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Re: Angeln
Verfasst: Sa 9. Aug 2014, 17:44
von Manfred
Kommt halt immer darauf an, in welchem Gewässer und auf welche Fische man angelt.
An einem trüben Karpfenteich mit regelmäßigem Besucherverkehr kann man allerlei anstellen, was beim Angel auf Sicht in glasklarem, abgelegenen Wasser den Misserfolg garantiert.
Die meisten Fische in D sind Lärm und Störungen gewohnt und so kann man einen Fehler beim Anschleichen oft mit etwas Geduld aussitzen.
In einem Neuseeländischen Buch übers Großforellen-Angeln in abgelegenen Gewässern habe ich Extremeres gelesen. Die haben untersucht, wie lange die erfahrenen Großfische nach einer Störung durch einen Angler in Deckung bleiben. Die Fische blieben stundenlang weg. Bei einigen dauerte es sogar mehrere Tage, bis sie wieder ihren Stand- und Fressplatz aufsuchten.
Re: Angeln
Verfasst: Sa 9. Aug 2014, 19:48
von Olaf
*lach*, da kann ich ja sogar mal mitreden.
Meine Frau hat beide Karpfen rausgeholt 10 min, nachdem der Hund drinne war.
Das scheint die hier eher anzulocken, son Hund wirbelt ja auch etliches auf.
Wenn ich mal versuche, mich in einen Fisch reinzudenken.
MIt dem Hut: Es steht jetzt 2 zu 2 beim letzten fischen.
Ich werde weiterhin keinen aufsetzen, ich glaube aber, dass meine Frau von Natur aus die bessere Anglerin ist. Hab ich aber auch kein Problem mit, uns geht es eher um den Topf, als wer ihn füllt....
LG
Olaf
Re: Angeln
Verfasst: So 10. Aug 2014, 07:47
von parson
...die Fische scheinen sich auch an eine Vollglatze zu gewöhnen, die so leuchtet, wie der Vollmond heute (soll ja der schönste u. größte des Jahres sein am heutigen Tag ... äh, Nacht!). Aber der Olaf klärt das mit der Kopfbedeckung ja empirisch/wissenschaftlich...
Das ist offensichtlich wie beim Wild: Gewohnheit macht blind, taub - fast dumm! Bei den Jägern ist das sog. "ankirren" ja erheblich länger bekannt wie bei den Anglern.
Die haben das offensichtlich abgeguckt von den Jägern oder es gibt halt angelnde Jäger, die den Anglern dann 'Nachhilfe' gegeben haben
Was das Wort 'Kirrung' angeht, denke ich, dass das von 'kirre machen' herstammt . . . . also das, was die Frauen mit den Männern seit Adam und Eva schon immer machen.
Manchmal geht das auch umgekehrt. Also dass Männlein das Weiblein 'scharf' macht bzw. eben 'kirre' macht. Oder man bleibt bei seiner Geschlechtsspezifität

- halt jenachdem

.
Wichtig dabei ist, das man's nicht übertreibt. Kirrung heißt nicht Füttern und Anfüttern meint nicht satt füttern. Eben scharf machen auf mehr...
Der Plan:
Karpfen; gibt's hier im Fluss reichlich. An DEM hotspot sah ich, das innerhalb von 3 Wochen zweimal geschätzte 15-20kg-Karpfen von Anglern gelandet wurden. Da sitzen aber die absoluten Profis und da wird gekirrt, dass es vermutlich auf Füttern rausläuft - nur die Experten haben da Erfolg.
Schräg unterhalb gegenüber aber wittere ich meine Chance. Da ist auch eine strömungsberuhigte Zone und da hoffe ich, dass die Carps beim Stromaufwärtsziehen inne halten und meine Anfütterung auffinden (quasi als snack vorab).
Da fütter ich jetzt mal nach Rallymanns Tipp 'ne Woche an und bin gespannt, ob dann was geht.
Hab' mich in die Haar-Geschichte eingearbeitet und in der (zwar geringen) Strömung mit Birnendurchlaufblei aber nicht die idealen Vorraussetzungen.
Der Fisch meiner Begierde muss mit 40cm Vorfach und wenig Spiel sofort hängen - oder gibt's da eine Methode, dass er ein Stück abziehen könnte und erst dann 'erschrickt' und hängt?
