Verschleierung: Sperli & Kiepenkerl = Monsanto?

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krabbe
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Re: Verschleierung: Sperli & Kiepenkerl = Monsanto?

#61

Beitrag von krabbe » Di 8. Mai 2012, 06:42

:haha: Was bei dir alles hysterisch und aufgeregt ist.

Man sollte nie zwischen Tür und Angel schreiben. Und schon gar nicht gehetzt.

Also nochmal und zwar langsam und etwas verständlicher. Es ist ganz normal, dass ein Unternehmen, dass Geld in die Entwicklung steckt, davon auch profitiert. Darum geht es einfach nicht. :mued:
Gebe einfach mal Monsanto und Prozess in eine Suchmaschine ein. Vielleicht verstehst du um was es hier geht. Die Geschäftsgebaren von Montanto gehen über das normale weit hinaus. Und verlieren auch immer mehr Prozesse.
lg Andrea

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emil17
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Re: Verschleierung: Sperli & Kiepenkerl = Monsanto?

#62

Beitrag von emil17 » Di 8. Mai 2012, 07:58

Ich würde, wäre ich von 'genetisch verunreinigtem' Saatgut betroffen, auch den Spiess umkehren und auf Besitzstörung gegenklagen.
Gene von gentechnisch veränderten Pflanzen werden über Blütenpollen in andere Sorten und auf Nachbarfelder eingekreuzt, ob der Bauer das will oder nicht.
Wenn nun die Klage kommt, "du baust Pflanzen an mit von uns urheberrechtlich geschützten Genen drin, also bezahle Lizenzgebühren"
wäre meine Gegenklage "Habe Eure Gene weder gekauft noch sonstwie angenommen, also holt Euer Zeug wieder ab und, da nun meine Pflanzen verunreinigt sind, ist mir ein Schaden entstanden, also Geld bitte"

Rechtlich wäre da wohl die Regelung über den Eigentumsbegriff und über zugeführte Sachen anwendbar. Im Schweizer ZGB (Hervorhebungen durch mich):
Art. 641
"1 Wer Eigentümer einer Sache ist, kann in den Schranken der Rechtsordnung über sie nach seinem Belieben verfügen.
2 Er hat das Recht, sie von jedem, der sie ihm vorenthält, herauszuverlangen und jede ungerechtfertigte Einwirkung abzuwehren."
Art. 700
"1 Werden Sachen durch Wasser, Wind, Lawinen oder andere Naturgewalt oder zufällige Ereignisse auf ein fremdes Grundstück gebracht, oder geraten Tiere, wie Gross- und Kleinvieh, Bienenschwärme, Geflügel und Fische auf fremden Boden, so hat der Grundeigentümer dem Berechtigten deren Aufsuchung und Wegschaffung zu gestatten.
2 Für den hieraus entstehenden Schaden kann er Ersatz verlangen und hat hiefür an diesen Sachen ein Retentionsrecht."
Im deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch dürfte es auch eine entsprechende Regelung geben - woran es fehlt sind Leitentscheide der höchsten gerichtlichen Instanzen.
Ob da Lobbyarbeit der interessierten Firmen verhindernd wirkt? Ich hoffe nicht - das würde mein Verständnis der Unabhängigkeit der Gerichte erschüttern.

Im konkreten Fall braucht man einen guten Anwalt, der auch etwas von Biologie versteht. Und der Betroffene ist regelmässig ein einzelner Landwirt, der anderes zu tun und nicht ausreichend Geld und Ausdauer hat, um gegen eine Rechtsabteilung eines internationalen Konzerns anzutreten.

Eine Produktion von Saatgut für den Eigenbedarf ist auch bei geschützten Sorten nicht verboten; man darf aber ohne Zulassung des Sortennameninhabers kein Saatgut unter dem Sortennamen in Verkehr bringen. Das ist, aus Sicht der Saatgutkonzerne, der grosse Vorteil von F1-Hybriden: Man muss immer wieder Saatgut zu festgesetzten Preisen einkaufen, weil der Samen daraus nicht sortenecht ist.

Man nimmt übrigens an, dass die direkten Wildformen vieler windblütiger Nutzpflanzen (Mais, Weizen usw.) wegen Rückkreuzung mit den angebauten Sorten verschwunden sind.

