Pastinake hat geschrieben:Wieso ist es denn für die deutsche Landwirtschaft nötig, soviel Getreide, Milch und Fleisch zu exportieren?
Wie Rohana schreibt: Die Netto-Exporte sind nicht so hoch.
Dazu kommt, dass wir ein Hochkosten-Standort sind, wo hauptsächlich in der Veredelung verdient wird, sprich bei der Umwandlung von Futter in Fleisch und Milch.
Wir importieren Futtermittel und exportieren daher einen (eher geringen) Prozentsatz an Fleisch und Milch.
Bei der Milch liegt der Nettoexport bei unter 10% der Produktionsmenge.
Und darin sind bereits Exporte von Milchinhaltsstoffe enthalten, die nicht für die Lebensmittelerzeugung sondern irgendwo in der verarbeitenden Industrie genutzt werden.
Bei den Schweine- und Geflügelfleischexporten muss man beachten, dass viele der Tiere dafür gar nicht in Deutschland sondern in den Nachbarländern (v.a. Dänemark, Niederlande) gemästet werden, und dann lebend nach Deutschland kommen um hier geschlachtet zu werden, weil unsere Großschlachthöfe billiger und schlagkräftiger sind, oder, bei den Schweinen, als Ferkel mit z.B. 20 kg nach Deutschland kommen und hier fertig gemästet werden, weil Ferkel in den Nachbarländern billiger erzeugt werden können.
Auch Fleisch wird viel importiert, z.B. in Fertigprodukten.
Die Fleischpampe für Chicken-Nuggets stammt z.B. oft aus Asien, wo Hähnchen billiger erzeugt werden können als hier.
Dafür gehen niedrigpreisige Hähnchenteile nach Afrika und Asien, wo die Verbraucher diese besser annehmen als in D, wo die Konsumenten fast nur Filets und Formfleisch kaufen.
Könnte man die billigen Teile nicht exportieren, würden diese wohl im Katzen- und Hundefutter landen statt der menschlichen Ernährung zu dienen.
Der Gegenpol sind dann wieder die Probleme der Kleinbauern in den Exportländern, während sich die Verbraucher dort über niedrigere Preise freuen.
Ist das jetzt gut, weil sich viele auch mal etwas tierisches Eiweiß leisten können, statt nur Reis und Mais, oder ist das schlecht weil die örtlichen Fleischerzeuger darunter leiden?
Und ist es gut, dass wir Futtermittel aus Ländern importieren, die wirtschaftlich auf Agrarexporte angewiesen sind?
Oder ist es schlecht, weil dafür Kleinbauern vertrieben und Urwälder abgeholzt werden und bei uns Getreide durch die Importe so billig ist, dass der Anbau nicht lohnt und die Betriebe auf die Veredelung ausweichen müssen?
Solange Agrar- und Handelspolitik nicht ganzheitlich angegangen werden, wird es weiter viele Opfer geben, auf jeweils beiden Seiten.
Diese Aufstellung zur den Milchexporten und Importen hatte ich neulich schon unter Meldungen aus der Lebensmittelproduktion gepostet:

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