Alpengemüse & Co.

Adjua
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Alpengemüse & Co.

#1

Beitrag von Adjua » So 5. Aug 2012, 16:18

Zweck dieses Threads wäre der Erfahrungsaustausch über denn Anbau von Gemüse unter alpinen Bedingungen -' also 700m aufwärts in den Alpen bzw. in vergleichbaren Klimaverhältnissen. Also Austausch über Sortenwahl, geeignete mikroklimatische Massnahmen, Aussaattermine etc.etc.

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Verena86
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Re: Alpengemüse & Co.

#2

Beitrag von Verena86 » So 5. Aug 2012, 20:20

Soweit ich weiß bewirtschaftet Sepp Holzer mit seiner Permakultur auch einen Hof auf Alpenhöhe. Schau doch mal ob du dir vllt ein Buch von ihm zulegst :-)

http://www.krameterhof.at/
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Re: Alpengemüse & Co.

#3

Beitrag von Bio - logisch » So 5. Aug 2012, 21:43

Ich mache in meinem Garten ja erst die ersten Gehversuche auf ca. 750m und kann somit noch nicht wirklich etwas beitragen. Ich mache mal eine kurze Bestandsaufnahme:

Die Tomaten habe ich an einer Hausmauer (Südseite) unter einem Dachvorsprung in einem Innenhof. Auch bei starkem Regen müssen sie gegossen werden. Ausnahmslos alle Pflanzen tragen Früchte, die Sorten mit den großen Tomaten nur wenige, Cocktailtomaten habe ich viele, davon auch bereits 2 (!!!) geerntet. Die nächsten werden gerade rot.

Bei den Kartoffeln ist viel Kraut dran, was darunter ist, wird sich zeigen. Ich weiß aber von den Vorfahren, dass sie hier Kartoffel in den Kriegsjahren angebaut hatten, könnte also klappen.

Der Kürbis wuchert zwar, aber Früchte sind nur ganz winzig kleine dran, ich fürchte, das wird nichts :( Woran das liegt kann ich aber nicht sagen.

Die Zwiebel im Hochbeet sind schon schön groß, Knollensellerie und Porree wachsen auch gut. Den Karotten lasse ich auch noch Zeit. Wir haben hier sehr kalkhaltigen Boden, daher ist ein Hochbeet bei uns sicher die bessere Wahl.

Mit der Obsternte bin ich in diesem Jahr überhaupt nicht zufrieden, aber generell wachsen hier Zwetschken, Äpfel, Birnen (eher schlecht), Kirschen, Rhababer, Brombeeren (wild im Wald). Im letzten Jahr war die Ernte überwältigend, in diesem Jahr ganz mies. Aber das liegt ja nicht an der Seehöhe :ohoh:

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Re: Alpengemüse & Co.

#4

Beitrag von Adjua » So 5. Aug 2012, 23:08

Verena86 hat geschrieben:Soweit ich weiß bewirtschaftet Sepp Holzer mit seiner Permakultur auch einen Hof auf Alpenhöhe. Schau doch mal ob du dir vllt ein Buch von ihm zulegst :-)

http://www.krameterhof.at/
Ganz sicher nicht. Ich hab mich mit dem Herrn eingehend beschäftigt und finde, dass das niemand ist, von dem ich ein Buch kaufe. Warum & wieso soll hier nicht Thema sein.

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Re: Alpengemüse & Co.

#5

Beitrag von Adjua » So 5. Aug 2012, 23:29

Zu meinem Garten:

Ich habe Tomaten westseitig jeweils vor einer Mauer stehen, eine Gartenmauer und eine Hausmauer. Der Platz an der Hausmauer ist überdacht, die Tomaten stehen dort vor einem Marillenspalier und dem Weinstock meines Vaters, der Wein reift übrigens aus ... Also habe ich für die Tomaten noch Hoffnung.

Den Tomaten fehlt genau ein Monat, sie sind im kalten Frühjahr einfach zu langsam in die Gänge gekommen, zu den Einsheiligen fast erfroren und vom Hagel im Juni schwer getroffen. Wenn der September warm wird und die Krautfäule sich in Grenzen hält ... Bisher sehen sie sehr gesund aus.

Kürbisse hatten ebenfalls eine ewige Anlaufphase, nur am Spaghettikürbis ist schon was dran, die Butternuts noch nicht. Unten im Tal werden genau diese Sorten aber definitiv was, also warte ich mal ab.

3 verschiedene Stangenbohnen setzen an, Buschbohnen ebenfalls, Kartoffeln wunderbar im Kraut, ebenfalls K.A. was darunter ist. Zwiebel war ich zu spät. Karotten hatte meine Grossmutter schon, die brauchen noch.

