Tiere ohne Stall halten

zaches
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Re: Tiere ohne Stall halten

#21

Beitrag von zaches » Mi 6. Feb 2013, 08:47

Als ich anfing mit der Tierhaltung (erst Jahre später sind wir hier auf den Hof gezogen) habe ich mich gefragt: warum bauen wir den Tieren Ställe?
Ich kam zu folgenden Antworten:

1. wir halten tiere, die den Winterrung hier nicht gewachsen sind.
2. Mädchen wollen gerne etwas für ihre PFerde tun (misten=Ausdruck von LIebe)
3. wir haben Weiden, die keinerlei Schutz bieten. ALso kein Waldrand, kein Dickicht, keine dem Wind abwandte Bergseite, .....
4. wir denken, das war ja immer so und machen einfach
5. es ist praktischer und bequemer für den Menschen im Winter im Stall zu melken, zu striegeln, die füttern, zu kontrollieren, zu ..... als draußen bei Dauerregen, Eis und Schnee und heftigem Wind.
6. kranke/liebgewonnene/schwache/profitorientierte Tiere wollen wir nicht dem "survival of the fittest" aussetzen.
7. wir vermenschlichen die Tiere.
8. ....

Naja - auf jeden Fall war das eine ganze Liste, mit der ich mich persönlich beschäftigt habe.
Es kam noch eine lIste hinzu - die LIste des Weidemanagements....

1. Hühner bekommen Legenester, damit das Pferd nicht auf die Eier tritt. Meine Hühnerlegen im Sommer aber lieber draußen in die Vegetation - die reichlich vorhanedenist - also habe ich irgendwann denn Haupthühnerhof von 1000qm durch einen Zaun von Pferd und Schaf getrennt.

2..... usw.

es macht Sinn gewissen Dinge nochmal zu überdenken. Auch so eingefahrene Dinge wie : "pferde brauchen eine Box"
ICh versuche meine Weiden so zu gestalten, daß die BIester drauf finden, was sie brauchen - da gehört auch ein windschützender Platz dazu. Sowohl gegen den eisigen, aber trockenen Ostwind, als auch gegen den meist feuchten bis nassen Westwind.

Und dann kommtdas Beobachten der Tiere:
wir haben ja einen schönen Stall/Unterstand gebaut bekommen für die Schafe von der Schulklasse meines SOhnes. Da liegen die Schafe nur drinn oder daneben, wenn es der schattigste Platz ist. Schlafen? lieber draußen! Lammen? ja, eins hat da mal drinne gelammt.

Jetz haben wir draueßn schon 15 cm NEuschnee und ich bin gespannt, wenn es hell ist, wo ich meine Schafe finde :)

lg, zaches
"Erdachtes mag zu denken geben, doch nur Erlebtes wird beleben." Paul von Heyse

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Goldhofer

Re: Tiere ohne Stall halten

#22

Beitrag von Goldhofer » Mi 6. Feb 2013, 10:38

Sabi(e)ne hat geschrieben:Ich finde Tiere ohne Unterstand halten brutal.
Die meisten Weiden hier haben keine Schattenbäume oder einen regenfreien Bereich - wie sollen sie sich dagegen wehren?
Schatten/Windschutz und trockener Unterstand in ausreichender Größe sind in meinen Augen neben vernünftigem Futter die basics.
Wer das nicht bieten kann, sollte keine Tiere halten.
Sie können in Menschenhand der Situation nicht entkommen - also muß man sich kümmern.
Und grad Geflügel ist ja nun sehr gern Beute für die Greife & Füchse - auch da ist der Mensch in der Verantwortung.
Tiere ohne Unterstand auf einer offenen Weidefläche ist Tierquälerei, da dürften sich alle einig sein. Tanja ging es da mehr um den gemeinsamen Weidegang.
Wir haben ja schon für alle Tiere geeignete Unterkünfte. Die Pferde haben ihren Offenstall, die Ziegen einen ausgebauten Hanomag-Wohnkoffer, die Hühner ihre Gartenlaube.
Hühner und Pferde laufen bei uns ja auch frei und zusammen. Bei den Hühnern allerdings nur kontrolliert, wenn wir selbst auf dem Gelände sind, da wir hier einen jungen Habicht haben, der noch recht wenig Respekt vor Menschen hat. Deswegen haben wir auch den überdachten Freilauf für die Hennen gebaut. Der Fuchs war auch schonmal da, hatte aber keinen Erfolg.
Es geht also hauptsächlich um die Ziegen, die ja mit den Pferden als Freigänger auf deren Weiden könnten. Im Moment haben die ein eigenes Gehege. Unsere Weiden haben wir so abgesteckt, dass die Grenze auf mehreren Seiten ein wenig in den Wald hineinreicht. Es gibt also immer Schatten und Schutz für die Tiere.
Das Doofe an der Sache mit den Ziegen ist aber, dass die alles mögliche wegknabbern :dreh: :ziege: :bang: und wir sind hier gerade im großen Stil am Renaturieren und bauen an allen Ecken und Enden irgend was an. Sobald die Ziegen frei laufen müssten wir also alles was nicht Weide ist einzäunen... :) Da beisst sich irgendwie die Katze in den Schwanz.

