Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

hobbygaertnerin
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2361

Beitrag von hobbygaertnerin » Mo 7. Okt 2019, 06:27

Ich finde das Aushagern von fruchtbaren Ackerflächen aber genauso daneben- und wenn dann wieder eine dicke Überschrift in der Zeitung steht- soviel Ha an Fläche vom Humus befreit und zu Naturschutzfläche umgewandelt. Für jede Baumaßnahme (Siedlung, Gewerbeflächen) egal welcher Art muss Ausgleichsfläche geschaffen werden, je höher der Bodenwert umso besser.
In den Gärten ist es ebenso grosse Mode, Obstbäume raus- Humus wegschieben und wegfahren lassen, mit Steinen mulchen, möglichst viel Pflastern und ein paar kümmerliche Wüstenpflanzen als Gartenersatz.
Heute hab ich im Radio gehört, in Südastasien brennen auch wieder die Flächen für Palmen zur Palmölgewinnung zu bekommen, angeblich wird mit diesen Bränden mehr CO2 ausgestossen als die ganzen Autos auf der Welt im Jahr rauspusten.
Und allüberall kommt das billige Palmöl in die Lebensmittel, es wird massenhaft weggeworfen und verschwendet.
Auf der anderen Seite, welche Mühe man reinstecken muss, um Humus aufzubauen.
Es wird immer so getan, als wäre früher alles besser gewesen, für wen?
Wer konnte hat sich von der Landwirtschaft verabschiedet- die Industrie brauchte die Arbeitskräfte und braucht sie auch jetzt noch-
bin ja gespannt, wie sich die Konunkturdelle entwickelt, da muss das Handelsabkommen mit den südamerikanischen Ländern für Autoabsatz sorgen.
Kommt auch klar so rüber, wegen der paar Bauern können wir doch nicht so ein Gedöns machen, wir sind ein Industrieland und das hat Vorrang.

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2362

Beitrag von emil17 » Mo 7. Okt 2019, 07:55

Dass da soundsoviel Fläch von Humus befreit und dadurch zu Naturschutzfläche werde, steht bei uns nie in der Zeitung.
Keine Ahnung, was ihr in D da so treibt und warum.

Die Sache mit der Betriebsführung, man dürfe nur soviele Tiere halten wie die Fläche ernähren kann, hat mit der Umweltbelastung zu tun. Jedes andere Gewerbe muss schliesslich auch dafür sorgen, dass die Emissionen im Rahmen bleiben, warum soll das für Bauern nicht gelten? Betriebe, die Intensivmast mit zugekauftem Futter machen, gehören in die Gewerbezone wie jeder andere Betrieb auch, der aus zugekauftem Material etwas Höherwertiges macht.
Warum beispielsweise Intensivmast von Hühnern oder Schweinen mit Importfutter Landwirtschaft sein soll, erschliesst sich mir gerade nicht, das kann man im Industriegebiet genauso machen.
Dies würde sich schon aus korrekter Anwendung des Raumplanungsgesetzes ergeben. Auch hier bekommen Landwirte eine Ausnahmebehandlung zu ihren Gunsten.
Oelkanne hat geschrieben:Konsequenter weise musst du dann aber die gesamte Schweizer Landwirtschaft einstampfen,
denn gegen den Weltmarkt, selbst gegen den EU-Binnenmarkt könnt ihr euch nicht behaupten.
Dann jammert aber nicht rum wenn Almen verbuschen etc
1. hat hier niemand etwas dagegen, wenn Subventionen in die Berglandwirtschaft fliessen, denn tie tun tatsächlich etwas für die Umwelt und dort ist der Wert der Subventionen für Nicht-Landwirte erkennbar - bei staatlich subventionierter Intensivproduktion ist er das nicht.
2. "konsequenterweise musst du dann aber" ist wieder mal dieses alles oder nichts - Prinzip.
Auch die deutsche Landwirtschaft kann ohne Importe (von Erdöl, Rohstoffen für Industriewaren) nicht funktionieren. Zudem ist die Schweiz gerade mal so gross wie ein mittleres Euer Bundesländer, und dass die Bayern den Preussen Essen liefern und umgekehrt, ist ja bei Euch auch in Ordnung.
Ein Gewerbe, das Misstände pauschal verneint oder, wo das nicht geht, dies den anderen vorwirft, wird immer schmerzhaftere Korrekturen hinnehmen müssen, je länger man die Ignoranz durchzieht.
3. Ist die Sache mit dem Grossen Moos ein typisches Fallbeispiel für falsche Planung, unterm Strich kommen da nur Umweltschäden bei raus. Auch wenn es Umweltschäden nach Auffassung von Oelkanne, Rohana &Co gar nicht gibt, weil es ja Bauern sind, die da am Werk sind.
4. Konsequenterweise kaufen wir sogar Lebensmittel von Euch aus Deutschland - wenn es umweltverträglich und nachhaltig erzeugt wurde. Mir ist dann eher egal, ob es aus D.F, I oder CH kommt. In Basel kriegt man vorzügliche Frischwaren aus dem Sübadischen und den Elsass - was könnte jemand dagegen haben? Nur weil es "Ausland" ist?
5. sind gewisse Landwirte gerade dabei, sich selber einzustampfen. Wenn ein Gewerbe nur dank staatlicher Beihilfe überhaupt bestehen kann, hängt alles ausschlieslich von der politischen Grosswetterlage ab. Keine gute Geschäftsgrundlage, zumal nicht wenn man nur Massenware erzeugt, die man im Ausland billger erzeugen kann.
Rohana hat geschrieben:Darf ein Land dann auch nur ncoh so viele Bürger halten, wie es von seiner Fläche ernähren kann? :michel:
Oh bitte nicht so ... früher wurde daraus dann Volk ohne Raum, Rest zur Genüge bekannt.
Ausserdem müsste man dann so schöne Dinge wie Bananen und Sushi von der Speisekarte streichen, das wird bei den Wählern einen gewissen Unmut erzeugen.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2363

