im Boden
Vorab: Boden ist nicht gleich Boden, auch am gleichen Standort. Es gibt lebenden Boden, also quasi einen Organismus, und es gibt toten Boden, wo also den denkbaren Mikroorganismen die Lebensgrundlage entzogen wurde, und es gibt allerlei Zwischenformen von beiden. Je nach der ausgeübten Bewirtschaftung und der entsprechenden Historie.
Stickstoff immer und jederzeit im Boden als pflanzenverfügbar
Den oben zitierten Humus = Rohhumus (noch nicht aufgeschlossene Pflanzenteile) lasse ich aus der Betrachtung weg. Man sollte nicht so tun, als würden diese Pflanzenteile sonst immer nur überwiegend kumuliert, und plötzlich, nach Einbringen einer Impfung per Komposttee, würde plötzlich die Umsetzung verhundertfacht mit dem Ergebnis, dass kurzzeitig ein Nährstoffschub kommt, bis der Spaß mangels Masse zusammenbricht.
In welcher Form gibt es längerfristig Stickstoff im Boden: Über Ammonium und Nitrit kommt man zu Nitrat, bei "Übermengen" geht dieses gerne per Auswaschung in den Untergrund (Grundwasser). Das vorhandene Nitrat ist in wässriger Lösung pflanzenverfügbar und muss nicht mobilisiert werden. Daher wundere ich mich über den Gedanken an eine Mobilisierung.
Dauerhumus ist geeignet, zusätzlich Nitrate zu binden. Für nennenswerte Leistungen muss man dann aber nennenswert Dauerhumus vorliegen haben. Daher habe ich (als Zielsetzung) lieber 8 Prozent Humusgehalt im Boden als 2 Prozent. Humus im Boden hat noch weitere Wirkungen, was bekannt sein sollte.
Der Bedarf an Stickstoff, insbesondere im ertragsorientierten Anbau, wird höher sein als das aktuell verfügbare Nitrat. Daher muss kontinuierlich pflanzenverfügbar nachgeliefert werden. Da gibt es verschiedene Wege.
Da Stickstoff etwa 78 Prozent der Luft ausmacht, ist Stickstoff an sich pro Quadratmeter tonnenweise vorhanden, so aber nicht pflanzenverfügbar.
Es gibt Mikroorganismen, die Luftstickstoff binden und fixieren können. Neben den Knöllchenbakterien (Rhizobien in Symbiose mit Leguminosen) sind das Azotobakter u.a.
Nebenbetrachtung dabei: Leben heißt Eiweiß, und Eiweiße benötigen und enthalten Stickstoff. Viel Leben bedeutet also fixierter Stickstoff, der aber pflanzenverfügbar gemacht werden kann. Viel Leben heißt also auch größerer Nährstoffspeicher, und Leben lässt sich nicht so leicht auswaschen wie Nitratsalze.
Neben der genannten natürlichen N-Bereitstellung kann man von außen Wirtschaftsdünger zuführen. Da hat man organische Dünger (Mulch, Mist, Hornspäne). Dort ist an der Aufbereitung auch Leben beteiligt.
Schlechter steht es, wenn man unbehandelte Gülle aufbringt oder in den Boden einspritzt. Das wahrnehmbare Ammoniak (die Nase lügt nicht) ist zwar Stickstoff und recht schnell pflanzenverfügbar, aber auch giftig in übertriebener Ausbringung.
Und dann gibt es noch den Kunstdünger. Der ist aber kein 100-Prozent-Dünger, sondern bringt herstellungsbedingt Begleitstoffe mit, die ihrerseits den Boden und das Bodenleben beeinflussen (um es neutral zu nennen).
Die genannten Methoden kann man nun nicht beliebig in der Form mischen wie in der Annahme, dass gestreuter Kunstdünger einfach eine Ergänzung der sonstigen Stickstoffbereitstellung und somit ein Krönchen auf dem Ganzen ist, sondern das schnell verfügbare Nitrat macht kurzfristig die aufwändigere natürliche N-Bereitstellung überflüssig. Das beteiligte Bodenleben wird also mangels Lebensgrundlage reduziert, wenn nicht zusätzlich gleich vergiftet. Damit dürfte einem klar sein, dass nach Verpuffen des zusätzlichen Nitratschubs das Bodenleben nicht einfach zu 100 Prozent bereitsteht, um wieder in Wirkung zu gehen, erst recht nicht, wenn man flächenhaft arbeitet und eben nicht lokale Störungen von der Umgebung relativ schnell aufgefangen werden können.
Zum Thema Humus sowie Stickstoff gibt es ein Script von
Erhard Hennig, dass ich hier im Forum mehrfach verlinkt hatte. Ein Interessierter wird es finden.