Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4911

Beitrag von emil17 » So 20. Okt 2024, 06:28

Rohana hat geschrieben:
Sa 19. Okt 2024, 01:00
ohne dass irgendwer dafür extra bezahlt wird
Die endlose Diskussion ...
Vermutlich beziehen auch die Bauern bei Euch einen wesentlichen Teil ihrer Einnahmen aus Förderung und Subventionen. Sehr viel Biodiversität hängt aber von einer exensiven Bewirtschaftung ab, was sich schlecht mit der Betriebswirtschaft des Hofes verträgt - wer will schon erragsschwache Flächen, die viel Arbeit machen.
Ich vermute mal, die Felder sind bei Euch nicht zufällig so wie sie sind. Gelände nicht einfach völlig platt, sondern hügelig oder sogar gebirgig? Dann wären da die historischen Eigentumsverhältnisse und Erbrechte, welche massgeblich die Hofstruktur beeinflussen.
Abgesehen davon sind 5 ha schon ziemlich gross.
Es kommt auch sehr darauf an, wie genau bewirtschaftet wird, insbesondere, wie viel mageres Dauergrünland es hat. Dornstrauchhecken alleine nützen noch wenig, wenn sie im stark gedüngten Dauergrünland oder Acker stehen. Hier im Valais romand sieht man derzeit recht viel aufgelassene Flächen. In nassen Jahren wie diesem wird viel Wiese nicht gemäht oder nicht bestossen, weil man das Gras nicht braucht. Im deutschsprachigen Oberwallis wie fast überall in der Deutschschweiz ist es hingegen so, dass eine "schlampige" oder unsaubere Mahd eine schlechte Visitenkarte für den Besitzer ist, weshalb dort die Flächen viel sauberer sind.
Diese "Schlamperei" ist erstmal gut für die Biodiversität - ein Nachteil davon ist, dass die Leute auch keine Probleme haben, alles was sie nicht mehr brauchen ins nutzlose Gebüsch zu werfen oder einfach sein zu lassen - Stacheldraht, Maschendraht, Bewässerungsschläuche überall und auch verlassene Landwirtschaftsmaschinen im Gebüsch sind leider nicht selten.
Das neueste Drana hier sind brach fallende Weinberge, wo die ganze Ausrüstung, also Metallpfähle und Draht, einfach vom Gebüsch überwachsen werden. Die Gemeinde hätte die rechtliche Möglichkeit, die Besitzer der Grundstücke zur Räumung zu verdonnern, nur ist es ihnen genau so egal wie den Besitzern selber.
Das ist natürlich eine generelle Aussage und es gibt wie überall solche und solche.
Im Simmental beispielsqweise werden unten im Tal alle Wiesen bis zu fünfmal im Jahr gemäht und gleich danach kommt das Jauchefass. Wir hatten dort in einem Praktikum ausser Unmengen von Mistinsekten kaum etwas gefangen, weil es praktisch nirgendwo blühende Wildpflanzen ausser Löwenzahn und wiesenkerbel gibt; jede Wiese wird bis an den Wegrand oder bis unter die Bäume gemäht und gegüllt. Kleinvieh zur Beweidung magerer Hänge gibt es nicht. Zudem wurden diese Flächen zur Kompensation von Strassenbauten aufgeforstet - das Schweizerische Forstgesetz verlangt, dass die Waldfläche erhalten werden muss und dass Flächenverluste durch standortsgebundene Bauten, wozu vor allem Strassen gehören, lokal durch Aufforstungen auszugleichen sind. Dazu hat man natürlich die ertragsschwachen Flächen hergenommen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Rohana
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4912

Beitrag von Rohana » So 20. Okt 2024, 08:29

emil17 hat geschrieben:
So 20. Okt 2024, 06:28
wer will schon erragsschwache Flächen, die viel Arbeit machen.
Eben, das WILL niemand, aber wir wohnen nunmal hier und die Gegend ist wie sie ist. Da kannst du auch kaum was flurbereinigen weil's eben a hügeliges, steiniges Eck ist, mit viel Wäldchen dazwischen. Hier hat die Natur quasi Glück - aber guck mal n paar Meter weiter, auf die besten Böden im Süden, was ist da? Richtig, da stellt BMW n neues Werk hin. Plattes Land (naja relativ) mit guter Infrastruktur, da hast n Joker, weil Landwirtschaft egal wie gut einfach das letzte ist mit dem man Kohle scheffeln kann.

