Wachteln - Japanische Legewachteln

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fuxi
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Wachteln - Japanische Legewachteln

#1

Beitrag von fuxi » Fr 6. Aug 2010, 16:42

Japanische Legewachtel
Coturnix coturnix japonica
BILD zwei Goldsprenkel-Hennen im Vordergrund

Japanische Legewachteln (im Folgenden einfach "Wachteln" genannt - es gibt allerdings große Unterschiede zwischen den verschiedenen Wachtelarten!) sind für Selbstversorger, die mit wenig Platz auskommen müssen, eine interessante Alternative zu Hühnern oder anderen Eierlegern.
Die Wildform der japanischen Wachtel wurde über Jahrzehnte auf hohe Legeleistung gezüchtet und ist heutzutage ein verlässlicher, täglicher Eierleger, der für seine Leistung erstaunlich robust und pflegeleicht ist.

Diese Zusammenfassung bietet nur einen groben Überblick aus meiner persönlichen Perspektive. Für umfangreiche Hintergrundinformationen empfehle ich die Seite sawax.de und/oder das vom gleichen Autor stammende Buch "Wachteln".

Japanische Legewachteln gibt es in drei Zuchtlinien:
  • Leichte Linie / Vielleger Eine sehr leichte Zuchtform (110 - 150 g), die quasi gar kein Fleisch ansetzt und am meisten Eier fürs Futter liefert. Nur schwer zu kriegen. Überzählige Tiere sind in der Küche kaum verwendbar, weil zu mager.
  • Legewachtel / Mast- und Legewachtel Der gebräuchlichste Zweinutzungstyp (160 - 250 g). Legt verlässlich Eier, setzt etwas Fleisch an.
  • Mastwachtel / Fleischwachtel Eine schwere Zuchtform (260 - 400 g), die für die Fleischnutzung gedacht ist. Als reiner Eierleger höchst unwirtschaftlich durch hohen Futterbedarf. Das hohe Gewicht sorgt häufig für Gelenkschäden und Befruchtungsprobleme.
BILD Wachtelei mit typischer individueller Musterung

Meine persönliche Empfehlung für Omnivoren (also Leute, die auch Fleisch essen) ist die mittelschwere Zweinutzungslinie. Die wird in Deutschland häufig gehalten und es ist einfach blutsfremde Tiere für die Zucht zu finden.

Voraussetzungen:
  • Täglich 2x 5 Minuten Zeit zum Kontrollieren, Füttern, Tränken und Eier sammeln
  • Alle 1 - 4 Wochen mindestens 30 Minuten Zeit zum Ausmisten (Dauer und Häufigkeit hängen von den Haltungsbedingungen ab)
  • Mindestens 1m² großer, Fuchs-, Marder- und Rattensicherer Stall mit Schutz vor Zugluft und Regen
  • Staubbad im Stall (trockene Erde! Sand ist weniger gut geeignet)
BILD Goldsprenkel-Henne und wildfarbene Henne beim Staubbaden

Zum Vermehren kommt dann noch eine Brutmaschine und ein Kükenheim dazu. Wachteln brüten selten selbst (auch wenn es anscheinend wieder häufiger vorkommt).
BILD Wenige Tage alte Wachtelküken im Küken-Aquarium

Haltung
In der kommerziellen Haltung werden bis zu 100 Tiere pro m² gehalten. Ich persönlich halte 4 - 6 Tiere auf 1 m² für akzeptabel, aber das ist natürlich Ansichtssache. Wichtig ist, dass Wachteln nicht alleine, sondern immer als Gruppe gehalten werden sollten. Wer nur Eier möchte und Bruteier zukauft, kann eine reine Hennengruppe halten. Wenn Hähne dabei sein sollen, dann möglichst 4 - 7 Hennen pro Hahn (je nach Charakter).
Die Kurzschreibweise für eine Gruppe von beispielsweise 5 Hennen, einem Hahn und 12 Küken ist: 1,5,12 Wachteln

Wachteln können in Käfigen oder in Volieren gehalten werden. Freilandhaltung ist nicht möglich.
Wachteln leben in freier Wildbahn in hohen Gräsern und Getreidefeldern. Sie benötigen daher auch im Stall Verstecke und schattenspendende Pflanzen oder Abdeckungen. Wenn Wachteln zu hell gehalten werden, werden sie aggressiv und nervös.

