Ich habe eine Ente geschlachtet!

Was halt nirgendwo passt
Benutzer 1612 gelöscht

Ich habe eine Ente geschlachtet!

#1

Beitrag von Benutzer 1612 gelöscht » Sa 9. Nov 2013, 21:39

Ich muss mich jetzt hier mal mitteilen :)
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich ein Tier kaltgemacht, um es zu essen.
Der Weg ins Veganerreich ist mir jetzt endgültig versperrt... :pft:

Zwar bin ich von dem Erlebnis schon noch etwas aufgewühlt, aber auch nach Stunden stellt sich bei mir kein schlechtes oder seltsames Gefühl ein.
Allerdings: Hätte ich sie nicht auch gerupft und ausgenommen, hätte was gefehlt.
Ist schon klasse, wie das so peu à peu die Form von Essen annimmt...
Ja, ich weiß, die "alten Hasen" lächeln jetzt müde, aber für mich war es halt was Besonderes.

Und weil es recht spontan war (eigentlich hatten wir vereinbart, dass ich "im Winter mal" dazugekomme, wenn Hühner geschlachtet werden, und nu kam heute früh der Anruf: Würdeste auch ne Ente...? :eek: Und da fuhr die Stadtgärtnerin nach Brandenburg!)
habe ich gar nix im Haus, um das Vögelchen zuzubereiten, geschweige denn dass ich Leute eingeladen hätte.
Mal sehen, darüber denke ich morgen nach. Erst mal das Blut richtig von den Händen schrubben :holy:

P.S. Sie hatte blaue Augen und ich habe sie - allerdings erst posthum - Gabriela genannt. Und eine Feder habe ich als Andenken aufgehoben...

ronja
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Re: Ich habe eine Ente geschlachtet!

#2

Beitrag von ronja » Sa 9. Nov 2013, 22:59

:michel: Herzlichen Glückwunsch! :michel: :michel: :michel:

Wieder eine Stufe auf der Leiter ins Selbstversorgerreich genommen.

Sabi(e)ne
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Re: Ich habe eine Ente geschlachtet!

#3

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 9. Nov 2013, 23:08

Ja, ich weiß, die "alten Hasen" lächeln jetzt müde, aber für mich war es halt was Besonderes.
Nein, lächeln tun sie nicht - und es ist immer was besonderes - man nimmt ein Leben, um selbst weiterzuleben.
Wer das nicht kann, sollte dann wirklich konsequent vegan leben, aber nicht andere Leute den fiesen Job machen lassen, und dann selbst normal essen.
Eine Ente oder Kaninchen ist noch relativ einfach, aber bei einem über 18 Monate persönlich sehr bekanntem Schwein oder Rind wird es echt schwierig, finde ich.

Man baut ne Bindung zu dem Tier auf, und der Durchschnittsdeutsche ißt gute Bekannte nicht, auch wenn sie 4 Beine haben. Und die wenigsten trauen sich, dabei zu sein, wenn ihr Tier geschlachtet wird.

Und ja, es ist heftig (wenigstens für mich), wenn man sein Schwein mit Popcorn aus dem Hänger zur Stromzange lockt.

Und ja, es wird nicht einfacher, wenn man es öfter oder mit mehr Tieren macht, finde ich.

Bei Geflügel hab ich weniger Probleme als bei Säugern - völlig irrational, ich weiß. :rot:

Aber ich bin immerhin soweit, daß ich beim Abholen nach der Abhängzeit die Bilder im Kopf trennen kann - der Schlachtkörper/der Braten ist NICHT mehr jemand mit Namen.
Ansonsten tröstet nur noch, daß das jeweilige Tier ohne die Absicht, es zu schlachten, niemals geboren worden wäre - ist ein kurzes glückliches/artgerechtes Leben mehr oder weniger wert, als niemals geboren zu werden?
Da kann man den Kreis noch um Jagd und Angeln erweitern.

Tiefe philosophische Fragen....(ernstgemeint!)
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Re: Ich habe eine Ente geschlachtet!

