Gruppenhaltung von Schlachtern

M&P
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Gruppenhaltung von Schlachtern

#1

Beitrag von M&P » Do 17. Dez 2015, 08:24

Hallo, ich möchte Schlachter vermehren und diese möglichst "naturnah" halten. Nun möchte ich zu dem Thema eure Meinungen und evtl. Meinungen und Erfahrungen hören.
Drei Zippen (Hasenkaninchen, Thüringer und Deutscher Riese - Mix) aus dem Frühjahr leben mit einem Rammler (Hasenkaninchen) zusammen. Die Vergesellschaftung lief weitestgehend unproblematisch ab. Der Plan sieht wie folgt aus: isolierter Stall mit drei durchgängigen Buchten (jeweils ca. 150 x 80 x 65 cm) zusätzlich Durchschlupf zu ebenfalls isolierter Wurfbox und Zugang ins gesicherte Außengehege (4 x 5,5 m). Zweites angrenzendes Außengehege (4 x 5 m). Diese können auch miteinander verbunden werden. Der Außenbereich ist mit verschiedenen Häuschen (mit jeweils zwei Ausgängen), erhöhten Liegeflächen, Sichtschutz, Tunneln,Fressplätzen, etc. ausgestattet.
Fütterung momentan Heu, Luzerne, Gemüse (Möhren, Sellerie, Fenchel, Wirsing, Kohlrabi, rote Beete, Chinakohl, etc.), Kräuter (Dill, Brennessel, Petersilie, Rosmarin, Basilikum, etc.) Nagematerial versch. Zweige (Apfelbaum, Haselnuss, Weide, Buche, etc.), ein wenig Obst (Apfel, Himbeeren, Birnen, Blaubeeren, etc.) Und ein wenig Eigenmischung (Gerste, Hafer, Mais, Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Rapssamen, Kokosraspeln).
Hat jemand Erfahrungswerte (als Anhaltspunkt) mit wie vielen Würfen bzw. Jungtieren ich bei gemeinschaftlicher Haltung rechnen sollte?
Impft ihr eure Tiere? Wenn ja welche? Wann? Nur gegen RHD oder auch Myxomatose? Welche Kosten habt ihr dafür?
Behandelt ihr eure Tiere vorbeugend gegen Kokzidien oder erst bei Symptomen bzw. Befall?
Über viele Antworten und Austausch würde ich mich freuen!

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Re: Gruppenhaltung von Schlachtern

#2

Beitrag von Thomas/V. » Do 17. Dez 2015, 09:40

Moin!

Ob Du da nicht mit der UNO-Menschenrechtscharta in Konflikt gerätst? ;) :lol:

Wenn Du Schlachtkaninchen meinst, dazu gibts schon verschiedene Threads, auch über Gruppenhaltung. Lies die doch erstmal durch, da wurden sicherlich schon alle Deine Fragen mal beantwortet.
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Re: Gruppenhaltung von Schlachtern

#3

Beitrag von Dagmar » Do 17. Dez 2015, 09:48

Hallo Thomas,

ich habe auch zuerst dran gedacht, daß jemand Schlachtergesellen und Metzgermeister in Gruppenhaltung halten will. :haha: :michel: :)


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Re: Gruppenhaltung von Schlachtern

#4

Beitrag von M&P » Do 17. Dez 2015, 16:15

Huhu, also bei uns nennt man Kaninchen welche zum Verzehr vorgesehen sind auch "Schlachter".
Ich habe das Forum diesbezüglich schon durchforstet und wollte einfach Meinungen direkt zu meiner angestrebten Haltung erfahren. Vielleicht meldet sich ja noch der ein oder andere erfahrene Halter.....
Grüßle

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Re: Gruppenhaltung von Schlachtern

#5

Beitrag von Thomas/V. » Do 17. Dez 2015, 17:58

Zu den Rassen kann ich nix sagen, ich habe immer nur Mischlinge irgendwelcher mittelgroßen Wald-und Wiesen-Kaninchen.
Hin und wieder auch mal Jungtiere etwas kleinerer Rassen ( Lohkaninchen, Sachsengold).

