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Re: Newsticker zur Energiewende
Verfasst: Do 23. Dez 2021, 13:38
von Sven2
emil17 hat geschrieben: Do 23. Dez 2021, 08:40
weil dem Billigheimer das Gas ausgegangen ist, warum soll man dann beim Ersatzlieferanten zum gleichen Tarif bedient werden, den dessen langjährige Kunden haben?
Weil es eben einen gesetzlichen Anspruch darauf gibt. Und das muss dem Versorger klar sein, der damit sein Geld verdient. Genau so wie ich als Verbraucher auf dieses Recht vertraue, was den Wettbewerb erst ermöglicht. Sonst würde jeder nur zu den Großen Anbietern gegen, die die Versorgung sicherstellen können. Ob das System gut oder schlecht ist, sei dahingestellt, aber das sind die Regeln.
Zudem: Normalerweise zahlt man bei Neukundenverträgen zumindest eine begrenzte Zeit weniger als bei der Grundversorgung. Warum also jetzt die Sonderverträge teurer machen, es gibt ja "reguläre" Tarife
Re: Newsticker zur Energiewende
Verfasst: Fr 24. Dez 2021, 12:45
von emil17
Manfred hat geschrieben: Do 23. Dez 2021, 12:23
Die Marktverwerfungen hat keiner der beiden Versorger zu verantworten. Über diese entscheidet alleine die Politik.
... des Auslandes... Eine durchdachte Regelung wäre: Alle Gasanbieter müssten anteilig ihres Liefervolumens in einen Fonds einzahlen, um solche Kosten abzusichern, denn Versorgungssicherheit ist ein Kostenfaktor, den einzusparen sich eben nur scheinbar lohnt. Dsa ist genau wie bei freiwilligen Versicherungen. So wird es auch bei Banken und Versicherungen und Pesionskassen gemacht. Das klappt aber nur, wenn es durch die Politik erzwungen wird.
In dem Fall sollen halt die Kunden nicht jammern. Man hätte es wissen können.
Re: Newsticker zur Energiewende
Verfasst: Fr 24. Dez 2021, 21:56
von Manfred
Welchen Auslandes?
Re: Newsticker zur Energiewende
Verfasst: Fr 24. Dez 2021, 22:33
von emil17
Das Ausland das beschlossen hat die Gasleiferungen zu verknappen
Re: Newsticker zur Energiewende
Verfasst: Fr 24. Dez 2021, 23:08
von Manfred
https://www.bbc.com/news/58888451
"German Chancellor Angela Merkel has said she was not aware of any instances where Russia had not met its contractual obligations."
Re: Newsticker zur Energiewende
Verfasst: Sa 25. Dez 2021, 08:16
von emil17
Wenn kein Lieferant die Markverwerfungen zu verantworten hat, dann ist es wohl einfach eine Sache der Marktwirtschaft. Was warum auch immer mehr nachgefragt ist als geliefert werden kann, das steigt im Preis.
Das scheint aufgrund des verlinkten Artikels der Fall zu sein - folglich hat es auch nicht "die Politik" zu verantworten.
Ich bin etwas erstaunt über die Mentalität, dass man gerne überall billgheimert, und der Staat solls richten, wenn billig nicht mehr funktioniert. Bei Konsumware wie Unterhaltungselektronik oder Last.-Minute-Flügen mag das ja noch angehen, aber bei der Grundversorgung? Wenn dann etwas nicht mehr so reibungslos klappt oder teurer wird, weil der Billganbieter nur billiger war, weil er Versorgungssicherheit nicht eingepreist hat und also nicht bietet, dann soll immer die Politik schuld sein.
In die gleiche Kategorie gehören auch die Leute, welche billige Fertighäuser von auswärtigen Anbietern haben erstellen lassen, und bei Sturmschäden sich dann beschweren, dass der ortsansässige Dachdecker zuerst seine ehemaligen Kunden bedient.
Den deutschen Regierungen unter Merkel wurde immer vorgeworfen, die forcierte Umstellung auf erneuerbare Energien (mit Konsequenzen wie staatlich verordnete Gebäudesanierungen) sei unwirtschaftlich und Geldverschwendung. Dabei ist es die einzige Möglichkeit, solchen Verwerfungen internationaler Märkte im Energiesektor langfristig auszukommen. Wenn halb Europa an den Hintern friert, falls die Russen mal ihr Gas verknappen, oder zu besserm Preis an China liefern können, dann hat man ein Problem. Es ist das gleiche das die Gemüsebauern haben, wenn sie nur eine einzige Supermarktkette als Abnehmer haben. Das Problem liegt weniger darin, dass es die Russen sind, sondern dass ein einziger Lieferant derart Macht gewinnt.
Mir kanns wurscht sein, ich heize weder mit Strom noch mit Gas noch mit Öl. Hohe Energiepreise haben längerfristig den Vorteil, dass sie Einsparungen und die Erneuerbaren fördern.
