Erschreckende Ergebnisse bei Tierwohl-Versuchen

henmen
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Re: Erschreckende Ergebnisse bei Tierwohl-Versuchen

#21

Beitrag von henmen » Do 19. Jan 2017, 23:01

Hi Manfred,

das Projekt ist nicht staatlich oder von anderen Dritten finanziert, sondern von mir und ich mach das, weil ich es für sehr sinnvoll erachte, es bitter nötig ist und sich leider kein anderer "Dummer" gefunden hat der so blöd ist wie ich oder es machen kann oder will.
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

Manfred

Re: Erschreckende Ergebnisse bei Tierwohl-Versuchen

#22

Beitrag von Manfred » Fr 20. Jan 2017, 17:52

Hattest du nicht was von EU-Projekt geschrieben?
Dann habe ich das wohl irgendwie falsch verstanden. Sorry.

Manfred

Re: Erschreckende Ergebnisse bei Tierwohl-Versuchen

#23

Beitrag von Manfred » Fr 20. Jan 2017, 17:58

Im der heutigen Ausgabe des Wochenblatts findet sich wieder ein Leserbrief mit eindrücklichen Zahlen:

-Bei tragenden Sauen im Freilauf jährlich 1 bis 2 % Nottötungen wegen Verletzungen durch Rangkämpfe.
Sind bei 2 Millionen Muttersauen in D jährlich bis zu 40.000 Tierverluste.

-4,8% Nottötungen im breiteren Kastenstand im Deckstall entsprechen 96.000 getöteten Sauen

-Steigerung der Ferkelverluste laut Versuchen der Landesversuchsanstalten um 2% in Freilauf-Abferkelbuchten.
Bei 50 Millionen erzeugen Ferkeln sind das jährlich 1 Million erdrückte Ferkel zusätzlich

-Derzeit bei kupierten Schweinen unter 1% Schwanzverletzungen. In den Langschwanzversuchen hatten 20 bis 85%
der Schweine Schwanzverletzungen oder haben den Schwanz ganz verloren.
Das würde bei flächiger Umsetzung 10 bis 40 Millionen mehr verletzte Mastschweine bedeuten.

Ein wirkliches Gemetzel...

henmen
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Re: Erschreckende Ergebnisse bei Tierwohl-Versuchen

#24

Beitrag von henmen » Fr 20. Jan 2017, 18:19

... auch deshalb benötigen wir keine Pseudo Tierwohl Initiativen, sondern ein wirkliches Umdenken und echte Innovationen in unseren Haltungssystemen.
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

Manfred

Re: Erschreckende Ergebnisse bei Tierwohl-Versuchen

#25

Beitrag von Manfred » Fr 20. Jan 2017, 18:44

In meiner Wunschwelt hätten wir einen soliden Außenschutz, könnten alle Nutztiere besser halten und würden dafür anständige Preise erzielen.

Da das aber nicht absehbar ist, finde ich beide Fronten sinnvoll.
Gute Haltungsbedingungen für Kunden, die bereit sind das zu zahlen.
Und kleine Verbesserungen für alle, wo machbar.

Was dabei herauskommt, wenn die Politik in Bereichen herumpfuscht, von denen sie keine Ahnung hat, zeigt sich an obigen Zahlen leider sehr unschön.
Dann lieber kupiert und kastriert und dafür z.B. etwas mehr Platz und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für die Mastschweine. Dann wäre auch ein klein wenig gewonnen. Und dazu Forschungsmittel auch für private Initiativen, die an neuen Konzepten arbeiten wollen.

Für die Freilandhaltung wäre viel zu gewinnen, wenn die Schweinepest-Impfung erlaubt würde und die teuren Doppelzäune mit Unterwühlschutz wegfallen können. Könnten Schweine draußen mit einfacheren, evtl. mobilen Zäunen gehalten werden, wären die Kosten viel geringer. Ich würde auch gerne ein paar Schweine draußen halten. Aber bei den aberwitzigen Auflagen sehe ich einfach kein Land. Unser Veterinäramt fordert anscheinend sogar die Einrichtung einer Hygieneschleuse wie bei einem Maststall hat mir ein Kollege erzählt, der eine Bio-Freilandhaltung aufbauen wollte. Auch er hat es bleiben lassen. Selbst wenn man nur einen Sanitär-Container hinstellt, sind dafür schon ein paar Tausend Euro weg.