Einen isolierten Stall halte ich für nicht notwendig. Auch nicht für Wurfhöhlen. Wenn genügend Stroh und Heu zum Nestbau da ist, dann kannst Du auch im Winter Jungtiere haben, wenn es unter 0° ist. Niedrige temperaturen sind für Kaninchen kein Problem, wenn die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch ist.
Da könnte Isolierung kontraproduktiv sein. Wind- und Regenschutz reicht völlig aus, vor allem, wenn sie sich viel bewegen können und genug Einstreu da ist.
mit wie vielen Würfen bzw. Jungtieren ich bei gemeinschaftlicher Haltung rechnen sollte
Naja. Rein theoretisch könnten die Häsinnen alle 4 Wochen werfen. Die Frage, ob und wie oft sie sich decken lassen, kann Dir wohl niemand beantworten, da das sicher sehr unterschiedlich ist. Ich würde es erstmal ausprobieren und noch eine Behausung für den Rammler einplanen, in die er separiert werden kann, wenn er es zu doll treibt.
Impft ihr eure Tiere? Wenn ja welche? Wann? Nur gegen RHD oder auch Myxomatose? Welche Kosten habt ihr dafür?
Jungtiere, wenn sie von der Mutter getrennt werden, also etwa mit 10 Wochen (+-) gegen RHD.
Myxomatose nach Bedarf, wenn es in der Gegend Fälle gegeben hat, war bei mir nur 1x nötig.
Pro RHD-Impfdosis bezahle ich 2€. Myx. weiß ich nicht mehr.
Behandelt ihr eure Tiere vorbeugend gegen Kokzidien oder erst bei Symptomen bzw. Befall?
Wegen Kok. die mir 2x fast alle Jungtiere gekostet hat, mache ich keine Nachzucht mehr, sondern kaufe mir Jungtiere.
Es gibt wohl Gegenden, die "verseucht " sind, und auch welche, wo keine Probleme bestehen. Da müßte man wohl erstmal nachforschen.
Sollte ich wieder selber nachzucht betreiben, würde ich wohl in den ersten 4-5 Wochen Futter mit Kokzidiostatika füttern als Vorbeugung.
Das war das Alter, in dem sie mir eingegangen sind und wo sie mit Grünzeug fressen begonnen haben.
Wenn einmal Symptome da sind, dann ist nicht mehr viel zu machen. Trotz AB und Nahrungsergänzugsmittel vom Tierarzt sind 90% eingegangen.
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Re: Gruppenhaltung von Schlachtern

#6

Beitrag von Steffen » So 20. Dez 2015, 13:19

M&P hat geschrieben: Drei Zippen (Hasenkaninchen, Thüringer und Deutscher Riese - Mix) aus dem Frühjahr leben mit einem Rammler (Hasenkaninchen) zusammen. Die Vergesellschaftung lief weitestgehend unproblematisch ab. Der Plan sieht wie folgt aus: isolierter Stall mit drei durchgängigen Buchten (jeweils ca. 150 x 80 x 65 cm) zusätzlich Durchschlupf zu ebenfalls isolierter Wurfbox und Zugang ins gesicherte Außengehege (4 x 5,5 m). Zweites angrenzendes Außengehege (4 x 5 m). Diese können auch miteinander verbunden werden. Der Außenbereich ist mit verschiedenen Häuschen (mit jeweils zwei Ausgängen), erhöhten Liegeflächen, Sichtschutz, Tunneln,Fressplätzen, etc. ausgestattet.
........
Hat jemand Erfahrungswerte (als Anhaltspunkt) mit wie vielen Würfen bzw. Jungtieren ich bei gemeinschaftlicher Haltung rechnen sollte?
- drei Häsinnen und ein Bock - hoher Stresslevel für alle Beteiligten. Ich würde daher auf sechs sieben Häsinnen aufstocken.
- Werden die Tiere z.b. nachts im Stall eingesperrt, braucht's auch dort Möglichkeiten, sich räumlich und optisch aus dem Weg zu gehen. Haben die Tier permanenten Zugang zum Außenbereich, reicht deine Ausstattung.
- Keine isolierten Wurfboxen! Nimm unisolierte. Wichtig dabei: An der Oberseite der Wurfbox (Dach - wenn kein Kaninchen drauf sitzen kann, ansonsten zwei gegenüberligende Seitenwände kurz unterm Dach) Löcher für die Entlüftung bohren. Die Häsin verstopft den Eingang zur Wurfbox mit Stroh oder Heu. Ohne zusätzliche Entlüftung wird die Box dann innen feucht. Was das dann für die Jungen bedeutet, sollte klar sein.
- Ist alles optimal (Platz, wenig Stress, gutes Futter) ist in den ersten zwei Jahren mit sechs bis zehn Würfen/Häsin/Jahr zu rechnen. Nach zwei Jahren dann Häsinnen austauschen (gegen Junghäsinnen aus Nachzucht ist am billigsten) und neuen bock anschaffen.

