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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Mi 21. Jun 2017, 14:27
von Benutzer 72 gelöscht
Rohana hat geschrieben:Warum sollte sich das irgendwer antun? Dann eher Mutterkühe. Oder gar keine Kühe, weniger Stress, weniger Angebundenheit.
Ich glaube fast, so war die Frage gemeint gewesen: wenn man so wenig verdient und noch dazu die Tiere nicht wirklich artgerecht halten kann: wieso nicht was anderes arbeiten?
Ich mein, was ich bei dir so herauslese, ist Landwirt gar kein schöner Beruf.

Ich will aber nicht jemandem dankbar dafür sein müssen, dass er Tiere ausbeutet und dafür dann Geld verlangt, mich beleidigt ("Konsumentenhatz") und alle paar Minuten damit droht "machs halt selber. ich hör auf." :roll:

Wieso hörst du dann nicht auf???

sorry
marceb hat geschrieben:Es findet aber langsam ein Umdenken statt.....
ja, Gott sei Dank - darf man nicht vergessen!! :)

(ich bezahle auch soviel für die Bio-Rohmilch von den Weidekühen)

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Mi 21. Jun 2017, 15:06
von Rati
marceb hat geschrieben:...Vor ein paar Jahren war die Käfighaltung bei Hühnern ja auch "normal",
es wurde damals auch viel von Wind von Tierschutzorganisationen gemacht und der Verbraucher
wollte dann auch keine Käfigeier mehr...
Käfighaltung gibt es immer noch, auch wenn die Dinger jetzt etwas größer sind und sich Kleinvoliere nennen. Außerdem sind die meisten Eier der verarbeitenden Lebensmittelindustrie aus Käfighaltung.. muß halt auf die Nudelpackung nicht drauf geschrieben werden :aeh:
marceb hat geschrieben:Es findet aber langsam ein Umdenken statt, wie in dem Video, welches ich verlinkt habe.
Es gibt also Kunden, die für eine artgerechte Kälberhaltung 2 € für den Liter Milch bezahlen...
klar gibt es die aber der Großteil kauft nun mal nicht Bio. Also reicht es nicht für alle Milchbauern. Bio ist immer noch am besten in der Regionalversorgung und alles was darüber hinausgeht ist eigentlich schon Scheinbio.

Ich mag natürlich auch am liebste Bio, aber wer sagt "ja dann mach halt was anderes", denkt einfach nicht zu Ende.
In mehrerer Hinsicht.
Der Bauer hat ne Menge investiert und "mach halt was anderes" bedeutet neue Kredite, neues Verschulden, neues Risiko.
Außerdem würde das an der Milchsituation im Supermarkt nicht viel ändern, kaufen die halt ihre Billigmilch in anderen Ländern in denen es den Tieren nicht so gut gehen soll wie in Deutschland.

Nee, Thomas sollte vielleicht wirklich mal seinen Nachbarn besuchen und ina am besten gleich mitgehen.
Das die dortigen Bedingungen sowohl für die Tiere als auch die Tierhalter nicht ideal sind, werden sie sicherlich feststellen können.
Vielleich ergibt sich im Gespräch auch mal ein wenig Verständniss.

Grüße Rati

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Mi 21. Jun 2017, 15:07
von Thomas/V.
. Zum einen ist viel Kapital gebunden, zum anderen ist es grösstenteils schlicht nicht wirtschaftlich "wirklich artgerecht" (so à la Thomas) Milchkühe zu halten.
Dann sagt das auch klipp und klar und versucht nicht, es irgendwie durch Neusprech zu beschönigen und zu verharmlosen!
Und wenn sich Landwirte und Konsumenten zusammentun würden und die Politk zwingen würden, die Rahmenbedingungen zu ändern, dann würde es beiden zu Gute kommen. Aber selbst die Landwirte sind sich ja uneins und lassen sich mit ein paar Brotkrumen abspeisen, anstatt wirklich was zu ändern.
Die Politiker und die sie "beratenden" Lobbyisten freuts, wenn alle sich gegenseitig die Schuld geben, anstatt das System in Frage zu stellen.
Aber so weit zu denken ist wohl wieder zu viel verlangt...