Käfighaltung
Käfige sind besonders für Personen geeignet, die wenig Platz haben. Außerdem findet man die Eier rasch, kann auf einen Blick erkennen, ob alle Tiere gesund aussehen und hat keine Verluste durch Kopfverletzungen bei hektischem Auffliegen.
Wichtig ist, dass der Käfig maximal 50 cm hoch ist, die Maschenweite des Gitters 12x12mm nicht überschreitet und überall gut gegen Raubtiere (Ratten, Marder, Füchse, ...) gesichert ist. Zwei angrenzende Seiten und die Decke sollten aus massivem Material (Holz/Kunststoff) sein, damit der Käfig trocken und windgeschützt ist.
Abgesehen davon sind viele verschiedene Käfigvariationen denkbar. Dazu findet man z.B. Ideen im >>Hühnerforum<<

Volierenhaltung
Volieren eignen sich gut für die Wachtelhaltung, wenn sie mindestens 2m hoch sind und allseitig (auch unten!) gegen Raubtiere gesichert sind. Durch den ausgedehnten Platz und die meist recht naturnahe Einrichtung kommt diese Haltungsart den Bedürfnissen der Tiere wahrscheinlich am besten nach. In Volieren kommt es trotz hoher Decken manchmal noch zu Kopfverletzungen und Genickbrüchen duch rasches Auffliegen. Auch ist das Eiersuchen etwas aufwendiger. Je nach Boden der Voliere kann Umgegraben werden, statt auszumisten.
Da Wachteln reine Bodenbewohner sind, halten manche noch eine weitere (kleine) Vogelart im oberen Bereich. Die Meinungen dazu gehen auseinander.

Fütterung
Wachteln fressen Gras, Sämereien und kleine Insekten. Die wichtigsten 3 Punkte bei Fertigfutter sind:
  • Das Futter darf keine Kokzidiostatika (Medikamente gegen Kokzidiose) enthalten!
  • Der Rohproteingehalt (verfügbares Eiweiß) muss 17-20% betragen (bei Küken mehr!)
  • Der Calciumgehalt muss hoch genug sein (2-5%)
Wenn das Futter nicht mehlförmig ist, müssen kleine Steinchen zugefüttert werden, sonst können die Wachteln die Körner im Magen nicht zerquetschen und verdauen.
Reine Grasfütterung ist bei diesen auf Legeleistung gezüchteten Tieren nicht vorteilhaft.
Wachteln sollten Futter und Wasser stets zur freien Verfügung haben. Im Winter muss für frostfreies Wasser gesorgt werden.

Überwintern
Wachteln, die vom Spätsommer an draußen gehalten wurden, können ohne Heizung draußen Überwintern. Wichtig ist eine frostfreie Tränke und ein Zugluft geschützter Stall.
Wenn die Wachteln nicht bei Lichtprogramm (Zeitschaltuhr-gesteuertes Kunstlicht 16 Stunden/Tag) gehalten werden, stellen sie die Legetätigkeit meist im Herbst ein und machen bis zum Frühling Legepause.
Edit: Für die eierfreie Zeit kann man die >>Eier konservieren<<

Sonstiges
Wachteln sind mit ca 7 Wochen "erwachsen" und Hennen sind nach 2 bis 3 Jahren "verbraucht" und die Legetätigkeit lasst enorm nach.
BILD Wachtelhennen beim "grasen"

Ein Nachtrag über Brut und Aufzucht folgt eventuell später.

