Begriffsdefinition Selbstversorgung

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ahora
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Re: Begriffsdefinition Selbstversorgung

#21

Beitrag von ahora » Mi 27. Mär 2013, 22:30

interessante diskussion.

ich habe auch ähnliche gedanken wie landfrau - z.b. beim zukauf von hühnerfutter oder zucker für marmelade etc. oder für meinen garten musste ich erstmal erde kaufen - lasterweise - da der boden blanker fels war und am anfang auch kompost etc. aber mittlerweile läuft er fast rund und was war das so schön, als vor zwei jahren die fährarbeiter streikten, kein nachschub vom festland kam und die regale im supermarkt - gerade frisches gemüse und obst, sich ruckzuck leerten, auf meinen garten zurückgreifen zu können, ich hatte sogar derzeit so reichlich, dass ich meine nachbarn noch mitversorgen konnte.

klar im endeffekt ist der selbstversorgeranteil äußerst gering, aber wie schön ist es z.b. einigen hühnern ein schönes leben zu ermöglichen und eier zu <ernten> - wobei der zukauf an hühnerfutter um so niedriger ist, je weniger man hat, wenn man nicht selbst getreide etc. anbaut. so ein paar hühner kriegt man so nebenbei satt.

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ahora
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Re: Begriffsdefinition Selbstversorgung

#22

Beitrag von ahora » Mi 27. Mär 2013, 22:45

Nightshade hat geschrieben:
Die lieben Kinder hassen mich übrigens dafür. Ich bin die grausliche Frau, die Tierkot kauft, diesen in den Garten trägt, dann das Gemüse von dort isst und außerdem behauptet, dass man sowas "düngen" nennt und dass es ganz normal ist. Wääääh.
Käseherstellung stinkt. Wääääh. Tiere kacken. Wääääh. Und Insekten sind auch im Garten. Bienen und so. Iiiiiiih. Fleisch riecht garstig, das kann man doch nicht mit bloßen Händen anfassen. Quaaaaak.
Warum machen Sie eine Tasche? Sie könnten doch eine kaufen! Das ist Rindsleder? Wäääääh, wie das stinkt! (Vegetabile Gerbung, Anm.)

nightshade - ich glaube, ich lebe in einer anderen welt :lol: - hier wundert sich kein erwachsener und kein kind, wenn ich mit pferdeäppeln und hühnermist dünge. im garten wimmelt es von heuschrecken in allen größen, riesigen hummeln, bienen, geckos, käfern, etc. - alles ganz normal - meine nachbarn nehmen gerne meine düngetipps an. nachdem sie sahen, dass bei mir alles dickfett grün ist, düngen sie auch mit kompostierten pferdemist etc.

in deutschland hatte ich oftmals ganze horden von kinder, die mir unbedingt bei der gartenarbeit helfen wollten - und obwohl es bei mir ab 2 kinder recht strenge regeln herrschen, kamen sie immer sofort angerannt, wenn sie mich im garten sahen um mir zu helfen. das war zwar für mich anstrengend, aber auch sehr schön. einige haben sich danach selbst kleine gärten angelegt - anstatt rasen. oder auch hühner angeschafft. viele unserer nachbarn in deutschland haben hühner, weil sie merkten, dass hühnerhaltung recht unproblematisch ist, wenn man ein paar einfache regeln beachtet - z.b. fuchs- und mardersichere ställe.

lg ahora

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Re: Begriffsdefinition Selbstversorgung

#23

Beitrag von Bunz » Do 28. Mär 2013, 07:18

Selbstversorgung ist schon mal, daß man weder hungert noch friert, wenn der Supermarkt zumacht und der Strom ausfällt :)
lg
Bunz
Und dann noch eine kleine Bitte an die Macher: Bitte oben das "V" durch "F" ersetzen.
Ja, ja, ja, wir machen alle Fehler, aber in der Überschrift tut's halt irgendwie weh.
Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche und nicht durch die Apotheke.
Sebastian Kneipp

Nightshade
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Re: Begriffsdefinition Selbstversorgung

