Glyphosat-Diskussion

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emil17
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Re: Glyphosat ist nicht krebserregend

#21

Beitrag von emil17 » Do 12. Nov 2015, 22:02

Ob die Studien, aufgrund derer die Behörde die Unbedenklichkeit von Glyphosat bestätigt, das tatsächlich hergeben, hängt von vielerlei Dingen ab:
- Die Studien müssen voneinander unabhängig sein: keine Verwendung von Zitaten aus anderen Studien - wird zitiert, werden Daten teilweise übernommen oder rekombiniert, dann nimmt die Zahl der Studien zu, ohne dass mehr Aussage dahinter stünde. das ist in der Praxis äusserst schwierig zu bewerten. Nur Studien, bei denen tatsächlich gemessen wurde, d.h. deren Ergebnisse auf Primärdaten beruhen, sind aussagekräftig.

- In der Pharmabranche werden nur Studien akzeptiert, die vor Messbeginn angemeldet worden sind. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch Studien publiziert werden, deren Ergebnisse den finanziellen Interessen der Versuchsauftraggeber wirdersprechen. Das müsste auch noch zusätzlich zur Unabhängigkeit der Studie untersucht werden.
Ob das in der Agrobranche auch der Fall ist, entzieht sich meiner Kenntnis - die finanzielle Interessenlage ist aber ähnlich wie in der Pharmabranche, denn es geht um sehr viel Geld. Ein Zulassungsverbot würde finanzielle Einbussen für die Hersteller in Millionenhöhe bedeuten. Entsprechend zahlreich und emsig sind die Lobbyisten und "Berater" tätig.

- Die Einhaltung der Vorschriften zur Anwendung funktioniert in der Praxis oft nicht, besonders nicht bei Laien. Der Landwirt wird schon aus Kostengründen eher eine korrekte Dosierung anwenden, der Laie nimmt mehr "weil das Zeug wuchert stark und viel hilft viel". Zudem beschränkt sich die in der Anwendungszulassung vorgeschriebene Kundenberatung und der Sachkundenachweis im Baumarkt und in der Praxis darauf, dass das Zeug im Glasschrank eingeschlossen ist. Will man es, holt der Verkäufer den Schlüssel und fragt was es sonst noch sein darf. Das wars dann.
Grundsätzlich bezieht sich jede Bewertung von Risiken immer auf den bestimmungsgemäßen oder absehbaren Gebrauch. Dass durch Missbrauch, fahrlässige oder falsche Anwendungen nicht abzuschätzende Risiken entstehen können, ist offensichtlich.
(Aus der Stellungnahme der am Anfang des Thema verlinkten Presserklärung des Bundesinstituts für Risikobewertung)
Dies gilt natürlich für alle Chemikalien. Würde man überall so streng sein wie bei Pflanzenschutzmitteln, dann wäre z.B. gewöhnliches Autobenzin nur gegen Giftschein erhältlich. Es wäre aber meiner Ansicht nach zu bewerten, ob die Anwendungsvorschriften praxisfremd sind oder nicht - oft genug sind sie das und sie dienen dann nur dazu, den hersteller aus der haftung zu entlassen wenn irgendwas passiert.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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misfits
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Re: Glyphosat ist nicht krebserregend

#22

Beitrag von misfits » Do 12. Nov 2015, 22:26

ebenso wie das bfr, das keine eigenen studien anstellt, sondern zur bewertung lediglich auf das material zurückgreift, das ihm von jeweiligen unternehmen vorgelegt wird.
ein wichtiger Satz! falls man überlegen möchte.
Am Ende wird alles gut, und wenn noch nicht alles gut ist, ist es noch nicht zu Ende.