Seitens der Behörden besteht ein Interesse daran, dass nur zugelassene Sorten angebaut werden, weil viele Sorten sehr anfällig gegen Pflanzenkrankheiten sind und daher Nachbarkulturen gefährden. DIeses an sich berechtigte Motiv wird von den Saatgutfirmen dahingehend zweckentfremdet, dass man sich unliebsame Konkurrenz vom Leibe halten kann, denn die Zulassung (einschliesslich Reinheitsnachweis) ist aufwendig und teuer und gerade für Landsorten ist typisch, dass sie nicht genetisch einheitlich sind. Hier gabs schon unsinnige Prozesse (ein Hotelier hat selbst Kartoffeln einer nicht zugelassenen Sorte angbaut, darf diese aber nicht seinen Gästen servieren, weil das "kommerzieller Abau" und nicht mehr "Eigenbedarf" sei).

Das Grundübel an all dem ist aber die Tatsache, dass man an entdeckten (nicht selbst erfundenen!!!) genetischen Eigenschaften geistiges Eigentum erwerben kann. Wenn ich herausfinde, wie ich ein Gen von einem Bakterium in eine Maispflanze bekomme, das dem Mais Resistenz gegen ein Virus gibt, dann kann ich eigentlich nur das Verfahren des Gentransfers patentieren lassen, nicht aber die Tatsache der Resistenz, denn die ist ja vom Bakterium "erfunden" worden. Bezeichnenderweise haben Klagen auf Urheberrechtsverletzung im Softwarebereich Erfolg, wenn jemand nachweisen kann, dass Code aus seiner Software in ein anderes Programm eingebaut wurde - Micro$oft hat schon mehrere Prozesse verloren bzw. durch viel Geld solche Prozesse abgewendet.
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emil17
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Re: Verschleierung: Sperli & Kiepenkerl = Monsanto?

#63

Beitrag von emil17 » Di 8. Mai 2012, 08:16

perereca hat geschrieben:Also in diesem Buch stand z. B. daß es in USA schon so weit ist daß es gar kein nicht-Gensoja mehr gibt durch die fliegenden Samen, Verunreinigungen des normalen Saatgutes in den LKW usw. Ein Bauer der normales Soja anbaut hat ungewollt diese Gen-Pflanzen in seinem Acker, die Monsanto-Leute fordern ihn auf das Saatgut zu bezahlen, obwohl dieser Bauer ja gar nicht bei ihnen gekauft hat. Er hat halt diese Verunreinigungen. Es scheint so zu sein daß ich als Landwirt echt ein Problem habe in dieser Hinsicht meine Unschuld zu beweisen, und das hat lt. diesem Buch schon viele Landwirte arg gebeutelt.
Hauptproblem ist nicht der "fliegende" Samen; weil Nutzpflanzen in der Regel keine solchen haben, sondern Fremdpollen oder Verunreinigung durch ungewollte oder gewollte Mischung von Chargen beim Umschlag von Saatgut.
Es gilt immer noch, dass beweisen muss, wer behauptet. Und es geht nicht darum, dass diese Gene in den Pflanzen sind, sondern darum, ob er aktiv etwas getan hat, damit die bei ihm sind. Passiven Diebstahl gibt es nicht; deshalb gibt es Bestimmungen über zugeführte Sachen und, wenn diese nicht abgrenzbar sind, möglicherweise über Umweltbelastungen. Durch einfache DNA-Sequenzierung wäre übrigens mühelos zu beweisen, dass die kontaminierten Pflanzen trotz der Präsenz dieser Gene nicht aus dem vom Konzern gehandelten Saatgut hervorgegangen sein können. So ein Test kostet nicht die Welt und wird von vielen staatlich zugelassenen Labors standardmässig durchgeführt - aber man muss eben selbst Bescheid wissen oder einen Anwalt haben, der Bescheid weiss.
Leider sind Recht haben und Recht bekommen zwei ganz verschiedene Sachen.

Als Landwirt ist man gut beraten, das Etikett des Saatgutgebindes aufzuheben sowie eine Probe des Samens tiefzugefrieren; damit man mit der Chargennummer und der Probe beweisen kann, dass die problematischen Gene entweder schon im Saatgut gekauft wurden (dann ist der Saatguthändler oder -produzent in der Pflicht) oder dass das Saatgut sauber war.

