Schweine auf der Weide

Manfred

Schweine auf der Weide

#1

Beitrag von Manfred » Di 12. Aug 2014, 12:48

Ich zitiere mich mal selbst. Aus dem Thread "Mob grazing" im Rinder-Forum:
Was mir bei den Vorträgen aufgefallen ist: Es werden immer wieder Schweine als Weidetiere genannt. Und zwar großteils auf Grasration.
Shepard hält die auch, zieht aber Nasenringe ein, um sie am Wühlen zu hindern. In D ist das ja verboten.

Er meint aber, dass einige alte Rassen kaum wühlen, wen sie genug junges Gras finden. Er habe viele Rassen getestet.
Unter denen, die er versucht hat, würden Red Wattle, Berkshire und Tamworth am besten mit einer graslastigen Ration klar kommen.
Tamworth hebt er besonders hervor. Die würden am wenigsten Wühlschäden machen. Er kenne sogar Betriebe, die diese ohne Nasenringe weiden.
Kune Kune sind mE zu klein, um sie als Wirtschaftsschweine zu nutzen. Evtl. könnte man sie auf andere Rassen einkreuzen, um Weideschweine mit minimalem Wühltrieb zu erhalten.
Beim Powerflex Producers Panel war ein Redner aus Kanada dabei, den Namen habe ich leider nicht mitbekommen, der ebenfalls Schweine auf der Weide hält. Er hat wohl auch mehrere Rassen. An Berkshire kann ich mich noch erinnern. Die überwintern die Sauen und lassen sie nur 1 x im Frühjahr ferkeln. Als Mittel hat er 10 Ferkel pro Sau genannt. Die Ferkel werden dann bis zum Herbst auf der Weide gemästet und direkt vermarktet. Den großen Vorteil sieht er in der hohen Vermehrungsrate. Er muss nur eine Sau überwintern, um im Herbst 10 Schlachttiere zu haben. Außerdem weidet er auf seinen Flächen Färsen und Haarschafe für andere Betriebe. Die werden aber nicht bei ihm überwintert.
Nach seiner Beobachtung mögen die Schweine nur junges Gras. Wenn das Gras über 6-8" (15-20 cm) hoch wird, mögen sie es nicht mehr.
Am Anfang habe er den Fehler gemacht, zu viel Getreide zuzufüttern. Dann würden die Schweine verstärkt wühlen. Evtl. weil die Ration zu wenig Eiweiß enthält. Durch den hohen Anteil von jungem Gras in der Weideration scheint sich das jetzt weitgehend gelegt zu haben.

Das passt zu dem, was Shepard schreibt. Er weidet mit den Schweinen die Flächen nach, auf denen vorher die Rinder standen. Wobei in Shepards Nuss- und Obstsavanne natürlich ab dem Sommer viel an Fallobst und Ernteresten anfällt, was die Schweineration zusätzlich aufwertet.

Mein Onkel war letztes Jahr bei Sepp Braun. Der hat inzwischen auch einige Schweine mit auf der Weide. Bei ihm würden sie fast ausschließlich in den Pappelhecken wühlen, die er zur Hackschnitzelgewinnung angelegt hat. Auf dem Grünland selbst würden sie kaum Schäden verursachen, trotz des sehr hohen Regenwurmbestandes.
(Oder evtl. gerade wegen des hohen Regenwurmbestandes? Evtl. sammeln die nachts und bei Regen viele Regenwürme ein?)
Gerade lese ich [amazon=0961780738]Bill Murphy - Greener Pastures on Your Side of the Fence[/amazon].
Der Schwerpunkt liegt auf dem Weidemanagement für Rinder in kühlfeuchtem Klima.
Es gibt aber auch ein kurzes Kapitel über Schweine. Und auch er empfiehlt die Rasse Tamworth als besonders weidegeeignet und mit guten Muttereigenschaften.

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Re: Schweine auf der Weide

#2

Beitrag von tipopaar » So 17. Aug 2014, 15:31

Hi!
Ich stöbere gerade durch meine Lieblingsthreads nachdem dieses WE ein Infekt auf die Matte geworfen hat, denn um die Jahreszeit bin ich sonst selten online :-)

Also wir haben alle unsere Schweine ganzjährig im Freien. Als Weide kann man nur die Gehege der Kunekunes bezeichnen, außer der Fläche um den Unterstand,die sie bei dem Wetter in Matsch verwandeln, rühren sie die Grasnabe nicht an.
Auf einem "neuen" Feld wird anfangs schon mal gewühlt, vermutlich wegen gewisser Wurzeln und Engerlinge u.dgl. Danach die Löcher einebnen, einsähen und wenn die Grasnabe wieder heil ist die Schweine wieder drauf, dann ist Ruhe.
Wir haben auch einige Minis, Mangaliza und Mischlinge. Die sind zum Ackern geeignet bis in 30 cm Tiefe krümelige Erde ohne jede Wurzel :pfeif:
Die bekommen trotzdem Gras, halt eben übern Zaun geworfen...

sG E

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Re: Schweine auf der Weide

#3

Beitrag von moorhexe » Mo 18. Aug 2014, 09:01

wir hatten auch mangaliza ganzjährig auf der weide...
sie haben alles umgepflügt und wir hatten wunderbaren gedüngten gemüseacker :) .
wir mußten sie oft umweiden, weiß es sonst zu matschig wurde.