#24

Beitrag von Nightshade » Do 28. Mär 2013, 08:50

ahora hat geschrieben: in deutschland hatte ich oftmals ganze horden von kinder, die mir unbedingt bei der gartenarbeit helfen wollten - und obwohl es bei mir ab 2 kinder recht strenge regeln herrschen, kamen sie immer sofort angerannt, wenn sie mich im garten sahen um mir zu helfen. das war zwar für mich anstrengend, aber auch sehr schön. einige haben sich danach selbst kleine gärten angelegt - anstatt rasen. oder auch hühner angeschafft. viele unserer nachbarn in deutschland haben hühner, weil sie merkten, dass hühnerhaltung recht unproblematisch ist, wenn man ein paar einfache regeln beachtet - z.b. fuchs- und mardersichere ställe.
Ach weißt du....

Bei mir sind Kinder am Zaun hochgeklettert und haben die Äste von den Obstbäumen abgebrochen, um an die Früchte zu kommen. Zufällig war ich einmal anwesend und hab ihnen den Schäferhund nachgehetzt. Dann war Ruhe.
Hätten sie an der Gartentüre gefragt, hätte ich ihnen so viele Früchte geschenkt, wie sie mitnehmen können. Darum wäre es mir nicht gegangen. Aber den Baum beschädigen und große mengen Früchte einfach stehlen - nein.

Die Eltern meiner Schwägerin haben sich den Traum einer kleinen Selbstversorgung realisiert: 1 Haus mit Nebengebäuden, 1 Acker, Hühner.
Letzten Herbst waren alle Hühner weg bis auf eines. Welch seltsamer Fuchs muss das sein, der absolut keinen Lärm macht und nicht eine einzige Feder ausrupft. Wo einfach nur die Hendln in der Früh nicht mehr im Stall sind.
Das eine Huhn bleibt nun ein Einzelkind, denn ein einbruchssicherer Stall mit Videoüberwachung geht den Schwiegereltern doch zu weit.
Ist auch ein Grund, warum ich keine Hühner halten kann. Ich wohne nicht im Garten und wenn ich nur täglich zum Füttern komme, wären binnen einer Woche keine Hendln mehr da. Außer ich baue eine Art Internierungslager mit allseitigem Stacheldrahtverhau.

Mein Freund hat um sein Grundstück nur eine dichte Hecke, keinen Gitterzaun. Alle Stachelbeeren waren eines Tages weg. Alle Nüsse. Alle Kürbisse. Genau wie bei der Schwägerin gab es keine Spuren. Keine aufgenagten Nüsse, kein Verbiss, gar nix. Einfach nur alles weg.

Kinder, die bei der Arbeit mithelfen wollen, kenne ich keine. Sie verbringen ihre Zeit durchwegs mit "chillen und abhängen".

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Re: Begriffsdefinition Selbstversorgung

#25

Beitrag von Olaf » Do 28. Mär 2013, 09:43

Zufällig war ich einmal anwesend und hab ihnen den Schäferhund nachgehetzt. Dann war Ruhe.
Jetzt weiss ich endlich, warum ich, nur weil ich einen DSH habe, bei der Gemeinde ein polizeiliches Führungszeugnis abgeben musste.
:ohoh:
Edit : @Bunz UNterschwellig, beim Überfliegen hab ich gestern abend gedacht, da stimmt was nicht, aber dann war ich schon weiter geflogen. Danke. Oben hab ichs geändert...
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Olaf
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Re: Begriffsdefinition Selbstversorgung

#26

Beitrag von Olaf » Do 28. Mär 2013, 10:52

Um das mal noch zu ergänzen:
Eine vorsätzliche Straftat begeht zum Beispiel jeder, der seinen Hund auf einen Menschen hetzt. Selbst wenn dies in Verteidigungsabsicht geschieht, weil man den eigenen Hund nachts auf einen Einbrecher hetzt, bleibt es so lange eine Straftat, bis man eine notwendige Selbstverteidigung beweisen kann.
http://www.baak-dogwalker.de/artikelmaerz12.php
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Begriffsdefinition Selbstversorgung

#27

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 28. Mär 2013, 10:56

Da war doch mal so ein Satz - eine These hier im Forum...
oder??

