbverläufe zum Stricken oder Weben (hab ich von hier: http://www.yarnharlot.ca/blog/archives/2010_06.html, runterscrollen bis zum 17.Juni)
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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#12

Beitrag von erdbeben » Do 6. Jan 2011, 19:45

hier mal meine sockengallerie wo ich seit weihnachten gestrickt habe
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Wölkchen

Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#13

Beitrag von Wölkchen » Fr 21. Jan 2011, 13:45

Hallo

wir haben seit vier Jahren Schafe in unterschiedlicher Zahl. Derzeit 6 Ouessants, 8 Coburger und Coburgermixe und 5 Krainer Steinschafe. Bisher habe ich die Vliese gesammelt. Jetzt habe ich angefangen zu spinnen und möchte die wolle selbst verarbeiten. Allerdings denke ich, dass ich den Großteil der Rohwolle zum Waschen und Kardieren weggeben werde. Ich habe versucht, Wolle zu waschen, ich finde, es ist ein großer Aufwand und steht in keinem Verhältnis dazu, was ich für das Waschen und Kardieren zahlen muss. Zwei große Kartons habe ich kürzlich weggeschickt, ich bin gespannt, wie die Wolle dann kardiert aussieht und wie sie sich verarbeiten lässt.

Da ich auch filze und stricke, werde ich die Wolle dann zu allem Möglichen verarbeiten. Außerdem fallen auch noch massenhaft Haare von unseren Retrievern an, aber das wäre so das ITüpfele, wenn mir mal langweilig wird :lol:

Ich habe versucht, ungewaschene Wolle von Coburger und Ouessants auf der Handspindel zu verspinnen, ich fand, für meine absoluten Anfängerkenntnisse ging das ganz gut. Ich finde nicht, dass sich die ungewaschene Ouessantwolle so schlecht spinnt. Vielleicht liegt es immer auch an der versponnenen Wollprobe.

Freue mich auf Experimente und regen Erfahrungsaustausch. Ich finde es nämlich total schade, wenn man die Wolle wegwerfen würde und verkaufen kann man sie ja nicht mehr. Und wenn dann irgendwann der erste "eigene" Pullover fertig ist - wow! :)

Viele Grüße
Wölkchen

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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#14

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 21. Jan 2011, 18:42

Hallo, und willkommen hier, Wölkchen,
man kann natürlich ungewaschene Wolle verspinnen, aber a) muß sie schon ziemlich sehr sauber sein, weil die ganzen Pflanzenteilchen gern heftig daran kleben, und b) härtet das Wollfett im Lauf der Zeit langsam aus, dann geht es kaum noch mit dem Ausziehen, c) ist der Geruch DAS Mottenanlockmittel, und d) sollte wenigstens der Schweiß des Schafs rausgegespült werden, weil der die Wolle brüchig werden läßt (normal würde der ja regelmäßig vom Regen weggewaschen).
e) wäre, daß die meisten Schafe irgenwann gedippt oder sonstwie gegen Fliegen behandelt werden müssen, diese Präparate setzen sich im Fett ab, und *ich* möchte z.B. kein Butox auf meiner Haut haben. Ich wasche Wolle deshalb mit Gummihandschuhen. ;)
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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#15

Beitrag von Wölkchen » Fr 21. Jan 2011, 19:27

Hallo Sabi(e)ne,

das sind wieder für mich neue Argumente. Interessant. Dankeschön ... man lernt nie aus. Aber ich wollte die Rohwolle nach dem Spinnen dann ins Entspannungsbad bringen und da würde sie ja dann gewaschen. Ich habe festgestellt, dass das Waschen des Strangs viel einfacher ist als das Waschen der Rohwolle.
Daher die Idee mit dem ungewaschenen Spinnen.

Viele Grüße
Wölkchen

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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#16

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 21. Jan 2011, 19:55

Hallo, Wölkchen,
ich bin da altmodisch :mrgreen: , wasche die Wolle, zupfe sie nach dem Trocknen, handkardiere (auf ne Trommelkarde spare ich noch), mache rolags für Streichgarn, kämme sie für Kammgarn (aktuell noch mit Entdeckelungsgabeln aus der Imkerei, was erstaunlich gut funktioniert (echte Wollkämme sind zu teuer :pfeif:), und spindele dann irgendwann mal ziemlich dünn los.
Ich hab halt die Meise, daß ich sehr gerne sehr dünn spinne, weil mit Verzwirnen ja alle anderen Garnstärken herstellbar sind, und ich lieber Lacekrams stricke :stricken: als Pullover. Pullover würden Jahre dauern bei der Methode... :lol: und das Weben hab ich dank Joe :knudddel: auch noch angefangen, und auch da ist das dünne Garn für mich wichtiger.
Bei deinen anfallenden Wollmengen würde ich aber auch die Vliese weggeben, die Zeit dafür hat man ja kaum, bevor die Motten kommen.
Du weißt, daß es drei Firmen in D gibt, die auch spinnen und dir fertiges Garn zurück liefern? :engel: (falls die Zeit mal ganz knapp wird....nur ist es teuer)
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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#17

Beitrag von Reisende » Mi 20. Feb 2013, 12:06

Hallo sabiene und wollexpertinnen :)

Ich hab mir zum üben und Erfahrungen sammeln rohwolle über ebay Kleinanzeigen besorgt, je 2kg leineschaf und coburger.

Die coburger ist schon fertig sortiert und gewaschen. Die Qualität kann ich mangels Vergleich nicht so gut einschätzen. Ich hab einen recht grossen Teil aussortiert der zu extrem vollgekackt oder verfilzt war. Anderer Dreck ist nur wenig dabei.

Jetzt sitze ich beim leineschaf und hab eine Frage. Schaut euch doch bitte mal die Partie an, die ich fotografiert habe. Das feuerzeug dient zum längenvergleich. Die dunkleren enden sind recht verfilzt, lassen sich aber mit etwas geduld noch auseinander pulen. Sollte ich die Enden abschneiden, oder geht das beim kardieren gut raus?

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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#18

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 20. Feb 2013, 12:14

Verständnisfrage: ist die schon gewaschen?
Und hast du ne Flickkarde? Damit könnte es noch gehen - wenn nicht, abschneiden.

ETA: mit der Flickkarde zieht man nicht, sondern man klopft eher....
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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#19

Beitrag von Reisende » Mi 20. Feb 2013, 12:47

Nee ist noch ungewaschen. Ich sag ja, wenig Dreck dabei :)
Flickkarde hab ich keine, aber grade gestern die ashford Student bestellt. So ne lange kann ich mir zur Not auch noch besorgen. Meine Sorge ist mehr, dass die Haare zu kurz werden. Muss das Spinnen ja erst noch lernen, und das stell ich mir mit langen fasern leichter vor (?).
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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#20

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 20. Feb 2013, 12:54

:lol: Ja, längere Fasern gehen deutlich leichter.
Und ne Flickkarde ist was anderes als eine normale.
Beide sowie die Kardiermaschine sollten NICHT für ungewaschene Wolle benutzt werden, weil die Kardendrähte NICHT rostfrei sind, und außer Fett auch noch ziemlich saurer Schafschweiß drin ist.
Und vergilbte und brüchige Spitzen müssen eh ab, erstens sieht der Faden sonst "schmutzig" aus, und zweitens bricht er gern an solchen Stellen beim Verzwirnen.
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