Tiere schlachten

[citty]

Hallo,

es heisst ja, dass wer Fleisch essen will auch selbst schlachten sollte. Der Ansicht bin ich zwar nicht aber ich bin einfach zu geizig einen Schlachter zu bezahlen (erstmal einen humanen Schlachter finden, in meiner Familie und Freundeskreis will das auch keiner machen), sobald das Tier tot ist, kann ich alles selbst erledigen. Habe zwar schon mehere Huehner und Tauben selbst geschlachtet, auch 2 Kaninchen notgeschlachtet - und begraben.... Die Huhener und Tauben haben wir gegessen aber die schmeckten einfach nicht so richtig. Wenn ich das toeten selbst uebernehmen muss - was natuerlich sehr human abgeht - vergeht mir irgendwie der Appetit... Die eigenen Tiere toeten, die man taeglich versorgt hat, die zahm und anhaenglich geworden sind, wiederstrebt mir einfach obwohl ich gerne Fleisch esse...ein Dilemma. Bei uns werden ja alle Tiere verhaetschelt, auch die 55 Broiler, die wir mal hatten wurden fast taeglich angefasst und waren teilweise sehr zahm. Gestern hatte ich ein Meerschweinchen in der Hand und dachte mir, dass ich sowas doch nicht selbst schlachten koennte, essen schon wenn es jemand anderes schlachtet. Hier meine Frage: Wie werdet Ihr damit fertig? Schlachtet Ihr selbst oder lasst Ihr schlachten?

LG Citty

[Zacharias]

Bei den meisten meiner Tiere stellt sich die Frage (glücklicherweise) nicht, da man die meisten Tiere in D nicht selbst schlachten darf. Lediglich die Geflügelten darf und mache ich selbst und tu mich SEHR schwer damit. Ich habe gut 10 Jahre gebraucht, bis ich das erste Huhn geschlachtet habe. Jetzt wären die nächsten fällig und ich schiebe es vor mir her. Allerdings, wenn ich es vollbracht habe, esse ich die Tiere auch mit Genuss. Und auch bei den Ziegen und Schafen würde ich am Liebsten zum Essen noch ein Bild vom jeweiligen Tier aufstellen (da gibt es dann aber Familienangehörige, die ein Veto einlegen).
Bei mir ist aber eine klare Grenze zwischen Eierleger und Säugetier. Letztere kann ich nicht schlachten und werde ich wohl auch nie können, egal wie groß.

[citty]

Hallo Birgit,

ich moechte die selbstgeschlachteten Tiere auch mit Genuss essen koennen aber nicht mal die selbstgeangelten Fische schmecken uns so richtig, erst wenn sie eine Weile in der Gefriertruhe lagen geht es...

LG Citty

[Zacharias]

Wie geht es dir denn damit ein von dir versorgtes Tier zu essen, was du nicht getötet hast?
Bei mir war das auch ein langer Weg, da musste sich in meinem Innern was ändern. Allerdings bin ich umgeben von Landwirtschaft aufgewachsen, wo es eben noch normal war, eigene Tiere zu schlachten und zu essen.

[citty]

Hallo Birgit,

die von meiner Schwiegermutter getoeteten Huehner schmeckten uns ausgezeichnet. Inzwischen habe ich aber ein schlechtes Gewissen wenn ich Fleisch im Supermarkt kaufe, ich weiss ja dass es in der Massentierhaltung nicht human zugeht. Biofleisch ist hier mittlerweile sehr teuer geworden deshalb kaufe ich das kaum noch. Vielleicht kann man sich ans schlachten gewoehnen? Ans Ausnehmen, zerlegen etc. konnte ich mich sehr schnell gewoehnen obwohl es mir anfangs schwer fiel.

LG Citty

[Zacharias]

Ich denke, da musst du innerlich noch an dir arbeiten, dass es nichts schlechtes ist, ein Tier zu töten. Mit gutem Gewissen isst es sich halt leckerer. Das ist genau der Punkt, weswegen ich mich nicht schlecht fühle ein Tier zu töten: die Massentierhaltung will ich nicht unterstützen, Biohähnchen sind teuer und ehrlich gesagt, schmecken sie mir auch nicht. Aber tief in einem drin - und ganz besonders als Frau - gibt es halt eine Schwelle zu überschreiten... Ich glaub gewöhnen kann man sich nur daran, wenn man häufig schlachtet.
Aber mach es doch ruhig so, dass du die Tiere erst mal einfrierst nach dem Schlachten. Du kannst die Zeit bis zum Essen ja evt. immer mehr verkürzen.