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Re: Erschreckende Ergebnisse bei Tierwohl-Versuchen

#26

Beitrag von Rohana » Sa 21. Jan 2017, 15:20

Solange Ringelschwanz und Ebermast per se für "Tierwohl" stehen, solange wirds nix, ganz einfach. Da wird doch gar nicht geguckt was den Tieren *wirklich* helfen würde...
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Erschreckende Ergebnisse bei Tierwohl-Versuchen

#27

Beitrag von henmen » Sa 21. Jan 2017, 16:51

Hallo Manfred,

... zu Deinen Zahlen: In eine über einen Zeitraum von vier Jahren (1999 bis 2003) durchgeführten Studie der britischen Meat and Livestock Commission in der alle Schweinehaltungen des Landes erfasst wurden (Anteil der Freilandhaltungen an der gesamten Schweineproduktion in England aktuell 35%), ergibt sich ein anderes Bild

So liegt die Sauensterblichkeit in Outdoor-Haltungen bei 2,84%, bei konventioneller Stallhaltung bei 5,92%

Der Prozentsatz von Totgeburten lag im Langzeitschnitt in Freilandhaltungen bei 0,79% und bei konventioneller Stallhaltung bei 0,96% (in unseren industriellen Haltungen zwischen 0,85 und 1,36%).

Die lebend geborene Ferkelsterberate in Freilandhaltungen bei 9,46%, in Stallhaltungen bei 11,60% (in unseren industriellen Haltungen aktuell bei 14,5%, was sicher auf die steigende Anzahl von Ferkeln pro Wurf zurückzuführen ist).
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Manfred

Re: Erschreckende Ergebnisse bei Tierwohl-Versuchen

#28

Beitrag von Manfred » So 22. Jan 2017, 17:09

Wurden die Sauen in dem Versuch auch in Gruppen gehalten, oder war jede einzeln in einem Gehege?
Ohne Gruppe gibt es ja keine Rangkämpfe als Verletzungsursache.

Totgeburten: Da wäre zu klären, welcher Anteil von den Sauen in Freilandhaltung evtl. mehr gefressen wurde. In den Hütten können sie ihr Hygiene-Verhalten ja voll ausleben. In Kastenständen kommen sie an die toten Ferkel nicht mal dran.

Bei der Sterberate hat die höhere Ferkelzahl sicher zu einer Erhöhung geführt. Es kommen dadurch ja auch mehr Kümmerer auf die Welt und der Wettbewerb um die Zitzen ist härter.

Mit welchen Rassen wurde der Versuch durchgeführt und wie hoch war die Zahl der abgesetzten Ferkel pro Sau und Jahr?

henmen
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Re: Erschreckende Ergebnisse bei Tierwohl-Versuchen

#29

Beitrag von henmen » So 22. Jan 2017, 18:23

... die durchschnittliche Herdengröße der zitierten Freilandhaltungen betrug 703,80 Tiere, die der Stallhaltungen durchschnittlich 339,20 Tiere.

Die durchschnittliche Wurfanzahl betrug in den Freilandhaltungen 2,17 pro Sau und Jahr, bei den Stallhaltungen 2,23 Würfe pro Jahr.

Die durchschnittliche Anzahl der Ferkel die das Läuferalter erreichten, lag in der Freilandhaltung bei 9,74 Tiere pro Wurf und bei 9,64 Tieren pro Wurf in der Stallhaltung.

Weshalb ich davon ausgehe, dass eine vergleichbare Genetik mit modernen Rassen in beiden Haltungssystemen verwendet wurde.

Zu den gehaltenen Rassen gibt es in dieser Studie jedenfalls keine Daten, oft werden in England allerdings Landrassen, bzw. Landrassen plus Duroc, Landrassen plus Pitrain in beiden Systemen und Saddleback als reine Freilandrasse (aber auch oft mit Einkreuzungen anderer Rassen) eingesetzt. Tamworth und Berkshire werden vor allem in den USA, Kanada und Australien reinrassig in Freilandhaltungen eingesetzt (Berkshire zudem aktuell immer häufiger in den Niederlanden, als Alternative zu Iberico-Importen aus Spanien). Duroc - die bevorzugte Rasse in der deutschen Bioschweinehalter - hat sich wahrscheinlich aus Kreuzungen zwischen Iberico und Tamworth Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts in den USA entwickelt.
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Manfred

Re: Erschreckende Ergebnisse bei Tierwohl-Versuchen

#30

Beitrag von Manfred » So 22. Jan 2017, 18:42

Habe gerade nach Videos gesucht.
Die Briten dürfen anscheinend noch Nasenringe für Schweine einsetzen?

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