Heuschrecken brauchen nicht pauschal nackten Boden, das ist von Art zu Art verschieden. Was mir auffällt, ist z.B., daß ich weniger grüne Heuschrecken oder die großen grünen Heupferde sehe als früher.
Und die brauchen eher hohes, ungemähtes Gras, Blühpflanzen und damit viele Insekten, die sie fressen können. In meinem Garten auf den Flächen ohne Bewuchs sind auch sehr viele kleine braune Schrecken dieses Jahr zu finden gewesen. Als Schädlinge sind sie mir allerdings noch nicht aufgefallen. Und wenn ich dann mal ein Heupferd an meinen Blumen habe, freue ich mich wie Bolle.
Auch ich merke, daß meine Autoscheiben nicht mehr so oft geputzt werden müssen. Bei mir kann ich eigentlich nicht sagen, ob es weniger oder mehr Insekten gibt als früher? Das hängt aber auch damit zusammen, daß ich erst seit 2013 hier wohne. Bei mir gab es auch in diesem regnerischen Jahr mehrere verschiedene Schmetterlingsarten (Schmetterlingsflieder wird 2018 gepflanzt!), viele Käferarten, Spinnen und vor allem sehr viele Wildbienen (die im übrigen auch im vielgeschmähte Insektenhotel für 2,99 € Eier gelegt haben) und Hummeln.
Ich hatte bei mir den Eindruck, daß die Wildbienen und Hummeln eher mehr geworden sind. Sie haben auch den Großteil meiner Obstbaumbestäubung übernommen. Die sind wesentlich früher geflogen als die Honigbienen, die eigentlich erst bei der Apfelblüte aktiv geworden sind. Gestern habe ich was über Wildbienen recherchiert und einen Text gefunden, wo sogar ausdrücklich die Honigbienenbestände und somit die Imker als "Feind" der Wildbienen genannt wurde. Seit diesem Jahr gibt es bei uns keinen Imker mehr im Dorf. Ich dachte eigentlich, daß ich gerne Bienen halten würde. Aber vielleicht sollte ich doch davon Abstand nehmen - den anderen Insekten zuliebe? Vielleicht habe ich dieses Jahr auch deswegen mehr Insekten im Garten????
Ich bemühe mich zumindestens in meinem Garten darum, es insektengerecht zu machen. Also ein bißchen mehr Unordnung, Blüten von Februar (Krokusse, Winterlinge) bis zum Herbst (Tomaten, Astern, Einjährige Blumen, Kräuter), Totholzhaufen, Unkraut/Wildkräuterrasen, Steingarten mit Pflanzen, Laubhaufen (in denen die Glühwurmweibchen dann leuchten). Dieses Jahr hatte ich z.B. im Rasen ganz viele kleine "Vulkane" von Bienen im Rasen. Die habe ich dann markiert, damit ich nicht drauftrete und drumherum mähe.
Ich hatte die letzten 2 Jahre auch Schwalbenschwanzraupen am Fenchel, am Dill, an den Möhren.
Aber Kreuzspinnen habe ich schon eeeewig keine mehr gesehen. Die vermisse ich ...
Im Nachbardorf gab es eine Vereinbarung zwischen den Landwirten und dem Imkerverein, daß rund um die Felder Blühstreifen gesät werden. Daher sind da die Feldränder auch bunter als anderswo.
Andererseits bin ich hier auch von 3 Naturschutzgebieten "umzingelt", die im Radius 2 km ums Dorf herum liegen. Sicherlich macht auch das etwas aus. Und hier im Dorf gibt es so ziemlich alle Nutztierarten und mehr Tiere als Menschen. Daher haben wir auch riesige Starenschwärme, Spatzenhorden, sehr viele Schwalben, Eulen, Falken, Fledermäuse, Marder, Dachse, Füchse, Mauswiesel, Igel usw.
Gespritzt wird von den Bauern hier im Dorf aber auch heftig. In den Gärten wird auch massiv chemisch gegen alles mögliche vorgegangen.
Was die Insekten-Sterben-Diskussion angeht: Leider ist die Krefelder Studie die einzige ihrer Art in Deutschland, weil offensichtlich niemand sonst auf die Idee gekommen ist, das genauer wissenschaftlich zu untersuchen. Daher wird man das wohl als Ausgangspunkt für Diskussionen heranziehen müssen.
Und zu sagen: Wenn man weniger Insekten sieht, kann es sein, daß stattdessen unterirdisch/unsichtbar/nachts mehr Insekten da sind als vorher, finde ich das eine etwas seltsame Argumentation.
Und daß ausschließlich Misthaufen für mehr Insekten in der Vergangenheit verantwortlich sein sollen, halte ich für eine recht gewagte Argumentation. Viele Insekten leben ja in bestimmten Habitaten. Und Magerrasen ist z.B. nie viel gedüngt worden, aber oft besonders artenreich. Sicherlich sterben viele Arten deswegen aus, weil sie zu spezialisiert sind, was Futterpflanzen und Eiablage angeht.
Aber solche Gebiete sollten/könnten doch trotzdem erhalten bleiben, oder nicht? Sind diese gefährdeten Arten nicht schützenswert?