Als nebenberuflicher Milchprobenehmer komme ich ja auf etliche Bauernhöfe.
Von jedem Hof trinke ich bedenkenlos die Milch in nennenswerter Menge (0,5-1l/Tag).
Hatte noch nie irgendwelche Beschwerden dadurch.
Freilich enthält rohe Milch lebende Keime, die aber in geringen Mengen für gesunde gewöhnte Menschen in der Regel harmlos sind.
Die Milch ist das bestuntersuchte Lebensmittel: Der Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz-Saar untersucht:
- bei allen Milchabholungen die wertbestimmenden Inhaltsstoffe Fett, Eiweiß, fettfreie Trockenmasse,
- bei allen Milchabholungen den Milchharnstoffgehalt (bei dem es sich um einen natürlichen Milchbestandteil handelt, NICHT um Verunreinigung mit Urin) als Information zur Versorgungslage der Kühe (ausgewogene Fütterung),
- 2x monatlich die bakteriologische Beschaffenheit mit dem Bactoscan-Verfahren, einer durchflußzytometrischen Zählung von Mikroorganismen,
- bei allen Milchabholungen die Eutergesundheit durch die Untersuchung des Zellgehaltes, der fluoreszenzoptischen Zählung somatischer Zellen (d.h. aus dem Eutergewebe der Kuh an die Milch abgegebene Körperzellen, die bis zu einer gewissen Grenze ein natürlicher, gesunder Milchbestandteil im Rahmen der laufenden Verjüngung des Eutergewebes darstellen),
- mindestens 4x monatlich (unangekündigt!) das Freisein der Milch von Hemmstoffen (Antibiotika, Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln),
- 13x monatlich die Reinheit und Naturbelassenheit der Milch durch Gefrierpunkt-Untersuchung (damit können z.B. Wasser-Panschereien entlarvt werden).
http://www.lkv-rlp-saar.de/nextshopcms/ ... =80&ssid=1
Nachfolgend die Fakten aus dem LKV-Jahresbericht 2014 zu:
- Keimbelastung/Hygiene:
Für die Milch-Güteklasse I wurde 1993 der Keimzahlgrenzwert von 300.000 auf 100.000 reduziert.
Ab einer Keimzahl von über 50.000 wird der Betrieb informiert und hat die Gelegenheit, seine Betriebsabläufe auf Hygienemängel zu checken.
Der durchschnittliche Keimgehalt lag im Berichtszeitraum (2014) mit 16.400 leicht unter dem Vorjahresniveau.
Die durchschnittliche Monatskeimzahl lag im gesamten Kontrolljahr in jedem Monat unter 18.000.
Eine große Zahl von Milcherzeugern erreichte während des Kontrolljahres häufig Keimzahlen von 10.000, dem niedrigsten messbaren Wert.
- Zellzahlen/Eutergesundheit:
Bei Zellzahlen über 250.000 wird der Betrieb informiert und hat die Gelegenheit, jede Kuh auf Eutergesundheit zu überprüfen und auffällige Milch wegzuschütten.
Im Prüfungsjahr ergab sich ein Zellzahldurchschnitt von 191.260.
Der Anteil der Milcherzeuger, die Abzüge wegen erhöhter Zellzahlen hinnehmen mußten, lag bei 1,16%.
- Hemmstoffe/Antibiotika:
Jeder Milchsammelwagen führt vor dem Abtanken in der Molkerei einen Hemmstoff-Schnelltest durch.
Sollten dabei Hemmstoffe festgestellt werden, wird der gesamte Tankinhalt des Fahrzeugs verworfen und entsorgt.
Zusätzlich zu den Tests der Sammelmilch werden die Milchproben aller Einzellieferanten getestet, um die Quelle der Verunreinigung zu ermitteln.
Dem Landwirt werden bei Anlieferung von hemmstoffhaltiger Milch 5 Cent/kg Monatsanlieferung abgezogen (das wären bei einer angenommenen Vergütung von 40 Cent/l über ein Zehntel weniger Milchgeld im betreffenden Monat, eine happige Einbuße!) Im Wiederholungsfall wird der Betrieb für die Milchabholung ganz gesperrt, bis die Ursache der Verunreinigung nachweislich nachhaltig beseitigt worden ist.
Alle Bauern, die ich kenne, würden bei Bemerken einer versehentlichen Verunreinigung lieber ihren gesamten Milchtankinhalt in den Gulli laufen lassen, als solche sanktionen zu riskieren.
Wenn sie sich nicht sicher sind, können sie die Milch kostenfrei auf Hemmstoffe testen lassen.
Ebenfalls gibt es Testkits für die Bauern, um die Milch einer behandelten Kuh zu testen, ob sie nach Verstreichen der vorgeschriebenen Wartezeit auch wirklich hemmstofffrei ist.
Im Berichtsjahr 2014 wurden bei mindestens 4 monatlichen Routine-Untersuchungsgängen 170.369 Milchproben auf Freisein von Hemmstoffen untersucht.
Dabei 120 Proben als "nicht hemmstofffrei" bewertet; damit waren in 99,9% aller untersuchten Proben keine Hemmstoffe nachzuweisen!
Insgesamt lag die Güteklassen-Einstufungen der Milch der Molkereien in Rheinland-Pfalz 2014 bei monatlichen Schwankungen im einstelligen Prozentbereich um:
Güteklasse 1: zwischen 99,4 und 99,8 davon Superklasse S: zwischen 76,4 und 87,0%
Güteklasse 2: meist zwischen 0,2 und 0,3%, nie höher als 0,6%
Quelle: LKV Rheinland-Pfalz-Saar Jahresbericht 2014