Pflanzenbestimmung (Bestimmungsschlüssel siehe 1. Beitrag)
- emil17
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Re: Pflanzenbestimmung (Bestimmungsschlüssel siehe 1. Beitrag)
Ich hab das auch noch nie gesehen, aber es gibt eine relativ einfache Erklärung dafür:
Das Körbchen der Korbblütler ist ein gestauchter Blütenstand. Man denke sich eine Ähre, wo der Stiel die Länge Null hat, die Seitenblüten sind dann auf einer Scheibe angeordnet (so wie die Blätter beim Kopfsalat vor dem Aufschiessen). Unter dem Blütenstand hat es Hochblätter, diese erscheinen dann als Hüllblätter des Körbchens kragenförmig angeordnet.
Nun gibt es bei jeder Pflanze in der Achsel eines Blattes eine Knospe. Diese treibt bei den Hüllblättern der Körbchen nie aus, weil das der Funktion des Körbchens widerspricht. Diese Hemmung wird durch chemische Botenstoffe bewirkt, die lageabhängig in der Pflanze vorhanden sind.
Nun ist bei deinem Exemplar aus irgend einem Grund diese Hemmung gestört worden, und die Seitenknospen haben ausgetrieben. Weil sie das im Blütenstand eigentlich nicht sollen (damit ein Körbchen eben wie ein Körbchen aussieht), sie sich aber in der Blütenstandsregion befinden, sind sie zu einem Seitenblütenstand geworden, der bei einem Korbblüter nun mal ein Körbchen ist.
Das Ganze ist ein Beispiel einer Fehlkoordination der Ausbildung einzelner Teile, die in ihrer Ausformung einem übergeordneten Ganzne folgen, damit die Sache nach etwas aussieht. Ohne diese Koordination, die fast immer funktioniert, wäre die Ausbildung der Gestalt von Lebewesen unmöglich.
Das gleiche Problem hat etwa jedes Haar im Fell einer Katze: Wie "weiss" die Haarwurzel, wann das Haar hell oder dunkel wachsen muss, damit das Fell das Tigermuster bekommt?
Das Körbchen der Korbblütler ist ein gestauchter Blütenstand. Man denke sich eine Ähre, wo der Stiel die Länge Null hat, die Seitenblüten sind dann auf einer Scheibe angeordnet (so wie die Blätter beim Kopfsalat vor dem Aufschiessen). Unter dem Blütenstand hat es Hochblätter, diese erscheinen dann als Hüllblätter des Körbchens kragenförmig angeordnet.
Nun gibt es bei jeder Pflanze in der Achsel eines Blattes eine Knospe. Diese treibt bei den Hüllblättern der Körbchen nie aus, weil das der Funktion des Körbchens widerspricht. Diese Hemmung wird durch chemische Botenstoffe bewirkt, die lageabhängig in der Pflanze vorhanden sind.
Nun ist bei deinem Exemplar aus irgend einem Grund diese Hemmung gestört worden, und die Seitenknospen haben ausgetrieben. Weil sie das im Blütenstand eigentlich nicht sollen (damit ein Körbchen eben wie ein Körbchen aussieht), sie sich aber in der Blütenstandsregion befinden, sind sie zu einem Seitenblütenstand geworden, der bei einem Korbblüter nun mal ein Körbchen ist.
Das Ganze ist ein Beispiel einer Fehlkoordination der Ausbildung einzelner Teile, die in ihrer Ausformung einem übergeordneten Ganzne folgen, damit die Sache nach etwas aussieht. Ohne diese Koordination, die fast immer funktioniert, wäre die Ausbildung der Gestalt von Lebewesen unmöglich.
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Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.
Re: Pflanzenbestimmung (Bestimmungsschlüssel siehe 1. Beitrag)
Vielen Dank für die plausible und kompetente Antwort.
Heute habe ich einer weiteren Blüte die Blätter geklaut, um festzustellen, ob das der Auslöser ist.
Heute habe ich einer weiteren Blüte die Blätter geklaut, um festzustellen, ob das der Auslöser ist.
Unsre SV-Bib: http://tinyurl.com/l7x9773
- emil17
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Re: Pflanzenbestimmung (Bestimmungsschlüssel siehe 1. Beitrag)
Gerne
Meist funktioniert das mit dem Abzwicken aber nicht. Wie sähe sonst eine Wiese nach der Mahd aus ...