So sind meine Erfahrungen.
Steffen hat geschrieben:Ich habe mehrere Jahre Kaninchen (keine Hasen - Tiere, welche man vernünftig und verantwortungsvoll halten will, sollte man zumindest namentlich kennen) frei im etwa 750m² großen Garten gehalten. Dieser Garten war mit Maschendraht umzäunt, unten zusätzlich Kükendraht. Der Stall (drei Schuppen (zusammen etwa 25m²groß), durch Schlupflöcher verbunden, der mittlere Schuppen hell mit Gittertür, die Schuppen rechts und links davon dunkel mit Holztür und Nistkästen ausgestattet) wurde morgens geöffnet, war ganztägig erreichbar und wurde abends, nach dem problemlosen "Eintrieb" der Kaninchen, geschlossen. Der abendliche Einschluss der Tiere verhinderte das Graben von Höhlen und sicherte, dass Jungtiere ausschließlich im Stall geworfen wurden.
So habe ich 1,10 Kaninchen mehrere Jahre verlustfrei gehalten und etliche Würfe aufgezogen. Die Tiere wurden auch zur Aufzucht der Jungen nie getrennt. Den Tieren ging es gut, der Arbeitsaufwand war minimal. Mein Fehler war nur, dass ich damals nicht an Wechselausläufe gedacht habe und die Tiere so dauernd auf ein und der selben Wiese rumliefen. Dem Bewuchs machte das nichts aus, ich musste trotzdem (wenn auch weniger) mähen, nur hatte ich dann plötzlich die Kokzidose im Bestand.

Alles in allem finde ich die Haltung von Kaninchen frei im Garten optimal. Sperrt man sie nachts ein und teilt den Garten in Wechselausläufe hat man wenig Arbeit mit Füttern und Misten und kein Problem mit Buddelei oder Parasitendruck.
Steffen

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Re: Gruppenhaltung von Schlachtern

#7

Beitrag von Thomas/V. » So 20. Dez 2015, 16:27

drei Häsinnen und ein Bock - hoher Stresslevel für alle Beteiligten. Ich würde daher auf sechs sieben Häsinnen aufstocken.
Ich hatte mal 2 Häsinnen und einen Bock im Waschhaus in einem kleinen ´Gehege. Die beiden Damen haben dem Herrn schon gezeigt, wo der Hammer hängt. :lol:
Der durfte erst ran, als die Damen wollten. Aber dann auch gleich richtig :lol: Beide am selben Tag gedeckt und beide 8 Junge gekriegt.

Man muß da eben viel probieren und beobachten um zu sehen, was geht und was nicht. In einem Freilandgehege mit viel Platz reichen sichjer auch 2 Häsinnen.
Wenn der Bock allzu rabiat ist, dann würde ich den eben nicht zu Vermehrung zu lassen.
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Re: Gruppenhaltung von Schlachtern

#8

Beitrag von Steffen » So 20. Dez 2015, 18:13

Klar, wenn der Bock nicht zu "rammelig" ist, gibt's mit wenigen Häsinnen auch keinen Stress. Solch einen Bock hatte ich allerdings nie, meine waren immer Rammelköppe. Durch die hohe Anzahl an Häsinnen war das allerdings nie ein Problem.
Steffen

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Re: Gruppenhaltung von Schlachtern