Goldhoferin

Re: Tiere ohne Stall halten

#23

Beitrag von Goldhoferin » Mi 6. Feb 2013, 14:27

zaches hat geschrieben: es macht Sinn gewissen Dinge nochmal zu überdenken. Auch so eingefahrene Dinge wie : "pferde brauchen eine Box"
ICh versuche meine Weiden so zu gestalten, daß die BIester drauf finden, was sie brauchen - da gehört auch ein windschützender Platz dazu. Sowohl gegen den eisigen, aber trockenen Ostwind, als auch gegen den meist feuchten bis nassen Westwind.
So, und genau das ist es!!
Ich werde mich hier nicht mehr zu dem Thema Tierquälerei äußern. Wie wir es handhaben, ist den vorher geschriebenen Zeilen zu entnehmen. Bitte nicht nur die Überschrift lesen ;)

Wie viele Pferde fristen ihr Dasein auf 3x4 m innen und das selbe draußen - Tag ein, Tag aus!?

Mir gefällt sehr, was Zaches schreibt! Denn das entspricht genau auch unserem Denken und Handeln. Wir wollen Wege gehen, die nicht nur dem Menschen dienen, sondern den Tieren ein einigermaßen natürliches Leben ermöglicht. Wir verkomplizieren alles zu sehr. Dabei könnte es doch so einfach sein ;) Ich glaube, da ist Zaches uns schon einen ganzen Schritt voraus!

Bei uns haben die Tiere verschiedene Zonen, vor allem die Pferde (2 KaltblutBuben übrigens) Sie haben Bereiche, die über verschiedene Wege zu erreichen sind. Haben Abwechslung (sowohl geistig als auch körperlich), Weide, Wald, Steilhänge, gerade Flächen, Schotterwege, Paddock, Offenstall, Zugang zum Bach. Unser Weidemanagement ist so ausgelegt, dass über verschiedene Zugänge immer alles erreichbar ist. Das alles auf guten 2 Ha. So, dass sich die Weideflächen halt auch immer wieder erholen können.

Aber das alles ist (zwar) eingezäunt. Doch die Ziegen würden gleich mal den Ausbrecher machen. Ich hab schon öfters gehört, dass die Ziegen mit den Kühen und den Pferden auf der Weide sind. Aber noch nie gesehen, wie das gehen kann auf so großem Raum. :ziege: = Ausbruchkünstler! ...die Verbrecher!

Die Hühner hüpfen oft zwischen den Beinen der Pferde rum, die sind flott und die Pferde mögen die Hühner.
Ein Biobauer in unserer Gegend hält seinen Ziegenbock mit den Kühen, der diese dann am Abend eigenständig wieder eintreibt. Der ist aber alleine und somit ist das seine "Herde". Aber wie ist das, wenn es mehrere Ziegen oder Schafe sind?
zaches hat geschrieben: Und dann kommtdas Beobachten der Tiere:
wir haben ja einen schönen Stall/Unterstand gebaut bekommen für die Schafe von der Schulklasse meines SOhnes. Da liegen die Schafe nur drinn oder daneben, wenn es der schattigste Platz ist. Schlafen? lieber draußen! Lammen? ja, eins hat da mal drinne gelammt.