Beitrag von Rohana » Mo 7. Okt 2019, 08:23

emil17 hat geschrieben:
Rohana hat geschrieben:Darf ein Land dann auch nur ncoh so viele Bürger halten, wie es von seiner Fläche ernähren kann? :michel:
Oh bitte nicht so ... früher wurde daraus dann Volk ohne Raum, Rest zur Genüge bekannt.
Ausserdem müsste man dann so schöne Dinge wie Bananen und Sushi von der Speisekarte streichen, das wird bei den Wählern einen gewissen Unmut erzeugen.
Dass es bei den Wählern Unmut erzeugen würde, ist mir klar. Aber wieso sollen die Bauern das in der Viehhaltung nicht dürfen, alle anderen aber schon? Niemanden interessierts ob eine Stadt auf dem Gebiet X für ihre Bevölkerung genügend Nahrung bereitstellen kann, da kommt ggf. ein neuer Supermarkt hin und gut. Neues Industriegebiet ist auch wesentlich besser für die Stadtkasse als die Äcker, die da vorher waren, und Wohnungen sind sehr wichtig.Trinkwasser ist auch so eine schöne Sache... mehr Bedarf? Kein Problem, wir weisen aufm platten Land einfach neue Wasserschutzgebiete aus und nehmen neue Brunnen in Betrieb, damit die Stadt wieder genug zu saufen hat. Oh, da wirtschaftet wer? Egal. Die Menschengülle darf/kann kaum noch sinnvoll verwendet werden, weil zu viel problematischer Scheiss darin enthalten ist, aber über die Kreislaufwirtschaft der Landwirte wird sich aufgeregt.

Nee, ist gar nicht schizophren, die Gesellschaft. Ist alles ganz normal. :)
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2364

Beitrag von emil17 » Mo 7. Okt 2019, 09:36

Das funktioniert auch so mit Windrädern und Sondermülldeponien.
Das macht man da wo fast keine Leute sind, die dagegen sein könnten, dann wird demokratisch abgestimmt.
Noch etwas Geld in die Gemeindekasse, die sind ja strukturschwach.
Bei Trinkwassergewinnung liegt sie Sache etwas anders: Einmal ist der Grundwasserkörper unterhalb der Zone, wo das Interesse des Grundbesitzers gegeben ist (deshalb kannst du auch nix dazu sagen, wenn ein Tunnel unter deinem Grundstück gegraben wird) und zum anderen wäre echte Kreislaufwirtschaft ja eben ohne Austrag von, ihr nennt es Nährstoffe.

Die Industrie muss ja auch Abluftfilter in ihre Kamine einbauen, bloss das Rohr hoch genug enden lassen war früher mal, als es noch keinen interessiert hat.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2365

