Getreideanbau

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Till
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Re: Getreideanbau

#201

Beitrag von Till » Mi 9. Aug 2017, 21:33

Hat etwas von Erntedank-Atmosphäre: An der warmen Hauswand stehen die Bündel tagsüber aufgereiht zum trocknen...
Winterweizen_Umpflanztechnik_GetreideBuendel_KW32.JPG
Winterweizen_Umpflanztechnik_GetreideBuendel_KW32.JPG (189.2 KiB) 3277 mal betrachtet
(Bild: Weizenbündel stehen zum trocknen aufgereiht)
Zum dreschen werde ich kurze Kettenstücke mit Schlauchschellen an einem Mörtelrührstab befestigen und dieses Konstrukt in die Tischbohrmaschine einspannen.

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MeinNameistHASE
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Re: Getreideanbau

#202

Beitrag von MeinNameistHASE » Mi 9. Aug 2017, 22:59

Für die paar Halme würde ich einen Kissenbezug oder Jutesack und eine kräftige Gerte verwenden. Schnell, einfach und effizient. Von Konstrukten mit Ketten und Mörtelstab würde ich abraten... das kann hässliche Kratzer geben :pfeif:
Ich verlasse mich auf meine Sinne: Irrsinn, Wahnsinn und Blödsinn!

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Till
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Re: Getreideanbau

#203

Beitrag von Till » Sa 12. Aug 2017, 21:45

Nein, das ist kein Problem. Der heutige Versuch aber hat gezeigt, dass woanders Fallstricke lauern: Es übertragen sich die Vibrationen des Ketten-Quirls auch auf die Aufnahme und lösen damit früher oder später den Morsekegel. Technisch problematisch ist meiner Einschätzung nach die freie Länge des Quirls in Kombination mit der sehr steifen Einspannung im Bohrfutter, die leider keinerlei relevante Dämpfungseigenschaften aufweist (im Gegensatz zu einem menschlichen Arm an einer Handbohrmaschine). Oberhalb von 660 u/min ist das System durch die starke Anregung leider nicht mehr zu gebrauchen.

Außerdem werden die Körner mitunter nicht aus den Deckspelzen (?) herausgelöst (Ich meine das Blättchen mit dem Grannenstummel daran). Ich denke, dass man die umhüllten Körner einfach mit Deckspelz mahlt und diese vielleicht später absieben kann?? Sieben werde ich ohnehin, da ich aus Akzeptanzgründen kein kleiereiches (schönes Wort!) Brot backen möchte.

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Getreideanbau

#204

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » So 13. Aug 2017, 09:48

R.Hase hat doch auf You dingens einen Dreschkasten selber gebaut ganz einfach auch mit Bohrmaschine.

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Till
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Re: Getreideanbau

#205

Beitrag von Till » Di 15. Aug 2017, 21:08

Der Kettenquirl hat sich nach kleiner Überarbeitung bewährt und ist meiner Einschätzung nach um vielfache besser als R.Hases Dreschkasten.
Statt Mörtelrührstab ein Stück Gewindestange (möglichst kurz!), die Ketten auf sieben Glieder eingekürzt, rechtwinklig zueinandern ausgerichtet und mittig mit selbstsichernden Muttern auf der Gewindestange befestigt (richtig angeknallt).
Dafür habe ich das mittlere Glied etwas oval aufgehebelt (Rohrzange in einer Hand, in der anderen Hand ein massiver Schraubendreher).
Im Bild: Gewindestange M10; für M12 hatte ich keine Muttern vorrätig. Die Kette stammt von einem Billig-Fahrradschloss für 2,40 Euronen und ist mit knapp 4mm Durchmesser ziemlich dünn.
Winterweizen_Dreschhilfe_Kettenquirl_KW33.JPG
Winterweizen_Dreschhilfe_Kettenquirl_KW33.JPG (37.01 KiB) 3201 mal betrachtet
Um die Drescharbeit zu erleichtern habe ich die ganzen Ähren vom Halm abgebrochen, was einfach von der Hand ging (brechen bei „knistertrocken“ mit unter von selbst ab).
Dann wurde portionsweise gedroschen. Bei 1200 u/min dauert das keine 15sek für fertige 250gr Körner. Nach knapp 10sek hat sich das Geräusch vergleichmäßigt, die Vibrationen sind gänzlich verschwunden und man hört das Gemenge rauschend strömen, nach 15sek wird der Eimer außen fühlbar warm.
Im Eimer liegt danach eine Latte-Macciato-ähnliche Schichtung vor:
Ganz unten faseriger Dreck und grober Staub,
darüber eine dicke Schicht fast nur Körner, die Körner sind auch schön frei gedroschen,
dann Körner, faseriger Dreck und zerbrochene Ährenspindeln („Skorpionschwänze“),
obendrüber Spelzen und gröbere Faserreste wie eine luftige Schaumkrone.
Winterweizen_Drusch_mit_Spreu_KW33.JPG
Winterweizen_Drusch_mit_Spreu_KW33.JPG (79.82 KiB) 3201 mal betrachtet
Im Restvolumen nebeliger Staub, der beim öffnen in Strähnen austritt und den man beim öffnen des Eimers am besten direkt mit Staubsauger und Aschefilter bei kleiner Leistung absaugt.