Edit:
Das Thema ist übrigens jetzt auch in der SeVe-Wiki verfügbar.
Zuletzt geändert von fuxi am Di 17. Mär 2015, 16:43, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Obsoleten Selbstversorgerforum-Museums-Link rausgenommen
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Re: Wachteln - Japanische Legewachteln

#2

Beitrag von Waldläuferin » Sa 7. Aug 2010, 17:51

Hallo,
vielen Dank für die informative Zusammenfassung.
Dazu stellen sich mir 2 Fragen:
- Kann man die Eier irgendwie konservieren, damit man welche aus dem Sommer für das Winterhalbjahr hat? Soleier???
- Werden die Wachtelhennen typischerweise geschlachtet, wenn die Legeleistung nachlässt und schmecken sie dann noch, oder sind sie dann zu alt und zäh?
es grüßt
die Waldläuferin (die mit dem Gedanken spielt, Wachteln im Wintergarten zu halten)
Fertig ist besser als perfekt.

Manfred

Re: Wachteln - Japanische Legewachteln

#3

Beitrag von Manfred » Sa 7. Aug 2010, 18:17

Die Eier kannst du einfrieren (Aufschlagen und nach Dotter und Eiweiß trennen oder verrühren) oder in Wasserglas einlegen (1 Liter Natronwasserglas = Garantol, gibt es bei ebay, hood etc. ca. 2,5 bis 5 Euro pro Liter + Versand) auf 4 Liter Wasser.
Wasserglas und Wasser mit dem Schneebesen verrühren.
Die Eier müssen sauber und unbeschädigt sein. Bei Bedarf mit Wasser und Bürste vorsichtig reinigen.
Eier in ein großes Glas legen und mit der Wasserglaslösung auffüllen.
(so hat man dass vor der Einführung der Kühlschränke und Supermärkte mit Ganzjahreseierangebot gemacht)

uniquehornfee

Re: Wachteln - Japanische Legewachteln

#4

Beitrag von uniquehornfee » So 8. Aug 2010, 15:11

Hallo,

warum Wachteeier für den Winter aufheben?
Meine Wachteln habe das ganze Jahr gelegt. Die erste Legeperiode (ca. 240 Eier pro Henne) geht etwas 10 Monate, in der zweiten Legeperiode legen die Hennen nur noch die Hälfte. Die Legeleistung wird eher durch die Lichtverhältnisse als durch die Temperatur beeinflusst. Wenn die Boxen im Innenbereich stehen kann die kurzen Tage also durch künstliches Licht verlängern und hat somit auch im Winter frische Wachteleier. :)
Aufgrund der deutlich Reduzierung der Legeleistung ab der 2. Legeperiode werden die Hennen meistens nach der 1. Legeperiode geschlachtet. Ich habe den Hahn dann auch immer mit geschlachtet, da die Vergesellschaftung mit einer neuen Gruppe nicht ganz einfach ist.

Soweit ich weiß, sondern sich die Wachtelhennen zum Brutgeschäft von der Gruppe ab und kommen erst mit den Küken wieder zurück. Da das bei der heutigen Boxenhaltung nicht möglich ist, vermute ich da die Ursache dafür, dass die Wachtel heute kaum noch selber brüten. Wenn ich richtig liege, dann könnte man die Naturbrut fördern indem pro Wachtelhenne eine entsprechend Fläche zur Verfügung steht und in der Box auch entsprechende Deckung vorhanden ist.

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Re: Wachteln - Japanische Legewachteln

