Antibiotika - Datenschutzbeauftragter gegen FDP

Rati
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Re: Antibiotika - Datenschutzbeauftragter gegen FDP

#11

Beitrag von Rati » Di 4. Jun 2013, 11:38

kraut_ruebe hat geschrieben:...ich fänd das schlimm. das würde tür und tor öffnen dass sich bezieher staatlicher gelder vor den ämtern oder schuldner vor gläubigern oder übergewichtige vor dem arzt oder der versicherung rechtfertigen müssen.... oder vorm arbeitgeber geradestehen müssen weil sie gestern ne flasche tequila gekauft haben und heute wetterbedingte migräne haben :eek: *grusel*...
ja, geht natürlich nicht einfach so, das mit dem veröffentlichen. Da müsste vorher schon noch einiges in den Köpfen der Menschen passieren. Und im Gesellschaftsbild. Achtung Utopie! :)
Es hat eben keiner eine Rechtfertigung dafür zu verlangen was ein Mensch mit seinen legalen Geldern anstellt. Aber es hat auch keiner das recht illegales zu tuen und ich glaube da würden bei so manchem braven Arbeiter seltsame Lücken zwischen offiziellen Einnahmen und Ausgaben klaffen..... sorry anderes Thema.
Und wenn der Arbeitgeber den Tequila mit den Kopfschmerzen in Verbindung bringen möchte so sollte er das auch beweisen können oder (Schutzrechte für Arbeiter) seinerseits zur Verantwortung gezogen werden.

Grüße Rati
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Manfred

Re: Antibiotika - Datenschutzbeauftragter gegen FDP

#12

Beitrag von Manfred » Di 4. Jun 2013, 13:42

Damit es keiner in den falschen Hals kriegt:
Mein Vorschlag zum gläsernen Verbrauche war nicht ernst gemeint. Er sollte nur dazu anregen darüber nachzudenken, wie leicht man Transparenz und Öffentlichkeit von anderen fordert, aber wie betroffen man selber ist, wenn sie von einem gefordert wird.

Bei den Antibiotika ist es so, dass jeder landwirtschaftliche Tierhalter alle Abgabebelege des Tierarztes sammeln muss. Und die werden auch bei jeder Betriebskontrolle geprüft.
D.h. was da abgeht, passiert entweder jetzt schon völlig legal oder es passiert illegal und entzieht sich damit auch weiter der geplanten Veröffentlichung der Daten.
Da die Behörden durch die Kontrollen Zugriff auf die Daten haben und genau wissen, welche Betriebe größere Mengen Antibiotika einsetzen, wäre auch jetzt schon ein Eingreifen möglich, wenn es denn politisch gewollt wäre.
Und solange der einzelne Verbraucher nicht nachvollziehen kann, aus welchem Landwirtschaftsbetrieb weltweit sein Produkt stammt, sind die Daten über den Antibiotikaeinsatz auch wertlos für ihn.
Der Pferdefleisch-Skandal hat ja schön gezeigt, wie die Fleischmärkte funktionieren.
Der Bauer muss jedes Tier markieren und sobald das Viecherl durch den Schlachthof ist, kann man 10.000 Tonnen wild gemischter Chargen mit allem möglichen verpanschen und weiterverkaufen.
Solche Warenmengen sind einfach nicht überwachbar. Da kann man sich noch so viele Kontrollen und Siegel ausdenken. Wenn jemand bescheißen will, dann tut er es.
Einen Vorteil davon haben am Ende nur diejenigen, die von den Kontrollen selbst leben. Das ist inzwischen eine Milliarden-Industrie, die wir bei jedem Einkauf mit bezahlen müssen, und die massenweise Lobbyisten bezahlt, um weitere Geschäftsfelder zu erschließen.

Rati
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Re: Antibiotika - Datenschutzbeauftragter gegen FDP

#13

Beitrag von Rati » Di 4. Jun 2013, 15:20

Manfred hat geschrieben:Damit es keiner in den falschen Hals kriegt:
Mein Vorschlag zum gläsernen Verbrauche war nicht ernst gemeint. .
ach wirklich? hätte ich jetzt nicht gedacht. ;)
Ach ja, damit das keiner falsch in den Hals bekommt. Ich habe es ernst gemeint die Idee gut zu finden. :)

Ich bin für absolute Transparenz, vom Hersteller bis zum Endverbraucher.
Und zwar deshalb:
Manfred hat geschrieben:Bei den Antibiotika ist es so, dass jeder landwirtschaftliche Tierhalter alle Abgabebelege des Tierarztes sammeln muss. Und die werden auch bei jeder Betriebskontrolle geprüft.
D.h. was da abgeht, passiert entweder jetzt schon völlig legal oder es passiert illegal und entzieht sich damit auch weiter der geplanten Veröffentlichung der Daten...
denn damit hat Manfred vollkommen Recht. Und es ist ja gerade dieser illegale Bereich der aufgedeckt werden muss.
Manfred hat geschrieben:Der Bauer muss jedes Tier markieren und sobald das Viecherl durch den Schlachthof ist, kann man 10.000 Tonnen wild gemischter Chargen mit allem möglichen verpanschen und weiterverkaufen.
Solche Warenmengen sind einfach nicht überwachbar. Da kann man sich noch so viele Kontrollen und Siegel ausdenken...
ja damit hast du auch Recht, deshalb gehört ja auch noch eine Änderung in den Köpfen der menschen dazu.