#9

Beitrag von M&P » Mo 21. Dez 2015, 07:50

Wow danke für die Antworten!
Also der Rammler ist bisher sehr Gentleman... Sobald die Häsin nur piep macht oder davon hoppelt lässt er sie in Ruhe. Die Rangniedrigste Häsin wird nicht mal angeschaut :ohoh:
Ich hatte mit weniger Würfen gerechnet. Da ich mal gelesen hatte (weiß leider nicht mehr wo), dass die Häsinen die Wurfzahl je nach körperlicher- und seelischer Konstitution auf 4 - 6 Würfe/Häsin im Jahr selbst regulieren. Meist erster und letzter Wurf von der Ranghöchsten, die restlichen halbwegs parallel. Nach zwei Jahren wollte ich so vorgehen, wie eben beschrieben, also Rammler austauschen und Häsinen aus der Nachzucht verwenden.
Vielen Dank für den Tipp mit der Wurfbox. Ich kann das Dach leicht öffnen. Dann kommt von oben etwas Frischluft - würde das auch gehen? :platt: Mist war der totale Denkfehler... Man sollte so was nicht im Winter bauen :haha: Werde nach dem kommenden Wurf neue bauen und die Vorhandenen als Unterschlupf mit zwei Ausgängen nutzen. Schade um die Arbeit.
Die Kaninchen könnten nachts draussen bleiben, die Gehege sind gegen Ausbruch, sowie gegen Raubtiere gesichert....
Momentan habe ich zwei Gehege, die ich ohne Jungtiere wechseln kann. Wenn Jungtiere da sind kommt es darauf an wie schnell sie wachsen. Auf jeden Fall könnte es kurzzeitig (bis die Rammler weggeschlachtet sind) kein Wechselgehege geben. Ebenso in der Zeit in der ich die Wiese kalke. Wie häufig macht ihr eine Sammelkotprobe auf Kokzidien? Ich habe schon gehört, dass Orgegano auch helfen soll, statt Baycox 5......
Gebt ihr auch Apfelessig ins Wasser für eine stabilere Magendarmflora?

Steffen
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Re: Gruppenhaltung von Schlachtern

#10

Beitrag von Steffen » Mo 21. Dez 2015, 20:17

M&P hat geschrieben:
Ich hatte mit weniger Würfen gerechnet. Da ich mal gelesen hatte (weiß leider nicht mehr wo), dass die Häsinen die Wurfzahl je nach körperlicher- und seelischer Konstitution auf 4 - 6 Würfe/Häsin im Jahr selbst regulieren.
Neben der genetisch bedingten Fruchtbarkeit, welche rasse-, kreuzungs- aber auch individualbedingt ist, ist die durch die Häsin gesteuerte Anzahl der Würfe abhängig von Rudelstruktur, Stress, Platz, Futter, Wetter.... Bringt eine unter zweijährge Häsin bei permanentem Kontakt zum Rammler nur vier Würfe im Jahr, stimmt mit ihr was nicht (Genetik, Gesundheit) oder die äußeren Bedingungen sind nicht optimal (aus Sicht der Häsin, nicht der des Menschen).
M&P hat geschrieben:
Vielen Dank für den Tipp mit der Wurfbox. Ich kann das Dach leicht öffnen. Dann kommt von oben etwas Frischluft - würde das auch gehen?
Die Empfohlenen Löcher im Dach oder den Seitenwänden der Wurfbox dienen nicht der Frischluftzufuhr, sondern dem Abtransport von Feuchtigkeit. Ein offenes Dach würde den Sinn und Wert einer Wurfbox zu nichte machen und von der Häsin eh verstopft werden. Kleine Löcher oder Schlitze - mehr nicht.
M&P hat geschrieben:Mist war der totale Denkfehler... Man sollte so was nicht im Winter bauen :haha:
Das hat mit der Jahreszeit nichts zu tun, sondern damit, dass man sich vor dem Bau und der Anschaffung der Tiere nicht ausreichend mit der Materie befasst hat. Gerade bei der Haltung von Tieren, die einem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind, sollte man nicht nach eigenem Denken oder gewissen Vorstellungen handeln, sondern nach tatsächlichem Wissen. Hat man das nicht, muss man es sich aneignen. Vor der Anschaffung! Hat was mit Verantwortung zu tun.
Steffen

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