#5

Beitrag von fuxi » Mo 9. Aug 2010, 12:13

Waldläuferin hat geschrieben:- Werden die Wachtelhennen typischerweise geschlachtet, wenn die Legeleistung nachlässt und schmecken sie dann noch, oder sind sie dann zu alt und zäh?
"Typischerweise" ist da schwer zu definieren ;) Aber ja, für eine hohe Eierproduktion pro Hennenplatz, werden die Hennen nach der ersten Legeperiode (wie bei Hühnern auch) aussortiert. Zum Verkaufen lohnen sie sich dann viellicht nicht mehr, aber zum selber essen (zur Not in die Suppe) reichts.
uniquehornfee hat geschrieben:Soweit ich weiß, sondern sich die Wachtelhennen zum Brutgeschäft von der Gruppe ab und kommen erst mit den Küken wieder zurück. Da das bei der heutigen Boxenhaltung nicht möglich ist, vermute ich da die Ursache dafür, dass die Wachtel heute kaum noch selber brüten. Wenn ich richtig liege, dann könnte man die Naturbrut fördern indem pro Wachtelhenne eine entsprechend Fläche zur Verfügung steht und in der Box auch entsprechende Deckung vorhanden ist.
Stimmt genau. Wachtelglucken sind noch viel empfindlicher als Hühnerglucken. Wenn also mal eine brütet, nicht die Henne mit den Eiern umsetzen, sondern sitzen lassen wo sie sitzt und eine Abtrennung drumgherum machen.
Mit Volierenhaltung bzw. großzügiger Käfighaltung mit ausreichend Verstecken haben shcon einige im Hühnerforum gute Erfahrungen gemacht und melden immer wieder einzelne brütende Glucken.

Das Thema ist übrigens jetzt auch in der SeVe-Wiki verfügbar.
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Re: Wachteln - Japanische Legewachteln

#6

Beitrag von Waldläuferin » Do 12. Aug 2010, 18:03

"Typischerweise" würde Selbstversorgerin die Wachteln mit hübschen Namen benennen und bis zum natürlichen Ende rundum versorgen :engel:
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Re: Wachteln - Japanische Legewachteln

#7

Beitrag von fuxi » Fr 13. Aug 2010, 12:09

In meiner Vorstellung wäre das eher die Kategorie "Kuschelhuhnhalterin" ;)

Die Selbstversorgerin (in meinem Kopf) schlachtet die überzähligen Hähne bei Geschlechtsreife und die Hennen (bis auf einige wenige zur Linienerhaltung) bei Eintritt der ersten Legepause, isst die Brust selbst, gibt die Karkasse Hund&Katz und füllt mit den Federn ihre Bettdecke.
Waste not Want not.
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Wachteln durch den Winter bringen

#8

Beitrag von greymaulkin » Do 23. Sep 2010, 10:04

Hallo, fuxi...(Ich habe in der Nachbarschaft einen Gänseguru, du bist jetzt mein Wachtelguru :) )
Es wird ja Herbst.
Was mach ich mit den Wachteln?
Der Stall lässt sich bewegen. Ich könnte ihn also ins Haus schaffen. Nur den Wiesenauslauf nicht.
Am schönsten wäre, sie könnten draußen bleiben. Sie waren ja im Frühjahr auch draußen, als es noch ein paar kalte Nächte gab. Nur, was ist bei Dauerfrost. Und fehlender Sonne.
Das einfachste wäre schlachten und aufessen. Aber dann müßte ich im Frühjahr neue kaufen. Als Selbstversorger würde ich doch wenigsten einen Hahn und eine Henne über den Winter bringen wollen. Und rechtzeitig zur Brut kommen. Außerdem habe ich gehört, dass ein Hahn mehrere Hennen braucht.
Nein, lieber überwintern.


Gruß, Bärbel

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Re: Wachteln - Japanische Legewachteln

#9

Beitrag von fuxi » Do 23. Sep 2010, 17:36

Hi Bärbel

Legewachteln sind winterhart, wenn der Stall von oben regendicht ist, an den windzugewandten Seiten winddicht ist und für frostfreies Wasser gesorgt wird (zusätzlich selbstverständlich zum Futter zur Ständigen Verfügung).
Legen werden sie allerdings nur durch den Winter, wenn du (mit Unterstützung von Kunstlicht) für 16 Stunden Licht pro Tag sorgst.

Grüße
Fuxi

P.S.: Ich hab den beitrag mal hier an's Wachtelthema angehängt, damit es zusammen bleibt.
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Re: Wachteln - Japanische Legewachteln

#10

Beitrag von Waldläuferin » Fr 24. Sep 2010, 11:32

Hallo,
soll das heißen eine Stunde (1)?
Oder war das ein Tippfehler?
Unsere Vögel haben so eine Lampe mit "Tageslicht"-birne, das dürfte reichen, oder?
Grüße
Waldläuferin
Fertig ist besser als perfekt.

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