Selektion und Zucht auf Varroa-Resistenz

zaches
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Re: Selektion und Zucht auf Varroa-Resistenz

#31

Beitrag von zaches » Mo 23. Mär 2015, 11:44

Der nächste Punkt ist Warmhaltigkeit - die Verdeckelungszeit der Bienen ist abhängig von der Temperatursumme.
Sprich, wenn ich die Kiste häufig aufmache, verlieren die Bienen Wärme, und das verschafft der Varroa einen wichtigen Vorteil in Form einer weiteren Tochter.
Dasselbe gilt für die AS-Behandlung - dabei entsteht massive Verdunstungskälte, die die ganze Brut beeinflußt.
danke für diese einfach verständlichen Worte. Manchmal gebe ich in der Bienen-Leserei nur auf, weil scheint es "jeder" davon ausgeht, daß Interesse automatisch mit spiziellem Fachwissen einhergeht....

Wäre schon nett, manchmal daran zu denken, daß gerade hier auch Leute mitlesen, die sich von zuviel Fachstreiterei mit Fachausdrücken und Fachdenken aus Fachforen abschrecken lassen....

lg, zaches
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Re: Selektion und Zucht auf Varroa-Resistenz

#32

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » Mo 23. Mär 2015, 12:09

Sabi(e)ne hat geschrieben:Aus Sicht des bienenhaltenden SVlers sollte man als erstes die Finger von den Drohnenwaben lassen - kein Tierzüchter kastriert seine Zuchttiere.
Wer züchten will, muß gut gepflegte Drohnen haben.
Muss man halt auch dazusagen, dass die Drohnen erheblich was verzehren, und nix eintragen.
Drohnen werden ja nicht erst seit der Varroa geschnitten, die Milbe hatte den Nebeneffekt, dass mit dieser Praxis ja den Bienen geholfen wird, was ja sehr viel besser vermittelbar ist :roll:
Da sich die Jungs auch gern auswärts verköstigen lassen, haben da halt nicht alle eine Freude.. :pfeif:

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Kap Horn
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Re: Selektion und Zucht auf Varroa-Resistenz

#33

Beitrag von Kap Horn » Mo 23. Mär 2015, 15:47

Hej

Komme gerade aus dem Garten (schwedische Ostkueste Höhe Öland) und alle drei Völker sind bei 8 Grad unterwegs.

Aus meiner Sicht so gehen nur wir Menschen verschwenderisch um, die Natur hat immer das Ziel zu optimieren.
Wer also meint die vielen Drohnen wären "unnuetz" hat das "natuerliche Ziel" in meinen Augen nicht verstanden.
Nur weil wir den Sinn nicht erkennen heisst es noch lange nicht es wäre keiner da.

Und erstaunlicherweise sind es oft die "Mittelwändeimker" die da freizuegig mit dem Messer umgehen. Auf der einen Seite wollen sie nicht dass die Bienen Energie vergeuden und selbst alles Wachs produzieren, auf der anderen Seite schneiden sie ohne zu Zögern nicht nur Wachs, sondern auch hochwertiges Eiweiss dass massenhaft Energie gebraucht hat um zu entstehen, einfach weg.

Meiner Meinung nach geht der Weg nicht gegen die Varroa, sondern nur mit ihr nach vorne (was immer das "vorne" auch sein mag).

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Re: Selektion und Zucht auf Varroa-Resistenz

#34

Beitrag von Wolkenflug » Mo 23. Mär 2015, 19:02

zaches hat geschrieben:
Der nächste Punkt ist Warmhaltigkeit - die Verdeckelungszeit der Bienen ist abhängig von der Temperatursumme.
Sprich, wenn ich die Kiste häufig aufmache, verlieren die Bienen Wärme, und das verschafft der Varroa einen wichtigen Vorteil in Form einer weiteren Tochter.
Dasselbe gilt für die AS-Behandlung - dabei entsteht massive Verdunstungskälte, die die ganze Brut beeinflußt.
danke für diese einfach verständlichen Worte. Manchmal gebe ich in der Bienen-Leserei nur auf, weil scheint es "jeder" davon ausgeht, daß Interesse automatisch mit spiziellem Fachwissen einhergeht....

