Ich kann's langsam wirklich nicht mehr ertragen....

Manfred

Re: Ich kann's langsam wirklich nicht mehr ertragen....

#21

Beitrag von Manfred » Mi 5. Aug 2015, 20:39

Ich sag es ja: Hoffnungslose Horizontverengung. Evtl. solltest du dich mal mit Rinderhaltung und den dahinter stehenden wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigen. Zu Rindern wird auf der Erde vermutlich jedes Jahr mehr Forschungsarbeit geleistet als zu Bienen in hundert Jahren. Und würden Rinderhalter umgerechnet auch nur annähernd so viel Medikamente Einsetzen wie Imker, gäbe es in Deutschland längst keine Rinderhaltung mehr.
Man stelle sich vor, ein Bauer mit 100 Milchkühen würde zur winterlichen Parasitenbehandlung mal eben 2800 Liter = 5300 kg Oxalsäure in den Stall kippen... Der kriegt ja schon Ärger wegen ein paar Antibiotika.

Bei den Bienen übersieht man halt schnell, in welchen Dimensionen da mit Chemie gepanscht wird, weil die zu behandelnden Einheiten so klein sind...

Sabi(e)ne
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Re: Ich kann's langsam wirklich nicht mehr ertragen....

#22

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 5. Aug 2015, 21:28

:lol: Manfred - :daumen: :daumen: :daumen: :daumen: :daumen: :daumen:
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Re: Ich kann's langsam wirklich nicht mehr ertragen....

#23

Beitrag von kraut_ruebe » Mi 5. Aug 2015, 22:07

über medikation bei bienen kann man trefflich streiten.

ich find es schön, dass es bei mir ohne geht, ich glaub aber nicht so recht, dass das flächendeckend so einfach ohne gehen kann. ich hab da bei mir schon auch immer im hinterkopf, dass ich hier auch keine hendln und hasen impfen lassen muss und wir auch keine blauzungenkrankheit, vogelgrippe oder faulbrut oder sowas kennen. mein standort hat schon gewisse vorzüge, wegen derer ich ihn auch gewhält habe. ganz vorne steht dabei eine weitgehend stressfreie tierhaltung.

wenn man nun wolkenflugs profiimkerei und im vergleich meine liebhaberhaltung ansieht, sieht man sehr schön, dass es eine enorme bandbreite gibt die funktionieren kann. unterschiedlicher kann die haltung kaum sein als bei uns beiden. (btw: ich habe nicht behauptet dass deine überwinterungsquote schlecht ist. es ist bloss meine besser, und ich hätte jedem den gleichen satz an den kopf geworfen, weil hier noch keiner ausser mir 100% veröffentlicht hat)

da muss jeder seinen weg finden. wenn wir von dem pauschalierten 'so muss es sein und alles andre ist falsch/dumm/gefährlich' wegkommen, werden sich noch viele wege dazwischen auftun, und sie werden alle gebraucht, hat doch jeder von uns andre voraussetzungen.
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Re: Ich kann's langsam wirklich nicht mehr ertragen....

#24

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 6. Aug 2015, 10:21

@Manfred,
aber würden bei den Rindern solche Ausfälle wie bei den Bienen eintreten- wäre das existenzbedrohend.
Die Imker, die ich kenne, sind keine medizinsüchtigen Bienenquäler, sondern sie betreiben dieses Hobby zu ihrer Freude und wenn es den Bienen nicht gut geht, gehts den Imkern auch nicht gut.
@all
als "Jungimkerin" würde ich mir eine etwas sachlichere Diskussion wünschen, denn jeder Anfänger möchte, dass es seinen Bienen gut geht- und jeder erfahrene Imker hat das gleiche Ziel.
Jeder Weg, der den Bienen das Leben erleichtert, bzw sie gesünder macht- wäre es tausendmal wert, darüber zu diskutieren-

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Re: Ich kann's langsam wirklich nicht mehr ertragen....

#25

Beitrag von DerElch » Do 6. Aug 2015, 17:30

Ich empfehle immer die Menge und Dämpfe der Ameisensäure/medikamentation ins Gewicht von Menschen hochzurechnen und sich zu fragen..wuerde er das als gesund betrachten und einen Selbstversuch machen???