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misfits
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Re: Glyphosat ist nicht krebserregend

#23

Beitrag von misfits » Do 12. Nov 2015, 22:30

tja emil,
das gipfelt doch dann in der Frage, ob es wirklich Personen gibt, die nicht
unser Bestes wollen.
Am Ende wird alles gut, und wenn noch nicht alles gut ist, ist es noch nicht zu Ende.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Glyphosat ist nicht krebserregend

#24

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Fr 13. Nov 2015, 23:06

Emil :daumen:
Manche Anwendungsvorschriften sind m.M.n. abstrus und nur von begrenztem Nutzen bei hohem Aufwand. :roll:
z.B. die Clomazone-Auflagen im Winterraps.
Andere z.B. die Bienenauflagen sind sehr einfach einzuhalten :) ausschließlich B4-Mittel (Biscaya, Karate etc) ohne (Azol-) Fungizide und man darf Spritzen (fast) wann man möchte. ;)



Steinbock, Pflanzen zeichnen bei dieser Witterung nach 7-14 Tagen sehr deutlich auch wenn der absterbe Prozesse schon 2 Tage nach Applikation einsetzt.
In spätestens zwei Wochen kannst du uns also welkes Unkraut/Gras auf Gartenbeeten zeigen :mrgreen:

Steinbock
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Re: Glyphosat ist nicht krebserregend

#25

Beitrag von Steinbock » Sa 14. Nov 2015, 22:47

So hier die Auflösung meines Glyphosat-Beitrages.

Wie schon einige zu Recht vermutet haben, waren meine Beiträge natürlich ironisch gemeint. Glyphosat, genauer Roundup, genau wie all die anderen Pflanzen"schutz"mittel sind großer Mist. Zum Zeitpunkt als ich meinen ersten Beitrag schrieb, das war am Donnerstag so gegen 13:00, gab es bereits Artikel, die sich kritisch mit der Entscheidung der EFSA auseinandersetzten:
foodwatch zu Glyphosat/EFSA
12.11.2015 – 12:33
"'Wahrscheinlich nicht' krebserregend - vielleicht aber doch? Auch nach der Einschätzung der EFSA steht die gegenteilige Bewertung der WHO-Krebsforscher weiter im Raum. Wenn die Wissenschaft keine eindeutigen Antworten liefert, muss politisch entschieden werden - und solange die Hinweise auf potenzielle Krebsrisiken nicht widerlegt sind, ist nur eine Entscheidung denkbar: Die Europäische Kommission muss dem Vorsorgeprinzip Rechnung tragen und Glyphosat die Zulassung entziehen. Für eine Neuzulassung fehlt die Grundlage.
http://www.presseportal.de/pm/50496/3173329

Als ich am Donnerstag nach Artikeln suchte, hatte ich leider vergessen einen Screenshot von den Google-Ergebnissen zu machen. Jetzt finde ich unter den vielen Artikeln zu der EFSA-Entscheidung nicht mehr die zeitlich passenden. Hier ist zumindestens noch ein kritischer vom gleichen Tag:
Glyphosat: NaturFreunde kritisieren EFSA-Empfehlung
Die Europäische Lebensmittelbehörde missachtet gesundheitliche Risiken
12.11.2015 |
„Ein riskantes Spiel mit der Gesundheit von Mensch und Tier treibt die EFSA mit ihrer heutigen Empfehlung für Glyphosat“, bewertet Eckart Kuhlwein, umweltpolitischer Sprecher der NaturFreunde Deutschlands, die Empfehlung der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA), Glyphosat weiterhin als Pestizid in der Landwirtschaft zuzulassen.
http://www.naturfreunde.de/glyphosat-na ... empfehlung

Warum man Glyphosat und all die anderen Gifte sofort aus der Landwirtschaft verbannen sollte, zeigt dieser Film (aus 2012 oder 2013):

Chronisch vergiftet - Monsanto und Glyphosat (ARTE Doku) (44min20)
https://www.youtube.com/watch?v=3ivpJx3gkMY

Ich habe zugegenermaßen ziemlich versteckt ironisch geschrieben, aber wer genau gelesen hat, hätte eigentlich merken müssen, dass ich teilweise ziemlich übertrieben habe.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Glyphosat ist nicht krebserregend

