Projekt Faire Milch gescheitert

Manfred

Projekt Faire Milch gescheitert

#1

Beitrag von Manfred » Fr 20. Jul 2012, 12:24

Die Projekte Faire Milch in Deutschland und Österreich sind wohl gescheitert.
Beiden Projekten laufen reihenweise die Bauern weg, weil sie nur noch Auszahlungspreise deutlich unter Marktniveau erhalten.
Der konventionelle Erzeuger-Milchpreis in D liegt zur Zeit je nach Molkerei bei 27,5 bis 30 Cent (netto) pro Liter.

Die Milchverwertung Süddeutschland zahlt aktuell nur noch 25 Cent pro Liter und die Freie Milch Austria kann gar nur noch 20 Cent pro Liter.
Beide Initativen sind verschuldet.
Die Projekte stehen damit vor dem scheitern. Die Verbraucher sollten im Laden eine Aufpreis zahlen, der an die Bauern weitergereicht wird, damit diese ihre Kosten decken können. Mangels Nachfrage durch die Verbraucher und wegen Nichtaufnahme in viele Handelssortimente konnte dieses Ziel aber nicht erreicht werden. So fressen die Kosten alles auf und die Bauern erhalten nicht mal mehr den eh schon schlechten normalen Milchpreis.
Sie haben keine andere Wahl mehr als den Abnehmer zu wechseln, sonst sind sie noch schneller pleite als die Normalbetriebe...

zaches
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#2

Beitrag von zaches » Fr 20. Jul 2012, 13:04

hm - und ich gehe jetzt beim Nachbarn Milch holen, freiwillig für 1€ pro Liter. Denn das ist die Milch definitv wert!

lg, zaches
"Erdachtes mag zu denken geben, doch nur Erlebtes wird beleben." Paul von Heyse

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Manfred

Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#3

Beitrag von Manfred » Fr 20. Jul 2012, 13:17

Ich denke, daran wird es liegen.
In der Direktvermarktung, wo ein persönlicher Bezug zum Erzeugerhof entsteht, ist man eher bereit etwas mehr springen zu lassen als vor einem anonymen Berg von Verpackungen im Supermarkt.

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luitpold
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#4

Beitrag von luitpold » Fr 20. Jul 2012, 13:24

unser ALDI klon verkauft die biomilch um über einen euro. keine ahnung was an die bauern ausbezahlt wird.

http://www.hofer.at/at/html/product_ran ... _18016.htm
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

Manfred

Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#5

Beitrag von Manfred » Fr 20. Jul 2012, 13:41

In D liegt der Erzeuger-Aufpreis für Biomilch ziemlich stabil bei 10 bis 11 Cent netto. Also z.B. 40 Cent statt 30 Cent.
Wenn also Aldi/Hofer die Tüte Milch normal für 55 Cent brutto verkaufen und die Biomilch für einen Euro, dann werden sie von dern Differenz den Großteil selber einstreichen. Ein kleiner Teil geht sicher noch für die Mehrkosten der Molkere und die teurere Logistik (kleine Mengen) drauf.

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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#6

Beitrag von kraut_ruebe » Fr 20. Jul 2012, 15:09

Manfred hat geschrieben: Milch normal für 55 Cent brutto verkaufen und die Biomilch für einen Euro,
ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaub die 'normale' kostet 89 cent, die bio ein paar cent über einen eu im konventionellen LM-handel. egal bei wem. die 'faire' gabs wohl ganz kurz zu kaufen hier, gesehen hab ich die aber schon lang nicht mehr.

die rohmilch hatte früher im bioladen in güssing so um die 1,40 gekostet, der verkauf von rohmilch wurde aber leider eingestellt - die war sehr beliebt, ohne vorbestellung hatte man da keine chance ne flasche zu bekommen und manchmal nutzte nichtmal ne bestellung was. nur am preis kanns glaub ich nicht scheitern, da muss das gesamtkonzept nicht ganz gestimmt haben.
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Manfred

Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#7

Beitrag von Manfred » Fr 20. Jul 2012, 15:33

War heute erst bei Lidl. Die Milch mit 1,5% glaube ich 51 Cent und die 3,5er 55 oder 56 Cent der Liter...
Evtl. drücken sie in Austria nicht ganz so extrem auf die Preise der Milchprodukte. Hier liefern sie sich seit Jahren einen Wettbewerb, wer Milch und Fleisch billiger verramscht.