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Re: Ich kann's langsam wirklich nicht mehr ertragen....

#26

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 6. Aug 2015, 22:01

Danke, Elch, das war die Argumention, die mir fehlte.

Wenn ich an meine allerste (und unfreiwillige Inhalation von AS im Sommer bei 36°C ) denke, dann gruselt es mich heute noch.
(der einzige Vorteil von OS liegt darin, daß niemand der Menschen jemals auch nur einen einzigen Atemzug davon nehmen kann, ohne sich sofort halbtot zu husten.).
Was die Bienen davon halten, habe ich danach nicht mehr gefragt.
Der einzige Grund für Behandlungen vor 1970 oder so, war die Tracheenmilbe - die ist aber meines Wissens mittlerweile ausgerottet durch die ganzen Behandlungen - zumindest hab ich seit langer Zeit keine Berichte mehr gehört.
Und die war nochmal so übel wie die Varroa.
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Re: Ich kann's langsam wirklich nicht mehr ertragen....

#27

Beitrag von kraut_ruebe » Fr 7. Aug 2015, 06:44

und wie sehen eure alternativen aus?

es soll ja jetzt nicht den eindruck erwecken als wär das weglassen von behandlungen wenig aufwendig, ich bin da ganz schön dahinter im ganzen jahresverlauf die gefühlt optimalen bedingungen zu schaffen, ein natürliches nahrungsspektrum soweit ich einzublicken vermag bereitzustellen und wöchentlich den milbenfall zu kontrollieren. überhaupt aufzupassen wie ein haftlmacher, ob irgendwo kleinste anzeichen zu sehen sind, dass was nicht rund läuft.

dabei nie wissend, ob die bienen sich nicht darüber kaputt lachen, dass ich den 37. ÄÖ-produzierenden strauch aus zentralafrika anschleppe ;)

wär doch schön, wenn wir hier nen drei-länder-vergleich anstellen könnten. ich wär nicht böse, wenn sich auch mal was als verzichtbar rausstellt und mein aufwand sich minimiert.
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Re: Ich kann's langsam wirklich nicht mehr ertragen....

#28

Beitrag von hobbygaertnerin » Fr 7. Aug 2015, 08:00

Wenn bei den Imkern, die auf die Ameisensäure/Oxalsäurebehandlung verzichten- die Überlebensrate der Bienen höher wäre-
dann wäre ich sofort im Boot.
Nur die betretenen Gesichter und das leise Eingeständnis- wieviele Völkerverluste- das macht mich nachdenklich.
@kraut_rübe
was pflanzt du da alles an-
hier sehe ich eine Möglichkeit, um den Bienen wirklich zu helfen. Nur von welchen Mengen an Pflanzen ist hier auszugehen?
Die ersten 2 Akazienbäume und 2 grosse Linden, 4 durchwachsene Silhpien, Lavendel. Thymian und andere Kräuter im Kräutergarten, ein blühender Garten, viele Obstbäume und Beerensträucher und eine Bienenweide- sind mein bescheidener Anfang.
Das Zucker keine vollwertige Bienennahrung ist, das kann ich mir gut vorstellen. Ab welchem Milbenanfall geht bei dir der Alarmknopf an?
Habt ihr Teiche oder Bienentränken?
Verwendet jemand den Bienentee oder Zusätze bei der Einfütterung?????
Und was mir eben auch durch den Kopf geht-
es gibt seit gut 100 Jahren die derzeitige Imkerpraxis mit den Bienenkästen - angeblich wäre die Erfindung der Hobelmaschine ein wesentlicher Schritt dafür gewesen- aber ob alles, was in Büchern steht- auch stimmt- weiß ich nicht.
So ganz habe ich nämlich noch nicht verstanden, wie die Bienenhaltung in Klotzbeuten, in geflochtenen Bienenkörben früherer Zeit funktionierte.
Da es die Bienen schon viel länger als den Menschen gibt- wäre für mich als 1. wichtig, wie haben die Bienen früher überlebt?

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Re: Ich kann's langsam wirklich nicht mehr ertragen....