#4

Beitrag von Rallymann » So 10. Nov 2013, 00:09

Also ich lächle ein wenig :holy:

Aber nur weil wir jetzt noch eine/n mehr in unserer Mitte haben.Glückwunsch

100% meiner Freunde und Bekannten ( gestandene Männer :haha: ) bringen das nicht fertig. Aber essen tun sie es.

Lad nicht gleich Leute ein und lass sie gut abhängen. Sonst gibts Gummiadler.

Ralf

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Re: Ich habe eine Ente geschlachtet!

#5

Beitrag von Olaf » So 10. Nov 2013, 00:10

Tiefe philosophische Fragen....(ernstgemeint!)
Gutes Thema.
Meine ich auch ernst. Ich hatte noch mit Fuxi ein interessantes Gespräch am Ende des SV-treffens, was mir noch immer in den Sinn kommt.
Und Elisabeth, Respekt, und ich versteh Deine Aufgewühltheit, aber es ist ein gutes Gefühl, oder?
Morgen soll Murat in denZiegenhimmel, in 10 Tagen die Gänse, in den Gänsehimmel natürlich. Die ich total in mein Herz geschlossen habe, ich hatte nie nettere Tiere.
Manchmal bin ich unrein mit meinem Gewissen, und dann stell ich mir die Tiertransporter auf der Autobahn vor.
Und dann kann ich töten....
LG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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Re: Ich habe eine Ente geschlachtet!

#6

Beitrag von die fellberge » So 10. Nov 2013, 00:29

Chapeau! Ich hadere auch immer ...

Bei uns stehen noch die Mähhs in >Reisevorbereitungen< nach Sibirien ...
Jeder Mensch ist schlau- der eine vorher, der andere hinterher!

LG Marianne

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Re: Ich habe eine Ente geschlachtet!

#7

Beitrag von Privater_Schlachter » So 10. Nov 2013, 04:12

Moin oder Hallo. Das Gefühl kenne ich zu gut. Schlachte zwar schon über 40 Jahre meist in kleinen Stückzahlen zum Aufessen und regelmäßig auch zur Erlösung, ersteres meist Geflügel bis Schaf/Ziege letzteres bei fast allen Tierarten. Seit mehr als 15 Jahren zeige ich auch auch Neulingen in meinem nahen oder weiteren Umland wie es geht die Tiere zu himmeln aber auch bei mir sind noch fast immer Bauchschmerzen oder Beklemmungen dabei. Meine Oma und weitere gute Lehrer von denen ich viel gelernt habe sagten einmal wenn Töten anfängt Spaß zu machen und der ganze Vorgang keine Beklemmungen auslöst soll man Messer und die anderen Gerätschaften sicher einschließen und den Schlüssel wegwerfen. Wenn es mal wieder einen Diskussions- Praktiker- oder Neulingstreff mit dem Schwerpunkt Schlachten gibt wäre ich gerne dabei. Habe auch noch Anfragen von ca. 12 Neulingen aus verschiedenen Foren und privaten Anfragen vorliegen die auf einen erreichbaren Ort und passendes Zeitfenster warten wo Schlachten von Geflügel Kaninchen und ähnlichen Tieren gezeigt wird und sie nach Vorgespräch vileicht unter Anleitung Hand anlegen können. Selber schlachten ist ein Weg zur Selbstversorgung, ja es ist damit untrennbar verbunden wenn man Fleisch essen will aber man sollte die Handgriffe auch richtig können als Beitrag zu verantwortlichem Tierschutz Gruß Windfried (privater_Schlachter)
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Re: Ich habe eine Ente geschlachtet!

#8

Beitrag von citty » So 10. Nov 2013, 05:22

:daumen: Windfried
Dr. Roger Liebi fan :)

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Re: Ich habe eine Ente geschlachtet!

#9

Beitrag von Rallymann » So 10. Nov 2013, 05:27

Sabi(e)ne hat geschrieben:
Bei Geflügel hab ich weniger Probleme als bei Säugern - völlig irrational, ich weiß. :rot:

Tiefe philosophische Fragen....(ernstgemeint!)
Ich denke, dass geht uns allen so.
Mutter Natur hat da das Kindchenschema erfunden und unter uns Säugetieren funktioniert das auch Art übergreifend.
Dient ja eigentlich nur dazu, den eigenen Nachwuchs vor Agressionen von uns zu schützen.

