Ethisch korrekte Paläo-/Primal-Ernährung?

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Reisende
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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#51

Beitrag von Reisende » So 24. Mär 2013, 00:58

@sheeplady
Natürlich kann man auch ohne Zucker einkochen, allerdings erhöht er die Haltbarkeit um einiges.

Grds zum Thema:
Es mag richtig sein dass damals kein Getreide nach unserer Definition gegessen wurde, die samenstände von gräsern allerdings sehr wohl. Auf dem eurasischen Kontinent herrschte in weiten Teilen steppe vor. Die Körner wurden gekocht oder gemahlen. Brot gab es noch nicht, man muss sich das eher als suppeneinlage vorstellen.
Außerdem kann man vieles essen, was uns heute gar nicht mehr in den Sinn kommen würde, wie vielerlei triebspitzen und wurzeln. Zur haltbarmachung wurde vor allem getrocknet.
Interessant finde ich vor allem den damaligen reiseproviant, der heutigen energieriegeln nahe kommt. Getrocknetes Fleisch wurde gemahlen und mit fett und getrockneten Früchten etc vermengt. Damit waren dann sowohl die nötigen kalorien als auch die vitaminversorgung gewährleistet.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Thomas/V.
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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#52

Beitrag von Thomas/V. » So 24. Mär 2013, 09:00

"Paleo" ist schon so eine Art Mode,
Davon mal abgesehen finde ich die Idee an sich ja ganz gut.
Das Problem sehe ich darin, das es unzählige verschiedene Ernährungsweisen/Inhaltsstoffe vor der Jungsteinzeit gab.
Im tropischen Urwald kriegst Du viel mehr an Früchten und anderen Pflanzen zusammen als in der Eiszeittundra. Dort wird man sich zumindest im Winterhalbjahr fast ausschließlich tierisch ernährt haben (Neandertaler bis zu 90%, Eskimos wohl ähnlich).
Es kommt ja auch stark auf den Energieverbrauch an. Am Eisrand und auf der Großwildjagd dürfte der 2-3x höher sein als im Urwald. Also braucht man am Eis viel mehr Fett und Eiweiß, während man im Urwald sehr viel vegetarischer leben kann.
Und in Regionen, wo es viele Gräser gab, wird man eben auch Grassamen gegessen haben, es wurde schon mal ein 30 000 Jahre alter Mahlstein ausgegraben.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

utebo
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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#53

Beitrag von utebo » So 24. Mär 2013, 14:57

Ich muss das auch nicht haben. Hier in Irland wurden die Neolithiker selten älter als 40, die meisten erreichten nicht mal die 30. Da wär ich schon längst weg. :engel:

Nightshade
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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#54

Beitrag von Nightshade » So 24. Mär 2013, 19:32

Sabi(e)ne hat geschrieben::) Bei der Steinzeiternährung gibt's null Getreide, weil es da noch nicht gefunden war:
Das stimmt nicht.

Ich habe mich mit Getreideanbau in der Jungsteinzeit befasst.
Hätte es wer bezahlt, dann gäbe es jetzt eine schöne Arbeit über Getreidepollen in Siedlungen der Jungsteinzeit, inkl. Unterscheidung von verwandten Gräserpollen.
(Das Blöde war halt, dass ich leider ein Einkommen samt Versicherung brauche. Von spannenden Forschungsfragen alleine lebt es sich höchst jungsteinzeitlich.)

Jedenfalls, die Europäer der Pfahlbauzeit bauten Einkorn und Emmer an - wie jedes Schulkind hoffentlich weiß.
Der Roggen wuchs als Beikraut in den Feldern und wurde beiläufig genutzt. Ackerbau ist palynologisch eindeutig belegt, man kennt auch die Bearbeitungsmethode.
In Norditalien gab es auch schon Hartweizen.

