Freilauf-Kaninchen im Elektrozaun?

Dwalin
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Freilauf-Kaninchen im Elektrozaun?

#1

Beitrag von Dwalin » Sa 21. Apr 2012, 09:32

Hallo zusammen!

Ich habe Kaninchen (Deutsche Riesen), die bis vor einem Jahr noch im Freilaufgehege gehalten wurden. Einer davon war leider ein Ausbrecherkönig, der sprang ständig über den 80 cm hohen Zaun, und es machte viel Mühe, ihn wieder einzufangen, andere gruben sich unter dem (unten mit Backsteinen gesicherten) Zaun schneller durch, als ich die Löcher wieder zuschütten konnte, so daß ich die Horde in meinen alten Schweinestall umsiedelte. Dort gefällt es ihnen natürlich nicht, und ich halte eine reine Stallhaltung auch nicht für besonders tiergerecht. Nun überlege ich, wie ich sie - gerade jetzt im Sommer - wieder nach draußen umquartieren kann.
Gestern fand ich im Internet einen Kaninchen-Elektrozaun. Der soll angeblich vor dem Aus- und Einbrechen (Füchse, Ratten, ...) schützen. Eine wunderbare Lösung - wenn's denn klappen würde...

Die Idee ist die, daß ich die Hasen als Unkraut-Bekämpfer einsetzen will und das Gehege, wenn ein Teil der Fläche "abgemäht" ist, leicht umgesetzt werden kann. So wären die Hasen beschäftigt und würden mir nebenher noch den Garten düngen.
Der Zaun ist aber nur 60 cm hoch, und die Gefahr, daß sie auskommen und den Nachbarn die Gärten untertunneln, kann ich natürlich nicht eingehen. Auch möchte ich nicht, daß die Füchse, für die 60 cm sicher kein Hindernis sind, sich nach meinen Enten und Hühnern im Winter jetzt auch noch meine Kaninchen holen.

Meine Frage: Gibt es hier jemanden, der mit diesen Zäunen positive Erfahrung hat, oder sind die nur Spielzeug für Zwergkaninchenhalter? Wäre es vielleicht möglich, einen anderen, höheren Zaun zu nehmen, einen für Schafe vielleicht, oder würden die Langohren da zwischen den Maschen durchpassen?

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Zacharias
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Re: Freilauf-Kaninchen im Elektrozaun?

#2

Beitrag von Zacharias » Sa 21. Apr 2012, 11:52

Keine Erfahrung, aber meines Erachtens kann das nicht funktionieren. Über 60cm lachen Füchse und über die Maschenweite der Schafszäune dürften die Kaninchen evt lachen, kann aber auch sein, dass sie vom Strom abgeschreckt werden es zu versuchen. Ich denke, sie werden sich eher unten durchbuddeln. Aber auch die Schafnetze sind nicht hoch genug um fuchssicher zu sein. Wenn es eine brauchbare bezahlbare Lösung gäbe, wäre ich auch sofort dabei, meine sind auch in einer Pferdebox, wobei sie damit ganz glücklich sind, weil sie schlimmeres kannten.
Grüße,
Birgit

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Thomas/V.
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Re: Freilauf-Kaninchen im Elektrozaun?

#3

Beitrag von Thomas/V. » Sa 21. Apr 2012, 13:23

Stimme Zacharias zu.
Wenn wirkliche Freilandhaltung gewünscht ist, bleibt m.M. nur ein Hochsicherheitstrakt mit 50cm eingegrabenen Maschendrahtzaun bis in 2m Höhe, über alles andere lacht der Fuchs und die Kaninchen (nagut, 2m überspringen die K. nicht, aber 1m würde ich denen zutrauen).

