Nachdem Rati das wieder hervorgeholt hat, schreibe ich gerne was dazu.
Der verlinkte Artikel von Michael Reber spricht vor allem endlich einmal an, dass die Bodenversiegelung eines der dringendsten Umweltprobleme der Industriestaaten ist.
Wer ein EFH mit Schottergarten und Parkplatz auf einem 500 m2-Grundstück auf bestem Ackerboden baut, vernichtet mehrere Tonnen Humus! Ein Bagger erledigt das an einem Tag - aber wie lange dauert es, diesen Humus zu erzeugen, wo er vorher nicht war?
Das Überschwemmungsproblem ist dabei nur eines - solche Untersuchungen gibt es übrigens schon aus den 1920er Jahren aus der Schweiz. Dort wurden gerodete mit bestockten Flächen verglichen, und es gab wie zu erwarten bei Wäldern einen deutlich konstanteren Abfluss, der bei Trockenheit auch weniger rasch versiegt ist, als von den deutlich humusärmeren Weideflächen, die als Vergleich herhalten mussten.
Was am Artikel unbefriedigend ist, ist eigentlich nur ein Detail: er gibt die Humusmengen im Boden stets in Prozent an. Die werden der Bequemlichkeit halber meist als Glühverlust der getrockneten Bodenprobe gemessen, und damit hat man Prozente. Damit kann man leider nicht viel anfangen, wenn es darum geht, abzuschätzen, wieviel denn nun eigentlich im Boden enthalten ist.
Humusangaben müssten in Kilogramm Trockengewicht pro Quadratmeter Boden, oder Tonnen pro Hektar, angegeben sein.
Damit geht auch ein weiteres Problem einher: Wenn man den Humusgehalt des Oberbodens erhöht, zeigen zwar die Proben einen höheren Humusgehalt an, aber ohne Kenntnis der Bodentiefe und des Humusgehaltes in tieferen Schichten hilft das wenig. Es könnte ja sein, dass der Humusgehalt der obersten Bodenschicht zugenommen hat, es aber weiter unten weniger geworden ist.
Die Arbeit der Landwirtschaft hätte auch grosse Bedeutung bei der Betrachtung der Klimaziele. Wenn man z.B. durch veränderte Subventionen in der Landwirtschaft andere Kulturen fördert und dadurch pro Jahr und ha auch nur 1 t Kohlenstoff in Humus binden könnte, wären das nur schon in Deutschland, auf die landwirtschaftliche Nutzfläche bezogen, 16 Millionen Tonnen Humus, was grob 9.2 Millionen Tonnen Kohlenstoff oder 34 Millionen Tonnen CO2 entspricht.
Die Politik sollte hier Ziele setzen, indem man den Landwirten Subventionen dafür auszahlt, und nicht für die blosse Bewirtschaftung von Fläche.
Ob das nun durch regenerative Methoden oder konventionell oder biologisch-dynamisch oder sonstwie gelingt, wäre mir nicht so wichtig. Es gibt genug Fläche, um alles mögliche auszuprobieren. Da würde auch der Streit hinfällig, ob und wann und wie oft man den Boden womit bearbeiten darf, denn der Erfolg wäre messbar. Wichtig wäre bloss ein standardisiertes Messverfahren, das unpartiisch ist und die tatsächlichen Humusmengen pro Fläche einigermassen wiedergibt.
Leider ist Bodenhumus schwer zu messen. Im Garten merke ich zwar, ob die Erde besser wird, aber der Humusgehalt entzieht sich meiner Schätzung. Was man an Kompost und Mist ausbringt, wird gefühlsmässig einfach "aufgefressen".
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.