Ein paar Zitate möchte ich anbringen....
Für viele ist Selbstversorgung ein Schlagwort, ein Sehnsuchtsbegriff, eine Art Gegenentwurf zu einem Leben geworden, das sich zum Großteil und für die meisten von uns in geschlossenen Räumen, digitalen Arbeitswelten und im urbanen Umfeld abspielt.
Unser Essen kommt mehr denn je aus anonymen Kontexten, trotz unzähliger Labels und aufwendiger Etikettierung sind weder die Produktionsbedingungen noch die Herkunft von Lebensmitteln nachvollziehbar, geschweige denn unmittelbar erfahrbar.
So wird ein Garten, in dem zumindest ein Teil der Lebensmittel direkt angebaut und geerntet werden kann, für viele zum Symbol eines Gegenentwurfs zu einem überregulierten, durchgetakteten und allzu oft abgehetzten Leben.
Dieses Zitat hat mich ja irgendwie zum Nachdenken gebrachtSelbstversorgung aus dem Garten: Das heißt arbeiten und das heißt ernten. Das heißt unabhängig sein von einer Versorgung durch einen anonymen Markt, aber abhängig sein vom Zugang zu einem Stück Boden (im Idealfall einem Stück guten Boden), abhängig zu sein von den eigenen Fähigkeiten, vom Zugang zu Saatgut, vom Wetter und von Umwelteinflüssen und abhängig zu sein von Netzwerken, die Selbstversorgung ermöglichen.
Global-historisch betrachtet leben wir in Mitteleuropa – sowie im Rest der industrialisierten Welt – in den letzten 50 Jahren in einer absoluten Ausnahmesituation, die so in der Geschichte der Menschheit einzigartig ist: Noch nie zuvor mussten Menschen so wenig darüber wissen, wie Kulturpflanzen und Nutztiere heranwachsen. Wir werden satt, ohne uns mit der Frage auseinanderzusetzen, wie das, was wir zum Essen brauchen, auf unsere Teller kommt.
Wir werden satt, ohne selbst Getreide und Gemüse anzubauen, Tiere zu füttern, Beeren oder essbare Wildpflanzen zu sammeln. Wir werden sogar dann noch satt, wenn wir niemand kennen, der das kann und tut. Wir können uns den Versorgungsketten der globalen Food-Industrie anvertrauen. Die Frage ist „nur“ noch, wie wir zum Supermarkt kommen und wann er geöffnet hat.
Diese Ausnahmesituation können wir als Luxus begreifen oder als absurd, als besondere Verantwortung oder als besondere Verantwortungslosigkeit. Wie auch immer wir sie wahrnehmen – ob als Fluch oder als Segen – es ändert nichts daran, dass diese Unfähigkeit der Selbstversorgung – oder positiv formuliert, die Möglichkeit der Nicht-Selbstversorgung – eine globalhistorische Ausnahme ist. Eine Ausnahme, die voraussichtlich auch wieder ein Ende haben wird, über kurz oder lang.
Während die einen nicht mehr von der Arbeit in der Landwirtschaft leben können, steigt die Sehnsucht der anderen nach frischen, regionalen Lebensmitteln. Die Situation scheint geradezu paradox. Der Wunsch nach mehr Regionalität steht in einem krassen Gegensatz zur Realität. Die Region hat kaum mehr Bedeutung, bei dem, was in den Einkaufskörben landet.
Quelle: https://www.pravda-tv.com/2019/05/werde ... es-euch-2/Der Landbau und das Halten von Nutztieren sind uns völlig fremd geworden. So fremd, dass wir sie als ferne, exotische Traumbilder neu zu inszenieren versuchen. Für viele ist die Idee der „Selbstversorgung“ zu einem Wunschbild, zu einer Sehnsucht geworden, zu einem „Experiment“ oder einem „Projekt“. Vielleicht gespeist aus dem alten menschheitsgeschichtlichen Wissen, dass für sich sorgen zu können (gemeinsam mit anderen) eine der Urbedingungen unseres Menschseins ist. Unser Körper braucht Nahrung. Und zwar nicht irgendwelche, sondern nur die, die ihm guttut