Und in Kleinasien ist die Nutzung jener Gräser, aus denen Weizen hervor ging, schon wesentlich älter.
Ebenso lange nutzt man in China den Reis.
Und kaum waren Menschen in Südamerika, ernteten sie auch schon Teosinte, domestizierten daraus den Mais, erfanden einen Schutzgott dafür und huldigten diesem auf recht wildromantische Weise.

Die Leute damals waren bei weitem nicht so blöd wie heutige Ernährungsgurus. Sie fanden alles, was sich essen lässt. Das würde auch dedn ernährungsgurus so gehen, wenn man ihnen ihre Gläubigen wegnehmen und sie ohne Handy im Wald aussetzen würde. Schwups wäre ihnen alles Recht, was böse Kohlenhydrate enthält. Ein Weizenfeld wäre ihnen ein Gottesgeschenk, wenn´s vorher drei Wochen gekochte Rohrkolbenrhizome gegessen hätten.

Man darf also guten Gewissens die bösen Kohlenhydrate essen (zumal sie sowieso in jedem grünen Blattl stecken) und betreibt trotzdem Steinzeitdiät. In diesem Sinne her mit der Pizza - die ist ein uraltes Gericht.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#55

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 24. Mär 2013, 21:38

Steinzeiternährung .....

das ist meines Wissens nach eben nicht der Verzicht auf Getreide - sondern "viel mehr" :haha:

regelmäßiges Hungern
jahreszeitlich ganz unterschiedliche (teilweise einseitige!!) Ernährung

und jede Menge "Füllmaterial"

(Wildkräuter - beeren, -früchte, Nüsse, Pilze und auch Holz - davon hat man in Ötzis Magen gefunden)
war Erde auch dabei?? :hmm:
chlochard hat geschrieben:Man darf es also nicht zu verbissen sehen.
:daumen:

p.s.:
ich hab selber schon Grassamen gegessen - geht ohne weiteres und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Steinzeitmenschen diese Nahrungsquelle nicht verschmäht haben, wo immer sie was davon gefunden haben!
Aber -
und das ist der springende Punkt!!!! -

es war immer nur wenig (bzw. unregelmäßig aber dann viel - beim Fleisch) da!

Tricksen gilt nicht - jeden Tag voller Kühlschrank ist keine Steinzeiternährung.....

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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#56

Beitrag von hobbygaertnerin » Mo 25. Mär 2013, 12:49

Ein Lob auf meinen E-Herd, auf eine warme Stube, auf ausreichende Vorräte an diesem heute bitter kalten Tag Ende März.
Ich freu mich auf eine warme Suppe, mit den Wildkräuter ist leider noch sehr wenig los.
Möchte ich in der Jungsteinzeit leben- diese Frage stellt sich nicht, weil ich jetzt lebe.
Schade, dass die Kochbücher aus der Jungsteinzeit bereits ausverkauft sind, wäre doch interessant, was es damals zum Essen gab.
Nach vielen Stunden heute draussen in dem bitterkalten Ostwind hab ich wenig Bedürfnis in einer früheren Zeit leben zu wollen, weder in der Jungstein- noch in der kleinen Eiszeit im Mittelalter.
Meine Vermutung, über Geschmack lässt sich streiten, aber süss, sauer, bitter war vermutlich schon immer in uns angelegt.

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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#57

Beitrag von fuxi » Mi 27. Mär 2013, 22:07

Paleo/Primal ist zusammengefasst der Versuch der artgerechten Haltung (nicht nur Ermährung) von Homo sapiens.
We have normality. Anything you still can’t cope with is therefore your own problem.