Dass man auf die Idee kommt, aus einer nicht verhinderten Verbreitung Forderungen abzuleiten, ist ganz schön dreist - was würde man sagen, wenn eine Tankstelle die Nachbarn einklagt, sie hätten Benzindämpfe geklaut, bloss weil es in der Umgebung nach Treibstoff riecht?
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krabbe
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Re: Verschleierung: Sperli & Kiepenkerl = Monsanto?

#64

Beitrag von krabbe » Di 8. Mai 2012, 10:01

Emil :daumen:

Das Problem bei einer Klage von einem Bauern gegen ein sehr grosses Unternehmen ist die Ungleichheit der Finanzkräfte. Je mehr Geld ich habe, um so mehr kann ich für einen guten Anwalt bezahlen, der sich auch genau mit der Problematik auskennt. Und je mehr Geld ich habe, um so länger kann sich auch ein Gerichtsverfahren hinziehen.

In diesem Zusammenhang eine Studie über die von Monsanto geführten Prozesse gegen Bauern in den USA.
Studie von Center for Food Safety, CFS

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Re: Verschleierung: Sperli & Kiepenkerl = Monsanto?

#65

Beitrag von selbstversuchen » Di 8. Mai 2012, 11:25

Man kann sagen was man will, aber die Vorgehensweise der meisten Konzerne ist alles andere als Nachhaltig! Egal ob es sich nun um Monsanto oder andere Unternehmen handelt. Welcher Konzern arbeitet denn heute ethisch sauber und nachhaltig?

Monsanto an sich ist schon seit vielen Jahren in der Kritik und das ist auch kein Wunder. Allein die Roundup-Story ist schon Grund genug ein Unternehmen wie dieses nicht zu seinen persönlichen Lieferanten zu zählen. Ebenso wie die meisten anderen Betriebe die eine Mitverantwortung zur konventionellen Landwirtschaft tragen, denn diese macht nicht nur "unsere" Böden kaputt.

Ich denke ob nun Monsanto der Inhaber von Sperli & Co. ist wird daran nichts ändern. Fakt ist, die Unternehmensgewinne aus diesen Unternehmen fließen in das Monsanto-Konglomerat und daran möchte ich persönlich nicht teilhaben.

Gerade Menschen die für sich privat Lebensmittel herstellen sind in der Lage gerade auf solche Quellen zu verzichten und sollten das auch, denn auf diese Weise werden die kleinen Betriebe die nicht (nur) in Profit und Marktanteilen denken unterstützt und wirkt der Saatoligarchie entgegen. Nicht ohne Grund bauen Gates-Stiftungen und Co. Saatbanken, damit wenn Ihnen mit dem Vorgehen alles um die Ohren fliegt einen Reset machen könnten. Muss das sein?

Sicherlich ist an den oben genannten Unternehmen an sich nichts falsch.... Sie haben sich für diese Firmen nur den falschen Investor gesucht und den Weg möchte ich persönlich nicht mit gehen. Denn wenn die Unternehmen merken, das das von den Konsumenten nicht gewollt wird werden diese Firmen vielleicht in Zukunft andere Käufer finden.

Ja die Unternehmenswelt hat mitunter ein militärisches Vorgehen an sich.... man nennt es strategische Unternehmens- und/oder Marktentwicklung.... aber genau das kann jeder Konsument auch.... strategisch konsumieren!

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Re: Verschleierung: Sperli & Kiepenkerl = Monsanto?

#66

Beitrag von Heiko » Di 8. Mai 2012, 20:08

@65375
Jetzt wo du es schreibst erinnere ich mich an Manfreds Beitrag. Ist wirklich schade daß man solche Beiträge nicht anpinnen kann, da sie irgendwie verloren gehen. :roll:
Die vollends aufgeklärte Welt erstrahlt im Zeichen triumphierenden Unheils.

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Re: Verschleierung: Sperli & Kiepenkerl = Monsanto?

