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von Zacharias » Fr 1. Mai 2020, 10:45
Die ganze Diskussion ob oder ob nicht im Keller möglich, halte ich für ziemlich sinnfrei. Fakt ist: die Tiere leider unter dieser Haltung nicht, sie kennen es nicht anders und wenn die Gegebenheiten stimmen, quälst du sie nicht damit. Wobei ich das bei Kaninchen etwas kritischer sehe als bei anderen Kleintieren, weil Kaninchen einfach dem natürlichen Drang zu buddeln bei dir nicht nachkommen können. Aber egal wie man Tiere hält, es geht immer noch besser. Daher wird man auch nie ein absolutes Optimun erreichen.
Was das Schlachten anbelangt, ist es gut, dass du dir schon jetzt Gedanken darüber machst. Ich kann von mir berichten, dass das eine lange Entwicklung war. Ich bin auf dem Land groß geworden und habe mit 7 gesehen, wie ein Schwein geschlachtet wurde. Da haben wir als Kinder vor dem Tor gestanden und fanden das völlig normal. Insofern hatte ich nie ein Problem damit. Aber wenn ich 25 Jahre zurück denke, da hatte ich eine regelrechte Phobie was tote Tiere angelangt. Wir hatten damals Meerschweinchen und wenn ein Tier tot im Stall lag, bin ich schreiend weg gelaufen. Da musste dann meine Nachbarin kommen und in großem Abstand zu mir den Kadaver weg nehmen.
Heute schlachte ich und dazwischen liegt eine lange Entwicklung. Ich habe schon immer gerne Fleisch gegessen und fand es inkonsequent, welches zu essen von dem ich nicht wussste, wie es gelebt hat und gestorben ist. Ich habe mir also früh vorgenommen, dass ich das irgendwann können will. So quasi als Lebensziel und auch nur bei Hühnern. Erst mal habe ich damit angefangen, bereits tote Hühner, zu rupfen und auszunehmen. Das Töten hat stets mein Nachbar übernommen. Vor 10 Jahren bin ich dann umgezogen, der Nachbar also nicht mehr präsent. Das war der erste Druck es selbst zu machen. Die ersten Hühner habe ich mit der Kopf-ab-Methode geschlachtet und fand das schrecklich. Trotzdem war ich stolz, als ich die beiden Hühner küchenfertig meinem Freund präsentiert habe. Nur der kommentierte das mit den Worten: "Ein bisschen verrückt bist du aber schon."
Mir war schnell klar, dass das mit der Methode nicht so weiter gehen konnte. Es hat mich einfach eine schreckliche Überwindung gekostet, ich brauchte wochenlang bis ich mich dazu entschließen konnte. Da habe ich dann den guten Windfried gefunden, der rumfuhr und Selbstversorgern das tiergerechte Töten beibrachte. Von ihm habe ich Betäubung, Kehlschnitt und Ohrstich gelernt. Im Kurs erzählte ich ihm, dass ich auch Schafe und (damals noch) Ziegen habe und er prophezeite mir, dass ich auch die noch selber schlachte. Zu der Zeit dachte ich noch: Nie und nimmer! Aber es dauerte nur ein oder 2 Jahre, da hat er mir auch große Tiere beigebracht.
Schwierigkeiten habe ich bei Tieren, wo der Bezug zu groß ist. Z.B. bei Schafen, die ich melke. Immerhin schaffe ich da, sie zu erlösen, wenn es nötig ist, das war auch noch mal ein weiter Weg.
Was ich dir damit nur sagen will, Schlachten beginnt im Kopf. Du musst dir klar werden, was du da tust und einen Gewissenskonflikt musst du vorher beseitigen, sonst leidet das Tier. Schlachten muss man WOLLEN, das KÖNNEN kann man lernen. Das ist immer meine Antwort, wenn Leute entsetzt sagen: "Das könnte ich aber nicht." Und umgekehrt, da zitiere ich mal Windfried, dem das schon seine Oma beigebracht hat: "Wenn Schlachten anfängt dir Spaß zu machen, leg das Messer weg."
Grüße,
Birgit