Das wär' meine erste Frage...
und die Zweite:
Ich hab' jetzt im Netz Einiges über Raubfische-Anfüttern gelesen und komm' eigentlich zur Erkenntnis, dass nur indirektes Anfüttern Erfolg verspricht. Also Weißfischchen regelmäßig kirren - Raubfisch folgt, falls er denn in der Nähe ist...
Hat da von den Experten hier jemand einschlägige praktiskche Erfahrungen?
Schönen Sonntag und einen vollen Mond!
(ein Grieche klärte mich da mal hinsichtlich der Meeresangelei auf: Große luna = kleine Fisch...kleine luna = gr0ße Fisch . . . ich konnte da keinen Zusammenghang fesstellen; egal wie Mond: IMMER kleine Fisch
parson
Re: Angeln
Verfasst: So 10. Aug 2014, 11:07
von Olaf
egal wie Mond: IMMER kleine Fisch
Ich würde sagen: Kleiner Mond - kleiner Fisch. Großer Mond - gar kein Fisch!
Was mich aber auf eine Idee bringt:
Ich bin ja noch nicht so weit rumgekommen auf der Welt, Anfang Oktober werd ich erstmalig meine Rute in den Atlantik hängen.
(hä hä)
Vermute, das wird ein jähes Ende finden, entweder der Fisch himself oder eine Monsterwelle wird mich von den Klippen reißen, auf dass ich dann als Mahlzeit von Haifischen ende.
Aber ich könnte ja wenigstens mal gucken, wie da der Mond ist, der kleinen und der ganz großen Fische wegen.
Aber um mal etwas ernster zu werden, so wie ich es bislang verstanden habe, hakt sich der Karpfen bei der Haarmethode selber fest, wenn der den Köder wieder ausspuckt.
Ja, hab eben grad noch mal in Grubenreiners Buch nachgelesen. Die drei oder vier Seiten könnt ich morgen auch scannen und Dir schicken, ist wirklich wunderbar erklärt.
Die beiden letzten Karpfen, ne eigentlich alle drei haben wir übrigens mit schödem Brotteig ("Grafschafter Butter Toast", der Rechtschreibfehler ist vom Hersteller) rausgeholt. (Wir essen sowas nicht, aber die Kinder...)
Ich hab die ganze Zeit mit ner Dosenmais-Wurm-Kombi geangelt, meine Frau mit ner Mais-Teig-Kombi.
Der Teig erschien ihr zu dröge, da hat sie einen wenzigen Schluck Bier drangegossen.
Und schwört, erst ab da hätten die gut gebissen. Und irgendwann, da hatte ich immerhin schon die 200g-Rotfeder, hab ich auch ihren Teig benutzt mit Mais und dann auch nen Karpfen gehabt.
Ohne Hut.
Jedenfalls drück ich DIr ganz doll die Daumen, und über eine Erfolgsmeldung würde ich mich genauso freuen wie über einen eigenen Fisch.

und LG
Olaf
Re: Angeln
Verfasst: So 10. Aug 2014, 11:47
von Rallymann
Moin und ich geb mal meinen Senf dazu.
Also der Unterschied zwischen "Profi" dort am Fluss und Dir parson ist nur die Wahl des Köders. Mehr hat er dir wirklich nicht voraus.
Der die das Boilie macht den Unterschied. Nicht weil Boilies so toll schmecken, sondern weil sie der einzig selektive Köder sind, der es dem vorsichtigen Karpfen erlaubt den Köder zu nehmen, bevor andere Weisfische mal wieder schneller sind.
Ich würde auch Strom aufwärts anfüttern. Das lässt die Karpfen dem Futter folgen.
Merke dir, wann und wo die Jungs ihre Karpfen fangen. Also nicht wo der Angler sitzt, sondern wo er hin wirft. Ufernah, Flussmitte, oder anders Ufer.
Jetzt fütterst Du Fluss aufwärts. Am besten mit einer Mischung aus "normalem" Anfutter, dass schon beim auftreffen auf die Oberfläche zerplatzt und eine Wolke Fluss abwärts erzeugt und Boilies, an der Stelle, an der Du fischen willst. Am Angeltag sollte das Anfutter etwas fester sein, damit es heile zum Grund kommt und nicht die Fische dem Futter Fluss abwärts folgen.
Jetzt zur Montage.
