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Re: terra preta

Verfasst: Di 8. Jan 2013, 09:01
von hobbygaertnerin
Meine Erfahrung mit dem Sampada-
es muss sehr trockenes Material verwendet werden, holziges Material ergibt eine festere Kohle, mit Kartoffelschalen oder sonstigem Material muss eher nachgelegt werden.
Ich verwende Hackschnitzel, nutze die anfallende Wärme zum Erhitzen von Wasser oder zum Kochen.
Mein Traum- unsere Heizung würde - Wärme, Strom und anfallende Holzkohle liefern.

Ein allgemeingültiges Rezept für Terra Preta kann ich nicht liefern,
ich hab nach vielem Lesen für mich herausgefunden, dass eine sehr gute Mischung von Gartenabfällen, geschreddertem Strauchmaterial, etwas Hefe,gemahlenen Eischalen, Ziegelsplitt oder ähnlichem, Knochenmehl, Hornspäne, Federn,Kaninchen und Wachtelmist, Erde, 10 % Holzkohle und eigentlich aller anfallenden Biomasse vermutlich an die Ur-Terra Preta wohl am nächsten hinkommen könnte. Rein gefühlsmässig war die Terra Preta die Müllgrube der damaligen Zivilisationen.
Papier verwende ich auch als Zugabe zum Kompost und den richtigen Feuchtigkeitsgehalt zu finden, die Holzkohle weiche ich in einer Mischung aus Kaninchenjauche und Melasse ein.
Leider gibt es keine mündliche oder schriftliche Überlieferung, ausserdem ist im Ursprungsland ein vollkommen anderes Klima.
Auf alle Fälle wächst es, dass einem das Herz im Leibe lachen kann.

Re: terra preta

Verfasst: Di 8. Jan 2013, 18:49
von Stieglitz
Hallo hobbygärtnerin,

Du beschreibst die Zusatzstoffe zu einem Gemisch, das der „Terra Preta“ nahekommt sehr gut.
Es ist lediglich eine Frage der jeweiligen Menge, aber vor allem fehlt neben Kohlenstoff und Stickstoff noch der mineralische Teil. Dieser Teil wäre in Holzasche vollumfänglich enthalten. Wenn Du eine Mischung ohne Holzasche vornimmst, bekommst Du eine Mischung Richtung organische Dünger (bio).

Der biologische Teil sollte in der C/N Balance liegen. Dafür gibt es Tabellen.
(C = Kohlenstoff / N = Nitrat oder Stickstoff)

Mit der Zeit bekommt man das Auge dafür wie viel von was man nehmen muss, wenn man eine neue Charge zusammenstellt.

Das Geheimnis der „Terra Preta“ liegt wahrscheinlich in den Stoffen, die den Mikroben (Nährsalzen) ein Habitat (Behausung) bieten können. Da gibt es zeitlich drei verschiedene Stoffe:

Kurzfristig: Holz, Sägemehl, Kaffesatz etc.
Mittelfristig: Nusschalen von Baumnüssen, Kokosnüssen, Paranüssen etc.
Langfristig: Holzkohle, gebrannte Tonwaren (Scherben), Sand, Steinmehl etc.

Deshalb dürfte es gut sein, seiner Gartenerde nebst Holzkohle ab und zu eine Handvoll Ziegelsplitt beizufügen. Auch Sand und Steinmehl sollten nicht fehlen, aber es kommt auf den Gartenboden an, den man bewirtschaftet.

Ich habe festgestellt, dass die Wurzeln meines Feldsalates in den Trögen, die wenigen Holzkohlefragmente in der übersiebten Pikiererde förmlich umarmt haben um Nährstoff abzuholen. Die Wurzeln hingen ganz voll vom Kohlenstoff, als ich sie aus der Erde zog.

Wenn Du eine Mischung Richtung organo-mineralischen Dünger anstrebst , ist dies ohne weiteres möglich. Es war das Rezept von „Terra Preta“. Biologisches Material mit Holzasche. Es war der Soff der Müllgruben der damaligen Zivilisationen, wie Du selber schreibst.

Volldünger (mineralischer Dünger)gab es damals noch nicht.

