Weisst du Armin, ich wuenschte, du waerst nur ein "Phantast". Aber einer mit reellen und fundierten Hintergruenden, selbst zur Erkenntnis gekommener ideeller Materialist.
Denn als »Phantasten« werden DIE oft verschrien, die eine neue, menschlichere Wirtschaftsordnung fordern.
Die Anhänger des Neoliberalismus, der zins- und wachstumsgestützten globalen Finanzwirtschaft meinen dagegen, die Vernunft für sich gepachtet zu haben. Dabei sind die geistigen Grundlagen des herrschenden Systems zutiefst irrational und beruhen auf unhinterfragten Glaubenssätzen. Wie gläubig muss man im Grunde sein, um sich einzureden, dass fortgesetztes Wachstum ins Unendliche gesund sein kann oder dass ein auf skrupellosem Egoismus basierendes Wirtschaftssystem dem Wohle aller dient? Der Kapitalismus ist die heimliche Religion der Moderne - mit Dogmen, heiligen Schriften, Kultstätten - den Börsen -, der Priesterkaste der Ökonomen und einem menschengemachten Gott - dem Mammon.
Paradoxerweise formiert sich nun, am Anfang des 21. Jh., eine szenenübergreifende spirituelle (!) Bewegung, um die Sache der Vernunft zu vertreten, die falschen Götter vom Sockel zu stoßen und der Humanität zu ihrem Recht verhelfen.
Die epochale Neubewertung des menschlichen Egoismus und des Strebens nach Geld und Reichtum bedeutete den endgültigen Bruch mit einem seit mehr als 3000 Jahren gültigen Wertekonsens. Das sollte man erst einmal verdauen, sich verinnerlichen, bevor man beginnt, nach eigenen Massstaeben und Vorstellungen ein voellig neues, naemlich unerprobtes Werte- und Wirtschaftssystem installieren zu wollen...
Und nun komme mir bitte nicht mit der Aussage, dass du ja gerade DAS zu erproben gedenkst. Denn dazu - der Meinung bin ich jedenfalls, und diese sei mir erlaubt - gehoert weit mehr als eine Idee...
Aber, wie vorher von mir erwaehnt, ich will und versuche gar nicht erst, dein Projekt infrage zu stellen, schon gar nicht deinen Idealismus einzudaemmen. Wie kaeme ich dazu, habe ich doch keine Alternative zu bieten, die es schaffen koennte, die heutigen selbstgemachten Probleme mit einem Streich zu loesen...
Uebrigens, der alte Goethe sagte einmal ganz passend:"Einen Gott ersetzen kann nur ein anderer Gott." , und Aristoteles, glaube ich, sagte in Etwa: Das Leben eines Geldmenschen hat etwas Fremdgesteuertes an sich, und Reichtum ist bestimmt nicht der Heilige Gral. Aber kann nicht Gott dienen und zugleich dem Mammon.
"Das alles und noch viel mehr..." (wer sang das noch gleich?) gilt es zu bedenken, wenn man an einem System werkelt, das es so noch nie gegeben hat und vorraussichtlich auch nie geben wird. Der Mensch bleibt, wie er ist.

- LG, Bhanta.gif (4.96 KiB) 1307 mal betrachtet