Aubergine macht gar keine, Paprika wenig Fruchtansatz. Andere Sorten und Kübel vor Südwand nächstes Jahr.

Kohlrabi und Mangold sind sehr gut geworden, Ernte laufend, ebenso diverse Salate. Was der Blumenkohl wird, werden wir noch sehen.

Hochbeete werde ich mir im Herbst bauen, wenn abgeerntet ist.

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Re: Alpengemüse & Co.

#6

Beitrag von Adjua » So 5. Aug 2012, 23:41

Thomas/V. hat geschrieben:Ja, bei mir sind z.B. mindestens irgendwelche Folienzelte o.ä. notwendig, damit ich Anfang August die ersten Tomaten ernten kann. Ohne Schutz im Freiland würde hier allenfalls 1 oder 2 Rispen reif werden Ende August und womöglich gleich vom ersten Frost im September dahingerafft werden. Alles schon gehabt. Im Gewächshaus lasse ich auch nur 5 Rispen hängen, darüber wird dann geköpft, weil sowieso nicht reif werdend. Allerdings ist das bei allen Sorten gleich (Cocktail, Salat, Mark-), die großen Fleischtomaten werden noch später reif und da meist nur 2-3 Rispen.
Nur so als Beispiel im Schnitt der letzten Jahre.
Ich hab das Zitat aus meinem Vorstellungsthread kopiert.

Ich habe schon die ersten geerntet, die Sorte Banana Legs, und noch eine, von der ich erst herausfinden muss, welche das ist - interessanterweise eine, die in freigeistiger Pracht im Freiland steht.

Grundsätzlich gebe ich Dir recht: Mir fehlt genau ein Monat. Kann man die Folienzelte nicht auch noch zum Herbst hin errichten?

Ich habe auch schon geköpft, und was ich nicht geköpft habe, hat der Sturm gestern erledigt.

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Re: Alpengemüse & Co.

#7

Beitrag von kraut_ruebe » Mo 6. Aug 2012, 00:02

ich glaub mich zu erinnern, dass der autor karl ploberger auf rund 800 m seehöhe lebt und gärtnert und zum thema bio/permakultur ein bisschen was veröffentlicht hat . ebenso barbara frischmuth, die in ihren vom garten handelnden büchern mehr so nebenbei aber trotzdem sehr detailliert inkl. sortennamen einiges über das leben mit der natur in höhenlagen bei ihr im ausseerland beschreibt. beide muss man mögen um sie lesen zu können, ploberger ist leicht und gefällig, frischmuth ist angenehm typisch frau und gefühlsbetont. beide sind ziemlich anders als der streitbare holzer.

bei paradeisern/tomaten sollten die 'alten' russischen, allen voran die 42 day-tomate, passend sein - da hatte im alten forum mal jemand ein paar erfahrungsberichte dazu veröffentlicht, leider nicht mehr zugänglich. ein paar infos finden sich dazu aber sicher auch anderswo.
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Re: Alpengemüse & Co.

#8

Beitrag von Adjua » Mo 6. Aug 2012, 02:10

Danke für die Buchtipps. Allerdings sollte es hier eher weniger darum gehen, was irgendwer glaubt oder schreibt, sondern darum, was Leute hier tatsächlich ausprobiert haben.

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Re: Alpengemüse & Co.

#9

Beitrag von emil17 » Mo 6. Aug 2012, 09:31

Tolles Thema!
Wir sind auf 970 Meter über Meer im Wallis. Volle Südlage, Kalkboden. Was weniger als 10 cm auf einen Meter steigt, gilt hier als eben.

Das Klima ist gewalttätig: Föhnsturm ist eine häufige Plage. Die Böden trocknen brutal aus; der Mulch fliegt einfach weg. Ansaaten verderben. Vorteil: kaum Schnecken; Frost kann ab September bis in den Juni hinein auftreten.
Um beurteilen zu können, was man anbauen könnte, hilft es, die vorhandene Vegetation zu betrachten. Inneralpine Trockenzone auf 1000 Meter ist ganz anders als z.B. Voralpenzone auf 700 Meter.
Apfelbaum, Zwetschge, Walnuss, Weinstock: je nachdem was davon noch gut in der unmittelbaren Umgebung wächst kann man besser aufs Klima schliessen als nur aufgrund der Höhe allein. Bei uns geht z.B. der Weinbau bis 850 m und der Nussbaum kommt wohlentwickelt bis über 1200 Meter vor.
Lokalfaktoren (Windecken, Frostlöcher, Spalierlagen) machen mehr aus als ein paar hundert Meter absolute Höhenlage. An absonnigen Hängen zu pflanzen ist meist ziemlich sinnlos.
Die Aprikose hat spezielle Klimaansprüche; sie geht recht weit hinauf (hier bis gegen 1100 Meter), mag aber keinen Regen, dafür windige Lagen. Wo es zu nass ist, leiden die Bäume sehr unter Monilia (Zweige sterben im Frühjahr ab; im Sommer verschorfen und verfaulen die Früchte oder bekommen einen Pappgeschmack).