#29

Beitrag von kraut_ruebe » Fr 7. Aug 2015, 09:55

als bienenweide hab ich früh- und spätblüher gepflanzt. und zeugs, das vornehmlich im mitteleerraum wächst, bevorzugt kräuter, weil die westliche honigbiene meiner meinung nach eine südeuropäerin ist. passt auch recht gut hierher das meiste, da liess sich manches etablieren. futter fanden sie sich eigentlich immer, auch dann, wenn ich mir dachte es blüht so wenig. das haben sie ausgezeichnet drauf sich was zu finden.

spätblüher gibts hier von alleine recht viel, ich hab in nennenswerten mengen nur herbstastern und herbsthimbeeren, damit sie mir nicht nur an die goldrute (die nehmen sie trotzdem) und an den japanischen knöterich (den lassen sie aus wenns andre reicht) gehen.

mehr mühe geb ich mir bei pflanzen, die äthersche öle enthalten. nicht als weide in mengen, sondern damit sie diese öle mit in den stock tragen können, so sie wollen. vielfältiges propolis halte ich für wichtig. auf der basis der veröffentlichungen der lehranstalt für bienenkunde in stuttgart hab ich die ÄÖ ausgesucht und alles an pflanzen die thymol, eukalyptol, menthol und kampfer enthalten herbeigeschafft. nicht alles lässt sich hier halten, aber ein teil macht sich, das was überbleibt muss dann ausreichen. nur kampfer ist schwierg, der kampferbaum ist mir im winter eingegangen, dem wars wohl zu kalt. den werd ich im herbst ersetzen.

man könnte diese ÖÄs auch als fertigmittel kaufen, api-life und co. das direkte einbringen missfällt mir aber. wenn die bienen mögen, dann nehmen sie sich schon von alleine.

nennenswerte mengen hab ich nur von thymian, wilder und gartenthymian, sowie zitronen- orangen- etc.thymian. dazu oregano und dost. alles andre ist eher kleinkram, teils in töpfen zum überwintern im haus. wird alles gern genommen.

tees aller art hab ich angeboten, da gehn sie nicht merklich dran. tränke mit reinem wasser und nen zu austrocknung neigenen kleinen teich ab ich. wasser ist immer gut besucht.

milbenfall:

normal sind bei mir so was um die 5 pro woche. wenns mehr sind, aber noch unter 10 stück, nehm ich sie mit heim um sie unter der lupe zu untersuchen. wenn die beine abgebissen sind, ist alles gut.

einmal hatte ich 12, da hab ich mir hektisch zusammengesucht was ich an MS, AS und OS für notfälle da hab. während ich ahnungslos von der materie hektisch rumgesucht hab womit und zum teufel wie ich zum zeitpunkt denn nun behandeln soll, hat sich das mit der milbe wieder eingepandelt. keine mehr die nächsten tage und dann wieder so um die 5.

mehr als 10 pro woche ist meine grenze. ich würde sie behandeln, womit halt grad ginge, wenn der milbenfall so hoch wird. war halt bislang noch nicht der fall.

meine bienen sind jedenfalls wesentlich entspannter als ich ;)

vielleicht entspanne ich mich auch einmal, jetzt ist es aber noch nicht soweit. in den nächsten wochen, wo die meisten imker ihr jahr weitgehend abschliessen und ihre bienen gefüttert und behandelt sicher verwahrt wissen, fängt bei mir die zeit an wo ich nervös werde. ist alles gut? ist alles gut genug? da geh ich ihnen schon auch mal mit täglicher kontrolle auf den wecker. und bis zum auswintern bleibe ich auch besorgt.

nein, empfehlen tu ich das niemandem. wenn das jemand machen will, muss er das aus tiefstem herzen wollen.

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Re: Ich kann's langsam wirklich nicht mehr ertragen....

#30

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 7. Aug 2015, 10:02

Zu den Bienenkörben gibt es im Netz (sorry, hab grad den Link nicht da) eine 5teilige DokuSerie über die Heideimkerei der Familie Klindworth - da wird das alles sehr schön gezeigt.
Ist aber nicht grad was für zarte Gemüter. :rot:
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