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Mi 21. Jun 2017, 15:16
von Thomas/V.
Das die dortigen Bedingungen sowohl für die Tiere als auch die Tierhalter nicht ideal sind, werden sie sicherlich feststellen können.
Drücke ich mich denn so unverständlich aus?

Mir ist doch völlig klar, das die meisten gar nicht anders können, aus verschiedenen Gründen.
Mich regt nur diese ständige Schönfärberei der derzeitigen Zustände auf.
Alles irgendwie "alternativlos", also machen alle weiter so, obwohl sie sehen, das der Karren immer weiter in den Sumpf fährt, anstatt sich endlich mal zusammen zu reißen und den Rückwärtsgang ein zu legen.

Aber wieso rege ich mich eigentlich noch auf, es fährt ja doch immer weiter, das https://www.youtube.com/watch?v=8Lz_qPvKCsg

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Mi 21. Jun 2017, 15:22
von Thomas/V.
Der Bauer hat ne Menge investiert und "mach halt was anderes" bedeutet neue Kredite, neues Verschulden, neues Risiko.
Die Politik verschenkt doch ständig Milliarden an jeden, der die Hand aufhält. Wieso nicht den Bauern, die willig sind, die Kredite bezahlen und ihnen für einen Neuanfang günstige einräumen? Ausländische Zockerbanken kann man doch auch "retten"...
kaufen die halt ihre Billigmilch in anderen Ländern in denen es den Tieren nicht so gut gehen soll wie in Deutschland.
Sagt jemand, der die Globalisierung toll findet... :aeug:

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Mi 21. Jun 2017, 16:11
von centauri
Ja daran liegt es. An der Globalisierung!
Um der deutschen Wirtschaft und den Banken überall Tür und Tor zu öffnen wurden die Bauern eben geopfert.
Ein Bauernopfer so zu sagen. :)
Die seit Jahrzehnten verfehlte Agrarpolitik hat es den Bauern auch nicht leicht gemacht.

Ach war das noch eine schöne Zeit als wir in Milchseen schwimmen, Butterberge und Fleischberge erklimmen konnten. :)
Und dann gab es immer die leckere Weihnachtsbutter! :)
Die Russen (unseren Erzfeind) haben wir damals nicht sanktioniert sondern auch reichlich mit Weihnachtsbutter beschenkt.
Deshalb wurden wir auch nicht angegriffen. :grinblum:

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Mi 21. Jun 2017, 18:17
von Rohana
ina maka hat geschrieben:
Rohana hat geschrieben:Warum sollte sich das irgendwer antun? Dann eher Mutterkühe. Oder gar keine Kühe, weniger Stress, weniger Angebundenheit.
Ich glaube fast, so war die Frage gemeint gewesen: wenn man so wenig verdient und noch dazu die Tiere nicht wirklich artgerecht halten kann: wieso nicht was anderes arbeiten?
Ich mein, was ich bei dir so herauslese, ist Landwirt gar kein schöner Beruf.

Ich will aber nicht jemandem dankbar dafür sein müssen, dass er Tiere ausbeutet und dafür dann Geld verlangt, mich beleidigt ("Konsumentenhatz") und alle paar Minuten damit droht "machs halt selber. ich hör auf." :roll:

Wieso hörst du dann nicht auf???
Ich habe nirgendwo damit gedroht aufzuhören mit meiner Arbeit in der Landwirtschaft. Es wäre sehr schade wenn ich das müsste, und momentan läuft es einigermassen bei uns. Luft nach oben ist natürlich immer :roll:
Was mich allerdings stört sind die ständigen Anfeindungen. Artgerechte Haltung scheint für diese Menschen die oberste Priorität zu sein, sorry, für uns ist es die Nahrungs- und Lebensmittelerzeugung in Qualität und gewisser Quantität - dazwischen versuchen wir so gut es geht einen Weg zu finden. Aber eben nicht um JEDEN Preis.
Deshalb: Bitte selber machen, dann merkt ihr nämlich was ist, was geht und was nicht, und dann bitte evtl noch als Existenzgrundlage umsetzen.