Dei gefüllten Blüten vieler Sorten werden durch ähnliche, dan vererbbare Prozesse erzeugt.
Meist funktioniert das mit dem Abzwicken aber nicht. Wie sähe sonst eine Wiese nach der Mahd aus ...
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Re: Pflanzenbestimmung (Bestimmungsschlüssel siehe 1. Beitrag)
Kennt Jemand diese Zierpflanze?
Die wird so ca 50 cm hoch, nicht sehr standfest. Kommt unbeirrt wieder, wenn man sie abmäht.
Die wird so ca 50 cm hoch, nicht sehr standfest. Kommt unbeirrt wieder, wenn man sie abmäht.
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Re: Pflanzenbestimmung (Bestimmungsschlüssel siehe 1. Beitrag)
Gelbblütige Kreuzblütkler gibts viele, bei den schmalen gefiederten kahlen Blättern käme Rorippa palustris oder sylvestris (eine der Sumpfkressen) in Frage; neben Sumpf- und Uferstandorten auch auf schweren, lehmigen Böden. Mehrjährig, ziemlich trittfest.
Senf ist es sicher nicht - der hat grobborstige Behaarung und ganz andere Blätter.
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Re: Pflanzenbestimmung (Bestimmungsschlüssel siehe 1. Beitrag)
Danke, die wilde Sumpfkresse könnte passen. Wäre sogar essbar, das probiere ich gleich morgen aus
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Re: Pflanzenbestimmung (Bestimmungsschlüssel siehe 1. Beitrag)
Wenn die Blüte zwischen den Fingern ´zerbröselt nach Rucula riecht , könnte es wilde Rauke sein .
.
Kein Gott, kein Staat, kein Vaterland !
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Re: Pflanzenbestimmung (Bestimmungsschlüssel siehe 1. Beitrag)
Auch die wilde Rauke (Diplotaxis muralis oder D. tenuifolia) hat andere Blätter, die zwar mässig bis tief geteilt, aber eben doch nicht gefiedert sind, also noch überall Blattfläche neben dem Hauptnerv haben. Der blühende Stengel ist gerade, nicht hin- und hergebogen wie im Bild. Zudem überlappen sich bei der wilden Rauke die Kronblätter seitlich, bei der gefragten Pflanze haben diese deutlichen Abstand voneinander.
Bei den einheimischen Kreuzblütlern gibt es zwar viele nicht leicht zu bestimmende Arten, aber keine eigentlichen Giftpflanzen, weshalb eine Verwechslung weniger tragisch ist als etwa bei wilden Doldenblütlern.
Bei den einheimischen Kreuzblütlern gibt es zwar viele nicht leicht zu bestimmende Arten, aber keine eigentlichen Giftpflanzen, weshalb eine Verwechslung weniger tragisch ist als etwa bei wilden Doldenblütlern.
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Re: Pflanzenbestimmung (Bestimmungsschlüssel siehe 1. Beitrag)
Rauke hab ich im Beet, die hätt ich wiedererkannt.
Es schmeckt nach Kresse, wird wohl die wilde Sumpfkresse sein, danke für die Bestimmungshilfen!
Interessante Pflanze (für mich). Die besiedelt den Mittelstreifen vom Weg zu meinem Carport, ziemlich dicht, als hätte sie dort mal Jemand absichtlich angepflanzt - sie gilt aber was ich so lese als schlimmes Unkraut, da ist es wohl wahrscheinlicher, dass sie als Antwort auf das jahrelange Rasenmähen dort alles mit Rhizomen unterwandert hat.
Es schmeckt nach Kresse, wird wohl die wilde Sumpfkresse sein, danke für die Bestimmungshilfen!
Interessante Pflanze (für mich). Die besiedelt den Mittelstreifen vom Weg zu meinem Carport, ziemlich dicht, als hätte sie dort mal Jemand absichtlich angepflanzt - sie gilt aber was ich so lese als schlimmes Unkraut, da ist es wohl wahrscheinlicher, dass sie als Antwort auf das jahrelange Rasenmähen dort alles mit Rhizomen unterwandert hat.
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