Frage zur Terra Preta

viktualia

Re: Frage zur Terra Preta

#41

Beitrag von viktualia » Sa 9. Jul 2016, 20:15

Ihno
ist nicht einfach einfaches zu begreifen .
danke, das hast du schön gesagt:)
Zum Thema Urin: bestes Mittel gegen Hautunreinheiten, in gekauften Mittelchen ist oft Urea/Harnstoff drin; und zu Kriegszeiten hat man immer auf Wunden gepinkelt, desinfiziert.

Ich les hier so und frag mich grad: die Holzkohle ist doch wegen der gigantischen Oberfläche wichtig, nicht wegen des, na ja, Kohlenstoffgehalts.
Seh ich da was falsch??
Aufgrund der Verkohlung verstoffwechselt die nicht weiter und behält ihre hohe Speicherkapazität; die Terra Preta bzw. deren Wirkstoffe, bleiben länger in der oberen Erdschicht als beim "normalen" Kompost, welcher mehr ausgewaschen wird, schneller versickert.

Und wie meint ihr grad "Fermentieren"?
Ich dacht immer, beim kompostieren laufen alle möglichen Prozesse ab: rotten, gären, schimmeln, fermentieren, na ja, ehrlich gesagt, ich weis das es so ist, bzw. hab neulich mal für mich begriffen das Zucker gärt, Holz schimmelt, Eiweis fault, also verschiedene Stoffe entsprechende Abbauprozesse (mit entsprechenden Gerüchen und Mikroorganismen) haben.

Faulen soll es nicht, das kommt durch die anaeroben Bakterien; aber wenn ich das richtig verstanden hab, sind EMIs die "guten Bösen", also anaerob und dennoch o.k.. Da bin ich auch nicht so ganz sicher, ob ichs nun verstanden hab, bzw. ob das Teil des Hypes um die EMIs ist, mit den alten und den neuen Bösen.

TP wird klitzeklein gemacht und abgedeckt? Das ist ja schon ein großer Unterschied zu "althergebrachtem" Kompost, ich dacht der Zusatz von Kohle und dass die Stickstofffraktion ähm, genauer benannt wird (Blut, Sche..e, Knochen) wären "alles".
Wo bekommen Indios Plastikplanen her?
Sprich, wie stell ich mir das im Original vor? Hab noch nie gehört, die hätten den verbuddelt, also vorher.

Ich mag meinen Kompost, betrachte die Milliarden Helferlein darin als meine Haustiere (hab auch ein gutes Verhältniss zu denen in meinem Darm); leider heize ich mit Kohle und nicht mit Holz und bei TP hatte ich immer das vage Gefühl, das es was Hype-mässiges ist, warum auch immer.

Aber irgendwie ist es mir auch sympatisch, als hätte das Konzept eine Reihe von Versuchen angeregt, die aber (räusper), mehr mit Kompost zu tun haben, als mit einer alten indigenen Kulturtechnik.
Recycling ist aber immer gut, egal unter welchem Namen. Shit happens, sozusagen.
Wenn das wer präzisieren könnte, oder zeigen, wo ihr das schon mal hattet, oder wer nen schönen link zum "Original" hat, (mir wär da was historisches lieber), oder was die Rottevorgänge grundsätzlich unterscheidet, wenn möglich.
Würde mich freuen....

Benutzer 72 gelöscht

Re: Frage zur Terra Preta

#42

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 9. Jul 2016, 20:53

Ich denke, die Menschen haben dort ihre Abfälle vergraben (in Tongefäßen??), damit es nicht stinkt und damit sich keine Krankheiten verbreiten.
Mein Mann erzählte mir aus Perú, dass man dort, weil es kein WC gab, ein Loch in die Erde grub, das dann zuschüttet und einen (Avocado) Baum drauf pflanzt. Der wächst sehr gut!! (ist aus seiner Kindheit, ich weiß nicht, ob man das heute noch so macht.)
Wo die Kohle herkommt und ob/warum die Menschen diese absichtlich erzeugt haben, weiß ich nicht.
Aber ich wüßte es sehr gerne!!
Morgen werden wir mal wieder grillen und ich schau, ob da dann wirklich Holzkohle über bleibt.
Am Lagerfeuerplatz spielender junger Männer hab ich ein paar Stück gefunden - in Wien, vor ca. einem Monat.
Aber perfekt ausgegaste oder so ist es sicher keine gewesen - muss das sein?? :hmm:

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Re: Frage zur Terra Preta

#43

Beitrag von MeinNameistHASE » Sa 9. Jul 2016, 21:17

ina maka hat geschrieben:Aber ich wüßte es sehr gerne!!
Morgen werden wir mal wieder grillen und ich schau, ob da dann wirklich Holzkohle über bleibt.
Aber perfekt ausgegaste oder so ist es sicher keine gewesen - muss das sein?? :hmm:
Ich hab mich zur langen Nacht der Wissenschaften mal in die Präsentation über Terra Preta gesetzt und hatte die Chance mit einer Mitarbeiterin von Prof. B. Glaser zu sprechen: Die Frage ob die Terra Preta nur durch Zufall oder gezielt entstanden ist, wird noch immer untersucht in Zusammenarbeit von Archäologen und Bodengeochemikern
Die gute Frau hat ihre Dissertation über Terra Preta geschrieben (Terra Preta- Wundererde aus dem Wendland ist die Doku dazu). Sie ist für meinen Geschmack etwas übermotiviert :aeh: und brennt dafür TP auch im Hobbygarten einzusetzen. Am besten soll man Asche und Kohlerückstände vom Lagerfeuer oder Grillen verwenden, nie gekaufte Grillkohle weil diese über zulässige Grenzwerte hinaus mit PAK`s belastet ist.

LG Jonas
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kaliz
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Re: Frage zur Terra Preta

#44

Beitrag von kaliz » Sa 9. Jul 2016, 22:09

Hab mal eine ziemlich lange Doku zum Thema Terra Preta gesehen. Dort haben sie gemeint, dass alle Abfälle die so angefallen sind vergraben wurden. Da damals über offenem Feuer gekocht wurde war halt auch verkohltes Holz dabei. Die vielen Tonscherben die gefunden wurden, haben sie damit erklärt, dass die Leute dort so regelmäßig so eine Art Folienkartoffeln gemacht haben, aber da es damals noch keine Alufolie gab, wurden die Kartoffeln in Lehmhaltige Erde gepackt bevor man sie ins Feuer gelegt hat. Anschließend wurde die Hülle zerschlagen und die Kartoffel gegessen. Vergraben wurden aber auch alle Fäkalien, Grünabfälle, sowie der anfallende Mist aus Nutztierhaltung. Diese Mischung hat zu einem sehr Nahrhaften Boden geführt der Aufgrund der Kohle die Nährstoffe auch sehr lange speichern konnte.

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Re: Frage zur Terra Preta

#45

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 9. Jul 2016, 23:15

Das ist aber viel Aufwand um ein paar Kartoffeln zu garen.....
Und noch viel mehr, wenn man unter hohem Aufwand Tongefäße für Fakälien macht, um die dann zu verbuddeln?????
Das wäre extreme Verschwendung von Ressourcen - und ganz bestimmt nicht nachhaltig.
Ich meine, jede Kultur hat irgendwas, was ganz bestimmt nicht nachhaltig oder für Außenstehende sinnlos erscheint - wie die Pyramiden oder oder Kirchen - oder Nazca-Felszeichnungen - da macht die Spiritualität den Sinn für die Leute, die da lebten.
Das können wir aber leider nicht mehr nachvollziehen.
Und damit müssen wir mit dem leben, was wir aus den Resten lernen können.
Und man muß beachten, in welcher Klimazone wann was passierte - auch das hat großen Einfluß auf das tägliche Leben damals.
Es ist in meinen Augen ziemlich kompliziert, das auseinanderzu frickeln.
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

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viktualia

Re: Frage zur Terra Preta

#46

Beitrag von viktualia » So 10. Jul 2016, 09:40

Dass die Tongefässe erst gebrannt und dann mit Resten gefüllt und verbuddelt haben kann ich mir auch nicht vorstellen,
das mit den Kartoffeln aber schon; wenn die Ton Reste in der Feuerstelle verbleiben sieht das nach ner Weile aus wie gebrannter Ton und bleibt auch so für lange Zeit.
Verbuddelter ungebrannter Ton ist nach ner Weile assimiliert, denk ich.