#26

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 15. Nov 2015, 13:16

misfits hat geschrieben:tja emil,
das gipfelt doch dann in der Frage, ob es wirklich Personen gibt, die nicht
unser Bestes wollen.
alle wollen unser Bestes - aber nicht "es uns lassen", sondern "es uns nehmen"....

oder?? :holy:

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Glyphosat ist nicht krebserregend

#27

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » So 15. Nov 2015, 18:43

Steinbock hat geschrieben:Wie schon einige zu Recht vermutet haben, waren meine Beiträge natürlich ironisch gemeint.
Das mit der Ironie ist ja so eine Sache :hmm: Manche verstehen sie, manche auch nicht, wie ja unschwer an einigen posts zu erkennen ist. Die Frage für mich ist immer, was man mit Ironie erreichen will, blöd allerdings, wenn sie nicht erkannt wird und gegebenen Falls durch zitieren und weiter verlinken ein eigenartiges Bild der Realität im IN erzeugt.

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Re: Glyphosat ist nicht krebserregend

#28

Beitrag von Steinbock » So 15. Nov 2015, 19:25

Hallo Richard,
eigentlich wollte ich noch mehr dazu schreiben, aber bin leider gerade auch noch mit anderen Dingen beschäftigt.
Deswegen nur kurz eine weitere Erklärung:

Ich wollte ein Beispiel für Meinungsmache mit meinen Beiträgen darstellen. Also wie man, ohne ein einziges Argument zu bringen, Meinung machen kann bzw. die Meinung von Lesern in eine Richtung bringen kann.
Außerdem wollte ich bewußt provozieren, provozieren zum Nachdenken.
Es geht in der Agrar(chemie)Branche um Milliarden, da sollte man schon mal nach der Lauterkeit von Behörden fragen. Auch in anderen Branchen geht es um Milliarden, auch da sollte man Verlautbarungen von Behörden auf jeden Fall hinterfragen, vor allem dann, wenn es um die eigene Gesundheit geht.
Nicht überall ist es so offensichtlich wie hier mit dem Glyphosat.

Danke übrigens für den Link zu Lobbypedia. Eine sehr gute Seite.

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emil17
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Re: Glyphosat ist nicht krebserregend

#29

Beitrag von emil17 » So 15. Nov 2015, 19:27

Um meinen Standpunkt klar darzustellen:
Aufgrund publizierter Studien alleine könnte man oft nicht entscheiden, ob eine Umweltchemikalie problemlos ist oder nicht.
Dann müsste eine Behörde, die zum Schutze der Leute da ist, eigentlich die Zulassung aussetzen, bis die Harmlosigkeit klar bewiesen ist.
Statt dessen gibt man dem Druck finanzkräftiger interessierter Kreise nach und arbeitet einfach mit Beweislastumkehr, d.h. erlaubt die Anwendung mit einigen kosmetischen Auflagen (die zudem in der Praxis weder durchsetzbar sind noch wirklich kontrolliert werden) bis zum Beweis der Schädlichkeit, der natürlich auch nicht einfach so erbracht werden kann. Da im Schadensfall bei Umweltchemikalien eine eindeutige gerichtsfeste Kausalkette kaum je erstellt werden kann ("Mensch x hat nur deswegen Krebs, weil Bauer Y Substanz Z gespritzt hat"), ist das Risiko für die Behörde klein.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Glyphosat ist nicht krebserregend

#30

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » So 15. Nov 2015, 19:50

emil17 hat geschrieben:Um meinen Standpunkt klar darzustellen:
Das klingt ja nun doch etwas anders, bzw. verständlicher :daumen:
Zudem muss man anmerken, dass eine auf objektiven Kriterien erstellte Studie mit dem passenden Studiendesign erst dann eine Relevants bekommt, wenn sie bewertet und interpretiert wurde (beides ist allerdings subjektiv, also von den handelnden Personen abhängig).

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