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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#58

Beitrag von fuxi » Di 2. Apr 2013, 17:59

Nochmal ich.
Ich bin mittlerweile bei Tag 14 meines Versuchs. Die Ernährung fällt mir sehr leicht (ist aber wie gesagt für mich auch keine große Umstellung, außer dem Verzicht auf Getreide, Kartoffeln, Zucker und Hülsenfrüchte) und die Reduzierung meines Kaffeekonsums macht auch keine Probleme, sonstige Lebensumstellungen habe ich allerdings auch noch nicht umgesetzt (müsste mal wieder öfter das Fahrrad zur Arbeit nehmen). Ich gehe da aber entspannt ran - probiere auch mal eine selbstgemachte Kartoffel und trinke ein Bierchen oder Met. Bei letzterem hatte ich allerdings subjektiv den Eindruck davon am nächsten Tag Kopfschmerzen bekommen zu haben (und nicht Kater-Kopfschmerzen von zuviel Alkohol :pft: ).
Ob sich bei mir figurmäßig was tut kann ich noch nicht abschätzen ... ich bin konsequente Waagen-Verweigerin und in meine "Test-Hosen" pass ich noch nicht wieder rein. Aber ich merke definitiv, dass sich meine Laune stabilisiert; besonders diese explosive Gereiztheit wenn ich eigentlich was essen müsste ist weg. Ich merke "Hey, was zu essen wäre in nächster Zeit nicht schlecht", aber nicht mehr "Essen! Jetzt! :nudelholz: Sofort Nahrung! Ah, wo bleibt das Essen?!"
Sehr entspannt :)
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Benutzer 1612 gelöscht

Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#59

Beitrag von Benutzer 1612 gelöscht » Fr 5. Apr 2013, 15:53

Hejhej,
ich mache das jetzt auch, seit vier Tagen aber erst.
Erstaunlicherweise esse ich seit gestern nur noch einmal am Tag!
Ich hatte es ja mal mit dieser 1 zu 2-Diät versucht, aber das hat nicht funktioniert, weil ich vor Hunger tierische
Kopfschmerzen bekam. Dieses 1x am Tag essen ist mein Traum, einfach weil man sich dann nicht so viel mit Essen beschäftigt.

Ja, und Fett ist offensichtlich der Trick, viel Fett essen macht super satt für lange Zeit.
Dass ich Kaffee ohne Zucker trinken könnte, hätte ich auch nicht gedacht, fällt mir erstaunlich leicht.

Zum Thread-Titel: Das einzig "unethische" ist das Kokosfett, eines der wenigen pflanzlichen, die bei Paleo okay sind.
Ich ernähre mich streng saisonal, schon länger, aber durchaus mit Konserven. Und da gibt es so viel!
Tomaten, Zucchini, Paprika (eingekocht, getrocknet, als Mark), Pilze, Kräuter (getrocknet oder als "Pesto", einfach mit Salz und Öl),
Frisch bzw. gelagert auch Knollensellerie, Möhren, Wurzelpetersilie, Chicoree...

Ich mache jetzt mal einen Monat so weiter, und gucke mal. Kann mir vorstellen, dass ich paar Hülsenfrüchte mit dazunehme,
und auch mal Käse und Sahne.

Ganz informativ, aber irgendwie seltsam "männlich" finde ich diese Seite: urgeschmack.de

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Re: Ethisch korrekte Ernährung?

#60

Beitrag von fuxi » Fr 5. Apr 2013, 16:29

Stadtgärtner hat geschrieben:Kokosfett
Achte nur drauf, dass du natives nimmst. Aber mit Butter (ok, das ist wohl "Primal", nicht "Paleo") und Schmalz (oder anderen tierischen Fetten) kommt man auch gut aus, wenn man darauf verzichten möchte.
Stadtgärtner hat geschrieben:Ich mache jetzt mal einen Monat so weiter, und gucke mal. Kann mir vorstellen, dass ich paar Hülsenfrüchte mit dazunehme,
und auch mal Käse und Sahne.
Rohmilch (oder wenigstens nicht homogenisiert), hochfette Käse, Sahne und Butter gehören bei mir (Primal) dazu. Ich bin jetzt bei Tag 17 und komme super klar damit.
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