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daemo
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Re: Antibiotika - Datenschutzbeauftragter gegen FDP

#14

Beitrag von daemo » Di 4. Jun 2013, 15:26

hihi, hast es gut versteckt das es nicht ernst gemeint war. bin voll drauf reingefallen :p
du hast recht, dass man vorsichtig sein soll was man von anderen fordert und sich überlegen muss wie man selbst auf so eine forderung reagieren würde.
ich glaube das ausreichend getan zu haben. in meinen augen sind die bedürfnisse der bevölkerung an höchste stelle zu setzen. alles andere ist in meinen augen nachrangig.
will heissen: ich als konsument sollte intransparent sein und nur die daten weitergeben die ich freiwillig hergebe. also z.b. kundendaten wenn ich mir so ne karte anschwatzen lasse. anonymisierte daten können meinetwegen generell gesammelt werden um bessere produkte anzubieten oder trends zu ermitteln. aber nur solange einzelpersonen nicht anhand der daten identifiziert werden können.
betriebe und behörden hingegen sollten vollkommen transparent sein. mache ich mich selbstständig dann muss eben auch ich die betriebsdaten veröffentlichen.

was die unübersichtlichkeit von großen verarbeitungsanlagen angeht: jo, derzeit kann da niemand durchblicken was woher kommt. das ist so tief verschachtelt...
deswegen ja auch mein vorschlag das eben nur die eigentlichen anbauer und züchter auf den verpackungen stehen sollen. jeder zwischenhändler, weiterverarbeiter und logistiker kann die betriebsnummern die er erhalten hat ja sammeln und an die nächste station weiterliefern. wenn da nen lasagne hersteller schweine von 50 unterschiedlichen züchtern erhält dann stehen da eben 50 betriebsnummern im kleingedruckten. wenn dann bei einer überprüfung herauskommt das der zwischenhändler angibt " diese und jene" betriebsnummern vom logistiker erhalten hat, der logistiker aber angibt "jene und solche" betriebsnummern geliefert hat: dann hat einer der beiden eben mist gebaut. unterschriebene übergabeprotokolle sind kein geheimnis. jeder kann sowas verwenden.
ich bin mir darüber im klaren das man auch da betrügen kann. man kann betriebsnummern unterschlagen oder neue hinzudichten. fliegt das allerdings auf sollten die verantwortlichen ( und in jedem logistikunternehmen und jedem weiterverarbeitungsbetrieb sollte eine person als hauptverantwortlicher genannt werden) wegen gewerbsmäßigen betruges hinter gitter kommen. gab es eine anweisung der geschäftsführung an den hauptverantwortlichen dann geht die geschäftsführung eben gleich mit in den knast.
ich hab nichts dagegen wenn pferdefleisch in der lasagne steckt weils billiger war. aber dann soll es gefälligst draufstehen.

ich glaube das diese betriebsnummernpflicht auch dazu führen könnte das solche wilde rumpanscherei tausender tonnen von fleisch reduziert werden würde. macht keinen guten eindruck wenn die verpackung vergrößert werden muss weil da 200 betriebsnummern draufpassen müssen. die weiterverarbeitenden betriebe würde also versuchen pro charge möglichst wenig zu mischen.
wie man es dann schafft zu verhindern das kleinbauern unter die räder kommen weil die nachfrage bei denen sinkt... evtl durch zusammenschluss mehrerer kleinbauern die ähnliche zucht und anbaubedingungen haben? da müsste ich wohl nochmal drüber nachdenken... ich merke das ich wohl noch nicht zu 100% zuende gedacht habe :pfeif:
ansonsten fällt mir nurnoch verkleinerung der chargengröße ein...

hunsbuckler
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Re: Antibiotika - Datenschutzbeauftragter gegen FDP

#15

Beitrag von hunsbuckler » Do 20. Jun 2013, 23:41

Hier gibt es eine Petition an den G8-Gipfel, Maßnahmen gegen den exzessiven Mißbrauch von Antibiotika in der Lebensmittelerzeugung zu ergreifen:

http://www.thepetitionsite.com/777/255/ ... roduction/

Mal schauen, obs was hilft...
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