Der Karpfen sollte nicht sehr viel Spielraum haben und daher würde ich eher zu einem kurzen Vorfach raten. Ist es zu lang, spielt die Strömung mit dem Köder, was wiederum unnatürlich aussieht. Weiter bedeutet jeder Zentimeter Spielraum einen Kontrollverlust für dich. Also er hat Zeit den Köder zu untersuchen und spuckt ihn aus.
DAs ausspucken gewöhnen wir dem auch noch ab, in dem Du dir im Agelladen fertige Karpfenmontagen besorgst.
Geflochtenes Vorfach mit GESCHRÄNKTEM Haken und Haar gleich dabei. Geschränkt, also die Spitze seitlich zum Hakenschenkel verbogen.
Nimmt der Fisch das Boilie und befördert er es zu seinen Schlundzähnen, folgt der blanke Kaken ins Maul und wenn er ihn wieder ausspucken will, hakt er sich dabei meist selbst. Jetzt donnert er ab und der Haken wird vom schweren Blei eingetrieben.
Mit dem Blei kann es dir passieren, dass Du 80 oder 100 Gramm nehmen musst (Strömung)
Im Fluss kannst Du nicht wie in einem See, dass Blei als Freilaufblei verwenden, dass erst später vom Klemmblei gestoppt wird.
Dazu muss die Schnur locker sein, damit er fortschwimmen kann. Im Fluss verhindert das aber die Strömung, die dir unterwasser einen schönen Schnurbogen zaubert.
Verwende also ein ausreichend schweres Birnenblei, das von einem Klemblei sofort gestoppt wird und der Strömung standhält.
Haken Gr 4-6-8 je nach persönlichem Geschmack, mit Haarvorfach und Boilie.
Versuche die Rutenspitze richtung Köder zeigen zu lassen und verwende entweder eine Freilaufrolle, oder einen Affenkletterer, der es dir erlaubt mit offenem Rollenbügel zu fischen.
Noch ein kleiner Tipp am Rande. Solltest Du einen Karpfen haken, lass ihn erstmal ziehen, so das er vom Futterplatz weg kommt und drille ihn etwas abseits aus. Das vermeidet Unruhe am Futterplatz und ermöglicht mehrfach Fänge.
Denke das reicht erstmal
Dein dich lesender Ralfi
Re: Angeln
Verfasst: So 10. Aug 2014, 12:23
von Minze
Sehr interessanter Faden, auch wenn ich selbst nicht angle.
Mein Großvater hat noch in der Donau gefischt und so manchen schönen Hecht mit nach Hause gebracht. Ich erinnere mich noch an das alljähriche Fischerfest, dort gab es "Steckerlfisch" und der war sehr lecker. Leider weiß ich nicht, wie man den richtig zubereitet. @Manfred, Du kannst mir das doch ganz bestimmt erklären? Ich hätte ja noch einige Rotaugen in der Truhe, da könnte man doch so etwas draus machen.
Ansonsten Petri Heil an alle Angler.
Re: Angeln
Verfasst: Mo 11. Aug 2014, 01:59
von Andreas75
Danke Euch für die Erläuterungen.
Habe mich halt mit Forellenpuffs (treffendes Wort) nie wirklich befasst, weil ich die immer vermied, während andere Kumpels drauf schworen. Und hätte auch nie gedacht, dass Fische sich doch so auf gewisse Nahrung prägen lassen, sondern war der Meinung, bei Gelegenheit siegt immer der Instinkt (Gummifisch, der wie verletzt durch's Wasser eiert, Blinker, der ebenfalls verletzte Fische imitiert, verführerisch duftende Fischfetzen etc.).
Falsch gedacht, und vom ersten Angeln auf "Kunstfisch" enorm beeindruckt, habe es bislang halt immer auf natürlich aufgewachsene Fische abgesehen gehabt =).
Ein sehr interessanter Thread hier, weiter so, und Petri Heil

!
Grüße,
Andreas
Re: Angeln
Verfasst: Mo 11. Aug 2014, 09:04
von parson
@ Olaf: danke für's Scann-Angebot aber von der Theorie her bin ich recht gut und weiß über fast alle Finessen aus dem Anglerboard ziemlich Bescheid. Ich bräuchte halt hier einen Guid, der mich mal paar Wochen an die Hand nähme...
