Projekt Faire Milch gescheitert

Adjua
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#61

Beitrag von Adjua » Do 2. Aug 2012, 09:20

Ich weiss nicht, was das soll, dass man ein Projekt macht, das fair für die Erzeuger sein soll, dann die Bauern wieder mit Vorschriften überfrachtet. Wieso geht das nicht einfach so, dass es eine Plakette gibt wie: wir haben dem Bauern einen Fairen Preis gezahlt, das kann dann auf jeder Milch, und der einzige, der Vorschriften erfüllen müsste, wäre der
Vertrieb und nicht der Bauer.

Rati
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#62

Beitrag von Rati » Do 2. Aug 2012, 09:32

Spottdrossel hat geschrieben:...Wie gesagt - der Typ hatte zuerst den Händler belabert, das Zeug beizuschaffen. Da es ein kleines in-der-Scheune-Nebenbei-Unternehmen ist, hatten die dann die Rennerei, um alles zu Organisieren - und dann heißt´s "April, April!"...
i.O. Spottdrossel, da hab ich wohl nicht richtig gelesen.
Sorry. :)

Das ist wirklich zK.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
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Heiko
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#63

Beitrag von Heiko » Do 2. Aug 2012, 12:46

@Theo
Langsamer lesen, statt nur auf Reizwörter reagieren. Klar wird der Preis für Milch durch die Subventionen (Querfinanzierung über Agrarbeihilfen) künstlich auf einer Höhe gehalten.
Was passiert wenn wir diese abschaffen würden? Weniger Landwirte bzw. Kleinbauern die auf Milchviehzucht bauen und am Ende 2-3 große Milchkonzerne (Bsp. Müller-Milch, Deutsche Milchkontor).

Nun könnte man die Subventionen komplett streichen, sodaß die europäische Landwirtschaft mit der afrikanischen, asiatischen etc... konkurierren müßte. Mir ist klar, daß es nicht die typisch afrikanische L. gibt (westl. Konzerne direkt aufkaufen oder Agrarflächen vor Ort halten). Es würde ein Preisfall nach unten einsetzen. Die Konkurrenz zu den niedrigeren Löhnen und die fehlenden ökologischen Kosten durch den Transport sind da maßgeblich verantwortlich.

Ein Weg auf den einige Hoffen, durch besondere Qualität hervorzustechen, geschicktes Marketing zu betreiben oder sogar auf Verbrauchers Vernunft zu hoffen, halte ich nett umschrieben als unrealistisch. Es mag sein daß es noch die ein oder andere Niesche gibt um "Selbstgemachtes" über Direktvertrieb zu verkaufen. Aber im großen "revolutionären" Sinne ist der Zug dafür abgefahren. Es ist nicht mehr die Situation wie vor 10 Jahren, wo man noch mit dem Label Bio oder Fair die Menschen begeistern konnte. Die großen Lebensmittelkonzerne haben diese Idee erfolgreich aufgesogen und ausgeschlachtet, haben erfolgreich ihre Produktpaletten wo es ging umgelabelt. Mit der Einführung des EU-Bio Labels kam noch einmal eine weitere Klatsche hinzu um der eigentlichen Idee entgegenzuwirken.

Wie gesagt, ich sehe keine Lösung innerhalb des jetzigen Sysmtems, wem das zu hochtrabend ist, ich sehe keine Lösung innerhalb unserer Rahmenbedingungen. Eine Antwort wäre wie schon oft genannt das dezentrale/regionale Wirtschaften. Nur das steht dem freien Markt komplett entgegen.
Die vollends aufgeklärte Welt erstrahlt im Zeichen triumphierenden Unheils.

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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#64

Beitrag von Theo » Do 2. Aug 2012, 13:09

Heiko hat geschrieben:Ein Weg auf den einige Hoffen, durch besondere Qualität hervorzustechen, geschicktes Marketing zu betreiben oder sogar auf Verbrauchers Vernunft zu hoffen, halte ich nett umschrieben als unrealistisch.
Beim Wein hat es funktioniert. Es gibt auch hierzulande wieder Qualität, und das Zeug aus den Riesenanbauflächen in Südfrankreich wird verspritet, weil es niemand will.
Gruß
Theo

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Benutzer 72 gelöscht

Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#65

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 2. Aug 2012, 13:18

hallo!
Adjua hat geschrieben:Ich weiss nicht, was das soll, dass man ein Projekt macht, das fair für die Erzeuger sein soll, dann die Bauern wieder mit Vorschriften überfrachtet. Wieso geht das nicht einfach so, dass es eine Plakette gibt wie: wir haben dem Bauern einen Fairen Preis gezahlt,
Ich frag mich grad, wieviele Konsumenten dann bereit wären, dafür einen höheren Preis zu zaheln. :im:
Ich mein, bei all meiner Liebe zur Landwirtschaft (oder vielleicht gerade deswegen??): ich geb mein hart verdientes Geld doch nicht jemandem (den ich nicht kenn), nur weil er "Bauer" ist?
Da müssen schon ein paar mehr Bedingungen erfüllt sien - wie zum Beispiel in meinem Fall: Familienbetrieb, bio, "gut zu den Tieren".
Dann wär ich bereit mehr zu zahlen und freu mich auch schon auf die Menschen, die mir mehr zahlen, wenn ich in der Behindertenbetreuung für einen Hungerlohn schufte. ;)

Ich weiß, "die Bauern" ernähren uns und schützen das Land.
Aber ich seh nur zwei Möglichkeiten, eine missbräuchliche Verwendung dieser Mehreinnahmen zu verhindern:
a) Jeder Konsument kennt den Bauern, wo er kauft, persönlich
b) auch die Bauern werden kontrolliert und müssen Regeln einhalten.

