Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

hier wird gesponnen
Sabi(e)ne
Beiträge: 8711
Registriert: Di 3. Aug 2010, 16:34
Wohnort: Weserpampa

Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#31

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 20. Feb 2013, 20:47

;) Ich wasche schnell und brutal mit viel Spüli, sehr viel - weil es dann eben nicht filzt, solange das Spülwasser die gleiche Temperatur hat wie das Waschwasser.
Wenn mir beim Spinnen was zu trocken ist, nehme ich einen stark verdünnten silikonfreien Leave-in-Hair-Conditioner (diese Dinger für leichte Kämmbarkeit), oder noch mehr verdünntes Badeöl (wasserlöslich).
Olivenöl mit Wasser verharzt mir zu schnell, und ich mag die grüngelbe Farbe auch nicht auf der Wolle.

Rohwolle in Kissenbezug & WaMa hab ich nur einmal gemacht (mit Perwoll), das fand ich nicht befriedigend, ebenso sortierte Locken in Wäschenetz eingerollt, das ist absolut ZU fettfrei und zu filzig für meinen Geschmack, sogar im kalten Handwaschgang.
Bei ganz toller Wolle bleib ich bei der Margret Stove Methode des Einzellockenwaschens auf Seifenstück, weil das wirklich am schnellsten und ordentlichsten wird.
Ist für ganze Vliese natürlich nicht die Wahl.
ich denke auf Dauer wirst du nicht mit Handkarden arbeiten, sonst kannst du deine Arme bald mit denen von Leuten aus der Muckibude messen.
Ääääh, dann macht man aber was falsch, da kommt doch kaum Zug drauf, das geht doch alles locker-flockig aus dem Handgelenk. Die Zähne der Karden dürfen sich ja nicht berühren :eek:
Bei der Maschine muß noch ne Scheckkarte berührungslos durchpassen, und so sollte das bei Handkarden auch sein.
Beim Wolle kämmen - da hast du recht, das war nicht umsonst Männerarbeit, schon weil die Kämme so schwer sind.
Kardieren tut man ja für Streichgarne, ich gehör halt zur Kämmfraktion für unfluffige fieselige Kammgarne. ;)
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

Benutzeravatar
Zacharias
Beiträge: 4036
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 22:11
Wohnort: Estland

Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#32

Beitrag von Zacharias » Mi 20. Feb 2013, 22:07

@ Little Joe
Locker in Feinwaschnetze rein und dann im Wollwaschgang. Filzen tut da bei deutscher Wolle (Ausnahme Merino) nichts. Die Wolle kommt zwar als Klumpen raus, aber wenn man sie gleich in kleinen Flocken auseinander zieht, ist sie schön locker und man bekommt so gleich noch den restlichen groben Dreck raus. Wenn Wolle nicht arg verschmutzt ist, klappt das hervorragend. Bei weißer Wolle mit extrem dunklen Spitzen weiche ich vorher noch ein.

@ Sabine
Für meine Begriffe sind Handkarden was für Selbstkasteiung. Das hat auch nichts mit Technik zu tun, klar, man kann es auch falsch machen, dann ist es noch härter. Aber kein Wunder, dass du da anderer Meinung bist.
Grüße,
Birgit

Benutzeravatar
Reisende
Beiträge: 4268
Registriert: Fr 20. Jul 2012, 15:05
Wohnort: Altmoränenlandschaft in Klimazone 8a

Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#33

Beitrag von Reisende » Mi 20. Feb 2013, 22:24

wama hab ich mich nicht getraut. hab das in einer großen bütt gemacht, wasser aus der regentonne geholt (jedenfalls fürs kalte einweichen). aber ich hab mir die kleine 30 jahre alte schleuder von meiner mum geliehen, damit hab ich die wolle 2x geschleudert (1x nach dem ersten einweichen und ganz zum schluss nochmal). so ein dingens hier.
die wolle ist immernoch ziemlich fluffig.
und zacharias du hast recht gehabt, sieht schön weiß und sauber aus jetzt. nur ganz wenige stellen haben einen leichten gelbstich beibehalten. :daumen:

das mit den handkarden werd ich dann ja sehen. ich bin ja kein profi-produzent, und bevor ich wieder nen haufen kohle für so ne maschine ausgeb, probier ich es erstmal auf die unbequeme weise. spinnrad is teuer genug. ;) für meine zukünftigen 3 schäflein wirds schon langen hoff ich.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Sabi(e)ne
Beiträge: 8711
Registriert: Di 3. Aug 2010, 16:34
Wohnort: Weserpampa

Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#34

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 20. Feb 2013, 23:48

@Birgit: :lol: die einzige Selbstkasteiung, die ich kenne, ist Flachs oder Hanf naß spinnen.
Dafür bedarf es entweder einer dringende Notwendigkeit, oder man wird gezwungen, aber ich kenn niemanden, der freiwillig ohne Not naß Flachs spinnt, außer für akademische oder persönliche Versuche.
Wer das mal für mehr als ein paar Stunden gemacht hat, versteht, warum spinnen im Arbeitshaus so ein Schrecken war (ohne erreichte Tagesmenge in passender Dicke gab es nichts zu essen...dito in Wollspinn-Arbeitshäusern in GB)
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

