Komposttoilette

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emil17
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Re: Komposttoilette

#371

Beitrag von emil17 » Di 12. Mär 2024, 17:35

Leider ist Einsatz von Medikamenten und Antibiotika für die Massentierhaltung ein ernsthaftes Problem. Sie sind natürlich wirtschaftlich interessant, weil sie eine Tierdichte ermöglichen, die sonst nicht realisierbar wäre. Die immer hartnäckigeren Antibiotikaresistenzen von krankmachenden Bakterien lassen sich immer schlechter beherrschen.

Die Vermutung, dass Lobbyarbeit bei den Gesetzen und den Ausführungsbestimmungen betreffs Tiermedikation stattfindet, um die Interessen der Pharmafirmen zu berücksichtigen, ist naheliegend. Zwischen Behandlung erkrankter Tiere und vorbeugendem Einsatz ist eine Grauzone, die je nach wirtschaftlichem Interesse so oder anders ausgenutzt wird.

Unter all dem leiden nicht zuletzt die Landwirte, die ihre Tiere nicht so halten.
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Rohana
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Re: Komposttoilette

#372

Beitrag von Rohana » Di 12. Mär 2024, 21:02

Eberhard hat geschrieben:
Di 12. Mär 2024, 17:18
Wenn alle Ferkel – krank oder nicht – wochenlang Antibiotika bekommen hat das für Bauer und Tierarzt einige Vorteile. Der Bauer profitiert, weil die Ferkel nicht husten – aber sie wachsen auch schneller. Denn Antibiotika regen den Stoffwechsel an und machen die Ferkel schneller fett. Deswegen wurden Antibiotika lange auch als Mast-Mittel eingesetzt.
Das ist seit 2006 verboten. Jetzt müssen wenigstens einige Tiere krank sein, um die Behandlung eines ganzen Bestandes zu rechtfertigen. Aber auch der Tierarzt profitiert vom Antibiotika-Einsatz: Er verkauft sie nämlich. Anders als Humanmediziner sind Tierärzte auch Apotheker. Der Verkauf von Antibiotika ist für viele Tierärzte eine wichtige Einnahmequelle, sagt Christof Ostheimer.
[...]
Hervorhebung durch mich :roll: :bang: Bestände werden nur nach strenger Indikation behandelt.
Tierärzte "verkaufen" keine Arzneimittel, sie geben sie ab wenn eine Behandlung bzw. Folgebehandlung nötig ist. Wär auch noch schöner wenn man, nachdem der Tierarzt am Hof war weil man mit einer Bucht Schweine nicht in die Praxis marschiert, noch eben kurz zur Apotheke fahren und seine Medikamente bestellen muss... wie soll das denn gehen? Mal ganz abgesehen davon, dass Antibiotika nicht grundsätzlich den Stoffwechsel anregen. Die meisten haben beim Viech genauso fatale Auswirkungen wie am Menschen.

@Emil: Bei Resistenzen muss man vor allem zwischen primären und erworbenen, also sekundären Resistenzen differenzieren, denn auf primäre Resistenzen haben wir keinerlei Einfluss - die werden aber in den Clickbait-Geschichten gerne mit dazugerechnet. Ich frage mich auch wirklich ob die Landwirtschaft der grosse böse AB-Verbraucher ist der Resistenzen verursacht, oder nur ein Sündenbock... denn geh du mal zum Arzt und frag nach einem AB beim nächsten Schnupfen oder Schlagmichtotwehwehchen, die meisten geben dir ein Rezept. Da macht niemand Antibiogramme! Ich wehre mich schon immer gegen "da brauchen Sie aber ein Antibiotikum" und sitze Dinge lieber aus wenn nicht grausige Komplikationen drohen. Meine beiden Kinder sind bisher AB-frei geblieben und ich hoffe dass das noch länger klappt. Ganz im Gegensatz dazu der Affentanz mittlerweile wenn man kranke Tiere hat die behandelt gehören :lala:
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Re: Komposttoilette