Einen Fisch zu schlachten kriegt glaube ich jeder hin. Bei einem Vogel gehts vieleicht auch noch und spätestens bei einem süssen Kaninchen wirds schwierig. Als nächste Steigerung wären dann Schaf und Ziege zu nennen usw.

Dann haben wir SVler auch noch mit einer Steigerung zu kämpfen. Wir züchten, hegen,pflegen und töten.
Da kommt zwangsläufig eine Bindung zustande, gewollt oder nicht.
Wenn man sein Tier zum Schlachter bringt, entgeht man dadurch dem unangenehmsten Teil der Geschichte

Ein Jäger drückt auf etliche Meter distanz einfach ab. Fremdes Tier, keine Bindung, Peng und es ist Nahrung.

Tja und dann wären da noch die Filmindustrie. Walt Disney lässt grüßen.
Da bekommen wir schon von klein auf Tiere präsentiert, die eigentlich Menschen sind. Weil Bamby und Klopfer Freunde sind und unser Wertesystem nutzen ( Freundschaft, Gerechtigkeit, unsere Sprache usw) fällt es uns später immer schwerer diese Tiere auf dem Teller zu sehen.

Benutzer 1612 gelöscht

Re: Ich habe eine Ente geschlachtet!

#10

Beitrag von Benutzer 1612 gelöscht » So 10. Nov 2013, 11:09

Hej, danke für die Beiträge!
Hatte ich gar nicht erwartet, freue mich aber darüber. Denn in meinem Freundeskreis gibt es niemanden, der diese Erfahrung gemacht hat,
da ist kein Austausch möglich, da ist man dann nur ein Exot, der mit goßen Augen oder hochgezogenen Augenbrauen betrachtet wird ;)

Habe so zwiespältige Empfindungen. Einerseits fühle ich mich groß: Wow, ich habe mich das getraut und ich KANN das. Aber das ist irgendwie nicht wichtig, also ich empfinde das nicht als Heldentat, bisschen Stolz ist jeoch dabei.
Zugleich fühle ich mich plötzlich auch klein, im Sinne von Rädchen im Getriebe: Jau, das muss immer gemacht werden, wenn man Fleisch isst,
jetzt habe ich diese Erfahrung halt gemacht. Sooo aufsehenerregend ist das nicht, aber ich fühle mich als Teil eines Kreislaufs.
Und das fühlt sich seltsam richtig an... In diesem Empfinden ist auch Platz für das Unbehagen bezüglich des Tötens, des Leben-Nehmens.
Interessanterweise ist das bei mir gekoppelt an so was wie Demut, die ich VORHER empfunden habe (ich hielt Gabi paar Minuten auf dem Arm und habe sie gestreichelt und darauf geachtet, dass sie nicht sieht, wie zwei ihrer Kolleginnen geschlachtet werden, während ich mit den Augen schon mal lernte). Ich habe sogar gedacht: Schade, dass ich Dich nicht besser kenne. Und DANACH bei all den Arbeiten, um sie "bratfertig" zu machen. Irgendwie glaube ich, das darf man vom Töten selbst nicht trennen, wenn ich die Wahl hätte, 10 Enten nur zu töten oder eine vollständig zu "bearbeiten", würde ich mich für letzteres entscheiden. Auch wenn das bedeutet, weniger Fleisch zu essen zu haben.
(Anekdote am Rande: Drei Frauen saßen dann beim Rupfen, und zwei Männer standen drumzu und gaben gute Ratschläge :hmpf: :roll2: )

P.S.: Ist das so mit dem Abhängen?! Geht auch "abliegen" im Kühlschrank?
P.P.S.: A propos ein Schritt weiter in Richtung SV - der Mann und ich gucken jetzt auch nach "Ruinen" in Brandenburg... :pfeif: Vielleicht ist's irgendwann vorbei mit STADTgärtner...

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