Das Problem mit der Fairen Milch wird sein, dass die Nachfrage relativ gering ist und sie die Ketten dann aus den Regalen werfen und auf den gleichen Platz lieber Produkte mit höherem Durchsatz stellen.
Habe auch keine Werbung dafür gesehen außer ein paar Pressemeldungen am Anfang. Da müsste man wohl Fernsehwerbung machen wie der Müller, damit der Durchsatz im Regal stimmt. Da der Kundenkreis beschränkt ist (die meisten kaufen einfach billig, da können sie in Umfragen behaupten was sie wollen) ist die Wirschaftlichkeit solcher Werbung aber zweifelhaft.
Dazu kommt das Problem, dass einige Ketten schnell Eigenmarken mit Regionallabels etc. aufgelegt haben und damit faire Milch vortäuschten, um den Hype abzugreifen. Die roten Verpackungen dieser Marke scheinen bei Lidl aber schon wieder verschwunden zu sein.

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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#8

Beitrag von kraut_ruebe » Fr 20. Jul 2012, 15:52

die grundnahrungsmittel sind generell in A teurer als in D, ich war etwas überrascht beim ersten mal einkaufen bei euch.

zum thema: ich glaub es gibt zu viele sorten milch. im standard-laden gibts hier 2 marken 'normale' (immer eine handelsmarke, eine eigenmarke), 2 marken 'länger frisch' , bio, bio 'länger frisch' , lactosefreie, diätmilch ohne/wenig fett, ziegenmilch, ev noch sojamilch und dann noch die ganzen haltbarprodukte. grössere läden haben noch mehr auswahl - da ist irgendwie kein platz mehr für noch ne variante. und der durchschnittskonsument braucht das wohl auch nicht alles.
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#9

Beitrag von Spottdrossel » Fr 20. Jul 2012, 16:58

Manfred hat geschrieben:Ich denke, daran wird es liegen.
In der Direktvermarktung, wo ein persönlicher Bezug zum Erzeugerhof entsteht, ist man eher bereit etwas mehr springen zu lassen als vor einem anonymen Berg von Verpackungen im Supermarkt.
Ich betreibe grade eine kleine Verbraucherstudie, anhand der Eierkartons, die mir die Kundschaft als "Leergut" mitbringt.
Witzigerweise war kein Bio dabei, noch nicht mal Freilandhaltung.
Deshalb frage ich mich, ob anhand der vielen Labels und teilweise Tricksereien eine "die bescheißen eh alle - dann kann ich auch das Billige kaufen"-Haltung entstanden ist?
Schade um die faire Milch, wenn der Kontostand es erlaubte, hatten wir die auch gekauft.
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#10

Beitrag von sybille » Fr 20. Jul 2012, 18:02

Ich betreibe grade eine kleine Verbraucherstudie, anhand der Eierkartons, die mir die Kundschaft als "Leergut" mitbringt.
Witzigerweise war kein Bio dabei, noch nicht mal Freilandhaltung.
Das ist mir auch schon aufgefallen :)
Deshalb frage ich mich, ob anhand der vielen Labels und teilweise Tricksereien eine "die bescheißen eh alle - dann kann ich auch das Billige kaufen"-Haltung entstanden ist?
Das wird wohl bei Vielen so sein. Wenn ich keine eigenen Hühner hätte, würde ich auch keine Eier aus Freilandhaltung im Laden kaufen. Dafür habe ich zu viele Videos gesehen, wo die Hühner zwar draußen, aber nur in der Matsche rumlaufen, viel der Auslauf viel zu klein ist und es auch keinen Wechselauslauf gibt. Das kann es dann auch ncht sein.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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