... mal was intelligentes gegen die Massentierhaltung

Was halt nirgendwo passt
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Little Joe
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... mal was intelligentes gegen die Massentierhaltung

#1

Beitrag von Little Joe » Mo 23. Jun 2014, 19:33

Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

Manfred

Re: ... mal was intelligentes gegen die Massentierhaltung

#2

Beitrag von Manfred » Mo 23. Jun 2014, 19:50

Das richtet sich nicht gegen die Massentierhaltung, sondern gehen die Sauenkäfige. Die werden unabhängig von der Bestandsgröße eingesetzt, um die Sauen daran zu hindern, sich auf die kleinen Ferkel zu legen und sie zu erdrücken.
In den USA scheint es noch Sauenbetriebe zu geben, die ihre Sauen ständig in solchen Käfigen halten.
Die D ist das schon lange verboten. Hier werden die Sauen einige Zeit vor der Geburt in die Kastenstände gesperrt (ähnlich wie sie auch in der Natur Ruhe suchen und ein Nest bauen würden) und sie bleiben drin, bis die Ferkel aus dem Gröbsten raus sind.
So schaut das aus:
https://www.youtube.com/watch?v=qdy-3yhA6vo

Einen Käfig in den mit Mühe ein senkrecht stehender Mensch passt mit einem heutigen Kastenstand in D zu vergleichen ist mit Verlaub... Unsinn.
Natürlich kann man Sauen auch ohne Käfige halten, der Preis dafür sind halt tote Ferkel.
Im Biobereich liegen die Saugferkelverluste bei um die 20% - 23%. Konventionell meist bei 13% bis 14%
Ein guter Teil davon ist Abferkelbuchten ohne Kastenstand zuzuschreiben. Ein weiterer Teil den eingeschränkten Behandlungsmöglichkeiten.

Über den Daumen kostet die Aufstallung ohne Kastenstand 1 bis 2 von 20 Ferkeln das Leben.
Ist der Kastenstand in der Geburts- und Säugezeit aus Tierschutzgründen jetzt gut oder schlecht?

Manfred

Re: ... mal was intelligentes gegen die Massentierhaltung

#3

Beitrag von Manfred » Di 24. Jun 2014, 09:43

Noch so ein Beispiel:
http://www.wochenblatt.com/landwirtscha ... -8262.html

NRW verbietet ab 2016 das Kupieren der Schwänze bei Mastschweinen.
Bis dahin sollen durch eine neu eingeführte Schwanzprämie schon mal einige Mäster bewogen werden, als Testkandidaten freiwillig auf das Kupieren zu verzichten, bei vollem Risiko die Prämie nicht zu erhalten, wenn die nötigen Quoten nicht am Schwanz verletzter Schweine nicht erreicht werden.
Allerdings sind dem grünen Minister die massiven Probleme in den bisherigen Testbetrieben wohlbekannt. Deshalb werden bei den Kontrollen für die neue Prämie bis zu 30% Tiere mit verletzten Schwänzen toleriert.
D.h. es gibt bisher kein sicher funktionierendes System für die Schweinemast mit nicht kupierten Schwänzen aber aus ideologischen Gründen will man trotzdem alle Mäster zwingen auf das Kupieren zu verzichten auch wenn das wissentlich selbst in optimierten Haltungen mit mehr Beschäftigungsmaterial etc. dazu führt, dass fast 1/3 der Tiere zerbissene Schwänze erleidet und dann oft wochen- bis monatelang mit Infektionen leben und mit Antibiotika behandelt werden muss, weil die lieben Schweinekollegen munter weiterbeißen, wenn mal eine offene Wunde vorhanden ist.

