Bienenhaltung ohne (mit wenig) Zufütterung

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Specki
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Bienenhaltung ohne (mit wenig) Zufütterung

#1

Beitrag von Specki » Sa 27. Sep 2014, 08:19

Hallo ihr Imker da drausen :)

Ich habe dieses Jahr ja mit der Bienenhaltung angefangen. Mit drei Völkern und daraus sind jetzt zwei weitere Ableger entstanden.
Die Einfütterung ist fast abgeschlossen, muss noch bei ein paar schaun ob ich noch etwas nachgeben muss.

Ich bin schon sehr erschrocken, als ich gesehen habe, wie viel Zucker da zugegeben werden muss.
Bin jetzt beim Aufpäppeln der Ableger + Einfütterung von 5 Völkern bei ca. 100 kg Zucker, wenn ich das jetzt noch richtig im Kopf habe.

Würde mich gerne mal etwas schlau machen über eine "natürlichere" Bienenhaltung. Quasi wo man den Bienen nur soviel Honig entnimmt, dass sie mit dem Rest über den Winter kommen. Oder dass nur noch ein kleinerer Teil Zucker zugefüttert werden muss.

Habt ihr hierfür evtl. gute Links oder Literaturtipps für mich?
Wie handhabt ihr das so?
Hat es auch spürbare Auswirkung auf die Überwinterung der Bienen. Also weniger Winterverluste evtl.?

Finde das Thema spannend und würde mich damit über den Winter gerne etwas näher befassen :)

Gruß
Specki

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Re: Bienenhaltung ohne (mit wenig) Zufütterung

#2

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 27. Sep 2014, 10:16

Das würde nur funktionieren, wenn auch die Trachten noch natürlich wären.
Sind sie aber nicht - Raps kommt z.B. in großen Mengen in freier Wildbahn nicht vor, und es gibt genug Gegenden, wo danach nichts mehr zu holen ist für die Bienen.

Die Mehrzahl der Wanderimker tut das nicht nur wegen Sortenhonig, sondern um den Bienen eine Vielfalt an Pollen zu bieten, und um sie am Laufen zu halten.
Hier bei mir im weiteren Umfeld gibt es Raps, und Mais.
Mehr nicht.
Der Rapshonig muß aus den Kisten, bevor er zu Stein kandiert und für die Bienen un-freßbar wird.
Dafür mußt du nach dem Schleudern Zucker füttern.
Und mal ganz ehrlich: es ist doch nur ein Tausch von 50kg Rapshonig a 8€/kg gegen 20-30kg Zucker zu 0,85€/kg.
Warum sollte man da am Futter sparen?????
Wenn du Schweine hältst, setzt du die doch auch nicht auf Diät, weil sie soviel fressen..... :roll:
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Re: Bienenhaltung ohne (mit wenig) Zufütterung

#3

Beitrag von Wolkenflug » Sa 27. Sep 2014, 11:34

Meine Grüße

Da hat Sabiene vollkommen recht.
Es gibt nichts schlechtes über die Winterauffütterung mit Zucker,bzw. Zuckersirup zu sagen. Gut verträglich und sicher für die Bienen.
Auf Honig zu überwintern kann halt nach hinten losgehen.

Wolkenflug

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Re: Bienenhaltung ohne (mit wenig) Zufütterung

#4

Beitrag von Specki » Sa 27. Sep 2014, 11:42

Hallo Sabine,

schade, dass man immer falsch verstanden wird, bzw. etwas hinein interpretiert wird, was so garnicht gemeint ist.

Warum sollt ich meine Bienen auf Diät setzen wollen? Das ist doch Quatsch.
Mir geht es auch nicht darum Geld zu sparen. Da lässt sich mit "Zucker füttern, Honig ernten" deutlich mehr verdienen.