Ach Ina, deine teure Bio-Rohmilch von Weidekühen, dürfen diese Kühe ihre Kälber behalten? ... :kaffee:

@Peter irgendwann weit vorher: Nein, ein Kalb kann eine Hochleistungskuh nicht "leer" saufen - im Sinne von das Kalb kann nicht die Menge saufen, die die Kuh beim Melken gibt. Wenn man das Kalb bei der Kuh lässt und nicht zusätzlich milkt, passt sich die Kuh dem Kalb an und gibt sehr bald nicht mehr Milch als das Kalb säuft. Wenn man versucht zusätzlich zu melken, hat man Hygiene- und Logistikprobleme und die Kuh wird die Milch nur sehr schlecht, eher gar nicht hergeben. Milchleistung ist (unter anderem) eine Sache der Nachfrage - ohne Abruf keine Milch.

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Mi 21. Jun 2017, 19:40
von Benutzer 72 gelöscht
Rohana hat geschrieben:Ach Ina, deine teure Bio-Rohmilch von Weidekühen, dürfen diese Kühe ihre Kälber behalten? ...
nein - Die Tiere dort schreien allerdings wenig - warum auch immer.
Ich weiß eh, dass nicht alles ideal sein kann.
Leben ist mit Leid verbunden, immer und überall.
Ich kann nur versuchen, möglichst wenig Leid zu verursachen...

finde es nicht gut, das zu leugnen, aus Angst, angegriffen zu werden wegen dem, was man tut.....

Aber eigentlich triggern mich Aussagen wie "es geht den Tieren eh gut. Und kritisiere mich jaaa nicht! Wenn du etwas nicht so toll findest an dem, was ich mache, sag nichts, sondern mach es selber, mach es besser!"

An diesem Thema kann ich nichts mehr lernen, nichts mehr vermitteln - sollte mich besser raushalten :flag:

Wieso denkst du eigentlich, dass ich keine Bauern kenne, keine Bauernhöfe von innen kenne?
Rohana hat geschrieben:Wenn man das Kalb bei der Kuh lässt und [....] versucht zusätzlich zu melken, hat man Hygiene- und Logistikprobleme und die Kuh wird die Milch nur sehr schlecht, eher gar nicht hergeben.
Sie hebt sie für ihre Kind auf.... :pfeif: ?

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Mi 21. Jun 2017, 19:58
von Wildmohn
@Rohana:
Ich fände es schon interessant, wenn Du kurz mal schildern könntest, wie Dein Arbeitsplatz ausschaut. Also, Betriebsgröße, welche Art(en) der Produktion und wie die Produkte vermarktet werden. Welche Rolle Du in diesem Produktionszyklus spielst und ob Du und Deine Mitstreiter den knochenharten Marktdruck spürt und der Betrieb letzendlich im kapitalistischem Hamsterad gefangen ist....? Wodurch für artgerechte Innovationen kein Freiraum mehr ist... denn Druck macht blind.

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Mi 21. Jun 2017, 22:39
von Blümle
Ist jeder hier Veganer oder erzeugt seine Milchprodukte selbst ohne die Jungtiere von den Muttertieren zu trennen? Andernfalls finde ich es ziemlich vermessen, wie auf Rohana rumgehackt wird. Ich möchte niemandem Heuchlerei vorwerfen, aber ein Produkt nachzufragen und den Produzenten dann Tierquälerei vorzuwerfen ist schon sehr paradox. Wenn man nicht möchte, dass eine gewisse Praxis existiert, sollte man sie auch nicht mit seinem Konsumverhalten unterstützen. Wenn man sie doch unterstützt, sollte man sich nicht darüber beschweren. Das ist vollkommen widersinnig.