Wissenschaft und Selbstversorgung? Welche Fragen habt ihr?

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Spottdrossel
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Re: Wissenschaft und Selbstversorgung? Welche Fragen habt ih

#31

Beitrag von Spottdrossel » Do 19. Sep 2013, 07:21

aenas hat geschrieben: So dass der Mensch endlich aus diesem großen Teufelskreis des ständigen Zerstörens seiner Umwelt emporsteigt (was nunmehr seit dem Beginn moderner Werkzeuge - ca. seit 30000 Jahren - vonstatten geht).
g
Mit dieser Pauschalierung habe ich immer ein Problem.
Selbst eine Ameise formt ihre Umwelt nach ihrem Bedarf, wie ich laufend im Kompost und den Hochbeeten feststellen kann.
Dann gibt es Tiere und Pflanzen, die als "Kulturfolger" gelten, vom Mensch geformte "Kultur"landschaften, die als wertvoller Lebensraum gelten (Heide, Steinbrüche, Weinberge) - hätte man das alles lassen sollen?
Selbst das kleinste Insekt hat Einfluß auf das Gesamtsystem, wie man spätestens dann merkt, wenn es im Kreislauf fehlt - woher kommt also dieser Glaube, der Mensch könnte quasi unsichtbar und ohne Umweltbeeinflussung existieren?
Die Natur ist nicht doof, die paßt sich an, wie sie sich auch nach natürlichen Eingriffen (Feuer, Überschwemmung) wieder regeneriert. Was man halt nicht machen sollte, ist, dermaßen herumsaubeuteln, daß kein Leben mehr möglich ist.
Da hat GsD ein Umdenken stattgefunden.
Aber nonstop mit schlechtem Gewissen herumlaufen, weil ich existiere, ein Haus nutze und den Garten nach meinen Vorstellungen gestalte - das ist mir zu langweilig.
Macht die Ameise schließlich auch nicht, wenn sie meinem Radieschen ein Muster verpaßt ;) .
Hühner sind auch nur Menschen...
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Manfred

Re: Wissenschaft und Selbstversorgung? Welche Fragen habt ih

#32

Beitrag von Manfred » Do 19. Sep 2013, 07:43

Eben. Einer Art das Recht auf Gestaltung ihres Lebensraumes abzusprechen (und das haben die Menschen schon lange vor der Verwendung komplexer Werkzeuge getan) hieße, ihr das Existenzrecht abzusprechen.
Hört euch mal genau an, was Leute wie Bill Mollison und Geoff Lawton (und der kleine Manfred) bzgl. regulierungswütigen "Naturschützern" zu sagen haben. Diese Regulierungswut behindert massiv die Schaffung alternativer, an die örtlichen Bedingungen angepasster Agrikultursysteme. Und das inzwischen weltweit.
In der EU z.B. kann man Landwirtschaft wirtschaftlich praktisch nur noch mit Inanspruchnahme der Ausgleichszahlungen betreiben.
Diese schreiben aber in verschiedensten Programmen bis ins Detail vor, wie man seine Flächen zu bewirtschaften hat. Ein Permakultur-"Waldgarten" passt in keines dieser Programme. Also ist er wirtschaftlich nicht darstellbar (außer man erwirtschaftet einen großen Teil des Ertrages mit Führungen etc., also fern der Urproduktion).
Dass so ein Waldgarten ein äußerst struktur- und damit artenreicher Lebensraum ist, wird niemand abstreiten wollen.
Daher bin ich für eine grundlegende Reformen in den betreffenden Rechtsbereichen.
Wir brauchen viel mehr Gestaltungsfreiheit für die kleinen Bewirtschafter.
Was es einzubremsen gilt, sind die Auswüchse im großen Maßstab. Aber genau die werden durch die derzeitigen immer neuen Regelungen und Auflagen gefördert, weil sich den Bürokratie-Irrsinn nur noch Großbetriebe leisten können.
Wenn sich kleine Höfe wieder besser rechnen als Großbetriebe, erledigen sich die großflächigen Rein- und Monokulturen mit ihren zerstörerischen Folgen ganz von selbst.

DerElch

Re: Wissenschaft und Selbstversorgung? Welche Fragen habt ih

#33

Beitrag von DerElch » Do 19. Sep 2013, 08:39

:hmm: manfred und wo war nochmals der bogen zur wissenschaft?

Manfred

Re: Wissenschaft und Selbstversorgung? Welche Fragen habt ih

#34

Beitrag von Manfred » Do 19. Sep 2013, 09:20

Der könnte z.B. sein:
Welche gesetzlichen Voraussetzungen müsste Deutschland schaffen, um kleinen Betrieben in der Landwirtschaft und im Lebensmittelhandwerk und -Handel wieder in nennenswerter Zahl realistische Zukunftsperspektiven zu geben, sprich sie gegenüber den Großbetrieben auf dem breiten Markt konkurrenzfähig zu machen.