Wäre schon nett, manchmal daran zu denken, daß gerade hier auch Leute mitlesen, die sich von zuviel Fachstreiterei mit Fachausdrücken und Fachdenken aus Fachforen abschrecken lassen....

lg, zaches
Zum Thema Verdunstungskälte der Ameisensäure.
Ich hatte da ja mal etwas rumgerechnet.
Ich verdunste via Langzeitbehandlung ca. 27cm3 Ameisensäure pro Tag in einem Raum von ca. 120.000cm3.
Kann man sich auch noch nicht viel drunter vorstellen.
Habs dann in Aquarien und Eiswürfel umgerechnet :pft:
Ein Handelsüblicher Eiswürfel mit einer Kantenlänge von 3cm hat ein Volumen von 27cm3.
Schmeiße diesen Eiswürfel (über den Tag verteilt) in ein 120L Aquarium.
Das ist so in etwa der Einfluß der Verdunstungskälte.
Der Hobos-Datensatz ist einfach zu klein um da gleich sowas ableiten zuwollen, dass Verdunstungskälte einen gravierenden Einfluss hat.


Drohnenschneiden muss wirklich nicht sein, rate aber jedem Anfänger erstmal zu diesem Mittel. Imkern ohne Drohnenschneiden ist zwar kein Kunstwerk, man sollte aber schon 3-4Jahre Erfahrung sammeln, bis man darauf sicher verzichten kann.

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Re: Selektion und Zucht auf Varroa-Resistenz

#35

Beitrag von Kap Horn » Mo 23. Mär 2015, 19:36

Hej Wolkenflug

Dein Nick erinnert mich immer daran dass ich mal versucht habe Segelflieger zur werden und dabei tatsächlich einen Wolkenfug erlebt habe.

Der "Eiswuerfel" war prima und zeigt wie relativ klein der Einfluss ist (ich habe mal als meistes 55 Aquarien gehabt und kann nur sagen: keinem von denen hätte ich einen Eiswuerfel angetan). Dass er da ist kann man ja nicht von der Hand verweisen.

Drohnenschneiden, oder was auch immer "rumtun" (von jetzt ab nur meine eigenen Gedanken die nicht deshalb richtig sein muessen)

So wie ich das sehe ist jeder Eingriff um irgendwas zurecht zu stellen nicht so gelungen denn: die Bienen, ich sag mal können statt wissen, mehr ueber ihre eigene Organisation als alle Imker und Wissenschaftler zusammen!
Und mit einem Messer rumzusäbeln ist ein massiver Eingriff in der Bienen Nest.
Und erzeugt bestimmt Stress.
Und Stress ist nur in einem gesunden Masse zuträglich.

Ein Volk dass viel Energie aufgewendet hat um die Drohnen zum Leben zu bringen und diese dann "huxflux" los wird...na, das kann kein zuträglicher Stress sein.

Nach einem Jahr mit Bienen kann ich meine ersten Erfahrungen zu folgender Quintessenz "zusammenkochen": lass die Bienen in Ruhe so viel wie es (Dir!?) nur möglich ist!

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Re: Selektion und Zucht auf Varroa-Resistenz

#36

Beitrag von Wolkenflug » Mo 23. Mär 2015, 20:05

Kap Horn hat geschrieben: Der "Eiswuerfel" war prima und zeigt wie relativ klein der Einfluss ist (ich habe mal als meistes 55 Aquarien gehabt und kann nur sagen: keinem von denen hätte ich einen Eiswuerfel angetan). Dass er da ist kann man ja nicht von der Hand verweisen.


Ein Volk dass viel Energie aufgewendet hat um die Drohnen zum Leben zu bringen und diese dann "huxflux" los wird...na, das kann kein zuträglicher Stress sein.

Nach einem Jahr mit Bienen kann ich meine ersten Erfahrungen zu folgender Quintessenz "zusammenkochen": lass die Bienen in Ruhe so viel wie es (Dir?) nur möglich ist!
Auf Aquarien hat so ein Eiswürfel im Gegensatz zu einer Bienenbeute ja sogar noch einen "viel" stärkeren Einfluß. Im Gegensatz zur Beute ist ein Aquarium ein relativ geschlossenes System, welches relativ unbeinflusst von äusseren Temperaturen ist. Da werden ja nicht über den Tag hinweg zig/hunderte Kubimeter Luft ausgetauscht ;)