Der nächste Schritt wäre absieben gewesen und und im Nachhinein wären stapelbare Gitterboxen für Gemüse eine billige und hocheffiziente Möglichkeit, die Körner und alle kleineren Verunreinigungen abzuscheiden. Hatte ich aber nicht besorgt.

Stattdessen habe ich direkt einen kleinen und leider etwas zu schwachen Tischventilator auf die Leiter gestellt und über einer flachen Kiste das ungesiebte Gemenge portionsweise aus dem Eimer geschüttet (Tipp: zu unterst einen Kartoffelsack oder Netzbeutel legen, dann springen die ersten Körner nicht weg).
Eine Riesensauerei; sehr staubig und sehr wirkungsvoll.
Größere „Skorpionschwänze“ ließen sich mit dem schwachen Ventilator nicht abscheiden, aber man kann sie mit einem Handfeger und vertretbarem Aufwand zur Seite kehren und dann Händeweise absammeln.
Winterweizen_Getreide_Korn_Papiersack_KW33.JPG
Winterweizen_Getreide_Korn_Papiersack_KW33.JPG (99.27 KiB) 3201 mal betrachtet
Bei 4to/ha kann ich so grade nicht mithalten. In Anbetracht der flächig abgefutterten Ähren bin ich mit dem verbliebenen Ertrag recht zufrieden.

Die Körner sind sehr unterschiedlich groß und zum Teil kantig ausgeformt, nicht so prall und auch nicht so gelb wie Rohanas Saatgut (ist die Farbe eine Begleiterscheinung der Restfeuchte oder woran liegt das?), dafür aber teilweise deutlich größer.
...
Ob ich nochmal Winterweizen anbaue, hab ich noch nicht entgültig entschieden. Vielleicht tut sich irgendwo ja noch eine Quelle für einen stark bestockenden modernen Winterweizen wie 'Kerubino' auf.

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Re: Getreideanbau

#206

Beitrag von Till » Mi 23. Aug 2017, 21:26

Ich wärme das Thema Ähren-Fusarium nochmal auf. Mich treibt immer noch um, das meine Ähren nur teilweise strohgelb geworden sind und die Weizenkörner keinesfalls so schön gelb wie die des Saatgutes. Je mehr ich googl'e desto verrrückter wird’s. Aaalso...
Auf der Seite, (deren Link jetzt natürlich verschwunden ist), sieht man schwarze Pünktchen auf dem Lieschen.
Auf dieser Seite Link: http://media.repro-mayr.de//26/610126.jpg sehe ich diese schwarzen Pünktchen ebenfalls, die zur Ähren-Fusariose gehören sollen.

Vergleich mit Bildern aus meinem Anbau
Ähren nach der Blüte:
Winterweizen_Umpflanztechnik_Aehren_Anfang_Juli.JPG
Winterweizen_Umpflanztechnik_Aehren_Anfang_Juli.JPG (156.96 KiB) 3177 mal betrachtet
Ziemlich reifer Weizen:
Winterweizen_Umpflanztechnik_schwarze_puenktchen.JPG
Winterweizen_Umpflanztechnik_schwarze_puenktchen.JPG (155.67 KiB) 3177 mal betrachtet
(digital nachgeschärft)

Hmmm... wat denn nu?

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Re: Getreideanbau

#207

Beitrag von Rohana » Mi 23. Aug 2017, 22:16

Tjahmm. Hats bei euch in der Blüte geregnet? Wenn nicht, dann ist die Chance schonmal gering(er). Wenn doch... das neon-lachs-rosa find ich gut zu erkennen, wie in deinem Link. Seh ich in deinen Bildern beim grünen Weizen nicht, beim reifen Weizen evtl rechts mittig. Laboruntersuchung tät Klarheit bringen :aeh:

Zum Wurzelwerk übrigens, ich hab extra für dich eine der letzten stehenden Stoppeln ausgerupft, n Regenwurm war auch zuhaus.
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Re: Getreideanbau

#208

Beitrag von Till » Fr 25. Aug 2017, 20:44

Tja mein farbsehen ist leider nicht das Beste und rot-grün ist eine Herausforderung, mal vorsichtig ausgedrückt; und in Gartensachen kann ich hier vor Ort nicht fragen, weil ich darin ich schon für verrückt erklärt worden bin ;)
Trotzdem wüsste ich natürlich gern, was es mit den schwarzen Pünktchen am Deckspelz auf sich hat.