Denn das ist es, was ich (und wahrscheinlich viele Konsumenten) mit dem Mehrpreis bei der Milch unterstützen wollen: eine "kontrolliert" "ethisch korrekte" Kleinlandwirtschaftliche mit lokale Struktur!

liebe Grüße!

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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#66

Beitrag von Adjua » Do 2. Aug 2012, 13:32

Das stimmt doch hinten und vorne nicht zusammen. Freier Markt und Subventionen sind ein Widerspruch, wie wir alle wissen, und konkurrieren tun wir mit der afrikanischen Landwirtschaft nicht, aber sie mit uns. Weil der Markt für manche freier ist als für andere.

Die Prinzipien des freien Marktes werden immer nur dann hervorgeholt, wenn es den Interessen mächtiger Lobbys dient - und egal, wo wir arbeiten, es läuft darauf hinaus, dass Menschen egal in welchem Land mehr arbeiten und weniger verdienen sollen, damit eine kleine Kaste immer mehr Geld einstreicht. Das ist kein neues Spiel, wie wir auch alle wissen, sondern wird nur immer wieder umbenannt - mal wegen der göttlichen Ordnung, mal wegen des freien Markts ...

Tatsache ist, wenn der politische Wille da ist, kann man staatlicherseits sehr wohl regulieren bzw. die Regionalisierung der Lebensmittelproduktion fördern.

Und wo die Menschen nicht total am Existenminimum herumkratzen und wo die Lebensedingungen halbwegs menschlich sind, dort haben faire Projekte durchaus Chancen. ich gehe diese Woche wieder zum Markt, dort hat mein Biobauer seinen Stand. Er ist der einzige Wahnsinnige, der in der Gegend, also im sibirischen Tirol Gemüse anbaut, noch dazu Bio, noch dazu alte Sorten. Zu Mittags ist er normalerweise weitgehend, wenn nicht ganz ausverkauft, und ich habe noch nie jemanden nach dem Preis fragen gehört (oder jemanden gesehen, der die Preisliste studiert, die irgendwo handgestrickt herumhängt).

Das ist möglich, weil dies nicht im Hartz4 Ghetto stattfindet, sondern im Bezirk Kitzbühel. Die Leute zahlen den höheren Preis - und hier hat auch jeder einzelne Supermarkt regionale Produkte, die offenbar auch gekauft werden.

Ausserdem, Wer sagt denn, dass das Zeug teurer sein muss? Wie wärs, wenn REWE & Co mal was an die Produzenten abgeben, warum soll das immer der Konsument zahlen?

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Heiko
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#67

Beitrag von Heiko » Do 2. Aug 2012, 14:14

@ina
Dann wär ich bereit mehr zu zahlen und freu mich auch schon auf die Menschen, die mir mehr zahlen, wenn ich in der Behindertenbetreuung für einen Hungerlohn schufte.
Ein sehr guter Satz. Es geht halt nicht nur um die Bauern, ...

@Adjua
Freier Markt und Subventionen sind ein Widerspruch, wie wir alle wissen, und konkurrieren tun wir mit der afrikanischen Landwirtschaft nicht, aber sie mit uns.
Hab ich was anderes geschrieben? Natürlich haben Subventionen nichts gemein mit dem Ideal des "Freien Marktes".
Nur glaubst du wirklich daß der hier viel besser ohne Subventionen funktionieren bzw. wirken würde? Ich würde glatt behaupten der Preis für Milch bleibt so gleich tief schlecht und es gibt zusätzlich mehr arbeitslose Bauern und Landwirte. Und sind die Subventionen erstmal weg werden wir in Europa erst recht mit der außereuropäischen L. konkurrieren.
Das ist möglich, weil dies nicht im Hartz4 Ghetto stattfindet, sondern im Bezirk Kitzbühel. Die Leute zahlen den höheren Preis - und hier hat auch jeder einzelne Supermarkt regionale Produkte, die offenbar auch gekauft werden.
Kitzbühel ist nicht Österreich und es freut mich ja wirklich für dich, wenn die Leute nicht nach den Preis schauen müssen.
Die vollends aufgeklärte Welt erstrahlt im Zeichen triumphierenden Unheils.

Adjua
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#68

Beitrag von Adjua » Do 2. Aug 2012, 20:51

Ich weiss, dass Kitzbühel nicht Österreich ist. Was ich damit sagen wollte ist: Je mehr wir für gerechte Bezahlung im allgemeinen tun, desto mehr Chancen gibt es auf erfolgreiche Projekte in Sachen Faire Preise für Lebensmittelproduzenten.

Und ich finde es auch einen Skandal, dass irgendwelche Excel-Sheet XXX [Anm. d. mod. Beleidigung entfernt] besser bezahlt werden, als Leute, die mit Behinderten arbeiten.
Zuletzt geändert von fuxi am Do 2. Aug 2012, 21:05, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Beleidigung entfernt

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