Jetz haben wir draueßn schon 15 cm NEuschnee und ich bin gespannt, wenn es hell ist, wo ich meine Schafe finde :)
Genau das selbe können wir auch beobachten. Unsere Pferde haben die Möglichkeit immer in einen gemachten Offenstall mit Gummimatte und Strohbett zu gehen, das tun sie auch nur nachts und im Winter! Tagsüber, egal bei welchem Wetter sind sie draußen, mal da mal dort. Sie sind gesund und nicht dauernd so erkältet, wie die von den anderen Pferdebesitzern im Ort, die die Tiere den ganzen Winter im Stall einsperren...

Ein, mein Traum wäre es, alle näher zusammen zu bringen. Aber da sind :ziege: und :schaf_1: wohl eine Herausforderung :michel:

Manfred

Re: Tiere ohne Stall halten

#24

Beitrag von Manfred » Mi 6. Feb 2013, 14:51

Aus meinen Rindern bin ich noch nicht ganz schlau geworden. :)
Die halten sich im Winter bevorzugt im Unterstand auf. Aber da werden sie halt auch gefüttert und haben eine (meist) trockene und relativ warme (Tiefstreussystem) Liegefläche.
Wenn der Boden draußen sehr knatischig ist, gehen sie nicht gerne raus. Andererseits stellen sie sich gerne in das Eckchen weichen Mist am Eingang des Unterstands, wohl weil der warm an den Füßen ist? Wie früher bei den Hütekindern, die sich in die frischen Fladen gestellt haben?
Wenn der Boden gefrohren oder trocken ist, sind sie vermehrt unterwegs.
Ich kenne Betriebe, die haben Futterstellen und Unterstände getrennt und die Unterstände werden nicht eingestreut. Da halten sich die Tiere wirklich nur bei sehr widrigem Wetter im Unterstand auf (z.B. die Hochlandrinder vom Mundenhof bei Freiburg).
Mir ist es aber ganz recht, wenn sie viel im Unterstand bleiben, weil sie dann bei unserem winternassen, schweren Boden nicht so viel kaputt treten.
Noch lieber wäre es mir, ich könnte noch ein Stück Wald mit einzäunen. Das ist aber bisher nicht möglich. Dazu müsste der Flurnachbar sein Wäldchen verkaufen.
Wichtig ist mir, dass sie die Wahl haben, wo sie sich aufhalten möchten. Da die Weidebedingungen bei jedem Tierhalter anders sind (Klima, Boden, Niederschläge, Wind, Sonne, verfügbarkeit von Einstreu usw. usw.) kann man denke ich keine pauschalen Rezepte ausstellen. Jeder muss seine Tiere selbst beobachten und die vorhandenen Einrichtungen nach Bedarf anpassen.

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Re: Tiere ohne Stall halten

#25

Beitrag von Spottdrossel » Mi 6. Feb 2013, 15:18

Wir hatten Ziegen bei den Pferden mitlaufen lassen. Die Ziegen fanden es toll - ein pferdesicherer Zaun ist nämlich noch lange kein ziegensicherer Zaun ;) . Nachdem mehrfach die frischgewaschene Wäsche vom Nachbarn verkostet wurde, hat meine Freundin eine Ladung Baustahlmatten geholt und damit eingezäunt. Ab dann blieben die Ziegies im Hochsicherheitstrakt, während die Pferde auch mal auf weniger gut gesicherte Weiden umzogen.
Kommt also auch auf Entfernung zur Nachbarschaft und die kriminelle Energie aller Beteiligten an, was geht und was nicht. Für uns war die Trennung ja Mehrarbeit, was die täglichen Kontrollen und Versorgung anging.
(ganz witzig war übrigens die Kombination Pferd & Minischwein: die Gäule waren fassungslos beim Anblick der Ferkelchen :lol: )
Hühner sind auch nur Menschen...
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Re: Tiere ohne Stall halten

#26

Beitrag von Adjua » Mi 6. Feb 2013, 15:25

Darf man das denn, Tiere im Waldstück halten? Ich dachte, das sei verboten?