Zucker muss halt auch erstmal erzeugt, transportiert, verpackt, etc. werden.
Mein Denkansatz war einfach das ganze System natürlicher zu halten. Und eben um die nicht natürliche Fütterung von Zucker herum zu kommen. Dabei ist mir natürlich bewusst, dass es deutlich unwirtschaftlicher ist.

Dachte mir halt auch, dass man den Bienen damit evtl. was gutes tut, weil sie vielleicht besser über den Winter kommen.

Dass es bestimmte Honige gibt (z.b. Raps und ich glaube auch Waldhonig) auf denen sie nicht überwintern können weiß ich schon.

Dein Argument, dass die Umgebungsbedingungen heute ganz andere sind finde ich gut.
Das wird mein evtl. Vorhaben , je nach örtlichen Bedingungen, sehr schwer bis unmöglich machen.
Und mal ganz ehrlich: es ist doch nur ein Tausch von 50kg Rapshonig a 8€/kg gegen 20-30kg Zucker zu 0,85€/kg.
Redest du hier von einem Volk?
Mir erscheinen sowohl 50 kg Raps als auch 20 bis 30 kg futter für ein Volk sehr viel.

Gruß
Specki

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Re: Bienenhaltung ohne (mit wenig) Zufütterung

#5

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 27. Sep 2014, 12:21

meine bienen überwintern auf honig, über vielfalt am bienennahrungsangebot kann ich nicht klagen, sie leben in nem kleinen bienenparadies das jemand vor x jahren nett für sie gerichtet hat. werd ich mir aber auch keine sorgen drum machen wenn ich sie dann irgendwann doch mal zu mir nach hause hole, viel verschiedenes über die jahreszeiten hab ich hier auch.

den speziellen link hab ich nicht in petto, aber unterm stichwort 'wesensgemässe bienenhaltung' findet sich unendlich viel im netz, da ist honigüberwinterung ein thema davon.

ich persönlich setze in erster linie auf die infos und erfahrungen der imker und bienenhalter vom bienenforum.com, da find ich auch genügend ostösterreicher die in etwa meine gegebenheiten (klima, wald, krankheitsdruck, etc..) haben. auf ein 'das ist so' aus nem anderen land geb ich nix, umgekehrt spar ich mir auch ein 'muss bei dir auch gehen'.
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Re: Bienenhaltung ohne (mit wenig) Zufütterung

#6

Beitrag von Winnie07 » Sa 27. Sep 2014, 12:27

Hallo specki,

Ich finde Deine Fragen legitim, und ich habe sie mir auch schon gestellt.
Als Antwort habe ich die gleichen Argumente erhalten, die schon Sabiene und Wolkenflug ins Feld geführt haben.
(Und es geht ja "schlimmer" als Zucker, nämlich mit fertigem Futter aus Maisstärke.)
Andere Aussagen waren weiter, vor allem nach meinem Einwand, dass leistbarer Zucker ein relativ junges Phänomen ist:
"Früher wurde eben anders geimkert." - sprich: Es wurde eher in Kauf genommen, dass ein Volk stirbt und auch dass man ein Volk opfert, um an den Honig zu kommen.
"Früher haben Imker ihre Völker gegen Ende der Tracht in die Goldrute gestellt." (Wie lange gibt es die Kanadische Goldrute hier schon? Oder meinten sie etwa die heimische?)
lg
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Re: Bienenhaltung ohne (mit wenig) Zufütterung

#7

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 27. Sep 2014, 12:47

Redest du hier von einem Volk?
Mir erscheinen sowohl 50 kg Raps als auch 20 bis 30 kg futter für ein Volk sehr viel.
Ja - ein Volk. Wenn der Raps richtig honigt, und der Imker auf Zack ist mit dem nötigen Platz geben, sind 50kg zu schaffen.
Je fetter ein Volk aus dem Winter kommt, desto stärker sind sie für die Frühtracht.
Imker "investieren" mit dem Futter in die Bienen für die nächste Saison.
Vor allem muß man drauf achten, direkt nach dem Schleudern sofort zu füttern, damit die Bienen nicht in Depressionen fallen - die wissen nämlich sehr genau, wieviel Honig sie haben.