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Re: Schweine auf der Weide

#4

Beitrag von ludwig » Mo 18. Aug 2014, 13:33

Ein Schwein ist ein Schwein und Schweine graben nunmal für ihr Leben gerne, warum muss man ihnen diese Freude nehmen ?
Für den Selbstversorger ist eine Muttersauenhaltung eh schon sehr gross angelegt.
Lieber nur alle 2 Jahre zwei Ferkel über den Sommer mästen, danach kann sich die Schweineweide oder der Obstgarten wieder erholen.
Auch ein Nachweiden auf einer Rinderweide ist schon durch die doppelte Einzäunung eher unwirtschaftlich.
Sind mal so meine Gedanken zu dem Thema und wenn ich sehe was für eine Freude meine beiden Sauen am Umgraben haben würde ich ihnen dies nie und nimmer nehmen wollen, dann lieber kein Schweinefleisch.

Grüsse

ludwig
Wir alle stehen in unserem eigenen Licht.

Manfred

Re: Schweine auf der Weide

#5

Beitrag von Manfred » Fr 12. Sep 2014, 19:51

Was fressen Schweine auf der Weide am liebsten, bzw. was ansäen für die Schweine?
Einige Praxiserfahrungen (Englisch)
https://www.youtube.com/watch?v=Y2qPpcbnwP8

Manfred

Re: Schweine auf der Weide

#6

Beitrag von Manfred » Fr 26. Sep 2014, 13:25

Eine schwedische Untersuchung zeigt, dass Bio-Freilandschweine überdurchschnittlich oft an Gelenkerkrankungen leiden?

http://www.animal-health-online.de/gros ... fen/28479/

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Re: Schweine auf der Weide

#7

Beitrag von unkrautaufesserin » Mi 15. Okt 2014, 23:42

ich finde diesen Thread sehr spannend, denn irgendwann will ich auch Weideschweine haben... ich esse nun mal gern Wurst :rot:
Dann sollte ich lieber nicht planen, sie auf der Streuobstwiese grasen zu lassen, damit sie mir die Wurzeln nicht auswühlen?

Liebe Grüße, M.

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Re: Schweine auf der Weide

#8

Beitrag von Florian » Do 16. Okt 2014, 19:40

Abend,

Das mit den Gelenken kann ich mir gut vorstellen Manfred.
Ohne den Bericht gelesen zu haben, nehme ich mal an, das es sich hier um "Hochleistungstiere" handelt.
Ich hab selber so ein Tier auf der Weide, und ja da gibt es oftmals ne humpelei ...

Abhilfe können z.b robustere langsam wachsende Rassen bringen .
Wobei man aber auch bei denen auf die Beinstellung achten sollte.


Schweine auf einer Streuobstwiese klappt meist nur bedingt.
Gute Erfahrungen haben wir dort mit jüngeren Schweinen gemacht, vor allem wenn genug Obst am Boden liegt.
Ältere Schweine graben intensiver.

Ich würde dir auf einer Streuobstwiese zu Gänsen oder Hühner raten.

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Re: Schweine auf der Weide

#9

Beitrag von tipopaar » Mi 29. Okt 2014, 09:27

Hi!
Der Aussage von Florian kann ich nur zustimmen.
Wenn ich Schweine auf die Weide stelle die darauf gezüchtet sind geschlachtet zu werden bevor der Knochenbau richtig ausgebildet ist nicht verwunderlich...
Ich behaupte sogar das Gegenteil:
Schweinefüße sind für weichen matschigen Boden konzipiert. Stellt man sie auf harten Spaltenboden bekommen sie Probleme.
Wir haben eine Kune-Sau aus der Stallhaltung "gerettet" leider war die Fußstellung schon in Mitleidenschaft gezogen und durch konventionelle Fütterung so "blaht" dass man sie rollen konnte, aber jetzt auf'm Feld kommt sie recht gut damit klar und hat wieder eine sexy Figur :haha:

sG E

Manfred

Re: Schweine auf der Weide

#10

Beitrag von Manfred » Di 18. Nov 2014, 12:31

Eine kurze Videoserie der Cornell-Universtität über eine Freilandschweinehalterin (Englisch).
Rasse Tamworth. Abferkeln lassen die aber im Stall, in kleinen Boxen.
Ich denke mit Schutzbügeln an den Boxenwänden ließen sich auch dort die Verluste durch Erdrücken reduzieren.

Teile 1 bis 4:
https://www.youtube.com/watch?v=BpOMsnDwG1U
https://www.youtube.com/watch?v=p2dMkPGIOUw
https://www.youtube.com/watch?v=6elTsWbGqBs
https://www.youtube.com/watch?v=oNIM0oEd4OY

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