Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

Adjua
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#121

Beitrag von Adjua » Mo 7. Jul 2014, 07:12

wranger hat geschrieben:So, ich habe vor etwa einer Woche die ersten ca 4m² abgesenst und daraus 2 Gaben gebunden und zum trocknen gestellt/gelegt. Heute dann das erste mal die Dreschmaschine ausprobiert.

Ergebnis bislang: Durchwachsen ca 700g Roggen und viel viel Arbeit.

Weiterer Bericht und Bilder folgen, ich hoffe das Gewitter zieht vorbei und ich kann morgen den Rest dreschen!
Welche Dreschmaschine hast du?
Womit hast du die Garben zusammengebunden?

Ich hab hier nämlich 1000m2 Roggen stehen, auch Erstversuch :pfeif:

wranger
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#122

Beitrag von wranger » Mo 7. Jul 2014, 08:33

Die Gaben habe ich mit dem Getreide selbst zusammen gebunden, war ja noch nicht zu 100% trocken.

Die Dreschmaschine ist ein Eigenbau. So ähnlich wie die von rrhase -> www.neulichimgarten.de

wranger
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#123

Beitrag von wranger » Di 8. Jul 2014, 09:53

Puh, ich habe aufgegeben!

Gestern habe ich die Dreschmaschine noch mal rausgeholt, in 2h etwa 3KG und 10m² geschafft. Das Problem ist das Getreide, unterschiedlich lang muss man die Ähren aud eine länge bringen und dann dreschen. Dann reißen noch die Ähren ab und etwa 1/4 der Körner verbleiben in der Ähre. Hätt ich Hühner, kein Problem aber so. Das Getreide ist mit etwa 2,5m auch nicht gerade kurz, was die Wachstumsregler der Bauern so alles bewirken ....

Im Anschluss noch das Getreide reinigen und nachtrocknen, danke nein. Ich habe fertig! Dann noch die Gefahr vom Mutterkorn

ACHTUNG:
Bitte unbedingt auf Mutterkorn im Roggen achten: http://de.wikipedia.org/wiki/Mutterkorn

"Zu den toxischen Effekten von Mutterkornalkaloiden zählen Darmkrämpfe, Halluzinationen sowie das Absterben von Fingern und Zehen aufgrund von Durchblutungsstörungen, die das Krankheitsbild Ergotismus (auch Antoniusfeuer oder Mutterkornbrand) prägen. 5 bis 10 Gramm frisches Mutterkorn können bei einem Erwachsenen zu Atemlähmungen und Kreislaufversagen führen und tödlich sein." Auszug aus Wikipedia.
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@ Aduja: Mit einer größeren Dreschmaschine die den ganzen Halm frisst vielleicht, aber so nicht! Bei 1000m² würde ich das absensen in Gaben binden und mit einem Anhänger zum nächsten Mähdrescher bringen und ihn bitten (also den Fahrer) :) das kurz mit zu dreschen.

Baumfrau

Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#124

Beitrag von Baumfrau » Di 8. Jul 2014, 10:27

Aus meiner Kindheit erinnere ich mich, dass wir immer so ca. 200 - 300 qm Getreide angebaut haben, meist Weizen. Der wurde abgesenst, in Garben gebunden aufgestellt und getrocknet. Die Ähren wurden später abgeschnitten in einem Handgerät (kann ich schlecht beschreiben, so eine Art Papierschneider aber in groß) und an die Hühner verfüttert.

War aber alles viel Arbeit. So weit ich weiß, haben das meine Eltern gemacht, um die 4 Felder Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Auf das Getreidefeld wurde dann im nächsten Jahr etwas anderes angepflanzt. Wann welche Folgefrucht drankam, weiß ich nicht mehr. Aber es waren auf jeden Fall Kartoffeln, Grünkohl und Erdbeeren.