in etwa "man macht sich seine Realität selber" oder der Empfänger einer Botschaft bestimmt deren Inhalt

oder wie war das??

ich kriegs nimmer zsam, aber irgendwie fällt mir jetzt gerade eine neue Antwort ein auf die Frage "Was ist SV?"

lebt ein Mensch isoliert von den Mitmenschen, oder sind wir am Ende doch irgendwie "alle eins"
Ich meine: geht es überhaupt, dass ich mich selber versorge, solange neben mir jemand hungert (egal wonach)

ich denke: nein

Wenn ich mich selber versorgen will, muss ich die ganze Welt versorgen - denn die Welt versorgt mich.

ist eine totale Illusion, dass ein Mensch irgendwo isoliert von den anderen existieren könne.
Zumindest von der großen Mutter Natur sind wir immer abhängig und es hängt von ihrer Gnade ab, ob sie uns "uns selber versorgen" lässt oder nicht.

hm

Rati
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Re: Begriffsdefinition Selbstversorgung

#28

Beitrag von Rati » Do 28. Mär 2013, 11:35

Nightshade hat geschrieben:
Rati hat geschrieben: Und wer jetzt Jogurt aus gekaufter Milch und gekauften Jugurt machen kann, der hat damit das Grundwissen um im Notfall auch aus der Milch der Selbstversorgenachbarskuh ohne gekaufte Kulturen Jogurt zu machen.
Verzeih. Wenn ich die Besitzerin der "Selbstversorgenachbarskuh" bin, dann hau ich dich raus samt deinem Joghurtherstellungs-Wissen. Selbstloses Teilen macht nicht reicher, wenn es hart auf hart geht...
:hmm:
ja, damit bestädigst du meinen Vermutung das ihr zwei (landfrau und du) zu glauben scheint 100% Selbstversorgung wäre eine Sache die nur mit einer Person oder einer Familie zu tun hat.
Sorry, das sehe ich ganz anders. SV braucht eine Gemeinschaft. Eine Familie alleine kann gar nicht alles (von der Eisenerzverhüttung bis zum Stoffe färben) erledigen.
Und so wars gemeint, nicht die Milch des Nachbarn erschnorren, sonder Aufgabenteilung in der SV Gemeinde.
So wie ihr euch das denkt, werden es am Ende ja doch bloss wieder Großbauern mit Knechten die auf das Gesinde schießen das ihre Kartoffeläcker nachstoppelt. :aeh:

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

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Re: Begriffsdefinition Selbstversorgung

#29

Beitrag von daemo » Do 28. Mär 2013, 11:46

also grundsätzlich stimme ich LF und nightshade zu, eine 100% Selbstversorgung würde auch bedeuten sich die stricknadeln selbst herzustellen und das eisenerz für den hammer selber zu schürfen und im hochofen einzuschmelzen. das ist weder möglich noch sinnvoll als einzelperson oder familie ( erst ab einer gewissen größe der gruppe wäre sowas schaffbar ).
was wir hier betreiben ist allerdings dennoch selbstversorgung. ein normaler mensch geht alle paar tage oder einmal die woche einkaufen. wenn wir obst und gemüse anbauen dann können wir die zeiträume bis zum nächsten einkauf vergrößern. klar müssen wir die hacke zum umgraben des gartens kaufen, allerdings müssen wir diese nur alle paar jahre ersetzen und müssen nicht mehr regelmäßig einkaufen gehen um an gemüse zu kommen. kaufe ich futter für die hühner muss ich nicht mehr regelmäßig neue eier kaufen sondern kaufe in größeren abständen große futtermengen. oder ich kaufe die werkzeuge die nötig sind um das futter selbst anbauen zu können. dann vergrößern sich die einkaufsabstände noch weiter. egal ob es dadurch teurer wird für mich oder günstiger.
jemand der 0% selbstversorgung hat, ist auf just-in-time lieferungen von den geschäften angewiesen und kann ohne vorratshaltung nur tage ohne geschäfte auskommen. jemand mit teilweiser selbstversorgung kann wochen oder monate ohne geschäfte auskommen. wer alle lebensmittel selbst herstellt sogar jahre, eben bis zum ausfall der werkzeuge, kleidung oder gebrauchsgegenstände durch verschleiss.
der wortsinn von selbstversorgung bedeutet für mich unabhängigkeit von externen lieferungen (also von lieferungen die von ausserhalb der gemeinschaft kommen. egal ob man jetzt eine einzelperson, familie oder eine dorfgemeinschaft ist). man versorgt sich selber. durch strecken der zeiträume bis ich wieder auf externe lieferungen angewiesen bin erhöhe ich meine autarkie und somit meine selbstversorgung.