Zum Thema Drohnen und Bienen in Ruhe lassen bin ich absolut konform mit dir :daumen:
Im Jahr 2014 war mir der Jahresverlauf aber mir für überhaupt nichts gegen Drohnen machen doch etwas zu heikel, war ja schon früh zu erkennen, dass es ein verlustreicher Winter wird.
Habe die Drohnen dann mit bei der Ablegerbildung rausgeholt und mit in die Ableger gegeben. Jetzt werden sicherlich einige Bienenpsychologen behaupten, dass die Ableger gleich ein Trauma bekommen haben, kann aber alle beruhigen, denen gehts recht gut!
Bei jedem, der bei uns in der Gegend berichtet, dass er Königinnen gezogen hat, denke ich insgeheim: "und ich bin wahrscheinlich der Papa, bzw. meine Völker" :lol: :michel:


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Re: Selektion und Zucht auf Varroa-Resistenz

#37

Beitrag von Kap Horn » Mo 23. Mär 2015, 21:21

Hej Wolkenflug

Siehst Du wie wichtig die Drohnen sind...einfach abschneiden und auf den Muell? Nein Danke!

Naja, mal sehen wie ich so meine Gedanken verändere/verändert bekomme.
Ich hab das Glueck, oder besser die "Horizonterweiterung", zwei Profis via dem Verein kennengelernt zu haben und damit auch neue Einfallswinkel.
So zB das Thema Schwarm...kann nachvollziehen dass man mit dreihundert Völkern die schwärmlusitg sind jede Menge Probleme mit den Nachbarn und deren Versicherungen bekommen kann.
Aber davon bin ich noch weeeeiiit entfernt... :)

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Re: Selektion und Zucht auf Varroa-Resistenz

#38

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 23. Mär 2015, 22:41

Ich möchte noch hinterher werfen, daß in Gegenden mit hohem Drohnenschnitt (weil's der Verein so will) sowohl die Drohnen als auch die Königinnen mickern, weil die dann einfach zu weit fliegen müssen, um eine Drohnensammelstelle zu finden.
Das ist für beide Teile nicht wirklich lustig - und ruiniert langfristig die ganze Vermehrung und Gen-Vielfalt.
Meiner Meinung nach sollten wie ganz früher mindestens alle 5-10km Drohnensammelplätze sein - aber dafür bräuchte es viel mehr Imker, die verstehen, warum das wichtig ist.
Mit dem Drohnenschneiden schmeißt man jedenfalls seine teuer zugekauften oder selbstgezogenen Gene einfach weg..... :bang:
Die Drohnen wandern im Sommer locker 35km per Woche und werden in jedes Volk eingelassen - das macht Reinzucht zu einem Witz. :pfeif:
Ich kenn nur eine einzige absolut sichere Belegstelle, und das ist die von Reiner Schwarz am Chiemsee auf sehr großer Höhe.

Die meisten Imker lügen sich was in die Tasche, was die Genetik angeht, weil es eben keiner genau sagen kann, wer sich mit wem gepaart hat.
Wenn nicht grad optisch auffällige Königinnen als Töchter und Söhne rauskommen, kann doch keiner wirklich sicher sein.
Und bloß nach Optik zu selektieren sagt doch gar nix, solange es keine billigen DNS-Analysen dafür gibt.
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

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Re: Selektion und Zucht auf Varroa-Resistenz

#39

Beitrag von Kap Horn » Mo 23. Mär 2015, 23:09

Sabi(e)ne

Bild vor Deiner Haltung, Erfahrung, Wissen und Können!

35 km war fuer mich einer neue Spanne, und da ich denke Du weisst wovon Du sprichst, so hab ich dieso Info "gelagert"

So wie es aussieht werden es mehr Imker. Das Intresse ist wieder am wachsen!

PS Ja, dann doch noch..woher hast Du die Info mit 35 km?

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Re: Selektion und Zucht auf Varroa-Resistenz

#40

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 24. Mär 2015, 00:40

:) Von jemandem, der sich die Mühe gemacht hat, (Rentner) jeden Morgen die frisch geschlüpften Drohnen farbkodiert hat mit nem Edding, weil er genau wissen wollte, ob es seine oder andere waren, wg Besamung.
Nach der ersten Woche war noch nicht viel los, aber 3 Wochen später fand er seine gezeichneten Drohnen in einem Stock 5km weiter und einzelne fanden sich dann noch 4 Wochen später und 40km wieder. Der damalige Verein hat ihn dann rausgeworfen, weil es ja nicht sein kann....
Was für mich nur sagt, daß Bienengenetik viel komplexer ist, als man denkt oder zu wissen meint.
Eigentlich wissen wir GAR nix. :rot:
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