Wenn man K. täglich "weiden" lassen will, ist ein versetzbares Gehege sinnvoll.
Ich hatte mal 4 K. in einem Holzkasten ohne Boden, darüber Maschendraht. Drin eine Hütte und mit Folie eine Ecke regendicht gemacht. Diese Kiste wurde natürlich täglich verschoben und für die Nacht die K. in einen sicheren Stall gebracht.
Sowas ist natürlich nur sinnvoll, wenn man einen halbwegs sicheren Garten hat und auch die Zeit, die Tiere umzusetzen.
Ansonsten wäre eine Pferdebox oder sowas in der Art schon sehr gut, man kann denen das schön und artgerecht einrichten
und sie sind sicher. Macht dann auch nicht so viel Arbeit.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Manfred

Re: Freilauf-Kaninchen im Elektrozaun?

#4

Beitrag von Manfred » Sa 21. Apr 2012, 20:09

Habe mehrere Kunden, die das Euronetz Ernteschutz in 65 cm Höhe als Kaninchenauslauf einsetzen.
Wichtig ist, dass die Netze gut gespannt werden, die Bodenlitze gut mit Heringen gersichert wird (es gibt dafür spezielle Euronetz-Heringe aus Kunststoff, die zerstören den Rasenmäher nicht, wenn man welche vergisst) und am wichtigsten: Immer gut Strom auf dem Netze. Gerade die Kaninchennetze haben wegen der vielen bodennahen Litzen eine sehr hohe Ableitung, vorallem bei Nässe und Bewuchs. 2 Joule dürfen es für ein Netz ruhig sein.
Wenn die Karnickel Angst vor dem Netz haben (und das ist das Prinzip des Elektrozauns), springen sie in der Regel auch nicht drüber. Wenn ein Kaninchen natürlich mal gelernt hat, dass es gefahrlos springen kann, hilft ein 65er Netz natürlich nichts mehr.
Auch gegen Untergraben kann man wenig machen, außer die Netze in kurzen Zeitabständen umzusetzen. Gegen einen Tiefbaukönig, der nichts anderes im Kopf hat als das Netz schnellstmöglich zu untertunneln kann man einen Streifen Maschendraht innen vor das Netz legen.
Eine optimale Lösung ist das demzufolge nicht. Die Netze sind ja auch zur Abwehr von Wildkaninchen in der Landwirtschaft gedacht. Aber gemacht wird es (Kaninchenhaltung) und auch mit Erfolg.

Gegen den Fuchs helfen in der Regel 112 cm Geflügelnetz ganz gut. Das wichtigste ist auch hier: Strom, Strom, Strom. Es muss weh tun beim ersten Kontakt. Dann bleibt er weg. Diese Netze haben im unteren Bereich die gleichen Maschen wie die Karnickenetze, oben werden die Maschen höher.

100% sicher ist auch ein 2 m hoher Maschendrahtzaun nicht. Ein Fuchs der es mal raus hat, klettert da leicht drüber. Wenn das mal passiert: Oben drauf einen Elektrozaundraht und den Zaun selber mit an die Erdung anschließen. Dann bleibt er bein nächsten mal draußen.

Joel Salatins Sohn, der Karnikel im größeren Maßstab in verschiebbaren Ausläufen hält (oben mit Maschendraht abgedeckt), planiert die ganze Fläche und legt sie direkt nach der Grassaat komplett mit Maschendraht aus, damit sich die Karnickel nicht raus und das Raubzeug nicht rein graben können. Die Ausläufe werden auf dieser gesicherten Fläche täglich umgestellt.
(Kann auch sein, dass auf den Draht noch mal eine dünne Erdschicht kommt, kann mich nicht mehr erinnern. Weiß nur, dass sie alle paar Jahre neuen Draht ausrollen. Nicht weil der durchrostet, sondern weil durch den Karnickelkompost (die kriegen Mastfutter) die Erdschicht auf dem Draht immer dicker wird und sie dann irgendwann zwischen Drahtgeflecht und Auslauf durchgraben können.)

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Re: Freilauf-Kaninchen im Elektrozaun?

#5

Beitrag von Dwalin » So 29. Apr 2012, 17:54

Dankeschön für Eure Tips! Das klingt ja ganz schön verzwickt. Nun gut, dann laß ich sie vorerst doch lieber im alten Schweinestall. Mehr Platz als in den üblichen Minibuchten haben sie da allemal.