Holzasche war bei den Indios im Amazonasbecken nebst Holzkohle bestimmt ein integrierender Bestandteil, von dem, was sie quasi auf den Mist warfen und das heute als „Terra Preta“ wiederentdeckt wird. Über die Zusammensetzung der Holzasche habe ich bereits einmal geschrieben. Der Einfachheit hier nochmals:
Aschen aus der Verbrennung von Holz enthalten die Pflanzennährstoffe Calcium, Kalium, Magnesium und Phosphor. Durchschnittliche Nährstoffgehalte von Holz-Feuerraumaschen sind:

25-45 % Calciumoxid (Kalk), jeweils
3-6 % Kalium- und
3-6 % Magnesiumoxid und
2-3 % Phosphat.

Der im Holz gebundene Stickstoff entweicht bei der Verbrennung nahezu vollständig.
Bei einem Kompost mit Holzasche (gemäss Indios) dürfte es sich deshalb um einen organo-mineralische Dünger handeln (Erläuterungen dazu weiter unten).

Folgende Beschreibung habe ich mir notiert, ich weiss aber nicht mehr von wo.

Die wichtigsten Stoffe sind der

Stickstoff (N wie Nitrat), aus dem Eiweiß für das Wachstum der Pflanze gebildet wird.

Phosphat (P), welches die Wurzelbildung und die Fruchtbildung fördert und

Kali (K), welches für den festen Aufbau des Pflanzengewebes sorgt.
Hinzu kommt noch der

Kalk (C wie Calcium), der einerseits die Zellwände festigt, andererseits die Säuren und giftigen Stoffe im Boden bindet. Zu guter Letzt kommen noch die

Spurenelemente, wie Magnesium (für das Blattgrün) und Kupfer (schützt das Blattgrün) hinzu.
Der Kalk ist vergleichbar mit kohlensaurem Kalk. Dieser Kalk (aus der Asche) wird von den Würmern liebend gerne gefressen und als gute Erde wieder ausgeschieden.

Wiki schreibt:

Düngemittel werden unterschieden in:

• organische Dünger
• organo-mineralische Dünger
• mineralische Dünger

Als organische Dünger dienen Mist, Gülle und Jauche sowie Gründüngung und Mulch.

Mineralische Dünger werden als (Einzelnährstoffdünger) oder Mehrnährstoffdünger angeboten.

Dünger, die Stickstoff, Phosphor und Kalium enthalten, werden NPK-Dünger oder Volldünger genannt. Bestandteile dieser Dünger sind die Hauptnährelemente (Stickstoff, Phosphor und Kalium). Daneben enthalten viele Volldünger auch Schwefel, Calcium und Magnesium und Spurenelemente. Letztere werden auch als spezielle Spurenelementdünger angeboten.

Der Ausdruck Kunstdünger verweist auf synthetisch hergestellte Dünger, meist in der falschen Annahme, nur mineralische Dünger würden synthetisiert.

Inzwischen werden vermehrt organo-mineralische Dünger eingesetzt, für die der gleiche Begriff gilt.
Ein weiterer Bestandteil, den ich vermehrt verwende, ist Sedimentsstaub (Sand), der bei uns in einer Schicht von ca. 450 m.ü.Meer vorkommt.

Noch zu erwähnen wäre natürlich der Betonmischer, mit dem ich jede gewünschte Mischung obiger Komponenten zusammenmischen kann.

Dies kann ein Zusatzstoff sein, den ich dem Bokashi beifüge oder aber Aussaaterde, Pikiererde etc.

Der Zusatzstoff z.B. besteht aus Holzkohlepulver, Kaffeesatz, Sägemehl, Sedimentsstaub und Urgesteinsmehl, je nachdem wie stickstoffhaltig die Grundmasse ist, die ich verbokashieren möchte. Meistens besteht diese zu einem grossen Teil aus Gras (Rasen), das bekanntlich sehr stickstoffhaltig ist.

Holzasche gebe ich dem Bokashi nicht bei, weil dieses alkalisch ist und wahrscheinlich die Milchsäuregärung stören würde. Holzasche gebe ich je nach Anbauprodukt direkt auf den Gartenboden in einer sehr sparsamen Schicht, mit einem feinen Sandsieb aufgetragen.

Liebe Grüsse Stieglitz

Re: terra preta

Verfasst: Di 8. Jan 2013, 21:33
von kraut_ruebe
Sabi(e)ne hat geschrieben: Sampada-Ofen zum Kochen, dann ablöschen, dann Holzkohle.
wie heiss kriegt man es in so einer art von ofen im maximum?

Re: terra preta

Verfasst: Di 8. Jan 2013, 23:05
von Sabi(e)ne
Äh, näh, nicht IN, sondern AUF dem Ofen - bitte guck das Video.
Das ist kein echter Ofen, sondern eher sowas wie ein Camping-Kocher.
Wenn die Kartoffeln im Pott oben drauf gar sind, ist das Holz fertig gekokelt zum Ablöschen.

