Mal was zu Bienen in Ö
Verfasst: Mo 27. Aug 2012, 22:22
Da hat mal wieder einer die Schnauze voll :
Offener Brief an die Redaktion der Bauern Zeitung (Bauernbündler),
(geklaut aus dem IF von mir)
Sehr geehrter Herr Präs. Ing. Hermann Schultes!
Ihr Schreiben in der österreichischen Bauernzeitung, Ausgabe Nr. 34 vom 23.August 2012, Thema "Bienensterben: Forschung über Ursachen verschleppt" überrascht mich als Imker doch sehr, Sie fordern hier den Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger auf die "Ursachenforschung für das Bienensterben nicht mehr weiter zu verzögern"! Beinahe möchte ich nun meinen der markante Spruch "Bei meiner Ehr" gilt für die Bauernschaft nicht mehr!
Vor bereits etwa 35 Jahren wurde die Varroa Milbe in Österreich erstmals entdeckt, seither haben wir Imker und Imkerinnen gelernt mit diesem Parasiten zu leben, bzw. unter der Schadschwelle zu halten, was wir mit unseren emsigen Bienen jedoch leider nicht können ist mit den massenhaft ausgebrachten Insektiziden zu leben. Bauern in unserer Hollabrunner Region sind hier offenbar besonders emsig im Einsatz, ebenso wie einst die legendären Hunnen, die bekanntlich lediglich zur Schlafenszeit von Pferd stiegen, sieht man unsere Bauern nur noch auf den Traktoren sitzend ihren Tätigkeiten nachzukommen. Schon unmittelbar nach der Eis- und Schneeschmelze, mitunter sogar noch auf gefrorene Böden, nur um möglichst rasch zu sein, wird mit dem Kunstdüngerstreuer ausgefahren. Sind diese offenbar enorm wichtigen Tätigkeiten abgeschlossen, geht´s auch schon los um abermals möglichst schnell mit der Giftspritze auszufahren, selbst an Sonntagen nach der Hl. Messe und Frühschoppen werden noch schnell in der Mittagszeit und bei bestem Bienenflug Insektizide in blühenden Kulturen, z.B. Raps, ausgebracht, hemmungslos und ohne Rücksicht auf eventuelle Nützlingsverluste wird gespritzt was das Zeug nur hält! Frage ich bei der Wasserabgabestelle nach dem "Warum", heißt´s beinahe bedrohlich, "was gehen mich eure Bienen an"!
Möglicherweise glauben Sie mir nun das vorhin geschriebene nicht, wäre dem tatsächlich so, so würde ich Sie sehr gerne an einem Sonntag zur Mittagszeit zu mir ins ansonsten wunderschöne Schmidatal einladen, bei dieser Gelegenheit könnten wir sogleich Kamera bewaffnet eine Rundreise von den Wasserabgabestellen beginnend bis die blühenden Rapsfelder unternehmen. Ich versichere Ihnen schon jetzt, sehr geehrter Herr Präs. Schultes, Ihnen würden bei diesen Rundfahrten die Haare zu Berge stehen.
Nun noch ein Bericht aus meiner Imkerei, passiert im Vorjahr zu Blühbeginn der ersten Grünbrachen; Nach der Rückreise aus den Wald- und Sonnenblumentrachten um etwa den 20.Juli bekamen die überaus starken und vitalen Bienenvölker ihre erste Futtergabe, unverzüglich darauf wurde mit der Varroareduzierung begonnen. Die Entmilbung erfolgte mittels 85% iger Ameisensäure, weder gab es dabei Königinnen- noch Völkerverluste. diese Maßnahmen waren höchst wirksam, fielen doch in der Folge nahezu keine Milben mehr ab. Uns Imker und Imkerinnen ist schon längst zur Gewohnheit geworden laufend den Befall zu kontrollieren, dies um bei steigender Milbenbelastung unverzüglich agieren zu können.
Mit Blühbeginn der ersten Grünbrachen etwa um Mitte September änderte sich die Situation schlagartig, innert 10 Tagen war ein kompletter Stand mit immerhin 27 Wirtschaftsvölkern tot. Man sollte es nicht für möglich halten, keine einzige Biene lebte nach diesen nur lediglich 10 Tagen noch, die Stöcke waren bei vollen Futterwaben vollkommen Bienenleer. Natürlich habe ich keine Beweise, fanden doch die Bienen im Felde der Ehre ihr armseliges und unglückliches Ende. Ihnen wird jedoch sicherlich ebenso wie mir bekannt sein, dass Bienen die mit PSM & Co in Kontakt kommen ihr Orientierungsvermögen verlieren, mit einem Wort, sie finden zu ihren Bienenstock nicht mehr zurück! Ich darf hier anmerken, in der Erhebung der Winterverluste, durchgeführt von der Carl-Franzens-Universität Graz, gab es im Bezirk Hollabrunn mit etwa 50% Völkerverlusten den mit Abstand höchsten Wert, hier bitte http://liberiu.com/home/Ueber-die-Bi...Bienenvoelkern.
Noch etwas zum wirtschaftlichen Wert dieser 27 Bio zertifizierten Bienenvölker, pro Volk kosten diese EUR 150,-- x 27 entspricht den Wert von EUR 4.050,--, hinzu kommen noch die Futterkosten für Bio-Zucker, sowie ein Ernteausfall als Wanderimker von durchschnittlich etwa 100 kg pro Volk. Würde nun bei der Bauernschaft auch heute noch der Spruch "bei meiner Ehr" gelten, so würden sie als Verursacher für diesen Schaden auch aufkommen, leider ist dem nicht mehr so! Mir nun zu sagen "selber Schuld, haben deine Bienen ja auch Varroa Milben" ist ein leichtes, jedoch Verantwortung für unsere Natur und deren Nützlinge zu übernehmen, dies hat in der Bauernschaft keinerlei Bedeutung mehr. Man sollte also nicht bei Hrn. BM Stöger sinnloses urgieren, sondern beim eigenen Klientel nachfragen, was denn da passiert sein könnte und vor allem, wie dies in Hinkunft verhindert werden könnte.
Noch etwas zu Ihrer ergänzenden Information, erfreulicherweise hatte ich nicht nur diesen einen Standort, sondern dessen mehrere, in allen anderen erlebten meine Völker das heurige Frühjahr völlig problemlos. Man bedenke nun, bei der ganz genau gleichen Betriebsweise und bei der ganz genau gleichen Milbenreduzierung gibt es hier keine Völkerverluste, nur wenige Kilometer davon entfernt gab es einen Totalverlust mit 100% Ausfälle.
Seit dem heurigen Jahr wurde ich nun sogar urbaner Imker im Wiener Raum, also weit weg von den mehr als schon bedenklichen Feldern mit ihren PSM & Co. Das mir als Bio-Imker mit etwa 40 Jahren Berufserfahrung dabei das Herz blutet, ich denke, dies können Sie sich sicherlich sehr gut vorstellen.
Mit freundlichen Grüßen
Josef Fleischhacker
gepr. Imkermeister