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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#125

Beitrag von emil17 » Di 8. Jul 2014, 11:22

wranger hat geschrieben: Gestern habe ich die Dreschmaschine noch mal rausgeholt, in 2h etwa 3KG und 10m² geschafft. Das Problem ist das Getreide, unterschiedlich lang muss man die Ähren aud eine länge bringen und dann dreschen. Dann reißen noch die Ähren ab und etwa 1/4 der Körner verbleiben in der Ähre. Hätt ich Hühner, kein Problem aber so. Das Getreide ist mit etwa 2,5m auch nicht gerade kurz, was die Wachstumsregler der Bauern so alles bewirken ...
Kenne ich ...
Bei Roggen ist die Halmlänge sortenspezifisch, und auch innerhalb der gleichen Sorte sehr unterschiedlich. 2.5 m ist schon viel, es gibt kurzhalmigere Sorten.
Wenn du die Dresche so umbaust, dass du die Halme durchlassen kannst, hast du es etwas einfacher. Die Hühner können dann die nicht suaber ausgedroschenen Ähren leerpicken.
Man kann auch das nicht leere Dreschgut auf ein grosses Tuch ausbreiten und mit Holzpantinen eine Weile drauf rumgehen, kommt auch noch viel raus.

Weil Dreschen langeilig ist und lang dauert, mache ich das im Winter. Man muss das Korn aber mäusesicher und trocken lagern können.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#126

Beitrag von Adjua » Di 8. Jul 2014, 12:20

Wusste gar nicht, dass das geht, handgeernteten Roggen in einen Mähdrescher zu stecken. Mal fragen, viele wirds nicht geben, die hier sowas haben.

wranger
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#127

Beitrag von wranger » Mi 9. Jul 2014, 22:54

Adjua hat geschrieben:Wusste gar nicht, dass das geht, handgeernteten Roggen in einen Mähdrescher zu stecken. Mal fragen, viele wirds nicht geben, die hier sowas haben.
Ja, am besten bei nem kleineren Bauern. Das ganze spiel sollte dann nur 10-15Min dauern und ca 40€ kosten.

So, hier aber noch mal das Endergebnis:

Zutaten: Roggen VKM, Wasser, Salz :), super lecker!
k-IMG_5883.JPG
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Adjua
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#128

Beitrag von Adjua » Mi 9. Jul 2014, 23:02

Gratulation :)

althea
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#129

Beitrag von althea » So 17. Mai 2015, 09:38

Grüß euch,

zum Thema Getreidebau auf Kleinflächen gab es in der Zwischenkriegszeit einige praktische Ansätze in Europa. U.a. veröffentlichte Hans-Egon Döblin eine Schrift zur Getreideumpflanztechnik (bei permakultur-forschungsinstitut. Als ich hier danach suchte, wurde ich nicht fündig.

http://www.permakultur-forschungsinstit ... zversuchs/

Wenn ich mich recht erinnere konnte sich ein Ehepaar in den mageren 30er-Jahren mittels der Umpflanzmethode auf 300m² selbst mit Brotgetreide versorgen. (bei Hitschfeld - den fand ich hier :-)

Auch Allgäuer Permakulturisten versuchten (gemeinsam mit Erwin Zachl) sich im Getreidepflanzen: [urlhttp://www.permakultur-forschungsinstitut.net/ ... hs-201112/][/url]

Mich persönlich interessiert diese Methode sehr, ich möchte sie heuer im Juni mit Waldstaudekorn angehen (sofern das Ackerbeet bis dahin vorbereitet ist, derzeit noch Wiese/Brache).

LG
althea

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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#130

Beitrag von hunsbuckler » So 17. Mai 2015, 11:22

Worin genau soll die Umpflanzmethode der Direktsaat überlegen sein?
Es paßt ja nur eine optimale Ährendichte auf einen Quadratmeter.

Zu dünn ist nicht gut wegen geringerem Ertrag und mangelnder Unkrautunterdrückung.
Zu dicht ist nicht gut wegen schlechterer Nährstoff-, Wasser- und Lichtversorgung der einzelnen Pflanze, schwachem Hochwuchs, höherer Krankheitsanfälligkeit und daraus resultierender Lagergefahr.