#67

Beitrag von styrian_cro » Di 8. Mai 2012, 20:36

dass die direkten Wildformen vieler windblütiger Nutzpflanzen (Mais, Weizen usw.) wegen Rückkreuzung mit den angebauten Sorten verschwunden sind.
Weizen windblütig ergo fremdbestäubend??? lieber emil hast du dich schon mal genauer mit der Blühbiologie von Weizen beschäftigt?
Wenn man sich in pflanzenzüchterische Diskussionen stürzt, wäre es vll angebracht vorher ein gutes Buch über Pflanzenzüchtung zu lesen,

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Re: Verschleierung: Sperli & Kiepenkerl = Monsanto?

#68

Beitrag von luitpold » Di 8. Mai 2012, 20:41

krabbe hat geschrieben:In diesem Zusammenhang eine Studie über die von Monsanto geführten Prozesse gegen Bauern in den USA.
Studie von Center for Food Safety, CFS
ich hab das jetzt kurz quergelesen, ist ähnlich der in europa üblichen saatgutrechts- und urheberrechtspraxis.

moral der geschichte, wer mit monsanto nix zu schaffen haben möchte soll das zeug eben nicht verwenden, so einfach wäre das.

wenn ich das in der schnelle richtig gelesen habe, sind die vertragsbedingungen inklusive massiver klagsdrohung ja seeehr leicht zugänglich, wenn man das in überdeutlichkeit vor die nase geknallt bekommt, dann hilft eben nur eines, nicht kontrahieren.

wer dann immer noch behauptet er hätte nichts gewusst, ist halt blond oder bauernschlau.
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

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Re: Verschleierung: Sperli & Kiepenkerl = Monsanto?

#69

Beitrag von emil17 » Di 8. Mai 2012, 21:24

styrian_cro hat geschrieben:Weizen windblütig ergo fremdbestäubend???
Die Wildformen und die frühen Kultivare ja, heutige Sorten möglicherweise nicht mehr.
styrian_cro hat geschrieben:Wenn man sich in pflanzenzüchterische Diskussionen stürzt, wäre es vll angebracht vorher ein gutes Buch über Pflanzenzüchtung zu lesen,
Archäobotanik wäre auch zu empfehlen
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Re: Verschleierung: Sperli & Kiepenkerl = Monsanto?

#70

Beitrag von emil17 » Di 8. Mai 2012, 21:37

luitpold hat geschrieben: ich hab das jetzt kurz quergelesen, ist ähnlich der in europa üblichen saatgutrechts- und urheberrechtspraxis.

moral der geschichte, wer mit monsanto nix zu schaffen haben möchte soll das zeug eben nicht verwenden, so einfach wäre das.

wenn ich das in der schnelle richtig gelesen habe, sind die vertragsbedingungen inklusive massiver klagsdrohung ja seeehr leicht zugänglich, wenn man das in überdeutlichkeit vor die nase geknallt bekommt, dann hilft eben nur eines, nicht kontrahieren.

wer dann immer noch behauptet er hätte nichts gewusst, ist halt blond oder bauernschlau.
Nur dass da per Gesetz der Gesellschaft etwas übergestülpt wird, was in Jahrtausende alter Tradition eben anders üblich ist.
Es ist nicht üblich, beim Kauf von einem Sack Saatgetreide einen komplizierten Vertrag zu unterschreiben. Dass man einen Teil der Ernte als Saatgut für das nächste Jahr zur Seite legt, hat fast überall Tradition und das kann man (meiner leider unwesentlichen Meinung nach) nicht einfach wegbedingen, indem man allen möglichen Entwicklungsländern und Kulturen per WTO-Vertrag amerikanisches Patentrecht aufzwingt.
Bei Klein- und Konsumkrediten und Klinkengeschäften sowie bei Schneeballsystemen gibt es auch gesetzliche Vorschriften, welche bestimmte Klauseln und AGBs unwirksam machen, weil damit massenhaft Kleinsparer von Kredit Hai AG über den Tisch gezogen wurden, die theoretisch alle hätten lesen können.
Hier werden in vielen Ländern systematisch die finanziellen Interessen eines Grosskonzerns über diejenigen der Landbevölkerung gestellt.

Ein schönes Beispiel für den Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit und ein Grund, weshalb die Globalisierer nicht überall so beliebt sind, wie sie es gerne hätten.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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