Ist das jetzt gut oder schlecht für den Tierschutz?

greymaulkin
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Re: ... mal was intelligentes gegen die Massentierhaltung

#4

Beitrag von greymaulkin » Di 24. Jun 2014, 09:52

Tierschutz wäre es, den Schweinebraten wieder zum Sonntagsbraten zu machen.
Alles andere ist herumbasteln an den Symptomen.
Und dann ist das Kupieren eben ein Leidenlindern und nicht ein Leidenerzeugen :aeh:

Gruß, Bärbel

Benutzer 72 gelöscht

Re: ... mal was intelligentes gegen die Massentierhaltung

#5

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 24. Jun 2014, 10:00

... und bei der Fütterung akzeptieren, dass Schweine keine reinen Pflanzenfresser sind?
Aber das mit dem Sonntagsbraten trifft es besser! :wink_1:

Manfred

Re: ... mal was intelligentes gegen die Massentierhaltung

#6

Beitrag von Manfred » Di 24. Jun 2014, 10:12

Sonntagsbraten So kann man das natürlich auch sehen. Aber der Verzicht auf Fleisch ändert ja zunächst mal nichts an den Haltungsbedingungen.
Und die Tierhalter protestieren ja nicht aus Prinzip gehen höhere Tierschutzstandards.

Die Probleme sind einfach:
Der Tierhalter muss davon leben können, also einen angemessenen Gewinn erwirtschaften.
Das ist nur möglich, wenn auch alle anderen Wettbewerber die selben Auflagen erfüllen müssen oder er für den Mehraufwand angemessen entschädigt wird.
Wenn z.B. das Fleisch von Schweinen, deren Mütter in den USA ihr Leben lang in kleinen Käfigen stehen müssen, in die EU importiert werden darf, wie sollen unsere Sauenhalter und Mäster mit ihren viel höheren und teureren Auflagen dagegen wirtschaftlich bestehen können?
Und die Landwirtschaft ist ein internationales Geschäft. Es geht nicht nur im Importe, unsere Tierhalter müssen sich auch im Export der Konkurrenz stellen.
Wenn es nach mir ginge, würden wir wie die Schweiz oder Norwegen die Grenzen für landwirtschaftliche Produkte weitgehend dicht machen und eine auf den heimischen Bedarf ausgerichtete Landwirtschaft mit hohen Tierschutz- und Umweltstandards und hoher Versorgungsicherheit entwickeln. Natürlich müsste man bei dieser Umstellung langsam vorgehen. Die Bauern müssen ja für Jahrzehnte im Voraus investieren und brauchen entsprechend lange, um sich auf neue Bedingungen umstellen zu können.
Aber das wird auf absehbare Zeit eine Illusion bleiben. Es ist politisch einfach nicht durchsetzbar.
Und die Bauern müssen in der politischen Realität leben. Es macht keinen Sinn, ihnen ständig neue Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Das beschleunigt alles nur den Strukturwandel hin zu immer größeren Agrarfabriken.

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Re: ... mal was intelligentes gegen die Massentierhaltung

#7

Beitrag von Thomas/V. » Di 24. Jun 2014, 10:40

Das beschleunigt alles nur den Strukturwandel hin zu immer größeren Agrarfabriken.
Das wird doch wohl nicht etwa die Absicht sein, die dahinter steckt? Ist natürlich nur ne VT :hhe:
Unsere Politiker kriechen natürlich niemals nicht dem Großkapital in den Ar...m
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: ... mal was intelligentes gegen die Massentierhaltung

#8

Beitrag von fuxi » Di 24. Jun 2014, 11:19

Manfred hat geschrieben:Und die Landwirtschaft ist ein internationales Geschäft.
Muss es das sein? Wir haben hier z.B. einen Hof, der Heck-Rinder (vermarktet als "Auerochsen") ganzjährig draußen auf der Weide hat und im Winter auch nur mit Heu und Grassilage zufüttert. Bei dem Platzbedarf und dem langsamen Wachstum könnten die (selbst mit den Naturschutz-Prämien, die die vermutlich für das technikfreie Mähen des Ruhrufers bekommen) niemals mit "internationaler Landwirtschaft" im Supermarkt mithalten. Also verkaufen sie es höchstpreisig im Hofladen und vertreiben es über ihre Catering-Firma.
Warum will der Durchschnittslandwirt nicht in Nischen denken? Wer sieht, wie sein Braten lebt (egal ob Sonntagsbraten oder jeden Tag), der zahlt auch mehr als im Supermarkt. Ist das so utopisch? :hmm:
We have normality. Anything you still can’t cope with is therefore your own problem.