Meine SchwieMa hat einen Gemüsegarten auf 1500 Meter - Probleme machen hier alle Pflanzen, die warme Nächte mögen, also Tomaten, Auberginen, Gurken und dergleichen. Tomaten werden, vor eine sonnige Trockenmauer gepflanzt, noch gut reif. Aber ein Frost Mitte September, und alles ist dahin, wenn man nicht vorher abgedeckt hat. Kopfsalat, Rote Bete, Kohl, Erdbeeren, Stachelbeeren, Himbeeren usw. werden wunderbar. Möhren werden meist holzig und bitter, weil die Böden zu trocken und zu steinig sind. Für Brombeeren reicht der Sommer nicht mehr aus; sie blühen wunderbar, werden aber vor dem ersten Frost nicht reif.
Dann hab ich noch Kartoffeln auf 1700 Meter über Meer probiert. Vom Klima geht das wunderbar, wenn man sie erst anfang Juni legt, und es gibt dort keine Krautfäule und keine Kartoffelkäfer - aber leider fressen die Hirsche alles ab - die Viecher haben sogar ein (allerdings nachlässig montiertes) Drahtgitter entfernt, um ans Laub zu kommen. Auch Möhren geraten dort recht gut.
In der Höhe werden alle Blumen nicht so hoch wie im Tal, aber dafür viel farbintensiver.

Am Hang zu gärtnern muss man lernen; uns haben es die alten Leute gezeigt.
Wo lange Schnee liegt, etwas Asche streuen; er schmilzt dann viel rascher weg. Setzlinge in Löcher tief pflanzen und diese Löcher offen lassen; man kann sonst nicht giessen. Bei der Bodenbearbeitung seitlich oder schräg nach oben arbeiten; sonst ist nach wenigen Jahren alle Erde unten.
In Höhenlagen kann man mit Vlies und mit Windschutzhecken viel erreichen. Gekaufte Setzlinge muss man anfangs mit Schilfrohrmatten schattieren, sonst verbrennen sie.
Pflanzen kaufen ist überhaupt ein Problem - zur Handelszeit kann man oben am Berg noch nicht pflanzen und wenn es dort soweit wäre haben die Gärtnereien meistens nichts mehr.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Alpengemüse & Co.

#10

Beitrag von Adjua » Mo 6. Aug 2012, 10:46

Toller Beitrag, Emil - gemau für die Art der Beobachtung finde ich den Thread sinnvoll.

Unser Marillenspalier steht tatsächlich unter Dach, dort wo die Drainage das Wasser vom Haus weggleitet - allerdings ist das eine Westwand, und der Baum kriegt den vollen Regen bei Unwettern ab. Das scheint ihm aber nichts zu machen. Kann es sein, dass die Marillen trocken stehen sollen, aber durchaus vertragen, dass sie angeregnet werden?

Tomaten: Dass Tomaten schlecht mit grossen Temperaturuntschieden zurecht kommen, habe ich auch schon beobachtet. Ich habe daher vor meine Topftomaten, die an der Südwand am Pflaster stehen, zwei Wasserkübel gestellt - die sind tagsüber kühl und nachts wärmen sie. Wieviel das ausmacht, weiss ich nicht, aber sie lassen die Blätter untertags weniger hängen.

Wie verlängert ihr die Tomatensaison? Da meine bisher im Freiland und Halb-Freiland wenig bis gar nicht unter Fäule leiden, würde es eigentlich nur darum gehen, das Wärmeangebot früh im Jahr und gegen Herbst zu verbessern. Theoretisch :-)

Kann man da mit einer Art Bodenheizung bzw. mit wämespeichernden Materialien an der Rückwand nichts machen? Ich habe unlängst eine Abhandlung über Gewächshauskultur von Tomaten gelesen, da stand, dass Temperaturunterschiede bis 8 grad gehen, und wichtiger die Durchschnittstemperatur ist, damit Tomaten noch ausreifen.

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