DJ1980 hat geschrieben:Ein echtes und brauchbares Rassehuhn bekommt man halt erst ab 50,- Teuronen aufwärts. und diejenigen, die halt nicht für die Zucht verwendet werden können, haut der Züchter lieber in den Topf, damit er auch mal was von seinem sehr teuren Hobby hat.
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Es mag ja eventuell sehr seltene Rassen geben, bei denen das so ist. Aber für die allermeisten gilt das nicht. Solch hohe Preise mögen für einzelne Superzuchttiere noch angehen, aber wenn es einem nur um die Rasse und nicht um Ausstellungen geht, bekommt man Vertreter so ziemlich aller Rassen wesentlich günstiger. Von Hobbyzüchtern aus weiterer Entfernung zur Not per Tierversand oder sowieso von Lohnbrütereien. Oft werden auch ganze Zuchstämme günstig annonciert.
Allgemein: Klar, der Bruttrieb ist bei einigen Rassen und auch bei manchen Hybriden wirklich nur noch rudimentär vorhanden, bei andern ist er normal, bei wieder anderen extrem ausgeprägt. Und sicherlich gibt es Hühnerrassen, die im Schnitt weniger robust oder pfiffig sind als andere. Hybriden hingegen habe ich bislang als vergleichsweise clever erlebt. Manchmal betreffen angebliche Anfälligkeiten auch nur bestimmte Zuchtlinien, nicht aber die gesamte Rasse. Wie beispielweise Lachse in Verruf stehen, zu Augenentzündungen zu neigen. Damit hatte ich bei meinen nie Probleme. Es sind robuste Hühner, leider mit wenig ausgeprägtem Bruttrieb (auch wenn einzelne dazwischen durchaus auch erfolgreich brüten). Etwas unsportlich/dümmlich sind sie vergleichsweise auch. Unsere Hybriden hier sind wesentlich pfiffiger. Aber alle sind in der Lage, sich vor Räubern ins Gebüsch zu flüchten und sogar selbst Mäuse zu jagen. Masthybriden wachsen zu schnell und das kleine Herz verkraftet den schweren Körper auf Dauer nicht, deswegen sind sie in der Tat nicht robust. Und Legehybriden sind halt zum dauerhaften Legen verdammt. Wenn sie entsprechend ernährt werden, sind letztere allerdings durchaus robuste, instinktsichere Hühner, die brüten, fliegen und jagen.
Ich denke, die meisten Vorurteile den angeblichen Instinktverlust und die Empfindlichkeit von Hybriden und manche Rassen betreffend resultieren aus den vielfach praktizierten, ungeeigneten Haltungsbedingungen. Wer seine Hühner in Gehegen oder gar Volieren oder Hühnertraktoren hält, lässt ihnen ja nun kaum Gelegenheit, ihr natürliches Verhaltensspektrum auszuleben. Auch ist der Parasitendruck in kleinen Gehegeflächen höher, was zugleich auch die Anfälligkeit für Krankheiten erhöht. Weiterhin können Gehegehühner kaum jagen und wilde Kräuter finden und sind ihre Ernährung betreffend allein auf das angwiesen, was ihnen vom Menschen serviert wird. Das mag durchaus genau auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sein, aber frische, selbst gesuchte Kost in Ergänzung ist halt trotzdem gut für die Gesundheit, auch bei Hühnern. Sind Räuber erst einmal in ein Gehege gelangt, dann haben sie es dort leichter, umfangreich Beute zu machen. Je kleiner und unbewachsener die Fläche ist, die eingesperrte Hühner zur Verfügung haben, desto weniger können sie bei einem Angriff auseinanderstoben und sich so wenigstens zum Teil in Sicherheit flüchten.
Sehr schön sieht man das, wenn man (wirklich) Reinrassige Hühner mit einigen Hybriden gemeinsam laufen lässt, obwohl sich auch die Hybriden irgendwann zumindest ein wenig an die Verhaltensweisen der anderen anpassen. Sind zumindest meine Erfahrungen.
Hühner lernen viel voneinander. Es kommt viel mehr darauf an, woher ein Huhn stammt und was es bis dato hat lernen können als darauf, was für einer Rasse es angehört. Küken, die von einer erfahrenen Mutter geführt wurden, sind beispielsweise welchen, die in der Brutmaschine geschlüpft sind, weit voraus und im Vorteil. Später lernen sie von anderen Tieren der neuen Gruppe zwar auch noch, aber nicht mehr so schnell und nicht mehr alles. Das ist ja auch logisch und gilt für Hybriden ganz genauso wie für Rassehühner oder Rassemixe.