Re: terra preta

Verfasst: Mi 9. Jan 2013, 07:29
von hobbygaertnerin
Hallo Kraut und Rübe,
für Wok- Gerichte müsste sich der Sampada gut eignen, die Hitze ist ziemlich heftig. Mein schöner neur Wok ist mir bis jetzt dafür zu schade, denn der Sampada macht den Topf unten sehr rußig,
ich bin auf der Suche nach einer schmiedeeisernen Pfanne, die müsste hier gut geeignet sein.
Spiegeleier gehen ganz am Anfang gut zu braten, wenn der Sampada richtig brennt, ist die Hitze zu hoch.
Leider war kein Kochbuch als Anleitung dabei, ich taste mich mühsam an diesen Herd heran.
Wenn ich Hähnchen schlachte, ist das Wasser sehr schnell heiss, 10 l Wasser macht unser Sampada mit einer Hackschnitzelfüllung kochend und dann noch 7 L mit Abspültemperatur.
Ganze Kartoffeln kann ich mir nicht vorstellen, damit zu kochen, aber Salzkartoffeln und Turmkochen müsste auch möglich sein. Schade finde ich, dass man die Hitze nicht steuern kann, mich würde echt interessieren, wie die Frauen in Indien mit diesem Kocher arbeiten.


@Stieglitz, danke für deinen ausführlichen Beitrag, Holzasche hab ich vergessen, gebe sie auf die Gartenabfälle, aber nicht auf den Mist, weil Kalk den Stickstoff austreibt. Und das Steinmehl hab ich auch vergessen, das streue ich dünn über die Schichten.
Ein Mischer wäre eine praktische Sache, hier bin ich technisch noch nicht so übermässig ausgestattet.
Mich fasziniert - dass es möglich war, aus Müll so eine fruchtbare Erde herstellen zu können, diese Kulturen haben auch ihre eigenen Hinterlassenschaften so kompostiert, dass sie keine Krankheitsgefahr darstellen, während das entsprechende Entsorgungssystem im damaligen alten Europa wirklich noch steinzeitlich war. Entweder es rann in die Flüsse oder in den Städten gab es zum Himmel stinkende Kloaken.
In einem vor gut 100 Jahren geschriebenen Buch über die Anbaumethoden in China wurde auch über die sorgsame Verwendung der menschl. Exkremente bzw. auch des tierischen Mistes ein Terra Preta ähnlicher Prozess beschrieben.

Mich interessiert, wie sich der Regenwurm in der mit Terra Preta versorgten Erde entwickelt, nach Beschreibungen heisst es, dass man Beet für Beet mit Terra Preta versorgen soll und dann würde das für lange vorhalten. Meine Vermutung, es muss aber immer genug Biomasse dem Bodenleben zur Verfügung gestellt werden.
Und da muss man wirklich Biomassejäger werden. Mir tut es in der Seele weh, wie achtlos dieser wertvolle Stoff behandelt wird.
Wie armselig sind wir an Wissen über die Abfallentsorgung im Verhältnis zu den Kulturen früherer Zeit, die aus Abfall schwarzes Gold herstellen konnten.
Hochbeete und Terra Preta - ein echtes Gartenglück.

Re: terra preta

Verfasst: Mi 9. Jan 2013, 08:27
von kraut_ruebe
danke euch :)

mich interessiert aber tatsächlich die temperatur IM ofen, mir gehts um das verkohlen von knochen. es bräuchte 400 grad für die beste aller knochen-verkohl-prozeduren. ich überleg mir grad ob ein annäherndes ergebnis mit kleingeräten wie so nem ofen hinzubekommen ist.

Re: terra preta

Verfasst: Mi 9. Jan 2013, 08:38
von hobbygaertnerin
Hallo Kraut u Rübe,
beim nächsten Mal werd ich die Suppenknochen unter die Hackschnitzel mischen und einen Versuch starten, ob aus ihnen auch Kohle werden könnte. Gefühlsmässig ist beim Verbrennen des Holzes eine sehr hohe Temperatur in diesem Ofen, messen kann ich es leider nicht.
Danke, du hast mich auf eine gute Idee gebracht.

Re: terra preta

Verfasst: Do 10. Jan 2013, 18:17
von Schwarzerde
Warum macht Ihr es Euch nicht einfach und mischt die Zutaten gleich vorweg zusammen?

