Manfred hat geschrieben:
Auch warte ich weiter darauf, dass der Begriff Natur endlich belastbar und rechtssicher definiert wird.
Als unbestimmter Rechtsbegriff ist das Wort bisher nahezu beliebig ausleg- und ausnutzbar.
Mal abgesehen davon, dass du meine Frage nicht beantwortet hast:
Wenn du mal drüber nachdenkst, wirst du darauf kommen, dass fast alles, was den Wert unseres Lebens ausmacht, nicht rechtssicher und belastbar definierbar ist.
Was für den einen Musik ist, ist für den anderen Krach.
Was für den einen schön ist, ist für den anderen Kitsch.
Was für den einen Kultur ist, ist für den anderen billige Folklore.
Was für den einen Kreativität ist, ist für den anderen unsinniger Zeitvertreib.
Zudem hast ja gerade du vorhin dargelegt, dass, wer z.B. den zentralen Begriff der Religion an verbindlich darstellbaren Dingen oder Allegorien festmachen muss, geistig noch nicht so weit ist. Das zentrales Daseinsmotiv ist folglich ein überhaupt nicht exakt definierbarer Begriff. Dennoch hast du keinerlei Mühe damit, dass Fukuoka vor so etwas schwammig undefinierbarem wie Natur Demut fordert - ich übrigens auch nicht. Und was ist die rechtssichere Definition von Demut (nicht von Unterwürfigkeit)?
Des weiteren gibt es Begriffe, die man nur im Kontext überhaupt definieren kann. Ob der Wert eines Stück Landes etwas absolutes ist, weil es ohne weitere Begründung mit allen Lebewesen darauf und den Beziehungen zwischen ihnen existieren darf (der Ansatz der Naturschützer) oder bloss ein Mass für die Gier, mit welcher andere das gleiche haben wollen (der Ansatz der Wirtschaft, wonach sich der Preis über den erwarteten Ertrag bildet), lässt sich nicht abschliessend beantworten, weil es letztlich eine Frage der Weltanschauung ist.
Dennoch hat das alles sehr weitgehende Folgen für unseren Umgang mit ihnen.
Rechtssichere Definitionen machen nur dort Sinn, wo Juristen Gesetze definieren und Streit schlichten müssen. Wenn das nötig wird, ist das Kind meist schon in den Brunnen gefallen.
viktualia hat geschrieben:Ich denke, Manfred ist aufgefallen, dass der Begriff (Um-welt) als solcher eine Spaltung darstellt
- entweder bin ich Teil dieser Welt, oder die "Definition" stimmt nicht.
Im modernen Naturschutz gehört Mensch und Landwirtschaft zum Konzept.
Dass man dazugehört, bedeutet nicht, dass man alles machen darf.
Auch in meiner Familie, zu der ich unzweifelhaft gehöre, darf ich die anderen nicht behandeln, wie ich will.
In gewissen neoliberalen Kreisen wird die Tatsache, man sei selbst Teil und Geschöpf der Natur, als Argument verwendet, folglich könne man seine Umwelt ja gar nicht zerstören.
Das ist angesichts der real existierenden Welt eine krasse Form von Realitätsverweigerung.
Die Folgen seiner Handlungen kann man nur bewerten, wenn man zwischen Objekt und Subjekt unterscheidet. Deswegen haben wir auch Sinnesorgane, die die Umwelt erfahrbar machen, und ein Gehirn, um mit diesen Informationen etwas anzufangen, und eine Sprache, deren Grammatik ebenfalls zwischen Objekt und Subjekt unterscheidet.