#373

Beitrag von emil17 » Di 12. Mär 2024, 22:06

Der Artikel der Eberhard verlinkt hat zeigt schön wie das offenbar läuft. Oder ist beispielsweise die Abgabe von Antibiotika an alle Ferkel einer Charge wenn einge möglicherweise husten eine reine Erfindung der Autoren? In der Mast verboten, also nennt man es Vormast.
Ich nehme mal an, dass der Tierarzt verrechnet was er verschreibt, und zwar zu höherem Preis als zu welchem er es vom Hersteller bezieht. Der hat nun mal kein Interesse, etwas im Zweifelsfall nicht zu verschreiben oder anzuordnen oder zu empfehlen.
Damit ist nicht gesagt, dass alles andere, etwas unnötige Antibiotikamedikation bei Menschen, keine Rolle spielt.
Gegen Behandlung von wirklich kranken Tieren hat keiner was gesagt. Wobei, auch hier - bei weniger Massentierhaltung gäbe es weniger kranke Tiere, und zwar nicht nur wegen geringerer Stückzahlen. Das ist neben der Grundwasserbelastung durch Düngemittel eines der grossen Problemfelder der Landwirtschaft.
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Re: Komposttoilette

#374

Beitrag von Eberhard » Di 12. Mär 2024, 22:28

Rohana hat geschrieben:
Di 12. Mär 2024, 21:02
Bestände werden nur nach strenger Indikation behandelt.
...
der Affentanz mittlerweile wenn man kranke Tiere hat die behandelt gehören
Der Affentanz ist jetzt strengste freiwillige Selbstkontrolle oder eine Bezeichnung einer Folge von Regelungen, die Dinge betreffen, die nie und nimmer auch nur ansatzweise vorgekommen sind und für die es auch keine Motivation gibt? Die Erhebung aller Beteiligten zu unschuldigen Engeln ist jetzt kein Bullshit?

In einem Artikel las ich, die hustenden Ferkel sind solche, die zu früh von ihren Müttern getrennt wurden und ihr Immunsystem selbst noch nicht ausreichend ausgebildet haben. Das ist auch ein Auswuchs heutiger Tierhaltung. Die Quelle suche ich jetzt nicht neu, warum Perlen vor die Säue werfen.
Tierärzte "verkaufen" keine Arzneimittel
Meine Autowerkstatt schickt mich auch nicht in einen Laden, damit ich mir meine Ersatzteile selbst besorge. Nein, vorzugsweise bedient sie mich damit selber, und irgendeiner nimmt sich schon die Margen für die Verkaufsleistung.
Mit freundlichem Glück Auf!

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Re: Komposttoilette

#375

Beitrag von emil17 » Mi 13. Mär 2024, 08:08

Eberhard hat geschrieben:
Di 12. Mär 2024, 22:28
Die Quelle suche ich jetzt nicht neu, warum Perlen vor die Säue werfen.
So geht es nicht, wenn man ernsthafte sachbezogene Diskussion führen will.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Komposttoilette

#376

Beitrag von Rohana » Mi 13. Mär 2024, 10:18

emil17 hat geschrieben:
Mi 13. Mär 2024, 08:08
Eberhard hat geschrieben:
Di 12. Mär 2024, 22:28
Die Quelle suche ich jetzt nicht neu, warum Perlen vor die Säue werfen.
So geht es nicht, wenn man ernsthafte sachbezogene Diskussion führen will.
Mei wir wissen ja beide wie gut man mit Eberhard ernsthafte sachbezogene Diskussionen führen will.

Und was den Affentanz angeht: Das Gesetz verlangt vom Tierarzt mittlerweile vor Anwendung und Abgabe von Antibiotika einen Resistenztest zu haben. Sprich, ich hab da n Kalb mit Lungenentzündung was behandelt gehört und eigentlich müsste erstmal eine Punktion gemacht werden damit man Erreger bzw. Resistenzen bestimmen kann... bis das alles durch ist, ist das Kalb verreckt (oder die Kuh mit fiebriger Mastitis und ähnlich gelagerte Fälle). Die Tierärzte dürfen ja (genauso wie die Bauern) nicht mehr kompetent sein in dem was sie tun, das muss alles bitteschön vom Gesetz bestimmt werden, weil der TA ja "Interesse" daran hätte Medikamente zu verkaufen... merkste schon wie sinnvoll das ist, ja? Gesundbeten kann er sie nicht. GsD erdreistet sich der TA in aktuen Fällen zu behandeln, weil verrecken lassen qua Gesetz nun wirklich nicht tierschutzkonform wäre.
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Re: Komposttoilette

#377

Beitrag von Sven2 » Mi 13. Mär 2024, 10:32

GsD= Gott sei Dank?