Gestern Abend war Frust angesagt:
Ich rückte zum dritten mal Anfüttern aus und dachte mir, da doch eine kunstvoll gebastelte Haar-Montage für 'ne Std. nur mal so probehalber neben die Anfütterstelle zu hängen.
Die (MEINE!!!) Anfütterstelle liegt schräg flussabwärts gegenüber des Profi-Karpfen-Hotspots und damit unter ziemlich tiefhängenden Alleebaumästen trotzdem einsehbar vom anderen Ufer (so gut 200 m!) - direkt oberhalb davon kommt das EON-Wehr.
Ich komme frohgemut kurz vor 8e dahin und was muss ich sehen? Da hockt einer mit Hightec-Ausrüstung auf MEINEM ach so versteckt liegenden Plätzchen
Ich muss gestehen, dass ich gerne einen Wutschrei losgelassen hätte...
Ich ging 20 m flußaufwärts (in dem Fall paradoxerweise in Richtung der Rückströmung, die langsam und ruhig entgegengesetzt der raschen, starken Flußströmung weiter zur Flussmitte am Flußufer entlang läuft).
Als ich gerade meine Tackelage auslegen wollte, kam von hinten ein muskelbepackter Donaustrom-Leistungsschwimmer und stieg seelenruhig ins Wasser
Selbst wenn die Kärpfchen Unruhe gewöhnt sind, würde ich mich als erfahrener Altkarpfen da einige Zeit zurückhalten.
Jetzt reichte es mir und ich ging etwa 50m flußabwärts, fand eine halbwegs passable Stelle, feuerte meinen tiefgefrorenen Anfütterklumpen in Wasser und die Haarmontage daneben; bissl zu nah nach meinem Gefühl und wollte sie so in 5-6m nochmals auswerfen.
Hatte einen Hänger und hätte wohl den Donaustrom-Schwimmer anhauen müssen, mir den zu lösen, doch der war schon 300m weiter unten
Mit geschätzten 15kg Zugkraft riss ich dann die Leine ab und hatte dermaßen die Schnauze voll, dass ich sofort den Heimweg antrat.
Das ist mir schon zum zweiten Mal passiert, dass ich offensichtlich beobachtet 2-3 Tage angefüttert habe und am 4./5. Tag dann mein Angelplatz von der Konkurrenz belegt war.
Diese Einsicht fordert einen grundsätzlichen Strategiewechsel

und ich werde berichten, was mir da einfällt!
...bin zwar frustriert aber keineswegs demotiviert - bei der Jagd ist das halt geregelt: da weiß man, wer wo ankirrt (da wird anderweitig verarscht - hatten wir aber schon!

).
Danke auch rallymann für die Gedanken und Vorschläge - es geht weiter...
lg parson
Re: Angeln
Verfasst: Mo 11. Aug 2014, 09:39
von Rallymann
Oh parson.
Du hast es echt nicht leicht.
Wenn das mit dem anfüttern wegen überlaufen nichts bringt, muss definitiv eine ander Strategie her.
Wenn die Cracs dir den Angelplatz klauen, klaust Du ihre Erfahrung.
Ich habe es schon zigmal erwähnt, dass Karpfen zu bestimmten Zeiten auf Futtersuche gehen und dabei stets auf ihren Wechseln bleiben.
Uhrzeit und Ort merken. Sitzt der Crac an seiner Stelle, fischst Du Stromabwärts von seiner Stelle früher und wechselst dann an ihm vorbei zu einer Stelle, die Stromaufwärts liegt. So fängst Du vor ihm und nach ihm.
Kannst auch 2 Plätze anfüttern und falls einer besetzt ist.................
Überdenke nochmal die Strategie mit dem gefrorenen Futter. Eis wird im Wasser sehr leicht (siehe Eisberg) und so kann es sein, dass dein Futter mit der Strömung abtreibt und erst 2 Km Flussabwärts das Futter freigibt.
Könntest auch einen weiteren Weg oder eine schlecht zugängliche Strecke als Platz wählen.
Re: Angeln
Verfasst: Mo 11. Aug 2014, 10:02
von Manfred
Es kann ja auch reiner Zufall gewesen sein, dass der da saß. Gerade am Sonntag. Auch ob eine Angelstelle öfter benutzt wird, ist meist gut zu erkennen.
Ich würde erst mal weiterfüttern und die Stelle nicht so schnell aufgeben.