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Re: Freilauf-Kaninchen im Elektrozaun?

#6

Beitrag von karl-erwins-frau » Di 15. Mai 2012, 13:04

Hi,

halte meine Deutschen Riesen erfolgreich im Elektrozaun. Nach vielem Hin- und Her mit anderen Zaunvarianten für mich die beste Investition des Jahres bisher.
Weidezaungeräte sind aber nicht ganz billig, ich hatte noch eins von früher.
Es gibt aber auch Geräte für 220V Anschluß, wenn man Verlängerungskabel legen will.

Bild hier: http://karl-erwin.blogspot.de/2012/05/garten-2012.html
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Re: Freilauf-Kaninchen im Elektrozaun?

#7

Beitrag von karl-erwins-frau » Di 17. Jul 2012, 08:53

Update:

Habe ein neues Weidezaungerät und festgestellt, dass man sich evtl doch mal damit beschäftigen sollte, wie stark das Gerät sein soll. .. :-/

Auf Emfehlung meines achbarn (Schäfer) nahm ich eins mit 4,6J Schlagkraft. Ich dachte, dann kommt jedenfalls auch kein Fuchs etc REIN. Leider hab ich damit einen Hasen ziemilch geschockt, der nacheinander 6x in den Zaun gerannt ist und dann irgendwie rausgekommen ist, was ja nicht Sinn der Sache ist. Armer Kerl. Ich versuche das gerät jetzt zu tauschen gegen ein schwächeres... Will die Kleinen ja nicht gleich grillen :pfeif:
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Re: Freilauf-Kaninchen im Elektrozaun?

#8

Beitrag von Olaf » Di 17. Jul 2012, 09:16

hat das keinen zweiten Anschluss für weniger Bums?
Schade um das schöne Gerät, das wegzutauschen. (Denk ich als Ziegenhalter).
Der Hase muss ziemlich dämlich sein, vielleicht ist der im Topf besser verwart, wenn alle andern das kapieren?
Ich hab das anderswomal gesehen, da waren paar Schafe ausgebrochen. Der Besitzer hat sie markiert und ich hab in meinr Einfalt gefragt, warum er das täte.
"Wenn das nochmal vorkommt, werden die zuerst geschlachtet".
LG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Manfred

Re: Freilauf-Kaninchen im Elektrozaun?

#9

Beitrag von Manfred » Di 17. Jul 2012, 11:10

Der Hase hatte vorher keine E-Zaun-Erfahrung und du hast ihn da einfach rein gesetzt?
Dann ist es ganz normal, dass er Panik schiebt. Das geht aber schnell vorbei.
Einfacher für die Tiere ist es, wenn sie vorher schon mal in gewohnter umgebung mit dem Strom in Kontakt kamen.
Also z.B. in einen vorhandenen Auslauf irgendwo ein Stück Litze unter Strom anbringen. Dann kenen sie das Aua-Ding schon, erschecken beim ersten Kontakt mit dem Netz nicht so und wisssen dass es ungefährlich ist, wenn sie nicht direkt an das Netz kommen.

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Re: Freilauf-Kaninchen im Elektrozaun?

#10

Beitrag von karl-erwins-frau » Di 17. Jul 2012, 11:29

Hi,
ja der ist ein bissl "doofer" als die anderen. Das stimmt schon. Dafür ist er optisch der Schönste, aber das ist ja oft so ;-)

Doch, die waren vorher schon wochenlang im Zaun, aber mit einem schwächeren Gerät. Der war wohl bei dem neuen so geschockt, dass er Panik hatte. Dafür gab's im Stall ne extra Portion Luzerne-Pellets auf den Schreck.
Ich darf das Gerät trotz Benutzung zurückschicken und bestelle dann ein schwächeres.
Wollte den Hasen halt was gutes tun, weil ich dachte, sie kennen ja den Zaun und falls wirklich mal ein Marder/Fuchs/Katze etc dran geht, dann macht der/die das auch nur 1x.
Leider kann man das Gerät nicht schwächer stellen.
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