Ist bei Menschen bei Lungenentzündung ja nicht anders, bis das Antibiogram da ist wird oft mit einem wahrscheinlich (und gefühlt tatsächlich zu 90%) passendem Antibiotika anbehandelt, weil sterben bis das Ergebniss nach ein paar Tagen da ist ist ungesund.

Ich versteh da den Frust und das Unverständnis, die Regelung wirkt tatsächlich realitätsfern und vermutlich machen die meisten Tierärzte das ohnehin wies gehört, aber die Regelung hat ja auch einen Grund warum sie erlassen wurde. Gut gemeint ist dann halt nicht gut gemacht

Ps: nach wie vielen Post bekommt das Thema einen eigenen Faden?^^

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Re: Komposttoilette

#378

Beitrag von Zacharias » Mi 13. Mär 2024, 12:10

Sven2 hat geschrieben:
Mi 13. Mär 2024, 10:32
Ps: nach wie vielen Post bekommt das Thema einen eigenen Faden?^^
Ich warte schon mit trommelnden Hufen, dass ich zum Thema zurückkehren kann. Wobei ich das Jetzige gar nicht uninteressant finde, könnte man wirklich einen eigenen Faden aufmachen.

Was ich fragen will: Ich hab mir das Bauer-Video zur Güllebehandlung mit EM von Eberhard angesehen. Ja, ganz interessant, aber ich kann nicht beurteilen, wie sie die Messungen macht, was das für Apparate sind und ob das aussagekräftig ist. Schließlich verkauft die Frau ja EM, da kann man viel erzählen. Gibt es auch einen Link von einer unabhängigen Studie zu EM?
Grüße,
Birgit

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Re: Komposttoilette

#379

Beitrag von Eberhard » Mi 13. Mär 2024, 12:19

An die Debattierfreudigen: Bringt mal so viele Quellen ein wie ich, dann können wir weiterreden. Ausgesprochene Ansprüche dürfen durchaus im Gleichklang mit eigenen Leistungen stehen.
Zweitens hat man mit Beibringung einer Quelle die Erwartung, dass die Debattierfreudigen sich auch damit beschäftigen. Diese Wahrnehmung habe ich nun sehr selten, und dann komme ich eben auf die obige Bemerkung zurück, auch wenn sie in manchen Ohren recht harsch klingen mag. Niemand behindert eine Eigenrecherche, wenn's interessiert.

Den Unterschied zwischen verboten und trotzdem tun kennen manche auch. Sonst gäbe es keine Punkte im dann überflüssigen Kraftfahrt-Bundesamt Flensburg. Die zehn Gebote haben die Christen und andere Religiöse auch nicht daran gehindert, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
Motivationen, etwas zu tun, gibt es eben sehr viele ...

Sicher ist auch, dass sich nicht jeder den Schuh Massentierproduktion und dessen Auswüchse anziehen muss, und auch nicht von jedem Krankenhaus oder Altenheim landen erheblich belastete Abwässer in der freien Natur.
Gut gemeint ist dann halt nicht gut gemacht
Da stimme ich doppelt unterstrichen zu.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Komposttoilette

#380

Beitrag von Eberhard » Mi 13. Mär 2024, 13:12

@Zacharias: Bei der Videopräsentation gibt es auch weiterführende Links, wie
Gülleanalysen - mach mit!

EM sind nicht das allseelig Machende, sondern ein denkbarer Baustein im Rahmen mehrerer Maßnahmen.
Gibt es auch einen Link von einer unabhängigen Studie zu EM?
Zu einer Studie pro EM gibt es sicher auch eine Studie kontra EM.
Anschaulicher sind sicher breit zugängliche Praxiserfahrungen, z.B., passend zum Thema Gülle und Abwasser, im Bereich der Umwelthygiene wie EM in Auroville Lucas Dengel

Es gibt auch umfangreiche Erfahrungen bei der Umweltsanierung, so bei Flächen, die durch Hochwasser geschädigt wurden und mit Heizöl und anderen Sachen belastet wurden: Fluthilfe mit EM - Anleitung - 8000l fürs Ahrtal
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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