Das Kernproblem liegt in den pauschalen Aussagen und pauschalen Gesetzen. Landwirtschaft hier und Landwirtschaft 50km weiter sind nicht das selbe und können - eigentlich - auch nicht gleich behandelt werden. Globalisierung lässt grüssen, es ist ja schon vieles gleichgemacht worden und gleichgestellt, vor dem Weltmarkt sind wir eh alles kleine Lichter...
Insofern wirst du hier bei uns durch extra Bezahlung keinen Effekt erzielen der grossartig über das hinausgeht was uns die Landschaft und Struktur eh schon aufdrängt, und da wo es wirklich nötig wäre kannst du gar nicht so viel Geld reinstecken dass es nicht nur Tropfen auf den heissen Stein wären. Wobei, könnte man vielleicht schon, aber das nötige Geld und den nötigen Aufwand will wieder niemand aufbringen.

Zudem wurden diese Flächen zur Kompensation von Strassenbauten aufgeforstet - das Schweizerische Forstgesetz verlangt, dass die Waldfläche erhalten werden muss und dass Flächenverluste durch standortsgebundene Bauten, wozu vor allem Strassen gehören, lokal durch Aufforstungen auszugleichen sind. Dazu hat man natürlich die ertragsschwachen Flächen hergenommen.
Kenne ich. Da wird dann "Wald" aus den elendigsten Wiesenstücken gemacht, völlig ohne Sinn und Verstand. Weiss nicht wem genau das helfen soll aber auf'm Papier ist das ganz toll!
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4913

Beitrag von Sven2 » Mo 28. Okt 2024, 10:04

Passt vielleicht gerade dazu:

Forscher arbeiten an einem Präparat, das Bienen vor Pflanzenschutzmitteln schützen soll.
https://www.topagrar.com/panorama/news/ ... 08199.html

Das Problem am ganzen ist, dass es wieder "nur" um die Honigbiene geht. Also gut für Imker, aber Wildbienen haben das Nachsehen. Wobei ich anmerken möchte, dass vermutlich der Umgang mit Insektiziden in Südamerika ein andere ist als in Deutschland

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4914

Beitrag von Sven2 » Mo 28. Okt 2024, 10:14

[/quote]
Kenne ich. Da wird dann "Wald" aus den elendigsten Wiesenstücken gemacht, völlig ohne Sinn und Verstand. Weiss nicht wem genau das helfen soll aber auf'm Papier ist das ganz toll!
[/quote]

Bei uns in der Ecke hat ein Verein aus Mannheim angekündigt, Acker und/oder Wiese gekauft zu haben, um darauf einen unbewirtschafteten "Urwald"zu pflanzen. Nur leider ist unsere Gegend sehr Waldreich, es gibt viele bestehende Waldsrücke die sie erwerben und aus der Nutzung raus nehmen hätte können und Wiesen sind weniger häufig, so dass ich das ziemlich unsinnig fand... zumal in der Ecke Mannheim das ganze anders aussieht und da ein Wald eher mehr nutzen bringen würde, aber war vermutlich zu teuer.
Für mich war das Projekt komplett nicht durchdachte Symbolik und ich weiß Gar nicht ob sie am Ende eine Genehmigung zum aufforsten bekommen haben

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4915

Beitrag von Rohana » Mo 28. Okt 2024, 12:09

Sven2 hat geschrieben:
Mo 28. Okt 2024, 10:04
Wobei ich anmerken möchte, dass vermutlich der Umgang mit Insektiziden in Südamerika ein andere ist als in Deutschland
Da kannste aber Gift drauf nehmen :eek:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4916

Beitrag von Tscharlie » Mo 28. Okt 2024, 17:13

So wie alle konventionelle Landwirte?
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4917

Beitrag von Sven2 » Mo 28. Okt 2024, 22:30

Tscharlie hat geschrieben:
Mo 28. Okt 2024, 17:13
So wie alle konventionelle Landwirte?
Worauf beziehst du das jetzt?

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4918

Beitrag von Tscharlie » Di 29. Okt 2024, 08:03

Da können die Gift drauf hauen.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4919

Beitrag von Sven2 » Fr 22. Nov 2024, 11:40

Ein kurzer Beitrag zu den großen Schleppern in der Landwirtschaft:
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschl ... n-100.html

Was mich verwirrt sind die unterschiedlichen Ansichten zum Bodendruck. Ist das nicht immer Druck/Fläche und damit gleich zu rechnen, egal wie hoch der Druck insgesamt ist?

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4920

Beitrag von Tscharlie » Fr 22. Nov 2024, 18:08

Es lohnt sich die Regenwürmer zu fragen, die können scheinbar nicht rechnen, denn die hauen ab, wenn die schweren Maschinen kommen, egal welchen Flächendruck ein Mensch errechnet.

Kann es sein, dass die Natur viel komplizierter ist, als Mensch meint?
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

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