Ich les zwischen den Zeilen, das es keinen "Komposthaufen" gab, sondern die ganze Lagerstätte sich während eines Zeitraums veränderte;
nachdem ich gestern Abend das "Grazer/Browser" Konzept in Bezug auf "Nachhaltige Weidewirtschaft" kennengelernt habe
(Ich kannte das als Erklärung dafür, warum Kaninchen mehr Giftkräuter vertragen als z.B. Pferde, nicht aber als "modernes Konzept" HGM)
muss ich das natürlich in Bezug setzten:
die haben nicht wie wir in stinkenden Mittelalterlichen Dörfern gehaust, sondern sind gewandert, haben ihre Raststätten anders "kultiviert",
(unterirdisch gemulcht....) diese nach nem bestimmten Zeitpunkt wieder aufgesucht und vielleicht Anbaufläche und Lagerfläche dabei turnusmässig getauscht.
Vielleicht exta, vielleicht "gezwungen" weil es ja je nach Resten/Düngung anders zuwuchert.
So in etwa?

Danke für die Info mit dem "vieles wurde direkt verbuddelt", das klärt die Frage nach dem Luftabschluss.(und den Plastikplanen, kicher)

Bei der Kohle hab ich aber noch bissl Klärungsbedarf: Reste vom Lagerfeuer sehen aus wie Kohle, das Zeug aus nem Meiler ist aber anders.
(so wie Ton erst härtet beim brennen und später sintert, das hat richtig ne andere Molekularstruktur und dadurch andere Eigenschaften).
Kann mir wer die Unterschiede erläutern?? Oder ist das zu Erbsenzählermässig?

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Re: Frage zur Terra Preta

#47

Beitrag von kaliz » So 10. Jul 2016, 09:46

Das mit den Kartoffeln hat für mich schon recht nachvollziehbar geklungen. Bei mir auf der Parzelle haben wir praktisch reinen Lehm, der lässt sich wenn er feucht ist formen wie Plastilin. Sowas um Kartoffeln herum zu pappen wäre nicht viel mehr Aufwand als sie mit Alufolie zu umwickeln und es gibt genug Leute die Folienkartoffeln machen. Anschließend legt man die umhüllten Kartoffeln unten ins Feuer und braucht sich weiter nicht groß darum zu kümmern.
In einer Kultur wo sonst praktisch keine unverrottbaren Abfälle anfallen sind ein paar Tonscherben wohl verschmerzbar.

viktualia

Re: Frage zur Terra Preta

#48

Beitrag von viktualia » So 10. Jul 2016, 10:53

Wo das Konzept "Abfall" herkommt wär auch mal ne interessante Frage, geschichtlich.
Ich wollt ja gestern nicht mit so nem Riesenpost starten, bei
die Terra Preta bzw. deren Wirkstoffe,

hätte es mich gejuckt: "Wirkstoffe" sind da ja nicht nur Stick- und Kohlenstoffe und Mineralien und Spurenelemente;
die große Oberfläche bietet ja auch den Mikroorganismen Behausung. Die leben und sterben da zuhauf und geben weitere Nährstoffe ab.
(Bischen wie ´n Kuhmagen, die sind ja eigentlich keine Vegetarier....)
Also sind Kohle, und halt auch der gebrannte Lehm, lauter kleine "Brutreaktoren", so stell ich mir das jedenfalls vor.
Da von "Abfallwirtschaft" zu reden ist ein Understatement, sozusagen.
Also nicht nur "verschmerzbar", sondern nützlich.
Toll.
Aber so Größenverhältnisse würden mein Erbsenzählerhirn schon freuen, wie war das mit dem kokeln?
Auswirkungen von Luftabschluss auf die Oberflächenbeschaffenheit?
Wollt ihr was über gebrannten Ton wissen? Passt das hier?

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kraut_ruebe
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Re: Frage zur Terra Preta

#49

Beitrag von kraut_ruebe » So 10. Jul 2016, 11:09

es gibt hier einen 51-seitigen terra preta-thread, mit etlichen links zu diversen forschungs- und praxisprojekten.

etliche deiner fragen werden dort sicher beantwortet sein:

http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... erra+preta
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

viktualia

Re: Frage zur Terra Preta

#50

Beitrag von viktualia » So 10. Jul 2016, 13:28

Danke, da fang ich gleich mal an zu lesen!

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