Meine Tochter (6 Jahre) bekam am Freitag zu ihrer (bei mir mitlaufenden) Wachtel noch 4 "gebrauchte" eines Bekannten vom Frühjahr dazu. Eine aus der Gruppe wurde vor kurzem schlilmm gehackt, so dass die erlöst werden musste. Die 4 neuen kamen gemeinsam mit ihrer 1. Wachtel in einen Stall und vertrugen sich gut.
Sonntag früh war eine ihrer Kopffedern beraubt und hatte einen Tropfen Blut genau über dem Schnabel. Sie kam sofort separat in die Krankenstation, konnte jedoch heute Abend wieder in die Gruppe eingegliedert werden.
Leider wusste ich Sonntag früh noch nicht, welche Wachtel die Schuldige war. Nach dem Familienausflug saß die 1. Wachtel meiner Tochter mit blutüberströmtem Kopf und zugeklebten Augen in der Ecke. Wäre es nicht die Lieblingswachtel der Kleinen gewesen hätte ich sie mitsamt der Hackerin fürs nächste Mittagessen vorbereitet. Die Schuldige war diesmal eindeutig am blutverschmierten Schnabel und Brustgefieder zu identifizieren. Sie bleibt jetzt für den Rest ihrer Zeit in Einzelhaft. Sollte sich herausstellen dass sie noch gut legt darf sie noch eine Weile weiter legen. Ansonsten wartet der Teller auf sie.
Bei der schwer verletzten konnten wir nicht mehr als beten und ihr Wasser direkt an den Schnabel zu halten, damit sie ein wenig trank. Sie ließ den Schnabel immer wieder auf meiner Hand ruhen um den Kopf nicht halten zu müssen.
Sie kam in den Keller (wärmer als draußen aber ohne großen Temperaturschock) in einen kleinen Karton mit Tüchern am Boden um keinen Staub in die Wunden zu bekommen. Oben mit einem beschwerten Gitter abgedeckt. Futterpellets auf die Tücher und nachts um 1 Uhr noch mal runter zum Wasser geben das sie sehr gerne nahm.
Am Montagmorgen war sie bereits so fitt dass sie sich ängstigen und flattern konnte, sie war immer noch blind, wieviel sie hören konnte war nicht ganz zu erkennen. Wasser nahm sie aufgrund der Panik nicht mehr auf der Hand an, wir konnten nur noch beten. Es blutete an zwei Stellen am Kopf noch leicht nacht. Sie schlief viel mit dem Kopf im Rückengefieder.
Bis zum Abend hatte es ganz aufgehört zu bluten und sie konnte sich - immer noch blind - in ihrer Kiste orientieren indem sie jedesmal nach dem Hineinsetzten erst alle Wände mit dem Schnabel abtastete. Sie schien auch zu fressen und das Wasser gefunden zu haben.
Dienstag früh kaum Veränderungen. Sie war jedoch wieder normal kräftig und beweglich. Wir planten für den Abend, wenn die Kopfwunden mit Sicherheit nicht mehr offen wären, einen Kamillenumschlag auf den Kopf zu machen. Sie zeigte weniger Angst, schien das Herausnehmen zu kennen.
Dienstag Abend - also vor wenigen Stunden - machten wir den warmen Kamillenumschlag und sie machte richtig schön mit, schien zu merken dass es ihr gut tat.
Das rechte Auge scheint kaputt zu sein, sie hat es zwar nicht geöffnet, doch man kann keine Umrisse des Augapfels und auch keine Bewegungen unter den Liedern erkennen. Das linke Auge bewegte sich nach der Kamillenbehandlung unter den Liedern, also machten wir geduldig weiter und sie machte auch sehr geduldig mit. Bis sie das Auge dann schließlich halb öffnete und eine wunderschöne, schwarz glänzende Augenkugel sichtbar wurde. Wir machten sofort halbdunkel. Sie sieht auf diesem Auge, ist noch ruhiger geworden und vorerst über Nacht im gleichen Karton wie bisher. Völlig angstfrei und neugierig schaute sie uns und ihre Behausung an. Morgen bekommt sie ein größeres Domizil, ebenfalls halbwarm und schön hell wenn die Regenwoken weiter ziehen.
Sollte das Auge morgen noch nicht ganz geöffnet sein bekommt sie einen weiteren Kamillenumschlag zur Hilfe. Da die bisherigen Kopfverletzungen bei meinen Wachteln stets sehr schnell verheilten werde ich keine weiteren Medikamente anwenden.
Das Glück meiner Tochter ist natürlich übergroß, da ich sie ja auch darauf vorbereitet hatte, dass es einer blinde Wachtel auf dem Teller am Besten geht. Nun ist ihre Lieblingswachtel mit sehr guten Chancen auf dem Weg der Besserung. Und als Sahnehäubchen bekam sie von ihren insgesamt 5 Wachteln heute Abend auch noch 3 Eier. Nur die 2 geschundenen legten nicht. Da z.Zt. von meinen 19 legereifen nur eine legt und die anderen noch in der Mauser sind, freut sich meine Tochter natürlich besonder über ihre 3 Eier.
Was so ein kleines Mädchen da tapfer ertragen muss wenn es die ersten eigenen NUTZtiere bekommt! Aber heute ist wieder alles gut und sie kann auch wieder im eigenen Bett schlafen
Mich hat einmal mehr die Dankbarkeit des krankes Tieres für die empfangene Hilfe gerührt. Das erlebte ich schon so oft, egal welches Tier. Menschen sind da oft nur mürrisch weil sie neben ihrem Elend die Hilfe gar nicht richtig wahrnehmen oder sie für selbstverständlich halten. Von diesen Tieren will ich lernen!