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Re: Sucht und deren Folgen
Verfasst: Di 29. Nov 2016, 19:40
von viktualia
@Fuxi, K_R, ja genau.
Das mit dem glauben nennt sich dann "Krankheitseinsicht" und ist Voraussetzung für ne erfolgreiche Therapie.
Also nicht dass ich Schuld am Entstehen der Krankheit habe, aber dass ich es selber Schuld bin, wenn ich nicht aufhöre.
Und dass dies ein Unterschied ist.
Oh, Ina, du Sternenkind, was ist Eigenverantwortung.
Wenn man als Kind nur erzählt bekommt, man sei nix Wert, das womöglich auch gezeigt bekommt, in Worten, Gesten und Taten, 24Stunden am Tag; oder die Variante ich bin nur Wert, was ich leiste; auch große Verluste, die nicht aufgefangen werden; viele Umzüge; viele Unzuverlässlichkeiten bei Bezugspersonen; das kann das Weltbild ganz schön verzerren. Viele Süchtige haben Missbrauchserfahrungen und es gibt viele Arten, "Schutzbefohlene" zu missbrauchen.
Und Ver-Antworten kann ich nur das, was ich kenne, was meins ist. Wenn ich nicht das Gefühl habe, dass mein Körper mir gehört, kann ich nicht auf ihn aufpassen.
Grob gesagt.
@Rati, Bielefelder, über Therapieen, Entstehung, Krankheitsbilder, gerne auch, wie gesagt über die Alltags-Kompensationsgeschichten - da hätt ich Lust auf Austausch. Beratung für akut Betroffene, hier im öffentlichen Raum, wär mir suspekt gewesen.
@Emil, bin eben angeschnorrt worden, hatte nur noch Kupfer und hab ihm noch was Tabak geschenkt.
@Alle: Ich rauch nämlich gern und gehe davon aus, dass der Mensch mindestens ein Laster braucht.
Re: Sucht und deren Folgen
Verfasst: Di 29. Nov 2016, 19:48
von Rohana
Und was ist mit denen die weder rauchen noch trinken noch Schoki in übermässigen Mengen verzehren? Vögeln wir zuviel?

Re: Sucht und deren Folgen
Verfasst: Di 29. Nov 2016, 20:17
von viktualia
Hoffentlich.
Eine verbreitete Alternative ist putzen oder schrauben.
Re: Sucht und deren Folgen
Verfasst: Mi 30. Nov 2016, 06:10
von emil17
viktualia hat geschrieben:
Eine verbreitete Alternative ist schrauben.
Dann ist der Begriff weit gefasst, und ich bekenne mich süchtig, aber nicht leidend.
Wie wärs mit Geld verdienen um des Geld Verdienens willen für Leute, die schon mehr als alles haben?
Re: Sucht und deren Folgen
Verfasst: Mi 30. Nov 2016, 06:58
von bielefelder13
Hallo Emil, wenn Du einen Teil des Geldes an mich weiterleitest ist das ok!!!!

Re: Sucht und deren Folgen
Verfasst: Mi 30. Nov 2016, 19:32
von viktualia
@Rohana, ich hab was wichtiges vergessen: Essen.
(Ausser Schoki gibts da noch einiges, was die Grenzen zwischen Genuss/Laster/Sucht verschwimmen lässt.)
@Emil, wie immer sehr inspirierend:
Ich hab mal eine der Standard Sucht-Kriterien aufs Geldverdienen bezogen, höchst interessant.
Es geht darum, ob der "Konsum" a- das Familienleben einschränkt/erschwert,
b- das Sozialleben einschränkt/erschwert
c- die Arbeit einschränkt/ihr wisst schon.
Ein Workaholic, der weitermacht, obwohl er und die seinen völlig abgesichert sind, erfüllt ganz sicher die ersten beiden Kriterien, und ob sein Verhalten dem gesamten Arbeitsmarkt, besonders den Kollegen, so wirklich dienlich ist, bezweifle ich mal. Wenn ich dann noch die Kosten seines potentiellen Burn-outs mitrechne, ja, herrlich, work can cause serious damage for our health, wollt ich ja schon immer mal gesagt haben...
um des Geld Verdienens willen
oder meinst du um der Tätigkeit willen? Ich würd meinen Job ehrenamtlich machen wollen, wär ich anders abgesichert;
aber höchstens 2-3 Tage die Woche. Bei jetzt 4 Tagen, also 20St.p.W..