Und:
Wie sind die europäischen und nationalen Förderrichtlinien und Genehmigungsvoraussetzungen zu ändern, um alternative Agrikultursysteme (Beispiel Permakultur-Waldgarten) zu den selben Bedingungen wie andere Landwirtschaftszweige fördern und genehmigen zu können?

Benutzer 72 gelöscht

Re: Wissenschaft und Selbstversorgung? Welche Fragen habt ih

#35

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 19. Sep 2013, 09:28

@DerElch: vielleicht die Programme ändern, damit auch ein Waldgarten "reinpasst"??
Manfred hat geschrieben:Diese schreiben aber in verschiedensten Programmen bis ins Detail vor, wie man seine Flächen zu bewirtschaften hat. Ein Permakultur-"Waldgarten" passt in keines dieser Programme. Also ist er wirtschaftlich nicht darstellbar
Bis vor kurzem hat "der Mensch" die Landschaft allerdings tatsächlich so geformt, dass seinesgleichen nachhaltig und gut darin leben konnte - wann, wieso und warum hat sich das geändert??

Zum Beispiel, dass Kinder nicht mehr auf der Straße spielen können (wäre artgerecht), sondern die Autos Vorrang haben?
Dass Großmütter nicht mehr stricken und Geschichten erzählen (artgerecht, denke ich, meine Mutter macht es zumindest sehr gerne und kann gar nicht oft genug ihrem jüngsten Enkel dieselbe Geschichte immer und immer wieder erzählen...), sondern erstere ins Altenheim verschwinden und letztere in die Kita??
Dass man nicht mehr zu Hause isst (weil es die Arbeitszeiten kaum zulassen)??

Dass man nicht mehr "in den Wald" gehen kann und darf, um zu sammeln??
Dass junge Mädchen oder Burschen nicht mehr mit den Gänsen zum Dorfweiher ziehen und sie in der Allmende grasen lassen?
Dass man die Lebensqualität in vielen Bereichen der Sicherheit opfert??
- bei uns im Stiegenhaus sind Pflanzen verboten worden - wegen Feuerschutz :roll: :roll:
Oder dass aus dem (menschlichen und tierischem) Mist Müll geworden ist, der entsorgt werden muss??


Gestalten wir die Welt noch für die Menschen "schön und gut" - und wenn nicht: Für wen machen wir das alles??

Ob die Wissenschaft mir diese Fragen beantworten kann?

Rati
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Re: Wissenschaft und Selbstversorgung? Welche Fragen habt ih

#36

Beitrag von Rati » Do 19. Sep 2013, 10:18

Hallo Manfred,

erst mal allgemein.
Manfred hat geschrieben:Und dass man ein Renschlegel aus Nordnorwegen bzgl. Ressourcenbedarf nicht mit einem Intensivmasthähnchen aus einem klimatisierten Stall in Dubai in einen Topf werfen kann, sollte selbst Cem Özdemir einleuchten. .
prinzipiell, ist es mir wurscht was ein Cem Özdemir so zu erzählen hat und ich weis eigentlich auch garnich was er so erzählt. :aeh: Was ich hier vertrete (so wie du auch) ist meine eigene Meinung. das sich recht viel davon mit den Grünen überschneidet, ist doch nicht meine Schuld.

Soo, noch was zum Thema
Manfred hat geschrieben:Alleine schon der Begriff Wasser"verbrauch" ist in dem Zusammenhang unsinnig.
Ich hatte ja schon mal angeboten, meine Wiesen zu betonieren, damit sie kein Wasser mehr "verbrauchen" (und die Holländer durch den beschleunigten Abfluss früher ersaufen). Bisher stehen aber noch keine Grünen Schlange, die mir diese sicherlich vorbildliche Wasserverbrauchsminderung finanzieren wollen. Dabei "verbrauchen" meine Extensivrinder pro kg erzeugtem Fleisch wegen des vielen dafür nötigen Grünlandes doch so ungleich viel mehr Wasser als jeder Intensivmastbulle. Mir Wassersau müsste also vorrangig geholfen werden. :dreh: ...
Wasserverbrauch? Wiese? ich versteh leider nur Bahnhof. Welchen Wasserverbrauch auf der Wiese meinst du denn? ich meine jedenfalls was anderes.
Und weil du es angesprochen hast, meine Frage mit dem Fleischkonsum richtet sich darauf, das SV ja auf keinen Fall Intensivmast bedeuten kann. Dementsprechend auch weniger Fleisch / Flächeneinheit produziert wird.
Na ja, und da wird mensch doch wohl mal Fragen dürfen, wie das -unter der Annahme das alle irgendwann so viel Fleisch essen wollen wir wir - funktionieren soll.
ich find da nix ideologisches dran, aber:
Manfred hat geschrieben:..Aber was erzähl ich dir. Das haben wir ja alles schon mehrfach durch. Und du hast es auch verstanden, machst aber halt weiter auf Troll oder Ideologe, je nach Bedarf und Langeweile.
wie du meinst Manfred. :)


Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

DerElch

Re: Wissenschaft und Selbstversorgung? Welche Fragen habt ih

#37

Beitrag von DerElch » Do 19. Sep 2013, 13:20

ina du sprichst mir aus dem herzen...sowas sähe ich gerne mal als wahlziele die dann auch umgesetzt werden.

Keiner schafft es nachhaltiger als der mensch seinen Lebensraum unlebenswert zu machen und bezahlt dafuer auch noch x milliarden.Nur Zyniker wuerden auf die Aussage:"Noch nie gab es soviele psychisch Erkrankte ",mit :"Noch nie gab es soviele Menschen" antworten.

Ich werd auch nie verstehen wie man alles schöne kaputt machen kann und ausrottet zugunsten von emotionalen,optischen und inhaltlichen Wuesten.

Manfred

Re: Wissenschaft und Selbstversorgung? Welche Fragen habt ih

#38

Beitrag von Manfred » Do 19. Sep 2013, 13:56

Ganz so schwarz sehe ich es nicht.
Die Neubaugebiete der letzten 10 Jahre in unserer Gemeinde sind z.B. wieder viel dörflicher und wohnlicher als das, was seit den 50ern bis in die 90er hin gebaut wurde. Der geschwungene Straßenverlauft macht schon viel aus. Und die Häuser werden wieder kleiner und optisch ansprechender. Wenn dann nach einigen Jahren auch noch die Bäume und Hecken auf den Grundstücken Struktur bilden, ist das kein Vergleich mehr mit den alten Reih- und Glied-Siedlungen. Nur die Grundstücke sind für meinen Geschmack viel zu klein. Da fehlt irgendwie überall der Obstgarten und Acker hinterm Haus. ;)

Viel mehr Sorgen macht mir die aktuelle Europa- und Euro-Politik. So wie es ausschaut, will die kommende große Koalition noch mal erhebliche Kompetenzen nach Brüssel verlagern. Für mich ist so ein bürgerferner Zentralstaat, der immer mehr Kompetenzen an sich reißt, eine absolute Katastrophe.
Solche lebensqualitätfeindlichen Entscheidungen, wie von euch beschrieben, kommen am leichtesten zustande, wenn sie fern der Betroffenen Bürger gefällt werden können.
Die EU sollte sich nach meinem dafürhalten auf einige wenige Kernkompetenzen beschränken. z.B. internationale Verkehrsinfrastruktur, die Anrechnung von Sozialversicherungsleitungen bei Wohnsitzwechsel zwischen den Mitgliedsländern, um die Freizügigkeit zu erleichtern, etc.
Halt alles, was man nur länderübergreifend geregelt kriegt.
Alle anderen Entscheidungen sollten zurück in die Ländern oder noch besser in die Regionen verlagert werden.
Diesen Zentralstaatseuropa-Wahn scheint es eh überwiegend in Deutschland zu geben. Dass die Briten und Franzosen sich da so weit mittreiben lassen, finde ich mehr als erstaunlich.

DerElch

Re: Wissenschaft und Selbstversorgung? Welche Fragen habt ih

#39

Beitrag von DerElch » Do 19. Sep 2013, 14:24

Hat doch nichts mit schwarzsehen zu tun...dann wuerd ich nämlich all die kleinen dinge nicht sehen..die das leben nach wie vor lebenswert machen. ;)

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Spottdrossel
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Re: Wissenschaft und Selbstversorgung? Welche Fragen habt ih

#40

Beitrag von Spottdrossel » Do 19. Sep 2013, 14:57

Manfred hat geschrieben: Viel mehr Sorgen macht mir die aktuelle Europa- und Euro-Politik. So wie es ausschaut, will die kommende große Koalition noch mal erhebliche Kompetenzen nach Brüssel verlagern. Für mich ist so ein bürgerferner Zentralstaat, der immer mehr Kompetenzen an sich reißt, eine absolute Katastrophe.
Ich habe gerade eine nette Abhandlung darüber gelesen, daß diese EU-Bürokraten ja eigentlich keine Legitimation (weil nicht von uns gewählt) haben.
Und daß die Bürokratie alles dafür tut, sich selbst zu erhalten - waren nicht weiter oben Parasiten erwähnt worden..? :pfeif:
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