[citty]

Vielen Dank fuer die netten Tipps, Birgit. Ich finde es auch nicht schlecht, Tiere zu schlachten. Habe oefters erlebt dass Tiere die das Genadenbrot bekamen leiden mussten, deshalb habe ich mich damals auch ueberwunden die armen Kaninchen notzuschlachten.

LG Citty

[greymaulkin]

Interessantes Thema.
Mir geht es wie Birgit, ich kann Federtiere schlachten, Felltiere nicht.
Schön, daß ich damit nicht alleine bin, viele gucken deshalb etwas schräg.
Wenn der Fellträger erstmal tot ist, kann ich auch sofort übernehmen.
Bei Federvieh sehe ich hauptsächlich was für ein Leben sie bei uns hatten im Vergleich zum Maststall.
Auch wenn ich das Schlachten aufschiebe, bis plötzlich der Punkt da ist, an dem es geht.
Schwer zu erklären...ich will schlachten, ich nehme es mir vor und dann zögere ich solange, bis ich es dann von einem Moment auf den anderen einfach tue.
Wahrscheinlich werde ich nicht lange genug leben, um genug Federvieh geschlachtet zu haben, damit es "normal" wird.
Wenn ich am Winterschlachttag viele Gänse auf einmal schlachten muß und auch noch die Puten vom Nachbarn mitnehme UND einen Termin im Geflügelschlachthof habe (mit dem wir seeehr zufrieden sind, sie behandeln die Tiere so wie wir es auch tun würden, ist ein kleiner Schlachthof)dann ist das für mich ganz schrecklich, weil ja nicht ICH den Schalter in mir umlege, weil der richtige Moment eben nicht von selbst kommt, sondern von dem Termin vorgegeben wird.
Ich hoffe, ihr konntet mir folgen

Gruß, Bärbel

[Olaf]

Moin!
Mir ist den ganzen Tag über etwas unwohl, aber wenn es losgeht, kann ich mit dem Tier sprechen und es streicheln und mit der andern Hand das Bolzenschussgerät auslösen. Mein Freund schneidet dann die Kehle durch, es geht alles sehr schnell. Wenn ich wankelmütig werde oder wie ich das nennen soll oder mich das Gewissen plagt, stell ich mir Tiertransporter auf der Autobahn vor. Dann ist es für mich klar und logisch, dass wir das Tier töten müssen, und wenn wir fertig sind, essen mein Freund und ich Leber und Herz, das ist jetzt schon ein Ritual, was mit dazugehört, und das schmeckt. Ich hab das früher anderen Schilderungen nicht geglaubt, wir empfinden da Dankbarkeit. Also ich zumindest, was mit meinem Kumpel ist, weiss ich nicht, der freut sich vielleicht nur übern was leckres zu Essen, ist auch recht. Mir hilft diese Vorstellung, dass dieses Tier nie leiden musste irgendwie sehr.
Dieses Jahr haben wir erstmalig auch eine mit Namen geschlachtet, die wir schon ein paar Jahre hatten. Normalerweise versuche ich allerdings, das geb ich zu, zu den Schlachtlämmern nicht allzusehr "Beziehung" aufzubauen. Die brauchen mich auch nicht zum glücklich sein, wenn sie über die Koppel hopsen. Das ist irgendwie ne menschliche Eigenheit, sich die kleinen süßen Tierchen zu fangen und mit den rumzuknudeln in der Annahme, dass das den Tieren auch gefällt. Heißt nicht umsonst, mit Essen spielt man nicht!
LG
Olaf
PS: Meine Frau musste nur einmal mit dabei sein, nomalerweise darf sie sich raushalten. Meist hat sie trotzdem feuchte Augen, wenn sie ne Knall hört.
Ab da, wo das Tier aber ausgenommen ist hat sie auch kein Problem mehr, vielleicht muss man da auch eine sinnvolle Arbeitsteilung suchen....

[Minze]

Ab da, wo das Tier aber ausgenommen ist hat sie auch kein Problem mehr, vielleicht muss man da auch eine sinnvolle Arbeitsteilung suchen....

So geht es mir auch und Herr Minze ist so lieb und erledigt das Schlachten ohne mich. Bei uns ist es nur Geflügel, aber selbst das kann ich nicht, ich müßte tatsächlich ohne Fleisch auskommen, wenn ich selbst Hand anlegen müßte.

Wenn wir im Winter Wild kaufen, gehe ich erst dran, wenn es aus der Decke geschlagen und der Kopf ab ist.

Vielleicht liegt es daran, daß mein Onkel, als ich ungefähr 5 Jahre alt war, ein Huhn geschlachtet hat und es mir hinterherwarf. Es flatterte ohne Kopf und ich lief schreiend weg. Alle außer mir haben sich köstlich amüsiert. Mein Onkel war Metzger und machte gerne derbe Späße.