Beitrag von hobbygaertnerin » Mo 7. Okt 2019, 09:45

@naja, so einfach wenn es wäre, über so manche Einträge von "Nichtlandwirtschaft" wird schön brav wegen Arbeitsplätze der Mantel des Schweigens gehängt. Nur weil der Kamin höher wurde, heisst es noch lange nicht dass alles so sauber ist.
Klar, es gibt viele gutbezahlte Arbeitsplätze und Gewerbesteuer, aber es hat alles 2 Seiten.
Sehe ich auch beim Müll, den einen ist das Wurst, kommt in die Tonne oder zu den blöden Bauern in den Wald, wird dann auch noch irgendwohin exportiert- und wir haben den Müll vom ganzen Umland samt sonstigen Zusätzen, sicher kommt beim Kamin absolut gar nix raus - deswegen hauen auch viele ihre Bäume aus ihrem Garten raus und kaufen sich die Lebensmittel von irgendwoher, weil sie ihre Blutwerte kennen und sich nicht mehr mit dem Gemüse aus dem eigenen Garten noch mehr zukommen lassen wollen.
Was mich an dieser Gesellschaft so stört, dass so viele Wasser predigen und Wein trinken.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2366

Beitrag von Manfred » Mo 7. Okt 2019, 10:47

Rohana hat geschrieben:Darf ein Land dann auch nur ncoh so viele Bürger halten, wie es von seiner Fläche ernähren kann? :michel:
Das ist die falsche Frage.
Die richtige Frage ist, ob es schlau ist, die geringe Eigenproduktion, die man noch hat, auch noch aufzugeben, zugunsten aktuell billig erscheinender (da guckt ja seltsamer Weise niemand auf ökologische, soziale und volkswirtschaftliche Folgewirkungen) Importe, und sich so vollständig abhängig zu machen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2367

Beitrag von Rohana » Mo 7. Okt 2019, 10:58

emil17 hat geschrieben: zum anderen wäre echte Kreislaufwirtschaft ja eben ohne Austrag von, ihr nennt es Nährstoffe.
Du meinst die Nährstoffe die mit den Produkten in die Stadt gekarrt und von dort in den Klärschlamm geschissen werden, der dann dem Kreislauf flöten geht? Ja, das finde ich auch schade. :lala:
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2368

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 7. Okt 2019, 11:35

Rohana hat geschrieben:Aber wieso sollen die Bauern das in der Viehhaltung nicht dürfen, alle anderen aber schon? Niemanden interessierts ob eine Stadt auf dem Gebiet X für ihre Bevölkerung genügend Nahrung bereitstellen kann, da kommt ggf. ein neuer Supermarkt hin und gut.
öh?? :hmm:
schlachtet "die Stadt" ihre Bürger, wenn sie fett genug sind, um damit dann Gewinn zu machen? :lol:

komischer Vergleich

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2369

Beitrag von Rohana » Mo 7. Okt 2019, 12:18

Manchen Bürgermeistern würde ich's zutrauen... aber scheisst und frisst ein Viech (oder auch Mensch) weniger, wenn man damit keinen Gewinn macht? :kaffee:
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2370

Beitrag von emil17 » Mo 7. Okt 2019, 12:46

Manfred hat geschrieben:
Das ist die falsche Frage.
Die richtige Frage ist, ob es schlau ist, die geringe Eigenproduktion, die man noch hat, auch noch aufzugeben, zugunsten aktuell billig erscheinender (da guckt ja seltsamer Weise niemand auf ökologische, soziale und volkswirtschaftliche Folgewirkungen) Importe, und sich so vollständig abhängig zu machen.
Es gibt kein Land in Europa, das unabhängig ist im Sinne von "wir brauchen nichts von unseren Nachbarn und konsumieren unsere Erzeugnisse selber."
Ohne fossile Energie funktioniert sehr bald gar nichts mehr, deshalb ist Nahrungsmittelautarkie ein Witz - oder ein Schlagwort, um die hohen Subventionen für inländische Produktion zu rechtfertigen.
Zudem ist Deutschland Exportmeister der EU, da ist es etwas eigenartig, einfach mal gegen Exporte zu sein. Wer exportiert, muss auch importieren - der Fairness und der Zahlungsbilanz wegen.

Abgesehen davon ist die Behauptung, "die geringe Eigenproduktion, die man noch hat" schlicht falsch. Die EU kauft jedes Jahr für Hunderte Millionen Landwirtschaftsprodukte auf, um die Preise zu stützen:
Weil die Bauern zu viel Milch produziert haben, sind die sprichwörtlichen Butter- und Milchpulverberge der EU stark gewachsen. 2016 haben die Behörden in Deutschland für 103,2 Millionen Euro vor allem Milchprodukte aufgekauft und eingelagert, wie das Bundesagrarministerium auf eine Frage des grünen Bundestagsabgeordneten Friedrich Ostendorff geantwortet hat. (taz vom 23.7.2017)
... dasselbe mit Fleisch, das vorher ebenfalls mit vielen Subventionen produziert worden ist. Immerhin fliessen über 40% des gesamten EU-Haushalts in den Agrarsektor.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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