Manfred

Re: ... mal was intelligentes gegen die Massentierhaltung

#9

Beitrag von Manfred » Di 24. Jun 2014, 11:37

fuxi hat geschrieben:Warum will der Durchschnittslandwirt nicht in Nischen denken? Wer sieht, wie sein Braten lebt (egal ob Sonntagsbraten oder jeden Tag), der zahlt auch mehr als im Supermarkt. Ist das so utopisch? :hmm:
Weil es für den Großteil eben keine Nischen gibt. Nischen heißen so, weil sie klein und heimelig sind. Wenn sich da viele rein zwängen, ist die Nische schnell hinüber.
Und dein Beispiel zeigt ja schön, dass es nicht von der eigentlichen Landwirtschaft, der Urproduktion, leben kann, sondern einen guten Teil seiner Arbeitszeit und seines Kapitals in die Verarbeitung und Vermarktung, sprich ins Lebensmittelhandwerk, auslagern muss. Ein Nebenerwerbsbauer sozusagen.
Ist ja bei mir auch nicht anders. Aber einen 3. Job, den als Lebensmittelhandwerker, mag ich mir nicht auch noch antun. Mir sind meine 2 Jobs schon zu viel.
Der erzielte Stundenlohn und die Eigenkapitalverzinsung sind übrigens in der Direktvermarktungen in der überwiegenden Zahl der Betriebe ähnlich bescheiden wie in der Urproduktion. Und wer ein guter Lebensmittelhandwerker und/oder Verkäufer ist, sprich damit ordentliche Gewinne einfährt, ist eigentlich doof, wenn er seine Arbeitszeit an die weniger rentable Urproduktion verschwendet. Er muss also nicht nur alle 3 Berufsfelder beherrschen, sondern auch noch Überzeugungstäter sein. Ein bisserl viel verlangt vom Durchschnittslandwirt, oder?

chris
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Re: ... mal was intelligentes gegen die Massentierhaltung

#10

Beitrag von chris » Di 24. Jun 2014, 11:53

fuxi hat geschrieben:
Manfred hat geschrieben:Warum will der Durchschnittslandwirt nicht in Nischen denken? Wer sieht, wie sein Braten lebt (egal ob Sonntagsbraten oder jeden Tag), der zahlt auch mehr als im Supermarkt. Ist das so utopisch? :hmm:
Leider ist es anscheint mehr als utopisch......
wir haben hier in Ungarn versucht unser Fleisch (Rindfleisch) selber zu vermarkten, geschlachtet werden sollte bei einem Metzger aus dem Dorf. Welcher sich genau an unsere Vorgaben zu halten hätte. Beim schlachten wäre ich immer dabei!
Unsere Tiere leben ganzjährig auf der Weide, außer bei übelstem Wetter im Winter stehen sie im Stall (bis jetzt insgesamt nie mehr als 10 Tage am Stück).
Sie bekommen keinerlei Kraftfutter nur Heu und Luzerne, auch mal als Silage.
Unsere Kälber werden nicht wie es hier üblich ist (weil der Ungar das ja auch so macht) direkt nach der Entbindung von der Mutter getrennt und auf engstem Raum (meist eine Kiste) angebunden (24h am Tag), unsere sind in Kälberboxen (2x3m, Paarweise) und bekommen täglich 3x3Liter Roh-Milch. Wasser und Heu ab der 2ten Woche. Nach 6 Wochen wird die Milch auf 2x4Liter umgestellt + immer volle Heuraufe. Milch bekommen sie mindestens 6 Monate.
Jeder Deutsche will natürlich nur bestes Fleisch aus der Bestmöglichste Haltung kaufen, sich natürlich vor Ort selber ein Bild machen können.......glaube nicht das jemand sie je überhaupt schon wegen dem Preis informiert hätte. Mit dem Preis im Supermarkt kann ich zu 100% mithalten. Ich denke meine haltung der Tiere ist mehr als BIO nur ohne Label. Und zu jeder Tag und Nachtzeit, kann man sich unangemeldet ein Bild vor Ort machen.
Gekauft wird im Laden nach dem Motto Hauptsache Billig und noch billiger.
Also verkaufe ich meine Tiere für den Export....Algerien,Türkei usw.

Der Kunde (Gutmensch) redet leider meist nur von BIO und natürlicher Haltung /Aufzucht usw. aber es darf keine Mühe kosten und muss auf jeden Fall auch noch billiger wie das Sonder-Sonderangebot bei Aldi oder Lidl sein...................
Alles wird gut!

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