Wir hatten noch gar nicht: "Die Dosis macht das Gift", gilt auch enorm für Suchtgifte.
Re: Sucht und deren Folgen
Verfasst: Do 1. Dez 2016, 07:03
von bielefelder13
Hallo Viktualia, wenn Du mit "Dosis" die Menge meinst , muß ich Dir widersprechen. Nicht die Menge allein ist entscheidend, sondern hauptsächlich die Verknüpfung von Suchtmittel und Psyche ist das Problem. Das Belohnungsbier nach getaner Arbeit. Der Wein nach einem anstrengendem Tag. Dieses kann zum Ritual werden und schleichend die Tür zur Sucht öffnen. Es ist ein Prozess der sich stetig unbewusst steigert. Führt zwar auch zu einer erhöhten "Dosis" aber eben in Verknüpfung mit der Psyche. Kenne genügend Leute die Regelmäßig konsumieren aber kein Suchtproblem haben, weil Sie von Ihrer Psyche her nicht dafür anfällig sind. Stabiles soziales Umfeld ist da ein ganz großer Faktor. Ja und auch Arbeit kann Süchtig machen. Wenn ich nur noch daran denke, mein soziales Umfeld vernachlässige und mich nichts anderes mehr interessiert ist es Sucht, weil ohne meine Arbeit das Leben keinen Sinn mehr hat. Das die Psyche eine entscheidende Rolle spielt sieht man gerade eben bei nicht Stoffgebundenen Süchten. (Endorphine) genant Glückshormone spielen dort die entscheidende Rolle.
Re: Sucht und deren Folgen
Verfasst: Fr 2. Dez 2016, 13:45
von fuxi
Rituale als gefährlich und als Einstieg zur Sucht zu sehen halte ich für überspitzt und in dieser Vereinfachung für falsch. Es sind Hilfsmittel zur Psychohygiene, die ich für völlig legitim halte. Oder machst du einen Unterschied zwischen dem ruhigen Moment des Kaffeetrinkens am Morgen, den 10 Minuten akustisch geführter Meditation zum bewusst sein, dem Durchatmen beim Feierabendbier, der Pause vom Alltag bei einer Zigarette, oder dem Loslassen des Tages mit einer Tasse Tee? Jedes dieser Rituale ist eine "Verknüpfung von Suchtmittel und Psyche" - nur die Mittel sind andere. Solange ich mir bewusst bin, dass es Hilfsmittel sind und dass ich aus einem großen Fundus von Hilfsmitteln wählen kann, sehe ich das Problem nicht.
Re: Sucht und deren Folgen
Verfasst: Fr 2. Dez 2016, 13:49
von Rati
Für mich persönlich kann ich nur sagen: Rituale sind gut und wichtig.
Grüße Rati
Re: Sucht und deren Folgen
Verfasst: Fr 2. Dez 2016, 19:20
von viktualia
Jep, Rituale sind wichtig und werden normalerweise zur Suchtprophylaxe gezählt.
Hmmm. Und soo Gift-giftig können Alkohol und Endorphine, die ja beide vom Körper gebildet werden können, nicht sein.
Suchtgifte verändern die Wirkung ihrer Dosis bei längerem Gebrauch, da können wir uns sicher drauf einigen?
Alkoholiker schaffen nen Promille Wert von über 3, könnt ich nie.
Und das Glas Rotwein am Abend wird von (fast) jedem 100jährigen erwähnt, der nach seinem "Geheimrezept" gefragt wird.
@Bielefelder, hast du nicht eher Gewohnheit und Ritual verwechselt?
Ne unreflektierte Gewohnheit wird wohl eher zum Problem als ein gepflegtes Ritual.
eben in Verknüpfung mit der Psyche.
eben die nicht-Verknüpfung mit der Psyche ist es. Das nicht "ich tu es, also ist es meine Verantwortung" denken.
(Ein Schelm, wer dabei böses über unsere Gesellschaft denkt...)