DerElch

Re: Tiere ohne Stall halten

#27

Beitrag von DerElch » Mi 6. Feb 2013, 15:27

goldhofers was ihr beschreibt deckt sich dann wohl mit dem sogenannten bewegungsstall ;)

http://www.google.com/webhp?source=sear ... _qf.&cad=b


wenn dem so ist...find ich super gut :daumen:

Manfred

Re: Tiere ohne Stall halten

#28

Beitrag von Manfred » Mi 6. Feb 2013, 15:33

Rechtlich ist das nicht ganz einfach.
Im Naturschutz wird die Waldweide aber seit einigen Jahren zur Mode, wegen der hohen Biodiversität auf solchen Flächen.
Demzufolge sind einige Rechtsgrundlagen inzwischen breit auslegbar.
Und hier ginge es eh nicht um eine großflächige Waldbeweidung, sondern um eine relativ kleine Fläche in privater Hand mit geschlossenem Baumbestand, der als Einstand dienen würde. Da hängt sich kein Forstbeamter mehr dran auf.
Bei den alten Streitigkeiten um die Waldweide ging und geht es mehr um vom Grundeigentum lösgelöste alte Waldweiderechte für die Bauern im Alpen- und Mittelgebirgsraum auf meist staatlichen und kirchlichen Flächen. Die Förster sind seit jeher bemüht, diese alten Weiderechte abzulösen, um auf den Flächen normale Forstwirtschaft betreiben zu können.

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Re: Tiere ohne Stall halten

#29

Beitrag von kraut_ruebe » Mi 6. Feb 2013, 16:25

nicht nur im naturschutz. auch 'normale' fleischproduktionen finden im wald statt. das waldschwein wird auf flächen, die so ca 2/3 aus wald bestehen und dabei nen guten teil der nahrung liefern gehalten.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Goldhoferin

Re: Tiere ohne Stall halten

#30

Beitrag von Goldhoferin » Mi 6. Feb 2013, 20:10

DerElch hat geschrieben:goldhofers was ihr beschreibt deckt sich dann wohl mit dem sogenannten bewegungsstall ;)

http://www.google.com/webhp?source=sear ... _qf.&cad=b
Siehste ma, kannte ich gar nicht, den Ausdruck! Ja, so ähnlich ist das. Nur dass die Pferde sogar richtige Wege gehen müssen, um z.B. vom Offenstall über die Paddock, auf die Winterweide zu kommen, oder einen separaten Weg, der abzweigt zum Bach. Im Sommer geht es den Hang hoch auf die verschiedenen Sommerweiden, die immer ein Stück Waldrand (der eigene!) mit eingezäunt haben.

Das gute: die Fläche ist groß und weitläufig. Das blöde: keine Möglichkeit, das ordentlich Ziegensicher zu bekommen, nur mit enormen Kosten... Vielleicht Stück für Stück...

@Spottdrossel: Ich seh´s regelrecht vor mir, wie die Hottis die Suckerln beäugen :lol:

Wir haben schon überlegt, noch mehr Litzen zu ziehen, aber unsere Zwergziegen sind wahre Entfesselungskünstler und in allen Größen vertreten. Wir verstehen uns sehr gut mit unserem Nachbarn und das soll auch so bleiben :prost2:
Aber was wäre es doch schön, wenn im Sommer alle "frei" und autark miteinander leben könnten! *träum*

Naja, jetzt renaturieren wir erstmal alles hier wieder und dann, wenn alles ganz üppig ist und wir vielleicht einen amtlichen Zaun um das ganze Gelände gebastelt haben, dann.... aber dann..... :has:

Hm, allerdings ist das jetzt aber auch wieder irgendwie blöd! Denn es sollen ja auch die anderen Tiere (Reh&Co.) auch rein dürfen...!
Das muss jetzt alles erstmal wachsen, dann wird´s schon irgendwie werden...

Demnächst sehen wir uns erstmal an, wie der Biobauer das mit seinen Kühen und den Ziegen hält.

Also, nochmals vielen Dank für die Hilfe und die interessante Diskussion!

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