was die herstellung von joghurt aus gekaufter milch und gekauften lab angeht: es erhöht nicht die zeit bis zum nächsten einkauf. ob ich die zutaten kaufe oder das fertige produkt macht aus sicht der selbstversorgung keinen unterschied. die einkaufszeiträume bleiben gleich. was sich ändert ist die anhäufung von wissen und fähigkeiten der selbstversorgung. wenn ich gelernt habe joghurt selber zu machen und bei einer anderen gelegenheit gelernt habe wie ich die zutaten selber herstelle kann ich bei bedarf die werkzeuge und tiere kaufen die ich für die herstellung der zutaten benötigen würde. ich habe also etwas gelernt das ich zur selbstversorgung nutzen könnte wenn ich denn wollte. das fällt also in die rubrik vorbereitende handlungen zur selbstversorgung

Nightshade
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Re: Begriffsdefinition Selbstversorgung

#30

Beitrag von Nightshade » Do 28. Mär 2013, 12:20

@rati
Die Aufgabenverteiler werden bald feststellen, dass Leute eben nicht gleich sind.

Es gibt Menschen, die freiwillig ständig lernen und arbeiten.
Und dann gibt es andere, die tun das nicht. Entweder weil sie es nicht können oder weil sie es nicht wollen.

In einer Gemeinschaft kannst du erstere als gleichberechtigte Partner brauchen, zweitere aber nicht. Erstere kommen allerdings nicht auf die Idee, eine Kommune zu gründen. Die gründen eine Firma. Sie sind sind selbstständig, dh. sie hackeln selbst und ständig.
Die Zweiteren könntest entweder auf dem von dir erwähnten Stoppelfeld erschießen, was manchmal - nicht immer - Ressourcen vergeuden würde. Oder du teilst sie für Arbeiten ein.

Meine Erfahrung: "Bitte schließt mal wer das Fenster?" ist falsch kommuniziert. Wenn ich will, dass das Fenster geschlossen wird, muss der Satz lauten: "XY, schließ das Fenster!" Und warum soll ich das Fenster selber schließen, da ich zu tun habe, XY aber müßig ist?

Auf keinen Fall darf man darauf warten, dass "die Gemeinschaft" von sich aus die Welt in Ordnung hält. Das tut sie heute nicht und das wird sie nach dem Big Bang noch weniger tun.

Ich kenne Landfrau nicht, sie scheint aber eine realistisch und wirtschaftlich denkende Person zu sein. Du liegst falsch - wir glauben beide nicht, dass eine Person sich selbst versorgen kann. Deswegen finden wir das Wort "Selbstversorgung" für 2 Marillenbäume und ein Tomatenbeet ja unpassend.

Du lebst derzeit in einer Gemeinschaft, die alle Aufgaben von der Eisenerzverhüttung bis zum Stoffe färben aufgeteilt hat. Global und sehr gründlich aufgeteilt. Die schwere Arbeit im Bergbau machen jene, die nicht den Background oder das Hirn haben, Chirurgen zu werden.

Genau diese Hackordnung hättest du sehr bald auch in deiner SV-Gemeinschaft. Wer nur zum Ausmisten taugt, wird Knecht. Wer die zahllosen Details der Viehzucht begreift, wird Viehzüchter. Einer gerbt Leder (und stinkt), der Nächste hat geschickte Hände und Pferdeverstand - der macht dann Sättel. Und schon sind unterschiedliche Gewerbe wieder da, die unterschiedliche Wertschätzung finden werden. Der schöne Sattel kann zwar nicht entstehen ohne das Leder, aber er ist dennoch ein höherstehendes Produkt, das mehr Wissen und mehr Arbeitsschritte erfordert.

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