Wie ich in einem anderen Tröt bereits erzählt habe, halte ich mich weitestgehend an die Vorgaben von Marko Heckel, wenn es um TP geht und bin damit bisher sehr gut zurechtgekommen.
Seine Rezeptur habe ich hier veröffentlicht: http://terra-em.de/index.php/terra-preta-herstellen
Wer EM nicht mag, kann auch Sauerkrautsaft, o. ä., verwenden.
Ich empfehle den ganzen Artikel durchzulesen, wenn man diese Methode ausprobieren möchte.

Meine Starkzehrer, wie Tomaten, kommen dieses Jahr in meine erste TP, die Kot enthält.
Hierzu werde ich Pflanzgruben ausheben, die ich mit der TP fülle. Für flächendeckende Ausbringung fehlt es mir an Material.

Das Sammeln und Verarbeiten unserer Fäkalien verlief ohne Probleme.
Es gab keine Gerüche, Viecher, o. ä.. Die Fätze waren recht trocken und konnten leicht in die Erdmischung eingearbeitet werden.

Ich habe einen Eimerboden mit einer Schicht Stroh ausgelegt. Dies dient dazu, Flüssigkeiten zu binden.
Darauf haben wir unser Geschäft erledigt. Die Fäze haben wir mit der Pflanzenkohlestreu abgedeckt, die oben angeführt ist.

SEHR WICHTIG ist es, das Ganze trocken zu halten!!!!!!

Urin gehört hier auf keinen Fall hinein. Dies würde zu einer Vergärung, somit zu stinkender Gülle führen.

Zum Pinkeln benutzen wir Urinflaschen, die man günstig im Sanitätshaus bekommt.
(1:100 mit Wasser gemischt ist Urin übrigens ein hervorragender Dünger)

Re: terra preta

Verfasst: Mo 21. Jan 2013, 02:48
von Seppel
IngCent hat geschrieben:Ich würde gern normale Holzkohle nehmen. Doch diese ist ja bedeutend grober und die Stücke sind in der Erde stabil.
Wie kann ich die zerkleinern? Ein Test mit einem normalen Walzenhäcksler hat nicht viel gebracht.
Normale Holzkohle? Naja, die Indios haben wahrscheinlich auch weniger Wert auf bestimmte Pyrolyse-Temperatur-Porösitäts-Gradienten gelegt. Zum Thema Zerkleinerung; da funktionieren nur manche Garten-Häcksler. Wenn du die Kohle ein paar Stunden unter Wasser legst, bricht sie leichter.

Es gibt auch alte Rübenschnitzler, die entsprechend zerkleinern können. Wir haben seit ca. 25 Jahren mal einen selbstgebauten Häcksler, bestehend aus einer Mülltonne und einem Rasenmähermotor :)
Und falls dir gar nix einfällt, kannst du die Kohle auch auf einer festen Oberfläche streuen und mit dem Auto/Traktor drüber fahren.

hier eine einfache Mühle für kleines Geld
http://www.youtube.com/watch?v=HdhybY-8EIo
http://www.youtube.com/watch?v=bW6TDsAuiKI

Ich weiß nicht, ob der Link hier schon aufgetaucht ist, aber: http://www.ithaka-journal.net/55-anwend ... anzenkohle ..
Der direkte Weg der Kohle in den Acker ist mir mittlerweile schon fast zu schade. Evtl. versuchen wir demnächst, den Tieren (vorallem jetzt im Winter) Kohle unter das Futter zu mischen. So lässt sich eine gewisse Aufladung schon vor der Kompostierung erreichen. Dazu wird auch der Geruch vom Dung gebunden.

PS: Geht von hier jemand zum Kompost-Humus-Fachtage/Symposium ?

PPS: Ich halte EM in Verbindung mit Pflanzenkohle für überflüssig. Die wichtigen Mikroorganismen besiedeln die Kohle erst am entgültigen Standort. Ein entsprechen beimpfter Kompost ist da für mich der beste Weg zur Aufladung. In einem gut belebten Boden herrschen zumeist aerobe Verhältnisse; unter denen sich anerobe Mikroorganismen nicht mehr durchsetzen können.

Re: terra preta

Verfasst: Do 24. Jan 2013, 12:58
von holzgaser
Servus!

mann kann die Kohle auch mit Wasser tränken und dann bei Frost gefrieren lassen.

bei entsprechenden Temeraturen wird die Kohle auch kleiner.

Was auch geht .... kleine Kohle kaufen.... :) (ein Schrez...)

Gruß holzgaser