Re: Newsticker zur Energiewende
Verfasst: Sa 25. Dez 2021, 18:38
von Manfred
Ja. Das ist Marktwirtschaft.
Wenn keine langfristigen Lieferverträge über die benötigten Mengen abgeschlossen werden und man eine bereits bestehende Pipeline ohne teure Transitkosten nicht in Betrieb nimmt, wird es halt teuer, wenn die Spotmarktpreise deutlich anziehen und die Transitländer wie zuletzt Polen, für neue Verträte deutlich höhere Transitgebühren verlangen.
Aber die Politik, die sowohl für die Lieferverträge als auch die Freigabe der neuen Pipeline verantwortlich ist, kann natürlich nichts dafür. Wie immer.
Re: Newsticker zur Energiewende
Verfasst: Mo 27. Dez 2021, 16:45
von emil17
Warum ist die Politik für die Lieferverträge verantwortlich? Die werden doch von den (halb) privatisierten Energieversorgungsunternehmen in D mit der russischen Gazpromabgeschlossen?
Und wieviel vom Gaspreis, den der Endkunde bezahlen muss, sind Transitkosten durch Drittländer?
Manfred hat geschrieben: Sa 25. Dez 2021, 18:38
Wenn keine langfristigen Lieferverträge über die benötigten Mengen abgeschlossen werden ...
Genau das war doch im verlinkten Focus-Artikel der Grund, warum die Gasdiscounter billiger sind, weil sie eben dieses Ausfall- oder Teuerungsrisiko nicht abdecken und also nicht einpreisen müssen.
"Die Politik" kann nun sich einmischen und dieses erzwingen - dann wirft man ihr vermutlich vor, mit unsinnigen Vorschriften die Grundversorgung unnötig zu verteuerern, oder sie kann sich raushalten - dann wirft man ihr vor, sie wäre für die Lieferverträge verantwortlich.
Wenn ich mir eine neue Heizung ohne Servicevertrag installieren lasse, ist die auch billiger. Scheinbar.
Re: Newsticker zur Energiewende
Verfasst: Di 28. Dez 2021, 09:03
von penelope
Das ganze Drama um die Gaslieferung hat schon sehr politische Dimensionen. Vermutlich ist das in der Berichterstattung außerhalb von Deutschland nicht so präsent.
Nordstream 2 war und ist ein sehr umstrittenes Projekt. Es stand auch zur Debatte, mit Norwegen über eine Gaspipeline zu verhandeln. Die haben nicht die günstigen Preise wie Russland versprochen, aber man hätte zwei Pipelines zu zwei unterschiedlichen Staaten gehabt und wäre damit ein Stück unabhängiger. Gerade Russland unter Putin hat ja in der Vergangenheit schon oft gezeigt, dass es knallhart eigene Interessen durchsetzt - allerdings war Deutschland bisher nie davon betroffen und hatte immer zuverlässig Gas bekommen. Eine sehr kritische Rolle in dem Ganzen spielt auch der deutsche Ex-Ex-Kanzler Schröder, der Putin als "lupenreinen Demokraten" bezeichnet hat, auf dem man sich immer verlassen könnte - er hat jetzt einen Job im Nordstream 2 Vorstand....
Und kaum ist nun Nordstream 2 fertig, verknappt Russland die Lieferungen durch die alte Pipeline und fordert die unmittelbare Inbetriebnahme der Neuen.
Das erklärt gerade die grundsätzliche Gaskanppheit, aber nicht die Preisunterschiede zwischen einzelnen lokalen Anbietern. Die besonders günstigen Anbieter waren vermutlich nicht die, die beste Infrastruktur hatten und geben nun halt als erste auf. Das ist dann wiederum einfach Marktwirtschaft. Woraus ein rechtlicher Anspruch auf günstige Neukundenverträge bestehen soll, ist mir nicht klar. Aber der Wechsel von einem lokalen Gasanbieter zum nächsten hat auch eigentlich nichts mit dem Thema Energiewende zu tun - es bleibt ja bei identischen fossilen Energieträger.
Re: Newsticker zur Energiewende
Verfasst: Di 28. Dez 2021, 18:59
von Taraxacum
Nein, Putin verknappt nicht, der liefert sogar mehr als bestellt. Aber wir verkaufen das Gas wieder an die Polen, da man da einen höheren Peis kriegt, als was D dafür bezahlt hat. Muss man nicht verstehen. Die alte Leitung durch die Ukraine ist wie alt? Wartungstechnisch wahrscheinlich auch nicht auf dem besten Stand. Und ehrlich gesagt, hab ich keine Lust, horrende Durchleitungsgebüren mit meinem Gastarif zu zahlen, wenn es eine direkt Leitung gibt. Leider vergessen hier viele, dass Russland immer zuverlässig geliefert hat. Und das ach so umweltfreundliche Frackinggas, welches jetzt über den Atlantik schippert kommt nur zu uns, weil der Ami ein gutes Geschäft macht. Rein aus Nächstenliebe macht er das garantiert nicht.