Benutzeravatar
Zacharias
Beiträge: 4036
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 22:11
Wohnort: Estland

Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#35

Beitrag von Zacharias » Mi 20. Feb 2013, 23:55

@ Reisende
Ich habe eine Trommelkarde, aber die nutze ich nur um Farben oder Fasern zu mischen. Ansonsten nehme ich ganz unprofessionell aber billig einen Hundekamm. Viel Abfall, aber wunderbares Ergebnis. Man muss auch nicht unbedingt Wolle kämmen vor dem Spinnen, auch aus der Flocke wird das gut. Gekämmt gibt es halt ein glatteres Garn.
Grüße,
Birgit

Sabi(e)ne
Beiträge: 8711
Registriert: Di 3. Aug 2010, 16:34
Wohnort: Weserpampa

Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#36

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 21. Feb 2013, 00:14

Gekämmt gibt es halt ein glatteres Garn.
Nicht nur - es ist auch "worsted" gesponnen ein deutlich dichteres Garn - höhere Isolation beim fertigen Kleidungsstück, und bei passender Strickdichte nahezu wind- und wasserdicht.
Streichgarn ist schön fluffig und leicht, aber sehr winddurchlässig, das taugt nicht für Arbeitszeug.
Und die Lace-Teile gehen mit fluffigem Garn auch nicht, weil das Muster dann nicht rauskommt.
Die italienischen Kammgarn-Anzugsstoffe sind nicht umsonst so teuer, alles eine Frage der Technik und des Aufwands.
Beim genannten Einzel-Locken-Waschen plus Kämmen bleiben von 100g Rohwolle nur knapp 20% am Ende im fertigen Garn übrig - teuer.
Aus dem Rest kann man noch 50% für Streichgarne oder gute Filze retten.
Wolle wird trotz gestiegener Preise immer noch gnadenlos unterbezahlt - exzellente Qualität wird immer noch nicht angemessen bezahlt in D. Und ist auch kaum zu bekommen in D, und schon gar nicht von seltenen Rassen.
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

Benutzeravatar
Reisende
Beiträge: 4268
Registriert: Fr 20. Jul 2012, 15:05
Wohnort: Altmoränenlandschaft in Klimazone 8a

Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#37

Beitrag von Reisende » Sa 23. Feb 2013, 14:43

Sabi(e)ne hat geschrieben: Nicht nur - es ist auch "worsted" gesponnen ein deutlich dichteres Garn - höhere Isolation beim fertigen Kleidungsstück
Das würde ich in dieser absolutheit nicht so stehen lassen. Streichgarn füllt die Lücken im strickstück nach einiger Zeit mit aus. Ist natürlich nicht mit deinen Ganseys oder wie die Dinger heißen zu vergleichen, ergibt aber auch eine gute dichtigkeit.

Btw, meine Karden sind heute gekommen :michel:
Hier das erste Ergebnis. Ich bin total angefixt! :lol: anstrengend finde ich es bisher nicht, hab jetzt aber auch noch nicht sooo lange dran gesessen. Ich halte die linke relativ senkrecht, dadurch nutze ich bissel die Schwerkraft.

Bild

Birgit, ich hab gesehen, dass es von ashford auch noch kleinere karden gibt, die wesentlich weniger wiegen. Damit schafft man natürlich nicht dieselbe Menge, aber vll sind die für kleine zarte Personen besser geeignet.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Benutzeravatar
Zacharias
Beiträge: 4036
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 22:11
Wohnort: Estland

Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#38

Beitrag von Zacharias » Sa 23. Feb 2013, 15:19

Birgit, ich hab gesehen, dass es von ashford auch noch kleinere karden gibt, die wesentlich weniger wiegen. Damit schafft man natürlich nicht dieselbe Menge, aber vll sind die für kleine zarte Personen besser geeignet.
Mag sein, aber ich bleibe bei meinen Hundekämmen, das Ergebnis ist einfach besser. Die meiste Rohwolle kämme ich gar nicht erst, aus der Wama kommt sie ohnehin recht fluffig raus.
Grüße,
Birgit

Sabi(e)ne
Beiträge: 8711
Registriert: Di 3. Aug 2010, 16:34
Wohnort: Weserpampa

Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#39

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 23. Feb 2013, 16:21

Reisende, guck mal hier:
http://www.youtube.com/watch?v=ewilcu4ICis
4 sehr berühmte Damen und keine kardiert wie die andere.... :lol:
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

Benutzeravatar
Little Joe
Beiträge: 5240
Registriert: Di 3. Aug 2010, 20:08
Familienstand: verpartnert
Wohnort: Eifel Klimazone 7a

Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#40

Beitrag von Little Joe » Sa 23. Feb 2013, 19:22

Sabi(e)ne hat geschrieben:4 sehr berühmte Damen und keine kardiert wie die andere.... :lol:
... die aus Südamerika ist ja cool, habt ihr gesehen was für einen langen Auszug die macht und wie lang sich die Spindel dreht :bet:
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

Antworten

Zurück zu „Spinnstube“