Manfred

Re: Antibiotika - Datenschutzbeauftragter gegen FDP

#16

Beitrag von Manfred » Fr 9. Aug 2013, 15:38

Letzte Woche hat das Bundesamt für Verbraucherschutz die Zahlen zur Antibiotikaabgabe an die Tierärzte in 2011 veröffentlicht.
Es bestätigt sich, was die Gerüchteküche innerhalb der Landwirtschaft schon länger verbreitet.
Fast die gesamte Menge wird in einem begrenzten Gebiet in Nordwestdeutschland verbraucht.
Von 1700 Tonnen Gesamtmenge entfallen alleine 500 Tonnen auf den PLZ-Bereich 49.
In Süddeutschland ist der Verbrauch minimal. Selbst die maststarke Region 94 an der Donau in Niederbayern kommt nicht über 50 Tonnen Verbrauch.

Weitere Infos und eine Karte mit den verbrauchten Mengen nach Region findet ihr hier:
(Bitte beachten, dass darin auch der Verbrauch für Haustiere enthalten ist.)

http://www.bvl.bund.de/DE/08_PresseInfo ... bgabe.html

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Re: Antibiotika - Datenschutzbeauftragter gegen FDP

#17

Beitrag von fuxi » Mo 12. Aug 2013, 12:17

Manfred hat geschrieben:Von 1700 Tonnen Gesamtmenge entfallen alleine 500 Tonnen auf den PLZ-Bereich 49.
:eek: Ach du Scheiße, was stellen die denn da bitte an?! Bei sowas kommt das überbürokratisierte und überregulierende Deutschland dann nicht aus dem Quark?
We have normality. Anything you still can’t cope with is therefore your own problem.

Manfred

Re: Antibiotika - Datenschutzbeauftragter gegen FDP

#18

Beitrag von Manfred » Mo 12. Aug 2013, 12:30

Guck mal nach der PLZ von Wiesenhof :-)

In der Ecke ist die Geflügelmast konzentriert. Einige Großfirmen, die bei diversen Bauern im Auftrag Flattertiere mästen lassen. Überwacht wird das oft durch firmeneigene Tierärzte.
Und weil die Spanne bei so einem Broiler unter 10 Cent beträgt, wird halt der ganze Bestand behandelt, wenn ein Gickerl schief guckt. Wenn die 3 Tage länger stehen, weil sie mal nicht richtig wachsen, ist der Gewinn weg.
Und weil bei 30.000 Tieren pro Einheit immer eines dabei ist, das schief guckt...

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Re: Antibiotika - Datenschutzbeauftragter gegen FDP

#19

Beitrag von fuxi » Mo 12. Aug 2013, 12:37

Manfred hat geschrieben:Guck mal nach der PLZ von Wiesenhof :-)
Ah, ich verstehe ...

Manfred hat geschrieben:Überwacht wird das oft durch firmeneigene Tierärzte.
Brillante Idee :sauenr_1:
We have normality. Anything you still can’t cope with is therefore your own problem.

Manfred

Re: Antibiotika - Datenschutzbeauftragter gegen FDP

#20

Beitrag von Manfred » Mo 12. Aug 2013, 13:04

Ob das die eigenen sind oder Dienstleister, ist doch egal. Das Vetamt kontrolliert ja zusätzlich und befindet es offensichtlich für OK.
Das Problem liegt im System. Das kommt halt bei raus, wenn man ein paar Monopolisten die Optimierung der Nahrungsmittelproduktion überlässt. In der Schweinemast geht der Trend auch da hin. Von den 4 verbliebenen großen Schlachtfirmen ist mind. eine kräftig am Wackeln.
Und wenn dann irgendwann mal nur noch ein oder zwei übrig sind, werden die auch nur noch Tiere von Vertragsmästern kaufen und genau bestimmen, was die Mäster zu tun haben.

Und mit so einer Firma, die tausende Arbeitsplätze "sichert" und teure Anwälte und Lobbyisten hat, legt man sich nicht an.
Lieber nimmt man Opa die letzte Kuh weg.
http://www.kreiszeitung.de/lokales/diep ... 44104.html
Der muss ja was falsch gemacht haben, wenn die Kuh 13 Jahre wird und noch Kälber aufziehen kann. Schließlich wird so eine HF Kuh im Mittel nur 4 bis 5 Jahre alt.
Für die Rasse und das Alter ist die zwar mager aber nicht dürr. Und gut gepflegt scheint sie auch. Aber die haben eine landeseigene Verwaltungsrichtlinie von 2007, die Anbindehaltung nur noch in Ausnahmefällen mit Genehmigung zulässt. Sprich man ist als auslaufender Betrieb ohne Stallneubau der Willkür der Veterinäre ausgeliefert, wann einem die Haltung verboten wird. So wird man die lästigen Kleinen schneller los. Die Wachstumsbetriebe brauchen Flächen...

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