Danke für das Bild! Mehr Wurzelballen hatte mein 'Reform' auch nicht und so langsam dämmert mir, warum auf die modernen, kurzstrohigen Weizensorten für den konventionellen Anbau soviel Dünger ausgebracht werden muss: Die haben durch durch ihr schwaches Wurzelwerk garnicht die Fähigkeiten, sich Nährstoffe aus größerem Umkreis zu erschließen. (Wie die m27-Apfelbäumchen: Das sind Industriekrüppel.) Grote Schiet is dat!!

Ich bin bei meinen google-Suchen auf den Bio-Weizen 'EHOGOLD' gestoßen:
http://www.saatzucht.edelhof.at/de/sort ... terweizen/
Außerdem gibt es bei der Arche den Winterweizen 'Megalith', dessen Beschreibung ganz interressant tönt, wobei mir noch nicht so ganz klar ist, wie man dort Saatgut ordern kann.
http://sortenhandbuch.arche-noah.at/art ... eizen-saat
Was meint ihr, sind die für meine Zwecke geeignet? Der Gemüsegarten ist relativ windgeschützt, da ist langstrohiges Getreide eigentlich kein Problem. Die Umpflanztechnik steht nicht zur Diskussion (Ein jeder spinnt... :mrgreen: ).
Andere Vorschläge? Eine starke Bestockung ist wichtig, soviel habe ich aus der vergangenen Saison gelernt.
Ich könnte wohl auch noch ein Stück Wiese umbrechen um die Anbaufläche zu vergrößern, was allerdings mit erheblichem Aufwand verbunde wäre (Andererseits bezahlen so manche Leute für's Fitnesstudio; vielleicht ist eine größere Umgrabe-Aktion gar nicht sooo verkehrt).

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Re: Getreideanbau

#209

Beitrag von Adjua » Fr 25. Aug 2017, 22:40

Es kommt nicht nur darauf an, wie windgeschützt der Standort ist, sondern unter anderem auch darauf, wie viel es wann regnet. Gibts in deiner Gegend Weizenanbau?

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Re: Getreideanbau

#210

Beitrag von Rohana » Sa 26. Aug 2017, 07:43

Till hat geschrieben:Tja mein farbsehen ist leider nicht das Beste und rot-grün ist eine Herausforderung, mal vorsichtig ausgedrückt; und in Gartensachen kann ich hier vor Ort nicht fragen, weil ich darin ich schon für verrückt erklärt worden bin ;)
Trotzdem wüsste ich natürlich gern, was es mit den schwarzen Pünktchen am Deckspelz auf sich hat.
Das können auch (harmlose) Schwärzepilze sein. War bei uns recht schlimm weil's auf das fast druschreife Getreide draufgeregnet hat und wir nochmal ne Woche warten mussten, Fungizid-Schutz war auch nicht mehr da, also hatten die Spass...
Danke für das Bild! Mehr Wurzelballen hatte mein 'Reform' auch nicht und so langsam dämmert mir, warum auf die modernen, kurzstrohigen Weizensorten für den konventionellen Anbau soviel Dünger ausgebracht werden muss: Die haben durch durch ihr schwaches Wurzelwerk garnicht die Fähigkeiten, sich Nährstoffe aus größerem Umkreis zu erschließen. (Wie die m27-Apfelbäumchen: Das sind Industriekrüppel.) Grote Schiet is dat!!
Äh, wie meinstn das? Hast du andere Bilder irgendwo gesehen? Biobauern müssen auch ordentlich düngen damit was hinwächst :D ich könnt evtl für nächstes Jahr nen Bildervergleich mit einem befreundeten Bio organisieren... die Wurzel wird vermutlich nicht wesentlich anders sein (abgesehen davon dass der auf 100er Böden wirtschaftet :platt:)
Kurzstrohige Sorten sind weniger lageranfällig (=stabiler, fallen nicht so schnell um) und man will ja möglichst ertragreiche Ähren, also muss der Halm die auch tragen können.
Du hast noch die Düngeempfehlung aus dem Artikel zur Umpflanztechnik im Kopf, oder? Soviel Dünger dürfte ein Bauer derzeit nicht verwenden, das ist gegen die DüVO :pfeif:
Andere Vorschläge? Eine starke Bestockung ist wichtig, soviel habe ich aus der vergangenen Saison gelernt.
Hajo, ich sag dir was für ne Sorte wir bekommen und dann nimm oder lass bleiben :pft: ich freu mich jedenfalls auf Bilder aus der nächsten Saison, werds versuchen etwas besser hinzukriegen mit der Doku hier. :kuuh:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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