Theoretisch müsste es egal sein, ob die optimale Ährenzahl pro qm durch Direktsaat oder Umpflanzen erzielt wird.

Praktisch bedeutet das Umpflanzen für die Pflanze erstmal einen Schock durch Wurzelbeschädigung und Unterbrechung der innigen Bodenverbindung, den sie gegenüber der direkt gesäten Pflanze erst wieder aufholen muß.
Schädlinge wie Schnecken stürzen sich mit Vorliebe auf bereits geschwächte Pflanzen.
Wenn dann gerade noch Dürre herrscht, kann sie ganz verwelken.

Oft wird angeführt, daß vereinzelt umgepflanzte Pflanzen buschiger wachsen und mehr ährentragende Halme pro Pflanze bilden.
Das machen einzeln direkt gesäte Pflanzen aber auch.
Man hat dann die optimale Ährenzahl/qm auf der Basis einer geringeren Pflanzenzahl.
Das bringt nur dann einen Vorteil, wenn nicht die Fläche, sondern das verfügbare Saatgut der begrenzende Faktor ist.
Also etwa bei der Vermehrung sehr seltener Sorten.

Der Nachteil ist, daß dann der Ausfall einzelner Pflanzen weniger gut durch verstärkte Bestockung von Nachbarpflanzen ausgeglichen werden kann und der Bestand dann lückig wird mit der Folge einer unteroptimalen Ährenzahl, so daß das Ertragspotential der Fläche nicht ausgeschöpft wird.

Ansonsten ist es in der Regel weniger günstig, die optimale Ährenzahl durch eine maximale Bestockung pro Pflanze zu erzielen, weil die Seitentriebe oft kürzer sind und später reifen als die Haupttriebe.
Solch uneinheitlicher Abreifeprozeß erschwert das Finden des optimalen Erntezeitpunktes und birgt das Risiko vorzeitiger Körnerverluste oder Verderb von nicht ganz ausgereften Körnern.

Bei Fremdbefruchtern wie Roggen werden spätere Seitentriebe zudem oft unzureichend befruchtet, weil die Hauptbefruchtung mit maximal geöffneten Narben bei zugleich maximaler Pollenausschüttung oft nur während weniger Stunden bei optimalen Bedingungen (Sonne, warmer Wind) stattfindet.
Nachzügler-Ähren, die dieses Zeitfenster verpasst haben, bleiben oft länger geöffnet und sind dann ein Einfallstor für Mutterkorn und andere samenbürtige Pilzinfektionen.

Das Umpflanzen bringt nur dann Vorteile, wenn auf derselben Fläche mehrere Ernten unmittelbar hintereinander erzielt werden können, so daß die Jungpflanzen schon auf kleinerer Fläche vorgezogen werden können, während die Vorfrucht noch am Reifen ist.
Das ist z.B. beim Naßreisanbau der Fall, der überdies den Vorteil hat, daß durch die lange Überflutung des Feldes ein Vertrocknen der neu gesetzten Pflanzen i.d.R. ausgeschlossen ist.
Weiter ist ein extrem niedriges Lohnniveau die Voraussetzung, daß das händische Umpflanzen von Getreide überhaupt wirtschaftlich ist.

Beim Anbau für die Selbstversorgung kann das Umpflanzen dann sinnvoll sein, wenn man extreme Unkrautkonkurrenz hat und die vorgezogenen Jungpflanzen auf das frisch gemulchte Feld gesetzt werden, damit sie einen Entwicklungsvorsprung vor der Konkurrenz bekommen.

Angesichts der Arbeit, die das Umpflanzen macht, ist dann aber abzuwägen, ob man die verfügbare Arbeitszeit nicht besser in eine intensivere Unkrautbekämpfung investiert.
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

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