#2435
Beitrag
von emil17 » Do 10. Okt 2019, 09:25
Ich bin natürlich privilegiert, weil ich mein Einkommen nicht aus Landwirtschaft erzielen muss.
Die kommerzielle Landwirtschaft geht den Weg jeder Industrie: wachsen, neue Nische oder verschwinden.
Es wäre jetzt unfair, zu sagen, dass sich ja jeder selber entscheidet, welchen Beruf er ausübt. Eine Hofübernahme ist doch emotional etwas anderes als der Kauf einer Getränkedosenfabrik.
Dennoch, es gibt genug Beispiele die zeigen, dass man da nicht einfach mitmachen muss. Aber da muss in unserem System des freien Marktes eben immer der Produzent oder Anbieter in Vorleistung gehen, und eban auch akzeptieren, dass sich der Abnehmer zunehmend in die inneren Betriebsangelegenheiten einmischt, will sagen, sich für die Produktionsbedingungen und nicht nur für die Ware interessiert.
Etwas näher zur Selbstversorgung (obwohl dieses Thema der Weltanschauung wichtig ist und wenn es dafür ein eigenes Thema gibt, ist es ja keine Verwässerung praxisbezogener Diskussionen):
Bei uns gibt es sehr intensive Kernobstplantagen, die Situation ist klimatisch vergleichbar mit dem Südtirol.
Der jetzt auftretende Feuerbrand bedeutet den Ruin der Betroffenen.
Letztes Jahr war die Ernte so gewaltig (wie kann ein Baum fast mehr Äpfel als Blätter haben?), dass alles, was nicht Erstklassware war, nur unter die Bäume geworfen wurde und einzelne Bäume nicht mal mehr abgeerntet worden sind. Eine Verwertung der marktgängigen Sorten wie Gala für Saft ist nicht sinnvoll, weil der Saft langweilig süss ist und in ergiebigen Jahren die Preise für Mostobst so schlecht sind, dass sich nicht mal der Transport bezahlt.
Wir haben damals wochenlang viel Apfelrösti gemacht, dazu braucht man nur Fallobst und Eier und Milch und altes Brot.
Dieses Jahr gibt es wenig Äpfel, wegen ungünstiger Witterung zur Blüte.
Diese Situation ist vermutlich seit jeher so gewesen. Nun haben aber Betriebe, die sich (aus Effizienzgründen?) auf einzelne Kulturen spezialisieren, eine entsprechend grosse Anfälligkeit auf solche Schwankungen. Das könnte man wissen.
@hoobygaertnerin:
Es gibt da so Foren der Häuslebauer. mach da mal den Vorschlag, wenn einer fragt, was für Zierbäume man denn vors Haus pflanzen könne, einen Apfel-Hochstamm zu nehmen: macht genauso guten Schatten wie etwas anderes, blüht schön und man hat Äpfel.
Übliche Reaktion: Die Blätter verstopfen die Dachrinne und man muss sie zusammenkehren, und dann muss man ja zu Hause sein, wenn Ernte ist.
Oder, habe einen gepflanzt, die werden ja gar nicht so gross. Logisch, im Baumarkt gibt es ja nur zwergwüchsige Bäume zu kaufen.
Ebenfalls typisch: 60 Franken für einen Hochstamm-Jungbaum sind Abzocke, beim Aldi gibts die ja für 12.95 das Stück.
Da kann man nichts machen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.