Das wichtigste ist aber eine große Vielfalt an Pollen das ganze Jahr über.
Ich kann problemlos Honig durch Zucker ersetzen, aber ich kann keinen Pollen substituieren.
Und da die Bienen pro Volk und Jahr etwa 20kg davon brauchen, ist das der Faktor, auf den ich am meisten achten muß.
Es würde nichts nützen, wenn diese 20kg Pollen z.B. NUR Rapspollen wäre - das wäre so ungefähr, als würdest du nur Tofu zu essen bekommen - ohne irgendwas anderes.

Bei den Kunstschwärmen füttere ich zu, damit die Bienen sich nicht ums "Flugbenzin" kümmern müssen, sondern ihre Kapazitäten auf Pollen lenken können.
Und grad jetzt, wo langsam die Winterbienen erbrütet werden, ist das das wichtigste.
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Re: Bienenhaltung ohne (mit wenig) Zufütterung

#8

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 27. Sep 2014, 12:54

"Früher wurde eben anders geimkert." - sprich: Es wurde eher in Kauf genommen, dass ein Volk stirbt und auch dass man ein Volk opfert, um an den Honig zu kommen.
NEIN.
Freudenstein & Co haben die Zuckerfütterung propagiert, um die sehr hohen Winterverluste durch Nosema zu senken.
Da war nichts mit "freiwillig ein Volk opfern", sondern ne Menge Todesfälle durch ungeeignete Futtermittel wie Melasse und ungeeignete Honige wie Melizitose oder andere ballaststoffreiche Blatthonige für die Überwinterung.
Da hat die Zuckerfütterung wirklich was gebracht.
Und der Zucker war damals noch nicht wirklich billig.

Wir können's heute noch ein bißchen besser, weil wir den Zucker auch noch mit Enzymen (Invertin) spalten können, und den Bienen damit nochmal Arbeit abnehmen, die woanders besser eingesetzt wird.
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Re: Bienenhaltung ohne (mit wenig) Zufütterung

#9

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 27. Sep 2014, 13:16

Winnie07 hat geschrieben: "Früher wurde eben anders geimkert." - sprich: Es wurde eher in Kauf genommen, dass ein Volk stirbt und auch dass man ein Volk opfert, um an den Honig zu kommen.
"Früher haben Imker ihre Völker gegen Ende der Tracht in die Goldrute gestellt." (Wie lange gibt es die Kanadische Goldrute hier schon? Oder meinten sie etwa die heimische?)
das erinnert an die geschichten der korbimkerei. den honig aus dem korb zu entnehmen ist nehm ich mal an das todesurteil für das volk (wenn ich das recht verstanden hab mit den körben). die hat man wohl absichtlich in die spättracht gestellt, um noch das letzte rauszuholen. bzw. war spättrachtimkerei nichts ungewöhnliches und die danach folgende auflösung des volkes (was auch immer das im klartext heissen mag). gar zimperlich dürfte man nicht umgegangen sein mit den bienen früher.

goldrute gabs früher sehr viel mehr als heute, ganze wiesen waren voll davon. heut liegt kaum was brach, da stehen nur noch randstreifen oder kleinflächen damit. gut so, als neo wird sie eh verteufelt. ginge mir hier ein bienchen an die goldrute würd ich das als futtermangelanzeiger werten, meine verschmähen das zeug.
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Re: Bienenhaltung ohne (mit wenig) Zufütterung

#10

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » Sa 27. Sep 2014, 13:38

Sabi(e)ne hat geschrieben:Und grad jetzt, wo langsam die Winterbienen erbrütet werden, ist das das wichtigste.
Sollten die Winterbienen nicht schon da sein?
http://www.bienenzuchtverein-dornbirn-1 ... index.html

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