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von Luna » Do 19. Dez 2013, 17:32
Was alles passieren kann, wurde ja schon mehrfach geschrieben. Vielleicht passt dieses Szenario ja auch hierher:
Ich kann mich noch ziemlich genau an den 2. Weihnachtstag des Jahres 1999 erinnern. Leider habe ich damals kein Tagebuch geführt, so dass mir die folgenden Tage bzw. Wochen nicht mehr ganz genau in Erinnerung sind.
Ich stand also an jenem 2. Weihnachtstag vormittags am Küchenfenster und musste dabei zusehen, wie unser Glasgewächshaus, das wir über eine Kleinanzeige erworben, vor Ort abgebaut, 360 km transportiert und wieder aufgebaut hatten, vom zunehmenden Sturm, der später den Namen "Lothar" bekam, in tausend Scherben zerlegt und nebst verbogenen Alu Profilen dem Erdboden zugeführt wurde!
Es hatte geradmal 1 Saison gestanden. Erst jetzt wurde mir bewusst, was da draussen wirklich vor sich geht.
Zwei Stunden später war der Strom weg und am Abend auch die Telefonverbindung.
Als ich 3 Tage später das erste mal zum Einkaufen gefahren bin, waren Kerzen, Batterien etc. ausverkauft. Die Kassen der Supermärkte sowie die Notbeleuchtung - die Kühltruhen waren auch schon fast leer - liefen über Stromagregate. Dabei waren nur die Bereiche mit Lebensmitteln beleuchtet, was einen gespenstischen Eindruck hinterlassen hat - Haushaltsbedarf, Drogerieartikel usw. blieben im Dunkel.
Aus unserer 2. Starterbatterie (Starthilfe für Traktor und PKW bei längerem Stillstand unter Minustemperaturen) und 12 V Halogenlampen bastelten wir eine Notbeleuchtung und betrieben das Radiogerät, nachdem die Batterien dafür entladen waren.
Als nach 1 Woche weder Strom- noch Telefonleitungen repariert waren, weil Bäume über Leitungen und Strassen zusammenbrachen und der Katastophendienst mit Aufräumen nicht nachgekommen ist, wurde schonmal das Benzin an den Tankstellen rationiert.
Die Menschen betrieben vermehrt Kleinstromerzeuger, aus Angst, dass ihre Hammelbeine in den Kühltruhen oben schwimmen und bekanntlich keine Zentralheizung ohne Steuerung und Pumpe läuft.
Es wäre in diesen Tagen möglich gewesen, Stromerzeuger direkt vom Anhänger runter zu verkaufen. Dazu kam, dass in die Region gerade auch viele Urlauber zum Wintersport über die Weihnachtstage und den Jahreswechsel angereist waren.
Ich kann mich nicht erinnern, Angst gehabt zu haben, dass unsere Lebensmittelvorräte nicht reichen könnten. Eher geht bei uns die Tiernahrung aus, wenn wir mal wieder eingeschneit sind.
Wir hatten damals noch Ofenheizung in den Zimmern und kochten mit Flaschengas. Das Dusch-/ Badewasser erhitzten wir mit einem alten Kohlebadeofen, den es heute noch in der überdachten Aussendusche gibt. Unsere Quelle hat genügend Eigendruck für das Erdgeschoss, so dass die Druck erhöhende Pumpe nicht zwingend notwendig war (ist). Einzig, dass wir die Lieben daheim nicht informieren konnten, dass es uns gut geht und sie sich nicht zu sorgen brauchten, war ein kleineres Problem.
Zwar haben wir inzwischen eine Holzzentralheizung, aber auch da brauchen Pumpen und Steuerung Strom.
Vor 2 Wochen fiel eine Zirkulationspumpe aus und weil wir sie nicht selbst wechseln konnten, da uns die Spezialpumpe fehlte, die das mit Antigel vermischte Wasser nach dem Ablassen wieder zurück pumpt, sind wir zu unserer dezentralen Ofenheizung zurückgekehrt. Holzherd in der Küche, den selbst gebauten Grundofen im Wohnzimmer und einen offenen Kamin im Gästezimmer. Der Klempner kam nämlich erst nach 6 Tagen nachdem er uns bei seinem ersten Versuch nicht gefunden hatte!
Wimre war der Strom und das Telefon damals 2 1/2 Wochen weg.
Schöner Nebeneffekt von "Lothar": Er hat uns für Jahre unsere Bäume gefällt, die wir nur noch ofengerecht zerkleinern mussten - leider nur Fichten!